Oelknitz

Oelknitz
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Rothenstein führt kein Wappen
Rothenstein
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Rothenstein hervorgehoben
50.84944444444411.605277777778160Koordinaten: 50° 51′ N, 11° 36′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Saale-Holzland-Kreis
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Südliches Saaletal
Höhe: 160 m ü. NN
Fläche: 10,48 km²
Einwohner: 1409 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 134 Einwohner je km²
Postleitzahl: 07751
Vorwahl: 036424
Kfz-Kennzeichen: SHK
Gemeindeschlüssel: 16 0 74 079
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstr. 23
07768 Kahla
Webpräsenz:
Bürgermeister: Henry Paucker

Rothenstein ist eine Gemeinde im Süden des thüringischen Saale-Holzland-Kreises und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Rothenstein liegt südlich von Jena am westlichen Ufer der Saale, der Ortsteil Oelknitz am östlichen Ufer.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Durch archäologische Grabungen am Sandberg (Helenenberg) bei Oelknitz, die eine Station der Wildpferdjäger der jüngeren Altsteinzeit (Magdalénien) freilegten (Museum für Ur- und Frühgeschichte Weimar, Germanisches Museum der Universität Jena), sowie durch Funde am Kuhberg (Felsen) bei Rothenstein konnte eine Besiedlung dieses Abschnittes des mittleren Saaletales vor 12.000 Jahren nachgewiesen werden.

Nach dem Untergang des Thüringerreiches 531 drangen vermutlich im 8. Jahrhundert slawische Bevölkerungsgruppen in diese Gegend vor und siedelten sich unter anderem beiderseits der Saale in der heutigen Gemarkung von Rothenstein und Oelknitz an. Sie werden später zu der Großgruppe der Sorben gezählt. Gleichzeitig ist im 8. und 9. Jahrhundert auch eine fränkische Besiedlung anzunehmen.

Erste urkundliche Erwähnung

Zu Beginn des 9. Jahrhundert wird Rothenstein in einem Verzeichnis der von Erzbischof Lullus († 786) von Mainz für das Klosters Hersfeld von Freien verliehenen Gütern erstmals urkundlich als Rodostein erwähnt. Das Kloster besaß hier 14 Hufen mit Slawen. Eine spätere Urkunde des Klosters Fulda von 874 nennt die Siedlung Ci themo rotenstene. Eine urkundliche Erwähnung findet der Ort Oelknitz als Oblocewicz erst im Jahre 1283, obwohl anzunehmen ist, daß die slawische Siedlung östlich der Saale bereits längere Zeit bestand.

Mittelalterliche Herrschaft

Als frühe fränkische Siedlung gehörte Rothenstein zum Machtbereich der Kirchberger und später der Lobdeburger. Die geschlossene Herrschaft der Lobdeburger stand dem im 14. Jh. fortschreitenden Ausbau der wettinischen Landesherrschaft im Wege. Durch Käufe und geschickte Heiratspolitik der Wettiner gelangte auch Rothenstein nach und nach in ihren Besitz. Im Zuge des Verwaltungsaufbaus kam der Ort zum Amt Burgau (später Jena-Burgau). Oberhalb von Rothenstein lag das heute wüste Dorf Steinchen (Rothensteinchen), auf dem Plateau des Kuhberges (Felsen). Wann und wie dieses Dorf wüst geworden ist, ist noch nicht geklärt. Beschreibungen, daß dies erst im Sächsischen Bruderkrieg (1446–1451) wüst gefallen ist, treffen nicht zu. Die Einwohner siedelten sich in den umliegenden Orten, darunter sicher auch in Rothenstein an. Die Flur des ehemaligen Ortes fiel später an Rothenstein (urkundlich 1683). Wegen der häufigen Grenzstreitigkeiten tauschte 1478 Herzog Wilhelm von Sachsen (Thüringer Landgraf) seinen Anteil an der Stadt Freiberg mit seinen in der Mark Meißen regierenden Vettern gegen die Pflege Burgau, zu der auch Rothenstein gehörte.

Oelknitz wurde dem Amt Leuchtenburg unterstellt. Vom 13. bis zum 17. Jahrhundert existierten in Oelknitz noch lokale Grundherren. Erst 1659 fiel das Oelknitzer Gut mit allen Rechten an das Amt Leuchtenburg.

Die Rothensteiner Dorfgewohnheit

Während der Regierungszeit Wilhelms III., der sich um die Errichtung einer einheitlichen Rechtsordnung für Thüringen bemühte, wurde im Jahre 1480 erstmals das überkommene Rothensteiner Ortsrecht (Rothensteiner Dorfgewohnheit – 25 Artikel) aufgezeichnet und vom Amt Burgau bestätigt. Die Rothensteiner Dorfgewohnheit wurde vom Amt Jena-Burgau 1686 in neuer Fassung (31 Artikel) bestätigt und blieb in dieser Form bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gültiges Ortsrecht. 1851 wurde ein Ortsstatut nach der Gemeindeordnung von Sachsen-Weimar-Eisenach von 1850 eingeführt.

Bauernkrieg und Reformation

Im Jahre 1525 wurde vom Rothensteiner Dorfrichter Jacob Eylinger berichtet, der die Bauern der Nachbardörfer zum Widerstand gegen die herrschaftliche Abgabenordnung aufgerufen haben soll. Im Zuge der Reformation wurde ab 1529 die Kirche in Oelknitz Filialkirche der Rothensteiner Pfarrei.

Trebe

Bei einem Unwetter, das unter der Bezeichnung „Thüringer Sintflut“ in die Geschichte einging, entstand im Mai 1613 der Wasserriss der Rothensteiner Trebe.

30-jähriger Krieg

Plünderung des Ortes und der Kirche durch marodierende Heerscharen. Herzog Bernhard von Weimar, protestantischer Feldherr, schenkt bei seinem Durchzug im Jahre 1634 der beraubten Kirche einen vergoldeten Abendmahlskelch. Ein Bericht aus dem Jahre 1640 nennt in Rothenstein 74 Hofreiten, darunter 11 wüste Brandstätten und 12 wüste und leere Häuser.

Verkehr im Saaletal

Im Saaletal waren Reisende durch den die Saale verdrängenden Felsen gezwungen, bei Rothenstein und Oelknitz zweimal die Saale zu durchqueren. Durch die zunehmende Nutzung dieser Furten auf der Handelsstraße Nürnberg–Leipzig erhielten Rothenstein und Oelknitz wirtschaftlichen Auftrieb. Saalehochwasser und Unfälle zwangen die Reisenden zu Aufenthalten (Gedenkstein von 1582 an der Saalefurt).

Die Gasthöfe „Goldenes Schwert“ (1674) und „Weißes Roß“ (1698) wurden errichtet und mit Privilegien zur Beherbergung und Beköstigung Reisender ausgestattet.

Holzwirtschaft und Flößerei gewannen an Bedeutung. Die Rothensteiner Dorfordnung von 1686 traf Festlegungen zum Holz-Geleit in Oelknitz. Im 18. Jahrhundert werden 6 Flößer in Oelknitz genannt. Der Oelknitzer Anger wurde ein wichtiger Umschlagplatz für Floßholz aus den östlichen Wäldern. Der Gasthof in Oelknitz wurde Treffpunkt der jährlichen Versammlung der Floßgesellschaft.

Um 1700 ließen Nürnberger Kaufleute eine erste Straße unterhalb des Felsens anlegen, die während der Regierungszeit des Großherzogs Carl August um 1800 weiter ausgebaut wurde.

Die Eisenbahn

1872 bis 1874 wurde in Rothenstein die Strecke der Saalbahn Großheringen–Saalfeld gebaut. 1874 wurde der erste Zug am alten Bahnhof (2003 abgebrochen) feierlich empfangen.

Die Brücke

Die Saale war Grenzlinie der Herzogtümer Sachsen-Altenburg und Sachsen-Weimar. 1838 wurde durch eine Aktiengesellschaft, der auch die Gemeinden Rothenstein und Oelknitz angehörten, die Finanzierung und der Bau einer hölzernen Hausbrücke begonnen. Diese Brücke wurde 1839 eingeweiht.

Zeit des Nationalsozialismus

Während des Zweiten Weltkrieges mussten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Polen und anderen Ländern in den rüstungswichtigen Stollen unter dem Trompeterfelsen nahe dem Ort arbeiten. Der Optikkonzern Carl Zeiss hatte dort ein militärisches Verlagerungsprojekt mit dem Codenamen Albit mit Fertigungsanlagen und Materiallager realisiert, weil es günstige Transportanschlüsse gab. Auf dem Friedhof des Ortes befinden sich drei Gräber von Zwangsarbeitern, von denen einer im Februar 1945 erschossen wurde.[2]


Quellen

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 216, ISBN 3-88864-343-0

Weblinks


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