Operation MENU

Operation MENU

Operation MENU war der Codename einer geheimen Luftoffensive auf Stellungen des Vietcong auf kambodschanischem Gebiet während des Vietnamkriegs. Die Luftoffensive wurde vom U.S. Strategic Air Command in der Zeit vom 18. März 1969 bis zum 26. Mai 1970 durchgeführt. Das Ziel war die Unterbindung feindlicher Truppentransporte und die Zerstörung feindlicher Stützpunkte.

Der Einsatz sollte der nordvietnamesischen Führung signalisieren, dass auch die neue Regierung unter Präsident Nixon Südvietnam voll unterstützen würde. Gleichzeitig diente die Operation jedoch als Rückendeckung für den allmählichen Abzug der US-Truppen aus Südvietnam.

Der Einsatz wurde im Geheimen durchgeführt, da eine Bombardierung Kambodschas in den USA zu noch massiveren Protesten gegen den Krieg geführt hätte. Später wurden jedoch Einzelheiten des Einsatzes bekannt, was zu Konsequenzen für die Nixon-Regierung führte.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Seit dem Beginn der Kämpfe in Vietnam und Laos Anfang der 1960er Jahre hatte der kambodschanische Prinz Norodom Sihanouk versucht, sein Land neutral zu halten. In der Mitte des Jahrzehnts schien ihm jedoch ein Sieg der Kommunisten unausweichlich und er orientierte sich politisch zunehmend links.

1966 schloss er einen Vertrag ab, der es Vietcong und NVA erlaubte, in Kambodscha Militärbasen einzurichten und den Hafen von Sihanoukville logistisch zu nutzen. Die USA waren durch den Friedensvertrag von 1954 dazu verpflichtet, Kambodschas Neutralität zu wahren. Trotzdem genehmigte Präsident Johnson ab 1967 Einsätze des Military Assistance Command Vietnam in Kambodscha. Diese dienten vor allem der Beschaffung von Informationen mit denen Prinz Sihanouk umgestimmt werden sollte.

Bei einem Treffen in Peking gab er bekannt, dass sein Land nun „normale“ Beziehungen mit den USA anstreben würde. Der neue US-Präsident Nixon, der auf der Suche nach Entlastungen für die US-Truppen war, sah die Möglichkeit, den Gegner zu schwächen und begann mit Planungen für Einsätze in Kambodscha. Unter anderem wurde eine Seeblockade und eine Invasion in Erwägung gezogen.

Am 30. Januar 1969 wurde beschlossen, die Region in Ost-Kambodscha zu bombardieren, in der auch das Hauptquartier der Vietcong vermutet wurde. Die Entscheidung wurde durch wiederholte Angriffe der Vietcong auf Saigon beeinflusst. In den nächsten Wochen wurden genaue Einsatzpläne erarbeitet, und nachdem es im März zu erneuten schweren Angriffen kam, gab Nixon den Befehl zum Beginn der Operation.

Bombardierung

Am 18. März begannen die Angriffe, die von B-52-Bombern aus Guam geflogen wurden. 60 Bomber flogen in Richtung Südvietnam, ihren Besatzungen wurde das wahre Einsatzziel nicht genannt. Allerdings wurde ein Großteil der Bomber bald auf kambodschanisches Gebiet umgeleitet. 2.400 Tonnen Bomben fielen an diesem Tag auf ein Gelände, das als Base Area 353 bezeichnet wurde.

Aufgrund der großen Erfolge bei der Bombardierung stellten die Generäle weitere Listen mit Zielen auf, die in den folgenden 14 Monaten angegriffen wurden. Da die einzelnen Einsätze immer Codenamen aus der Gastronomie hatten, wurde die Operation MENU getauft. Da der Einsatz geheim bleiben sollte, wurde nicht die Luftwaffe mit der Treffererkundung sondern eine Spezialeinheit beauftragt. Insgesamt wurden 3.800 Angriffe geflogen, bei denen 108.823 Tonnen Bomben abgeworfen wurden.

Enthüllung

Obwohl der kambodschanische Prinz nicht informiert worden war, duldete er jedoch stillschweigend die Angriffe, was als Zeichen gedeutet wurde, dass er die Vietcong-Truppen nicht mehr in seinem Land haben wollte. Später behauptete Nixon, der Prinz habe seine Zustimmung gegeben, was jedoch als Lüge aufgedeckt wurde.

Am 9. Mai 1969 erschien ein ungenauer Artikel über den Einsatz in der New York Times. Der Autor nannte eine Quelle in der Regierung als Grundlage für den Bericht. Präsident Nixon war außer sich vor Wut und beauftrage das FBI mit dem Aufspüren der undichten Stelle. Dabei wurde das Telefon eines Assistenten von Henry Kissinger über einen Zeitraum von 21 Monaten abgehört. Dies war die erste von mehreren unrechtmäßigen Überwachungen, die von Präsident Nixon angeordnet wurde. Da keine weiteren Berichte durchsickerten, beruhigte sich die Lage jedoch schnell wieder.

Bis zum Sommer 1969 waren nur fünf Kongressmitglieder über den Einsatz informiert, alle waren in den Vietnamkrieg involviert. Für diese war es sehr überraschend, dass Hanoi sich nicht zu den Angriffen äußerte oder sie für Propaganda missbrauchte. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Nord-Vietnam seine Truppenpräsenz in Kambodscha nicht öffentlich zugeben wollte.

Nach vier Jahren kamen weitere Details des Einsatzes ans Licht, ein Untersuchungsausschuss wurde eingerichtet. Es war mehr als bedenklich, dass die Öffentlichkeit und auch große Teile der Politik nichts von dem Einsatz wussten. Das Militär hatte sich fast vollständig der zivilen Kontrolle entzogen, selbst der Oberkommandierende der Luftwaffe war nicht informiert.

Folgen

Die Erfolge des Einsatzes werden bis heute von Historikern unterschiedlich bewertet. Die Angriffe konnten den Ho-Chi-Minh-Pfad nicht unterbrechen, und es wurden weiterhin Einsätze aus Kambodscha heraus geführt. Allerdings verursachten die Angriffe schwere Personalausfälle und Sachschäden. Dies bewog unter anderem Präsident Nixon, im Jahr 1970 die Kambodscha-Invasion zu starten.

Neben Laos opferten die USA mit Kambodscha eines der letzten stabilen Länder in Südostasien, um dem mit ihnen verbündeten Südvietnam kurzzeitig mehr Luft zu verschaffen. Als mittelbare Folge der Angriffe auf Kambodscha kam es 1975 zur Machtübernahme der kommunistischen Roten Khmer, die einen beispiellosen Massenmord an mehreren Millionen Landsleuten verübten.

Quellen

Unveröffentlichte Regierungsdokumente

  • Military Assistance Command, Vietnam, Command History 1967, Annex F, Saigon, 1968.
  • Military Assistance Command, Vietnam, Command History 1968, Annex F, Saigon, 1969.

Veröffentlichte Regierungsdokumente

  • Nalty, Bernard C.: Air War over South Vietnam, 1968-1975. Washington DC: Air Force Museums and History Program, 2000.
  • Tilford, Earl H.: Setup: What the Air force did in Vietnam and Why. Maxwell Air Force base AL: Air University Press, 1991.

Memoiren

  • Westmoreland, William C.: A Soldier Reports. Doubleday, New York 1976.

Sekundärquellen

  • Issacs, Arnold, Gordon Hardy, MacAlister Brown et al.: Pawns of War: Cambodia and Laos. Boston: Boston Publishing Company, 1987.
  • Morocco, John: Operation Menu in War in the Shadows. Boston: Boston Publishing Company, 1988.
  • Morocco, John: Rain of Fire: Air War, 1969-1973. Boston: Boston Publishing Company, 1985.
  • Shaw, John M.: The Cambodian Campaign: The 1970 Offensive and America's Vietnam War. Lawrence KS: University of Kansas Press, 2005.
  • Shawcross, William: Sideshow: Kissinger, Nixon, and the Destruction of Cambodia. New York: Washington Square Books, 1979.
  • Sorley, Lewis: A Better War: The Unexamined Victories and Final Tragedy of America's Last Years in Vietnam. New York: Harvest Books, 1999.

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