Aschkenas

Aschkenas

Die Bezeichnung Aschkenas (hebr.אשכְּנז‎) bezeichnete Deutschland in der mittelalterlichen rabbinischen Literatur. Nach Genesis 10,3 EU war Aschkenas ein Sohn von Gomer und Enkel des Japhet, über den jedoch keinerlei nähere Angaben gemacht werden.

Im Buch Jer 51,27 LUT wird das Königreich Aschkenas zusammen mit Ararat (Urartu) und Minni (Mannäer) zu einem Angriff auf Babylon aufgefordert:

„Werfet Panier auf im Lande, blaset die Posaunen unter den Heiden, heiliget die Heiden wider sie; rufet wider sie die Königreiche Ararat, Meni und Askenas; bestellet Hauptleute wider sie; bringet Rosse herauf wie flatternde Käfer!“

Jeremia 51, 27

Der entsprechende Text dürfte nach 594 v. Chr. formuliert worden sein. Mit dem biblischen Königreich der Aschkenas dürften Skythen gemeint sein. Die Form Aschkenas beruht vermutlich auf einer Verwechslung der hebräischen Zeichen Waw (für „u“) und Nun. Die assyrische Form war (A)š-ku-za-a bzw. (I)š-ku-za-a, was dem griechischen Skythai entspricht. Die Skythen waren Nachbarn und Verbündete der Mannäer (später auch der Assyrer) und griffen wiederholt das Reich Urartu an. [1] Allerdings ist für diese These die Annahme eines Schreibfehlers notwendig. Dies veranlasste zu einer anderen Identifikation mit den in griechischen Quellen genannten Askanioi, d. h. Phrygern. Dabei besteht bleibt allerdings der Wortbestandteil -as problematisch, welches als Gentilizium der Lykischen Sprache erklärt wird. [2]

Seit dem Frühmittelalter galt Aschkenaus den Juden als Stammvater der Deutschen. Das hebräische Wort Aschkenasim (Nachkommen des Aschkenas) wurde daher in der Bedeutung „Deutsche“, meist aber im Sinne von „im deutschen Raum beheimatete Gruppe der Juden“ verwendet.

Eine Gleichsetzung von Aschkenas mit den Germanen findet sich noch im 19. Jahrhundert unter anderem bei August Wilhelm Karl Knobel[3], der den Namen der Asen aus Aschkenas ableiten will.

Literatur

  • J. Simons: The Geographical and Topographical Texts of the Old Testament. Leiden 1959, § 28.

Anmerkungen

  1. Vgl. Jørgen A. Knudtzon (Hg.): Assyrische Gebete an den Sonnengott für Staat und königliches Haus aus der Zeit Asarhaddons und Asurbanipals. Leipzig 1893, S. 131; Hugo Winckler: Altorientalische Forschungen 1. Leipzig 1893ff., S. 484ff.; zuletzt Rüdiger Schmitt: Das Skythische - eine altiranische Trümmersprache. In: Hermann Parzinger (Hrsg.): Im Zeichen des goldenen Greifen - Königsgräber der Skythen, Seite 300. München 2007.
  2. Vgl. Gustav Hölscher: Drei Erdkarten. Ein Beitrag zur Erdkenntnis des Hebräischen Altertums. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1944-48/3. Heidelberg 1949, S. 22 Anmerkung 9.
  3. Die Völkertafel der Genesis, Ethnographische Untersuchungen, Gießen 1850, 35

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