3 nach 9

3 nach 9

Die Sendung 3 nach 9 ist die dienstälteste bundesdeutsche Fernseh-Talkshow. Die Sendung wird von Radio Bremen produziert und läuft alle vier Wochen freitags von 22:00 bis 0:00 Uhr im NDR Fernsehen und bei Radio Bremen TV. Das hr-fernsehen und der rbb übertragen ebenfalls die Live-Sendung, 3sat wiederholt die Sendung zehn Tage nach der Erstausstrahlung.

Die Sendung wird seit 1989 von Giovanni di Lorenzo moderiert, seit 3. September 2010 gemeinsam mit Judith Rakers.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

3 nach 9 wird aus Bremen gesendet, zum ersten Mal am 19. November 1974. Der Start von III nach 9, denn der Name wurde erst Jahre später ebenso wie die Konzeption abgeändert, lief im gemeinsamen Dritten Fernsehprogramm von NDR und RB und (damals noch) SFB. Die „III“ stand außerdem dafür, dass drei Moderatoren zugleich anwesend waren, sodass sich die Akteure, Eingeladene wie Saalpublikum, den ihnen genehmsten aussuchen konnten und umgekehrt.

Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Sendung: „In den ersten Jahren wurde von Fall zu Fall entschieden, wann der Abspann einsetzte – in unmittelbarer Nähe zu den Moderatoren und zum Saalpublikum, denn Regisseur und Redakteure saßen direkt im Studio und waren immer mal wieder auch im Bild zu sehen.“[2]

Der FR-Autor schreibt weiter: „Die Produktionsbedingungen wurden sichtbar gemacht, und diese Transparenz allein war in einem Medium, das zumindest im Unterhaltungssektor die Illusion zu perfektionieren suchte“ von außergewöhnlicher Art – die Sendung wurde als unkonventionell, unschematisch und spontan empfunden.

Dieses neuartige Format beruhte vollständig auf einer Idee des damals neubestellten RB-Programmdirektors Dieter Ertel. Dieser, als Pionier des Fernsehdokumentarfilms beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart journalistisch zu Ehren gekommen, wollte ein „Anti-Magazin“, live und unmittelbar, von Überraschungen und von der Geistesgegenwart der Beteiligten lebend. Keineswegs wurde das damals frisch aus den USA importierte Fernsehformat der „Talkshow“ übernommen. Diese Redaktion verfolgte ihre ureigenen Ideen – andere nannten das Ergebnis eine „Talkshow“. Die journalistische Fernsehkritik war einstimmig davon begeistert. Die Juroren des Adolf-Grimme-Preises vergaben dafür 1976 ihre Auszeichnung in Bronze.

Harald Keller bewertete 2004 das Erscheinungsbild völlig anders: „... ist 3 nach 9 eine belanglose Personality-Talkshow unter vielen. Bahnen sich zwischen den Gästen Kontroversen an, werden diese von den Moderatoren Amelie Fried und Giovanni di Lorenzo oft eines harmonischen Geplauders zuliebe im Ansatz erstickt.“[3]

Stamm-Moderatoren im Verlauf von 30 Jahren waren:

Ab 26. Februar 2010 moderierte di Lorenzo die folgenden sechs Sendungen mit wechselnden Co-Moderatorinnen. Dies waren Sandra Maischberger, Annette Dasch, Maria Furtwängler, Katrin Bauerfeind, Judith Rakers und Sarah Wiener.[5] Am 13. Mai 2011 ersetzte Margot Käßmann die für den Eurovision Song Contest benötigte Judith Rakers in der Sendung.[6]

Gottfried Böttger begleitet 3 nach 9 seit der ersten Sendung mit Improvisationen am Klavier. Seit einigen Jahren verbringt er die Pausen dazwischen damit, mit den Zuschauern zu chatten.

Trivia

1984 war der Bordellchef Karl-Heinz Germersdorf aus Hannover zusammen mit seiner dritten thailändischen Ehefrau und seinem Rechtsanwalt in der Talkshow zu Gast. Er lieferte sich eine verbale Schlacht mit der Politikerin Herta Däubler-Gmelin und der Feministin und Autorin Gerlinde Schilcher. Schilcher kippte Germersdorf im Verlauf der Sendung ein Glas Rotwein in den Nacken. Die Talksendung wurde als „Thaimädchen-Eklat“ bekannt.

Weiteres Aufsehen wurde erregt, als am 19. Februar 1982 unter anderem das ehemalige Führungsmitglied der Bewegung 2. Juni Fritz Teufel und der damalige Bundesminister für Finanzen Hans Matthöfer (SPD) in der Sendung zu Gast waren. Während einer Diskussion mit dem Moderator über gutes Benehmen zog Teufel eine Wasserpistole und spritzte den Minister mit Zaubertinte nass. Matthöfer reagierte, indem er Teufel mit einem Glas Wein übergoss.

Im Jahre 2009 prallten Nahost-Experte und Journalist Peter Scholl-Latour sowie die israelische „Public Relation Managerin“ Melody Sucharewicz in einer heftig geführten Diskussion aufeinander. Streitpunkt war der israelische Gaza-Krieg, der kurz zuvor entflammt war. Scholl-Latour fühlte sich, so wörtlich, „in eine Falle gelockt“ und zu Unrecht in eine antiisraelische Ecke gedrängt, die er so nicht vertreten würde. Er hatte zuvor Israels Palästinapolitik kritisiert; Sucharewicz widersprach energisch. Die Moderatoren di Lorenzo und Fried wurden später für ihre Passivität und ihr Verhalten gegenüber Scholl-Latour öffentlich scharf kritisiert.[7]

Einzelnachweise

  1. „3 nach 9“. Judith Rakers wird neue Kollegin von Giovanni di Lorenzo in focus.de vom 9. August 2010 abgerufen am 6. November 2010
  2. Harald Keller: Mit Schwung auf den Irrweg. In: Frankfurter Rundschau, 6. November 2004, S. 22
  3. Vgl. auch Katrin Wilkens: Der Anti-Pilawa-Entwurf. Ein Abend bei Radio Bremen. In: Journalist, 12/2007, S. 24-28
  4. Stern Online:Charlotte Roche verlässt Talkshow (abgerufen am 18. Januar 2010)
  5. Freundinnen von 3nach9 Wechselnde Partnerinnen für Giovanni di Lorenzo, radiobremen.de vom 22. Februar 2010 (abgerufen am 23. Februar 2010)
  6. Käßmann predigt – egal ob in der Kirche oder im TV vom 14. Mai 2011 (abgerufen am 14. Mai 2011)
  7. vgl. Quelle: http://meedia.de/nc/details/browse/1/article/scholl-latour--ich-wurde-in-die-falle-gelockt_100015401.html

Weblinks


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