Oluja

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Militäroperation Oluja
Teil von: Kroatien-Krieg
Verlauf der Operation Oluja
Verlauf der Operation Oluja
Datum 4. August–7. August 1995
Ort heutige Republik Kroatien
Ausgang Eroberung der Republik Serbische Krajina durch die kroatischen Streitkräfte
Konfliktparteien

Republik Serbische Krajina
(nie international anerkannt)
Befehlshaber
Zvonimir Červenko
Mile Mrkšić
Truppenstärke
180.000 Soldaten
280 Panzer
200 Schützenpanzer
800 Geschütze
120 Raketenwerfer
24 MiG-21 Kampfflugzeuge
38 Mi-8 Hubschrauber
12 Mi-24D
Hubschrauber
40.000 Soldaten
200 Panzer
350 Geschütze
20-25 Raketenwerfer
12 Kampfflugzeuge Galeb und Jastreb
Verluste
174 getötete Soldaten
1.430 verletzte Soldaten
560 getötete Soldaten
unbekannte Zahl an Zivilisten

Die Operation „Sturm“ (kroat. Operacija Oluja) war eine militärische Großoffensive, bei der die Kroatische Armee und Polizeieinheiten innerhalb von 84 Stunden das 1991 entstandene De-facto-Regime Republika Srpska Krajina, das rund ein Drittel des heutigen Kroatiens ausmachte, eroberte.

Durch den militärischen Sieg über die serbischen Truppen wurde der Kroatien-Krieg beendet.

Die Offensive begann am 4. und endete am 7. August 1995. Die Kampfhandlungen erstreckten sich entlang einer Kriegsfrontlänge von 630 km und auf einer Gesamtfläche von 10.500 Quadratkilometern, die 18,4 Prozent der Gesamtfläche Kroatiens betraf.

Bei diesem Einsatz kam es angeblich zu zahlreichen Kriegsverbrechen und „ethnischen Säuberungen“ durch kroatische Kräfte gegen Serben.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Vor der Operation Oluja fiel am 9. Juli 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica, in welcher nach der Eroberung durch die Truppen des bis heute flüchtigen Kriegsverbrechers General Ratko Mladić Frauen und Kinder von den Männern ab 16 Jahren getrennt wurden (bis zu 8.000), die Männer daraufhin deportiert und durch Massenerschiessungen ermordet und in den umliegenden Wäldern in Massengräbern vergraben wurden. Dieses größte Kriegsverbrechen seit dem zweiten Weltkrieg in Europa erlangte weltweit traurige Bekanntheit unter dem Namen Massaker von Srebrenica. Nach Srebrenica waren außer Sarajevo lediglich noch Bihać und Goražde als UN-Schutzzone übrig. Die Vojska Republike Srpske (Armee der Republika Srpska) begann kurz vor der Operation Oluja eine massive Militäroperation auf die Stadt Bihać, welche seit Monaten belagert wurde und kurz vor dem Fall stand.

Die Großoffensive der Serben gegen die Enklave Bihać, eine weitere UNO-„Sicherheitszone“, hatte bereits begonnen: Etwa 70 Prozent Bosnien-Herzegowinas waren zu jener Zeit noch unter serbischer Kontrolle. Die seit Monaten belagerte und ausgehungerte Stadt stand kurz vor dem Fall, da die ohnehin nur leicht und unzureichend bewaffneten Verteidiger und die Bevölkerung seit Monaten nahezu vollständig von Hilfslieferungen und Nachschub abgeschnitten und somit massiv geschwächt waren.

Der bosnische Kommandant der Verteidigung von Bihać, Atif Dudaković, appellierte verzweifelt an die kroatische Regierung, mit der Operation Oluja so schnell wie möglich zu beginnen, um den Fall der Stadt zu verhindern. Heute liegen Informationen vor, dass auch die USA und die NATO Kroatien politisch unterstützten und ebenso forderten, die Operation schnellstmöglich zu beginnen. Mit der Operation Oluja wurde die serbische Belagerung von Bihać beendet und ganz Westbosnien durch die darauf folgende Operation Maestral von den Serben zurückerobert.

Die Operation Oluja, ihre Bedeutung, Durchführung und Effekte werden sehr kontrovers diskutiert und analysiert. Seitens der Kroaten und Bosniaken gilt diese Operation als Befreiungsschlag und Ende des Krieges. Von serbischer Seite gilt wiederum u.a. die Operation Oluja, abgesehen von der größten militärischen Niederlage im Jugoslawienkrieg, als Synonym für Vertreibung und ihrerseits erlittene Kriegsverbrechen und Verwüstungen.

Landkarte mit der territorialen Aufteilung der Armee der Republik Serbische Krajina (SVK), 1995

Operation und Folgen

Die Militäroperation Sturm führte durch die vollständige Rückeroberung der durch die selbsternannte Republik Serbische Krajina besetzen Gebiete Kroatiens (damals rd. 32% des Staatsgebietes von Kroatien) zu einem Ende des Krieges in Kroatien und ermöglichte die Wiederherstellung wichtiger Verkehrsverbindungen sowie die Rückkehr von über 170.000 Kroaten, die von der JNA im Jahr 1991 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren bzw. aus Angst flohen. Andererseits wurden nun über 200.000 Serben vertrieben oder auch getötet. Die Oberbefehlshaber der RSK befahlen die Evakuierung der Gebiete. Gegen tausende Zivilisten, welche dem Befehl nicht nachkamen, wurden von der kroatischen Armee ethnische Säuberungen durchgeführt. Die Operation Oluja (Sturm) gilt somit nicht nur als entscheidender und vernichtender Schlag gegen die selbsternannte Republik Serbische Krajina, sondern auch als Kehrtwende im Bosnienkrieg, da durch die Operation Oluja die monatelange Belagerung der kurz vor dem Fall stehenden Stadt Bihać zerschlagen wurde. Nach der Rückeroberung der gesamten Krajina sowie der Zerschlagung des Belagerungsringes um Bihać wurde somit ganz West-Bosnien zurückerobert und die fliehende serbische Armee der RSK und Paramilitärs militärisch und moralisch schwer geschlagen.

Unmittelbar nach Beendigung der Operation Oluja wurde gemeinsam mit bosnischen Regierungstruppen die im Abkommen von Split zwischen der bosnischen und kroatischen Regierung vereinbarte Militäroperation Maestral (Nordwestwind) begonnen. Das von Serben kontrollierte Territorium in Bosnien und Herzegowina schrumpfte von 70% auf etwa 49%, durch die deutliche militärische Übermacht der nun gemeinsam koordiniert vorrückenden kroatischen und bosnischen Streitkräfte mit Hilfe westlicher Staaten und deren Waffen und der HVO (Hrvatsko Vijeće Obrane, Kroatischer Verteidigungsrat in Bosnien). Die Operation Maestral wurde auf massiven Druck der internationalen Gemeinschaft nach nur wenigen Tagen gestoppt, da man eine Ausweitung des Krieges und ein Hineinziehen Serbiens befürchtete. Die Operation Maestral wird trotz ihres vorzeitigen Stopps als sehr großer militärischer Erfolg gewertet, da dadurch nicht nur große Teile Bosniens befreit wurden, sondern in erster Linie durch die vernichtenden Niederlagen der serbischen Kräfte durch die Operationen Oluja und Maestral der militärische und politische Druck auf Belgrad derart verstärkt wurde, dass diese eine Gefahr der völligen Niederlage in Bosnien sahen und somit zur Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton gezwungen wurden, was letztendlich zum Ende des Krieges auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens führte.

Kriegsverbrechen

Während der Operationen Oluja und Maestral kam es zu Rache- und Vergeltungsaktionen, sowie völkerrechtswidrigen Übergriffen an der serbischen Zivilbevölkerung und den geschlagenen serbischen Truppenteilen. Das Tribunal in Den Haag spricht von Plünderungen, Brandschatzungen, Zerstörungen, unmenschlicher Behandlung, Demütigung und ethnischer Säuberung. Laut ICTY-Anklage soll General Ante Gotovina maßgeblich dafür verantwortlich sein. Jedoch sieht die Anklage auch eine Verwicklung der damaligen Staatsspitze unter Präsident Franjo Tuđman in die Planung und Durchführung der systematischen Repressionen und Vertreibungen, anhand der sogenannten Transkripte von Brijuni, welche umstritten und von kroatischer Seite als Fälschungen bezeichnet werden. Infolge der Festnahme Gotovinas am 8. Dezember 2005 auf den Kanarischen Inseln ist eine gerichtliche Aufarbeitung der Aktion Oluja vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal möglich geworden.

Große Teile der serbischen Bevölkerung flohen bereits, von ihren politischen Führern dazu aufgefordert, vor Eintreffen der kroatischen Armee, laut der Anklageschrift des ICTY insgesamt zwischen 150.000 und 200.000 Personen. Darunter befanden sich etwa ca. 40.000 bewaffnete Freischärler der "Armee der Republik Serbische Krajina", welche auf Grund der massiven militärischen und ausrüstungstechnischen Macht der Kroaten schnell geschlagen wurde und sich zum Teil ergab. Dazu ist zu sagen, dass die Armee der Krajina-Serben kaum Unterstützung hatte, und von Bombardements und aufgrund schlechterer Ausrüstung einen großen Nachteil hatte. Reste der sogenannten Krajina-Armee, vor allem die motorisierten und gepanzerten Einheiten, flohen in die serbisch gehaltenen Gebiete in Bosnien und ließen große Mengen an militärischem Gerät, Ausrüstung und Munition zurück.

Am 11. August veröffentlichte das kroatische Verteidigungsministerium, dass auf der kroatischen Seite während dieser Polizei- und Militäroperation 174 Soldaten gefallen sind und 1.430 Soldaten verwundet wurden.

Nach einem Bericht des kroatischen Helsinki-Komitees vom 1. August 1996 kamen während der Offensive insgesamt 526 Serben ums Leben, etwa 410 Soldaten und 116 Zivilisten, die Zahl der Verwundeten wird auf mehrere Tausend geschätzt. Serbischen Quellen zufolge gelten jedoch bis heute 2669 Personen als vermisst. In den folgenden Monaten kamen mindestens 150 weitere serbische Zivilisten und Militärangehörige, darunter viele ältere Menschen, die nicht geflohen waren, ums Leben, 110 Personen verschwanden spurlos.

Laut dem Jahresbericht 1996 von amnesty international wurden die meisten außerhalb von Kampfhandlungen getöteten Serben Opfer von Brandschatzungen, Misshandlungen, Racheakten oder außergesetzlichen Hinrichtungen. Dies wurde von einem Untersuchungsteam der UNO festgestellt.

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