Offenbarungskirche (Berlin)

Offenbarungskirche (Berlin)
Die evangelische Offenbarungskirche in der Simplonstraße 31-37, Berlin
Die Offenbarungskirche, Herbst 1949
Die Offenbarungskirche, Herbst 1949

Die Offenbarungskirche ist eine evangelische Kirche im Berliner Ortsteil Friedrichshain. Sie ist eine von insgesamt 43 Notkirchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach einem Entwurf des Bauhaus-Architektenen Otto Bartning in Deutschland gebaut wurden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Otto Bartning, der zu den Pionieren der Serienfertigung und des Montagebaus zählt, übertrug dieses Prinzip (im Sakralbau fand es durch ihn erstmals in der weltberühmten Stahlkirche 1928 Anwendung!) nach dem Zweiten Weltkrieg auf seine so genannten Notkirchen. Nach seinem Entwurf entstanden zwischen 1948 und 1951 in Deutschland 43 Kirchen, die in einer Kombination von Auslands- und Selbsthilfe errichtet wurden. Für jede der gebauten Notkirchen kam eine Spende von 10.000 $ aus dem Ausland, die vorgefertigten Holzbinder für das Grundgerüst der Kirche wurden geliefert und vor Ort nur endmontiert, zum Verfüllen des Gerüstes wurden dann häufig Trümmersteine benutzt, an den Arbeiten vor Ort war die Gemeinde beteiligt.

Wer Not dabei allein mit Mangel an Baumaterialien oder billig interpretiert geht fehl: Gemeint war, dass diese Neubauten durch hohe Symbolkraft (Zelt in der Wüste) in schlichter Form der geistigen Not und dem Umherirren nach dem Krieg ein Ende setzen sollten. Dennoch diktierte der Nachkriegsmangel das Baukonzept. „So musste Stein hier unverputzter Stein, Holz gewachsenes Holz und Stahl unverkleideter Stahl sein“, sagte Bartning in seiner Ansprache bei der Einweihung der ersten Notkirche in Pforzheim.[2]

Die Offenbarungskirche, der erste Berliner Kirchenneubau nach dem Krieg, wurde vom Schweizer Hilfswerk der Evangelischen Kirche gestiftet. Für den Kirchbau tauschte die Gemeinde ein Grundstück am Wühlischplatz gegen das Grundstück in der Simplonstraße, auf dem erst Trümmer beseitigt werden mussten. Am 21. September 1948 wurde der Grundstein gelegt. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde die Kirche am 25. September 1949 eingeweiht. Das angebaute Gemeindehaus konnte jedoch erst 1954 fertiggestellt werden.

Das Gebäude

Die Offenbarungskirche ist ein länglicher Bau mit einem vieleckigen Chorraum. Der Kirchraum erhält Licht durch ein umlaufendes Fensterband. Das Dach ist mit Holzschindeln gedeckt und trägt einen Dachreiter. Im Westen ist ein Gemeindehaus angebaut.

Die bauliche Grundidee sind hintereinander gestellte hölzerne Bögen, die eine Außenhaut tragen. Alle Bauelemente sind sichtbar, nichts ist versteckt.[3] Der von ganz unten aufsteigende Bogen der Dachkonstruktion lässt noch die Verwurzelung im Expressionismus ahnen.

1962 kam die Orgel dazu, dem Baukonzept folgend nicht auf der Empore, sondern sichtbar im Blickfeld der Gemeinde. 1979 wurden der Altarraum neu gestaltet und die Innenwände geweißt. 2002–2005 erfolgte eine umfassende denkmalgerechte Restaurierung.[4]

Die Offenbarungskirche ist seit 1998 die Hauptkirche der durch Fusion entstandenen Gemeinde Boxhagen-Stralau. Zur Gemeinde gehören außerdem die Dorfkirche Stralau und die Zwingli-Kirche.

Weblinks

 Commons: Offenbarungskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Offenbarungskirche im Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  2. Geschichte der Auferstehungskirche der ev. Johannesgemeinde Pforzheim (dem Prototyp der Bartning-Notkirchen)
  3. Geschichte der Offenbarungskirche
  4. Offenbarungskirche in der Werkdatenbank von Otto Bartning
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