Oromo (Volk)

Oromo (Volk)
Region Oromiyaa

Die Oromo (Oromiffa: „die Starken“) sind das zahlenmäßig stärkste Volk Äthiopiens. Sie waren zusammen mit anderen kuschitisch- und omotisch-sprachigen Völkern auch als Galla bekannt. Diese Bezeichnung gilt heute als abwertend und veraltet. Ihre Sprache, Oromo (Oromiffa), zählt wie die Sprache der Somali zur kuschitischen Sprachfamilie. Der überwiegende Teil von ihnen lebt in dem äthiopischen Regionalstaat Oromiyaa. Die Hauptstadt Äthiopiens, Addis Abeba, wird von den Oromo Finfinnee genannt und als Hauptstadt beansprucht. Viele Oromo leben auch im Norden Kenias, vor allem die Borana.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dejach Balcha Aba Nefso: General in der Schlacht von Adua 1896 und Freiheitsheld der Oromo

Das Ursprungsgebiet der Oromo ist bis heute nicht genau bekannt; Harold G. Marcus schlägt hierfür Nordwest-Borana vor.[1] Nach den Kriegen zwischen Äthiopien und dem Sultanat Adal im 16. Jahrhundert wanderten Oromo nordwärts in deren Gebiete ein. Der äthiopische Mönch Bahrey schrieb 1593 den Erfolg der Oromo der Tatsache zu, dass diese über eine eigentliche Kriegerklasse verfügten, während die herrschende äthiopische Hierarchie (zu) viele nicht kämpfende Kasten enthielt[2]. Er erklärte das Vordringen der Oromo in Gebiete wie Arsi, Shewa, Welega und Gojjam und nach Nordwesten nach Hararghe and Wollo auch mit der feindseligen Natur von deren Heimatgebiet.[3]

Die Oromo sind eine junge, sprachlich und kulturell heterogene Nation, die sich in viele Untergruppen unterteilt (z.B. Borana, Arsi). Bis zum 19. Jahrhundert gab es mehrere Oromo-Staaten mit Sultanen bzw. Königen (z.B. Jimma, Gibe-Staaten), dazu weitere unabhängige Gebiete, die nach einem traditionellen demokratischen System (gadaa) verwaltet wurden; zusätzlich gab es Provinzen innerhalb des christlichen Reiches Äthiopien (Ityop'ya), die von Oromo dominiert wurden (z.B. Raayyaa, Wollo, Shewa). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Oromo-Staaten und -Gebiete von König Menelik von Shewa (ab 1889 Kaiser Menelik II. von Äthiopien) sukzessive annektiert.

Seit dem Sturz des Mengistu-Regimes 1991 wird die Sprache der Oromo in lateinischer Schrift wiedergegeben, wie bereits früher in den ersten Oromo-Literaturzeugnissen der Zeit 1840–70. Diese eignet sich besser zur Wiedergabe der häufig auftretenden Vokal- und Konsonantengemination als die äthiopische Schrift. Dabei gibt es aufgrund der sprachlichen Differenzierung der verschiedenen Oromo-Dialekte immer noch keine einheitliche Schreibweise.

Seit den 1980er Jahren gibt es unter den Oromo Unabhängigkeitsbestrebungen, die teilweise zu bewaffneten Konflikten führten. Heute setzt sich die Oromo Liberation Front für diese Ziele ein.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Harold G. Marcus: A History of Ethiopia. University of California Press, Neuauflage 2002, S 35. ISBN 0-520-22479-5
  2. Bahrey: History of the Galla. 1593. Übersetzt von C.F. Beckingham und G.W.B. Huntingford. In: Some Records of Ethiopia 1593-1646. The Hakluyt Society, London 1954. Dies ist die früheste bekannte Erwähnung der Oromo.
  3. Harold G. Marcus: A History of Ethiopia. S. 37

Literatur

  • Eike Haberland: Galla Süd-Äthiopiens. Ergebnisse der Frobenius-Expeditionen 1950-52 und 1954-56. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1963

Weblinks


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