Operation Urgent Fury

Operation Urgent Fury
Operation Urgent Fury
Teil von: US-Invasion in Grenada
Absprung von US Army Rangers während der Operation Urgent Fury
Absprung von US Army Rangers während der
Operation Urgent Fury
Datum 25. Oktober–15. Dezember 1983
Ort Grenada
Ausgang Sturz der Regierung
Konfliktparteien

Grenada Kuba
Befehlshaber
Bernard Coard Ronald Reagan
Truppenstärke
Grenada: 1.200
Kuba: 784
USA: 7.000
karibische Staaten: 300
Verluste
Gefallene:
45 (Grenada) und 25 (Kuba)
Verwundete:
358 (Grenada) und 59 (Kuba)
638 Kriegsgefangene
19 Gefallene
116 Verwundete
24 Zivilisten getötet

Die US-Invasion in Grenada, welche auch als Operation Urgent Fury bekannt wurde, war eine 1983 durchgeführte US-amerikanische Invasion im Karibikstaat Grenada. Die Invasion begann am 25. Oktober 1983 und endete ca. eine Woche später.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

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Grenada

Grenadas Regierung unter Eric Gairy wurde 1979 in einer nahezu gewaltfreien Revolution durch die New Jewel Movement (NJM) entmachtet. Die NJM enteignete einige Betriebe[1], setzte jedoch zunächst primär auf soziale Reformen wie die Einführung eines kostenlosen Gesundheitssystems, den Bau neuer Schulen und Ähnlichem.[2] Die Weltbank gab 1980 eine sehr wohlwollende Einschätzung, in der sie die gesunde Finanzpolitik Grenadas lobte und pries zwei Jahre später die erfolgreiche, auf die kritischen Entwicklungsgebiete konzentrierte Vorgehensweise der Regierung.[3]

Maurice Bishop leitete auf Grenada umfassende Sozialreformen ein, da er jedoch durch die Sowjetunion und Kuba unterstützt wurde, wahrten die USA eine distanzierte Haltung. 1981 wurde Reagan Präsident der Vereinigten Staaten und verhängte einen umfassenden Boykott über Grenada. Außerdem ließ er bei einem NATO-Manöver die Eroberung einer Insel proben und von der CIA Pläne zum Sturz der von vielen Ländern als marxistisch eingestuften Regierung entwickeln.

Schon vor Ende des Jahres 1979 entdeckten die Behörden Grenadas Wanzen in den Räumlichkeiten der UN-Vertretung Grenadas.[4] Vertreter der US-Regierung verbreiteten in US-amerikanischen Reisebüros Gerüchte, um die Touristikindustrie Grenadas, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, zu stören.[5] Die USA veranlassten den Internationalen Währungsfonds (IWF) und andere internationale Kreditinstitutionen, Grenada Kredite vorzuenthalten. Die CIA entwickelte im Sommer 1981 Pläne zur Störung der Ökonomie Grenadas mit dem Ziel, die politische Kontrolle des Premierministers Maurice Bishop zu unterminieren. Die Pläne wurden jedoch aufgrund von Einwänden des US-Senates fallengelassen.[6] Über die Medien versuchte die US-Regierung, Grenada als engen Verbündeten der Sowjetunion und Kubas darzustellen, obwohl sich Bishop trotz der Unterstützung der beiden Länder blockfrei bleiben wollte. Es wurden Berichte über den Bau einer sowjetischen U-Boot-Basis im Süden Grenadas veröffentlicht, bis 1983 ein Korrespondent der Washington Post besagten Ort aufsuchte und berichtete, dass die Errichtung einer U-Boot-Basis aufgrund des flachen Wassers völlig unmöglich sei.[3]

Im Februar 1983 lancierte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Berichte über sowjetische Waffenlieferungen, unter anderem sollten Kampfhubschrauber, Tragflächen-Torpedoboote und MiG-Kampfflugzeuge an Grenada geliefert worden sein. Beweise für diese Behauptungen konnten nicht vorgelegt werden, und auch später wurden keine dieser Waffen je aufgefunden.[6] Die grenadische Armee verfügte nur über gepanzerte Truppentransporter vom Typ BTR-60 und amphibische Fahrzeuge vom Typ BRDM-2 sowjetischer Herkunft und über einige Flugabwehrkanonen.

US-Satellitenbild des umstrittenen Flughafen Point Salines auf Grenada

Viel Aufmerksamkeit erregte die zweifelhafte Nachricht, dass der im Bau befindliche Flughafen Point Salines auf Grenada zu einem Militärstützpunkt Kubas und der Sowjetunion ausgebaut werden solle. Ronald Reagan argumentierte im März 1983 in einer Fernsehansprache, dass die Größe des Flughafens unvereinbar mit der (nicht vorhandenen) Luftwaffe sei und somit nur für kubanisch-sowjetisches Militär gedacht sein könne.[7] Dies traf jedoch ebenfalls auf mehrere Nachbarstaaten zu, deren Flughäfen teilweise größer waren als der Grenadas. Grenada wies die US-amerikanischen Anschuldigungen zurück und belegte die geplante zivile Nutzung mit einer Liste der fehlenden üblicherweise für Militärstützpunkte vorhandenen Einrichtungen.[8] Mehr als 20 Länder hatten Geld in den Bau des Flughafens investiert, darunter Kanada, Mexiko, Venezuela und europäische Staaten. Der Flughafen wurde nach der Invasion durch die USA zu einem Militärflughafen ausgebaut, jedoch nicht als solcher genutzt.[9]

Zwar war der US-Regierung bereits die Regierung Bishop wegen ihrer Politik der guten Beziehungen auch zu Kuba nicht genehm, jedoch gab es keine Möglichkeiten, diese Regierung auf demokratisch legitimiertem Weg zu ersetzen. Der blutige Umsturz und die Hinwendung zum Kommunismus sowie die diesbezüglichen „Hilferufe“ einiger Staaten der Karibik veranlassten die USA zu einer militärischen Intervention. Diese wurde mit der „Wahrung der Sicherheit“ der annähernd 600 US-amerikanischen Medizinstudenten in Grenada begründet. Diesen war allerdings durch die Regierung Grenadas zugesichert worden, sie in ihr Heimatland auszufliegen. Ebenso argumentierte die US-Regierung, dass der Flughafenbau militärischen Zwecken und damit der Bedrohung der USA dienen sollte. Einige nach der Invasion von den US-Behörden präsentierte Dokumente scheinen geeignet, diese Vermutung zu bestätigen.

Als Premierminister Maurice Bishop in den USA die Bedenken zerstreuen wollte, wurde er nach seiner Rückkehr von innerparteilichen Konkurrenten um Bernard Coard am 12. Oktober 1983 durch Einheiten des Military Revolutionary Council (MRC) entmachtet und wenige Tage später, am 19. Oktober 1983 abgesetzt und exekutiert. Diese neue Führung der NJM kündigte nun den Aufbau einer Militärdiktatur an.[1] Etwa zwei Wochen danach, am 25. Oktober 1983 erfolgte die Invasion der USA. Zwei Tage zuvor, am 23. Oktober 1983, waren bei einem Anschlag auf einen US-Stützpunkt in Beirut 241 US-Marines und 58 französische Fallschirmjäger getötet worden.

Die offizielle Begründung für die Notwendigkeit der Invasion

Grafik zur geplanten US-Operation Urgent Fury

Nach Angaben der US-Regierung erfolgte die Invasion auf eine Anfrage der Organisation Ostkaribischer Staaten (OECS) vom 21. Oktober 1983 mit damals sechs Mitgliedern sowie Barbados und Jamaika. Besagte Länder sahen sich angeblich von dem neuen Regime bedroht. Tom Adams, Barbados Premierminister, gab an, am 15. Oktober von den USA in Bezug auf eine militärische Intervention angesprochen worden zu sein. Das US-Außenministerium weigerte sich anschließend, eine Stellungnahme zu Adams Behauptung abzugeben.[10] Ähnliches war aus dem Umfeld des jamaikanischen Premierministers Edward Seaga zu hören.[11] Am 26. Oktober sagte der französische US-Botschafter Evan Galbraith im französischen Fernsehen, dass die Invasion bereits in den vergangenen zwei Wochen geplant wurde, also vor dem Sturz von Maurice Bishop am 12. Oktober 1983. Später wurde aufgedeckt, dass die Premierministerin aus Dominica, Eugenia Charles, die die OECS leitete, verdeckte CIA-Gelder für eine „geheime Operation“ erhalten hatte.[12]

Verlauf der Invasion

Nach der Invasion beschlagnahmte Waffen und Munition sowjetischer Herkunft (US-Foto)
Von US-Truppen erbeutete Panzer vom Typ BTR-60

Am 25. Oktober 1983 landeten US-Truppen und Truppen weiterer beteiligter Staaten aus der Region auf Grenada. Da Grenada dem Commonwealth of Nations angehörte, stieß das Vorgehen auf heftigen Widerstand der britischen Regierung. Premierministerin Margaret Thatcher sprach den USA das Recht der Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates des Commonwealth ab.

In Grenada war die Bevölkerung ob des Umsturzes und der Exekution Maurice Bishops aufgebracht. Die Regierung unter dem ehemaligen Verteidigungsminister Austin war nicht populär. Angst herrschte wegen der durch den Staatsstreich ausgelösten Gewalt. Von Teilen der Bevölkerung wurden die US-geführten Truppen daher als Befreier gesehen.

Die Kämpfe dauerten einige Tage. 7.000 US-amerikanische Soldaten, unterstützt von 300 Soldaten der Caribbean Peacekeeping Force (CPF) aus Antigua, Barbados, Dominica, Jamaika, Saint Lucia und Saint Vincent waren gelandet. Sie trafen auf Soldaten und Berater aus verschiedenen Ländern: Neben 1.200 Grenader waren dies 784 Kubaner (davon waren 636 Bauarbeiter und 43 offizielle Militärs), 49 Sowjetbürger, 24 Nordkoreaner, 16 DDR-Bürger, 14 Bulgaren und 3 oder 4 Libyer. 19 US-Soldaten wurden während der Kampfhandlungen getötet und 109 verletzt. Die Zahl der Opfer auf grenadischer Seite wird mit 45 gefallenen Landsleuten und 25 getöteten Kubanern, die Zahl der Verwundeten insgesamt mit mehr als 400 angegeben.

Am 29. Oktober tauchte plötzlich vor der Küste Grenadas ein sowjetisches Atom-U-Boot K-324 der Victor-III-Klasse mit 12 Marschflugkörpern, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt waren, auf. Am 8. November tauchte das U-Boot unter.

Mitte Dezember zogen die USA ihre Truppen ab, nachdem unter deren Hilfe der ursprüngliche, von Königin Elisabeth II. zum Generalgouverneur über Grenada ernannten Paul Scoon wieder sein Amt aufnahm und Nicholas Brathwaite bis zu den nächsten demokratischen Wahlen als Regierungsoberhaupt einsetzte. Diese fanden im darauf folgenden Jahr statt.

Beteiligte US-Truppen und -Schiffe

Foto einiger beteiligter Soldaten der Ostkaribischen Staatengemeinschaft OECS während der Invasion

Die US-Einheiten formierten sich zu einer Combined Joint Task Force (CJTF) 120, die aus vier einzelnen Task Forces bestanden:

Verweise

Filme

Die Invasion ist Thema in Clint Eastwoods Film Heartbreak Ridge über das United States Marine Corps.

Literatur

  • Mark Adkin: The Battle of Grenada. Lexington Books, 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Avanti: 20 Jahre Konterrevolution auf Grenada, November 2003.
  2. William Blum: Grenada 1979-1984. In: Killing Hope. Black Rose Books, Montreal/New York/London, ISBN 1-55164-097-X, S. 273ff. (engl.)
  3. a b Hugh O'Shaughnessy: Grenada: Revolution, Invasion and Aftermath. London 1984, S. 156.
  4. The New York Times vom 20. August 1979, S. 4.
  5. Chris Searle: Grenada. The Struggle Against Destabilization. London 1983, S. 56.
  6. a b The Washington Post vom 27. Februar 1983, S. 1.
  7. The New York Times vom 26. März 1983.
  8. The Guardian vom 31. Oktober/2. November 1983.
  9. The Guardian vom 11. November 1983.
  10. The Guardian vom 28. Oktober 1983.
  11. Zeugenaussage von de Roulet vor dem US-Senat: Multinational Corporations and United States Foreign Policy. Hearings before the Subcommittee on Multinational Corporations of the Committee on Foreign Relations, 19. Juli 1973, S. 117f.
  12. Bob Woodward: VEIL: The Secret Wars of the CIA 1981–1987. New York 1987, S. 113.

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