Ortelsburg

Ortelsburg
Szczytno
Wappen von Szczytno
Szczytno (Polen)
DEC
Szczytno
Szczytno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Szczytno
Fläche: 9,96 km²
Geographische Lage: 53° 34′ N, 20° 59′ O53.56277777777820.9852777777787Koordinaten: 53° 33′ 46″ N, 20° 59′ 7″ O
Einwohner: 25.303 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 12-100 bis 12-102
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NSZ
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 53Myszyniec−Olsztyn
DK57 Bartoszyce−Maków Mazowiecki
Schienenweg: Olsztyn–Pisz
Nächster int. Flughafen: Szczytno-Szymany
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Danuta Górska
Adresse: ul. Sienkiewicza 1
12-100 Szczytno
Webpräsenz: www.um.szczytno.pl

Szczytno [ˈʃʧɨtnɔ] (deutsch Ortelsburg) ist eine polnische Stadt im Süden der Wojewodschaft Ermland-Masuren.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Die Stadt liegt im masurischen Seengebiet, am Südostrand der Allensteiner Seenplatte, 147 Meter über dem Meeresspiegel. In unmittelbarer Nähe liegen der Große und Kleine Haussee (Domowe Duze, Domowe Male). Während sich nördlich die bis zu 200 Meter hohen Damerauberge erheben, ist die übrige Landschaft von Wäldern geprägt.

Zahlreiche Verkehrswege treffen hier zusammen. Es kreuzen sich die drei Landesstraßen 53 (Olsztyn - Ostroleka), 57 (Bartoszyce - Pultusk) und 58 (Olsztynek/Hohenstein - Grajewo). Dazu treffen sich die beiden Bahnlinien Biskupiec/Bischofsburg - Ostroleka und Olsztyn - Elk/Lyck).

Zehn Kilometer südlich der Stadt liegt der internationale Flughafen „Mazury“ Szczytno-Szymany (Groß Schiemanen).

Geschichte

Die Ortsgründung geht auf die Ordensfeste „Hauß Ortelßburgk“ zurück, die zwischen 1350 und 1360 auf der Landverbindung zwischen dem Großen und dem Kleinen Haussee aus Holz und Erde errichtet wurde. Der Deutsche Orden nutzte sie als Grenzfeste gegenüber dem nahen polnisch beherrschten Masowien und als Stützpunkt zur Besiedlung des als Urwald vorgefundenen ehemaligen Prussengaus Galinden, der südlich der bisher eroberten und besiedelten Gebiete lag und allgemein als „Wildnis“ bezeichnet wurde. Ein Pfleger des Ordens, der der Komturei Elbing unterstand, hatte seinen Sitz auf der Burg. Der Name der Ortelsburg wird zurückgeführt auf den Großgebietiger und Obersten Spittler des Ordens Ortloff von Trier, der in seiner Eigenschaft als Komtur von Elbing mit einer Urkunde vom 24. September 1360 die Ansiedlung von Einwanderern aus Masowien veranlasste. Ihre Siedlung entstand zunächst auf der Nordseite des Kleinen Haussees, und sie lebten vorwiegend von der Imkerei. Bienenzüchter wurden zu dieser Zeit als Beutner bezeichnet, und so entstand für die neue Siedlung der Name Beutnerdorf.

Im Jahre 1370 fiel die Ortelsburg den Kämpfen zwischen dem Deutschen Orden und den Litauern zum Opfer. Unter ihrem Anführer Kynstut zerstörten die Litauer die Burg. Der Orden wollte seinen Stützpunkt jedoch nicht aufgeben und errichtete sofort eine neue Burg, die diesmal widerstandsfähiger aus Stein errichtet wurde. Während des Dreizehnjährigen Krieges (1454 - 1466) war sie hart umkämpft und wurde mehrfach von beiden Kriegsparteien besetzt.

Nach der 1525 erfolgten Säkularisierung des Ordensstaates und Umwandlung in das weltliche Herzogtum Preußen wurde die Ortelsburg zum Sitz des Amtshauptmannes für das dem Oberländischen Kreis unterstehende Hauptamt Ortelsburg. Dem Hauptamt seinerseits unterstanden die Ämter Willenberg und Passenheim. Da das Herzogtum zu dieser Zeit unter der Lehnshoheit Polens stand, verlor die Ortelsburg ihre Bedeutung als Grenzfeste und begann zu verfallen. Herzog Georg Friedrich, der die Gegend als sein Jagdrevier auserkoren hatte, stoppte die endgültige Zerstörung und baute die Burg ab 1580 zu einem Jagdschloss um. Viele der mit den Bauarbeiten beschäftigten Handwerker ließen sich bei der Burg nieder und gründeten 1581 unabhängig von der bereits bestehenden Ortschaft Beutnerdorf die Gemeinde Ortelsburg. Als der Amtshauptmann Andreas von Eulenburg um 1600 der neuen Gemeinde die Bierbrau- und Ausschankrechte verleihen wollte, kam es zu Auseinandersetzungen mit dem benachbarten Passenheim, das wirtschaftliche Einbußen befürchtete. Auf dem Höhepunkt der Streitigkeiten kam es auf den zwischen den Orten gelegenen Feldern zu einem regelrechten Waffengefecht. Der über Jahre andauernde Streit wurde erst am 23. März 1616 mit dem von Kurfürst Johann Sigismund verliehenen „Fundationsprivileg“ beendet. Mit dieser Urkunde erlangte Ortelsburg seine rechtliche Selbständigkeit einschließlich des Braurechts. 1629 trafen sich der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm und der polnische König Władysław IV. Wasa zur Vorbereitung des Christburger Waffenstillstands, der de facto den 1. polnisch-schwedischen Krieg beendete. Mehrere Brände und die 1656 ausgebrochene Pest warfen die Gemeinde immer wieder in ihrer Entwicklung zurück. Die im gleichen Jahr in den Süden des Landes eingefallenen Tataren richteten ebenfalls große Schäden an und töteten zahlreiche Einwohner. Erneut wurden viele Tote während der Pestepidemie in den Jahren 1709 bis 1711 beklagt. Obwohl nur etwa 400 Einwohner zählend, wurde Ortelsburg jedoch 1723 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. das Stadtrecht verliehen. 1744 wurde Ortelsburg preußische Garnisonsstadt und beherbergte ein Feldjägerkorps, das sich später als „Ortelsburger Jäger“ wegen seiner ausgezeichneten Kundschafter und Scharfschützen einen guten Namen machte.

Anlässlich einer preußischen Verwaltungsreform wurde 1752 der Oberländische Kreis aufgelöst, und das Hauptamt Ortelsburg wurde in den neu geschaffenen Kreis Neidenburg eingegliedert. Während des preußisch-napoleonischen Krieges hielt sich das preußische Königspaar, Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, auf seiner Flucht aus Berlin vom 21. November bis 19. Dezember 1806 in Ortelsburg auf. Hier verfasste der König am 1. Dezember das „Publicandum an die Armee und das deutsche Volk“, mit dem er seine Maßnahmen zur Erneuerung der Armee und der Zentralverwaltung bekanntgab (so genanntes Ortelsburger Publikandum). Am 31. Dezember 1806 besetzte die napoleonische Armee die Stadt und plünderte sie aus. Bis 1812 hatte Ortelsburg die Einquartierungskosten zu tragen. Am 1. Februar 1818 wurde Ortelsburg im Zuge einer erneuten Verwaltungsreform zur Kreisstadt des neuen gleichnamigen Kreises erhoben. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die späteren Reichsstraßen 128 von Königsberg über Ortelsburg nach Willenberg und 134 von Ortelsburg nach Allenstein als Chausseen ausgebaut worden und 1883 erfolgte der Anschluss an die Eisenbahnstrecke Allenstein - Johannisburg. Damit waren die Voraussetzungen für industrielle Ansiedlungen geschaffen worden, und zum Ende des Jahrhunderts verfügte die Stadt über mehrere Ziegeleien, darunter eine moderne Ringofenziegelei, über ein Dampfsägewerk und eine Dampfmahlmühle. Das zuvor in Friedrichshof beheimatete Lehrerseminar wurde 1884 nach Ortelsburg verlegt. 1890 hatte die Stadt ohne das noch selbständige Beutnerdorf 2.885 Einwohner, darunter 700 Polen und 159 Juden. Für die polnische Minderheit wurde 1910 die „Bank Mazurski“ gegründet. Die Eingemeindung von Beutnerdorf wurde 1913 vorgenommen, und die neuformierte Stadt hatte nun über 8.000 Einwohner.

Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Ortelsburg am 30. August 1914 von russischen Truppen fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der etwa 500 vernichteten Häuser wurde noch während des Krieges mit Hilfe der Partnerstädte Berlin und Wien begonnen. Als Folge des Versailler Vertrag stimmten die Einwohner im Abstimmungsgebiet Allenstein über die Zugehörigkeit zu Ostpreußen oder Polen ab. Am 11. Juli 1920 entschieden sich in Ortelsburg 5.336 gegen 15 Stimmberechtigte für den Verbleib in Ostpreußen. Zwischen den beiden Weltkriegen konnte Ortelsburg einen beachtlichen Anstieg der Einwohnerzahlen verzeichnen. Während 1925 10.357 Menschen in der Stadt lebten, wurden 1939 13.523 Einwohner ermittelt. Im Januar 1945 wurde Ortelsburg von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Die Mehrheit der deutschen Einwohner war bereits geflohen, die Zurückgebliebenen wurden enteignet und zwangsweise in die deutschen Gebiete ausgesiedelt oder mussten die polnische Staatsangehörigkeit annehmen. Die Stadt erhielt den polnischen Namen Szczytno, nach polnischen Quellen in Anlehnung an die lateinische Form von Haussee (sciten).

Landgemeinde

Die umliegende Landgemeinde Szczytno hat 10.911 Einwohner[2] und besteht aus folgenden Ortschaften:

polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
Czarkowy Grąd Worfengrund Młyńsko Sędańsk Seedanzig
Dębówko Eichthal Niedźwiedzie Bärenbruch Siódmak Schodmack
1938-45 Wiesendorf
Gawrzyjałki Gawrzialken
1928-45 Wilhelmsthal
Nowe Dłutówko Dlotowken Stare Kiejkuty Alt Keykuth
Janowo Johannisthal Nowe Gizewo Neu Gisöwen Szczycionek Szczycionnek
1938-45 Waldsee
Jęcznik Nowiny Neu Schiemanen Szymany Groß Schiemanen
Kamionek Steinberg Ochódno Achodden
1938-45 Neuvölklingen
Trelkówko Klein Schöndamerau
Kaspry Kaspersguth Olszyny Olschienen
1938-45 Ebendorf
Trelkowo Groß Schöndamerau
Kobyłocha Kobbelhals Piece Ulonskofen
1938-45 Schobendorf
Ulążki Ulonsk
1938-45 Kleinrehbruch
Korpele Corpellen
1928-45 Korpellen
Piecuchy Wessolygrund
1933-45 Freudengrund
Wałpusz Waldpusch
Lemany Lehmanen Płozy Plohsen Wały Wallen
Leśny Dwór Prusowy Borek Prussowborrek
1932-45 Preußenwalde
Wawrochy Wawrochen
1938-45 Deutschheide
Lipnik Lipnik
1938-45 Jägerforst
Puzary Gut Wilhelmsthal Wikno Wickno
1938-45 Wickenau
Lipowa Góra Lindenberg Romany Rohmanen Wólka Szczycieńska Lentzienen
Lipowiec Lipowitz
1933-45 Lindenort
Rudka Hamerudau Wyżega Wyseggen
1938-45 Grünlanden
Lipowiec Mały Klein Lipowitz
1933-45 Klein Lindenort
Sasek Mały Paterschobensee Zielonka Zielonken
1912-38 Seelonken
1938-45 Ulrichssee
Małdaniec Maldanietz
1938-45 Maldanen
Sasek Wielki Materschobensee Żytkowizna
Marksewo Alt Marxöwen Sawica Sawitzmühle
1938-45 Heidmühle

Verkehr

Durch den Ort führt die Bahnstrecke Olsztyn–Pisz. Etwa 10 km entfernt liegt der Flughafen Szczytno-Szymany.

Städtepartnerschaft

Seit 2008 besteht eine Partnerschaft mit der deutschen Stadt Herten.

Söhne und Töchter der Stadt

Verweise

Weblinks

Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
  2. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008

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