One Flew Over The Cuckoo's Nest

One Flew Over The Cuckoo's Nest
Filmdaten
Deutscher Titel: Einer flog über das Kuckucksnest
Originaltitel: One Flew Over The Cuckoo’s Nest
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1975
Länge: 133 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Miloš Forman
Drehbuch: Bo Goldman, Lawrence Hauben
Produktion: Michael Douglas, Saul Zaentz
Musik: Jack Nitzsche
Kamera: Haskell Wexler
Schnitt: Sheldon Kahn, Lynzee Klingman
Besetzung
Synchronisation

Einer flog über das Kuckucksnest ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Miloš Forman (Amadeus) aus dem Jahr 1975. Der vielfach preisgekrönte Film über die Insassen einer psychiatrischen Anstalt ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ken Kesey und dem darauf beruhenden Theaterstück von Dale Wasserman. Die Inspiration zu Einer flog über das Kuckucksnest (engl.: One Flew Over The Cuckoo's Nest) hatte Kesey 1959 erhalten, während er am Veterans Hospital im kalifornischen Menlo Park als Aushilfe in der Psychiatrieabteilung arbeitete. Dort gaben ihm Wissenschaftler im Rahmen des CIA-Forschungsprogramms MKULTRA psychotrope Substanzen, um deren Auswirkungen zu studieren. Die Erlebnisse verarbeitete er während der Zeit von Winter 1960 bis Frühling 1961 zu dem später verfilmten Roman.

Michael Douglas produzierte diesen Film zusammen mit Saul Zaentz, nachdem Douglas die Rechte an dem Stoff von seinem Vater Kirk Douglas überlassen wurden. Dieser hatte sich Jahre zuvor die Rechte an dem Buch gesichert und auch das Stück auf der Bühne aufgeführt, mit ihm selbst als Hauptdarsteller und nur mäßigem Erfolg. Als seine Versuche den Stoff zu verfilmen misslangen, überließ er die Rechte seinem Sohn. Produziert wurde mit Fantasy Films. Diese Produktionsfirma besaß einen Distributionsvertrag mit United Artists.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, lässt sich der Kleinkriminelle Randall Patrick (R.P.) McMurphy in eine psychiatrische Anstalt einliefern.

Dort findet er ein unmenschliches System vor. Unter der Herrschaft der kaltherzigen und machtbesessenen Oberschwester Ratched werden die Insassen mit Medikamenten und Elektroschocks ruhig gestellt und jeder freie Gedanke wird im Keim erstickt.

McMurphy, der sich der Routine der Anstalt nicht anpassen will, rebelliert gegen das strenge Regelwerk und sichert sich damit die Gunst seiner Mitinsassen. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen McMurphy und dem indianischen Häuptling Chief Bromden, welcher sich gegenüber allen anderen taubstumm stellt. McMurphy 'entführt' so zum Beispiel die anderen Insassen mit einem Boot zum Angeln oder stellt mit ihnen ein Basketballspiel auf die Beine. Die Insassen beginnen, mehr wie wache Menschen zu handeln. Nachdem McMurphy mit einem der schwarzen Aufseher eine Schlägerei anfängt, werden ihm und dem Indianer wegen Aufmüpfigkeit Elektroschocks verabreicht. Diese übersteht McMurphy jedoch unbeschadet. Am Tag seiner geplanten Flucht holt er seine Freundin Candy und eine weitere Prostituierte durch Bestechung des Nachtwächters auf die Station. Gemeinsam betrinken sie sich und der junge Mitpatient Billy Bibbitt hat mit Candy zum ersten Mal in seinem Leben Sex. Der betrunkene McMurphy möchte vor seiner Flucht noch ein kurzes Nickerchen halten, schläft jedoch zu lange, da der bestochene Nachtwächter ihn nicht rechtzeitig weckt, und so wird er wie die anderen Insassen am nächsten Morgen in der verwüsteten Station entdeckt. Als Schwester Ratched Billy mit seinen Handlungen konfrontiert, tötet er sich im Büro der Schwester selbst.

Nachdem McMurphy wegen seines Widerstandes gegen die Unterdrückung und nicht zuletzt wegen eines tätlichen Angriffes auf Schwester Ratched einer Lobotomie unterzogen wird, beschließt der Häuptling, den gemeinsamen Traum der beiden in die Tat umzusetzen und zu fliehen. Als dem Chief jedoch klar wird, dass McMurphy die Psychiatrie aufgrund seines schweren Hirnschadens nie mehr wird verlassen können, bringt er ihn jedoch um und bricht dann aus der Anstalt aus, indem er im Wannenraum einen großen, schweren Sockel mit Armaturen ausreißt und damit ein Fenster durchschlägt – eine Ausbruchmethode, die McMurphy schon einmal versucht hatte, damals jedoch am enormen Gewicht des Sockels gescheitert war.

Hintergrund

  • Der Titel basiert auf einem englischen Kinderreim:
Vintery, mintery, cutery, corn,
Apple seed and apple thorn;
Wire, briar, limber lock,
Three geese in a flock.
One flew east,
And one flew west,
And one flew over the cuckoo's nest.
  • „cuckoo“ bedeutet in amerikanischer Umgangssprache „verrückt“. Der Titel könnte in freier Übersetzung lauten: „Einer wurde verrückt.“
  • Formans Werk ist eine offene Anklage der Bevormundung vermeintlich Schwächerer. Er stellt u. a. die Frage, wer das Recht hat, über andere Menschen zu bestimmen und sie in Gruppen einzuteilen.
  • Einer flog über das Kuckucksnest festigte nicht nur Jack Nicholsons guten Ruf als Charakterdarsteller, sondern verhalf auch mehreren Schauspielern zum Durchbruch. Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft I-III), Brad Dourif und Danny DeVito – der von seinem Freund Michael Douglas vermittelt wurde – gaben in diesem Film ihr Debüt.
  • In dem Roman von Kesey, erschienen 1962, wird die Geschichte aus der Sicht des Häuptlings Bromden erzählt. Laut eigener Aussage hat Kesey den Film nie gesehen. Gleichzeitig bemängelte er, dass der Film nicht, wie das Buch, aus Sicht von Chief Bromden erzählt wurde.
  • Mit Einer flog über das Kuckucksnest begann der dreijährige Siegeszug der United Artists bei der Oscarverleihung in der Kategorie Bester Film.

Unterschiede zum Roman

Die Filmadaption unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Roman. Aus Gründen des Spannungsbogens und der Zeitgrenze mussten ausschmückende und erläuternde Elemente gestrichen werden. Am bedeutendsten ist, dass das Geschehen aus Sicht des Häuptlings stattfindet. Dieser leidet an paranoider Schizophrenie, was sich im Schreibstil Keseys deutlich äußert. Bromden gibt aufschlussreiche Informationen über die Vorgeschichte der Station, insbesondere über das manipulative Verhalten Ratcheds, die über diese diktatorisch gebietet.

Auch merkt McMurphy im Roman wesentlich früher, dass der Häuptling nicht taubstumm ist, behält es jedoch lange für sich. Weiterhin sind sich im Buch die Insassen ihrer Rolle als Gefangene sehr bewusst und hassen Schwester Ratched tief. McMurphy zeigt ihnen jedoch genau, wie sie von Ratched angestiftet werden, sich untereinander zu demütigen und entblößen. So wird im Roman ein ausgiebiges Denunziantentum geschildert.

Im Roman wird bereits McMurphys Tod angedeutet: Eine seiner Tätowierungen ist ein Pokerblatt auf der Schulter: Asse und Achten - das Blatt, das Dead Man's Hand genannt wird, da es Wild Bill, ein Spieler des Wilden Westens, bei seiner Ermordung auf der Hand gehabt haben soll.

Eine Schlüsselszene im Roman fiel dem Filmschnitt zum Opfer: Der Insasse Cheswick begeht im Roman Suizid. Er ist einer der Ersten, die durch das Verhalten McMurphys aufblühen. Die Enttäuschung über McMurphys Einordnung in das System, nachdem er erfahren hat, dass die meisten seiner Mitpatienten freiwillig dort therapiert werden, treibt Cheswick dazu, sich im Schwimmbecken zu ertränken. McMurphy resigniert im Buch zunehmend und setzt sich damit auch dem Unmut der Mitpatienten aus, die diesen versuchten Wandel zum Konformen nicht verstehen können. Im Film wirkt der Charakter bis zum Schluss ungebrochen, während sich im Buch in ihm ein Bewusstsein für seine schwindenden Widerstandskräfte entwickelt.

Generell wird McMurphy aus Gründen der Dramatik im Film eine weitaus noblere Rolle als im Roman zugestanden. Während in der Filmfassung nur um Zigaretten gespielt wird, betrügt McMurphy die anderen Patienten im Buch gezielt und skrupellos um ihr Geld.

Synchronisation

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1976. [1]

Rolle Darsteller Synchronstimme
R. P. McMurphy Jack Nicholson Manfred Schott
Mildred Ratched Louise Fletcher Judy Winter
Billy Bibbit Brad Dourif Horst Sachtleben
Chief Bromden Will Sampson Kurt E. Ludwig
Harding William Redfield Paul Bürks
Taber Christopher Lloyd Hartmut Neugebauer
Charlie Cheswick Sydney Lassick Donald Arthur
Martini Danny DeVito Mogens von Gadow
Jim Sefelt William Duell Erich Ludwig
Dr. John Spivey Dean R. Brooks Harald Leipnitz
Aufseher Warren Mwako Cumbuka Michael Gahr
Aufseher Washington Nathan George Fred Klaus
Orderly Turkle Scatman Crothers Herbert Weicker
Oberaufseherin Kay Lee Alice Franz
Colonel Matterson Peter Brocco Bruno W. Pantel

Kritiken

„Eine unterhaltsame Tragikomödie, überzeugend in der Schauspielerführung und Milieuzeichnung, zugleich aber fragwürdig in der eher oberflächlichen, auf Lach- und Schockeffekte spekulierenden Schilderung des „Irrsinns“.“

Lexikon des internationalen Films [2]

„Das 1975 gedrehte Psychodrama brachte nicht nur dem aus der Tschechoslowakei geflohenen Miloš Forman den US-Durchbruch, sondern festigte auch Jack Nicholsons Status als nonkonformistischer Star. [...] Das Ergebnis ist ein überragendes Werk, das sowohl komische als auch tragische Elemente gekonnt verbindet. Der Erfolg des Filmes ist vor allem dem genial aufspielendem Jack Nicholson zu verdanken, der McMurphy gekonnt von Moll bis Dur bis in die kleinste Nuance beherrscht. "Einer flog über das Kuckucksnest" wurde so zum finalen Höhepunkte des New Hollywood Cinema, dem amerikanischen Autorenkino der 1960er und 70er Jahre, das bald durch die Flut anspruchsloser Blockbusterfilme zu einem jähen Ende kam.“

Filmreporter.de [3]

Auszeichnungen


Der Film rangiert in einigen Listen des renommierten American Film Institutes:

  • 1998: Platz 20 der 100 besten Filme aller Zeiten (2007: Platz 33)
  • Die von Louise Fletcher verkörperte Rolle der Schwester Ratched erreichte Rang 5 der Top-50-Schurken.
  • In der Liste der 100 meist inspirierenden Filme rangiert der Film auf Platz 17.

DVD-Veröffentlichung

  • Einer flog über das Kuckucksnest. Edition „Bester Film“. Special Edition (2 DVDs). Warner Home Video 2007

Literatur

  • Ken Kesey: Einer flog über das Kuckucksnest. Roman (Originaltitel: One Flew Over the Cuckoo's Nest). Deutsch von Hans Hermann. 24. Auflage. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003, 342 S., ISBN 3-499-15061-1
  • Dale Wasserman: Einer flog über das Kuckucksnest. Ein Stück in 2 Akten. Nach dem Roman von Ken Kesey. (Originaltitel: One Flew Over the Cuckoo's Nest). Deutsch von Jürgen Fischer. S. Fischer, Frankfurt am Main 1976, 131 S.
  • One Flew Over the Cuckoo's Nest, New American Library; TB-Reprint, ISBN 0-451-16396-6
  • Einer flog über das Kuckucksnest. Erzählt von Dominic Raacke. Hörbuch auf 6 CDs, 463 Minuten. Patmos Verlagshaus, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-91230-4

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der Synchrondatenbank von Arne Kaul
  2. http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?wert=14520&sucheNach=titel
  3. http://www.filmreporter.de/?cat=1&text=2004

Weblinks


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