Ochsenkopf (Fichtelgebirge)

Ochsenkopf (Fichtelgebirge)
Ochsenkopf
Der Ochsenkopf, vom Waldstein aus gesehen

Der Ochsenkopf, vom Waldstein aus gesehen

Höhe 1.024 m ü. NN
Lage Bayern, Deutschland
Gebirge Fichtelgebirge
Geographische Lage 50° 1′ 50″ N, 11° 48′ 29″ O50.03055555555611.8080555555561024Koordinaten: 50° 1′ 50″ N, 11° 48′ 29″ O
Karte von Ochsenkopf
Ochsenkopf im Januar 2005

Ochsenkopf im Januar 2005

Der Goethefelsen

Der Ochsenkopf ist der zweithöchste Berg des Fichtelgebirges mit einer Höhe von 1024 Metern. Auf dem Gipfel befindet sich ein Aussichtsturm (Asenturm) sowie ein Sendeturm für UKW- und Fernsehprogramme des Bayerischen Rundfunks.

Zum Ochsenkopf führt aus Süden und Norden jeweils ein Sessellift. Die Talstationen befinden sich im Norden in der Ortschaft Bischofsgrün und im Süden in Fleckl, einem Ortsteil der Gemeinde Warmensteinach.

Im Winter besteht am Ochsenkopf die Möglichkeit von Skisport. Im Sommer kann eine Sommerrodelbahn genutzt werden. Diese ist von der Talstation Nord aus erreichbar. Außerdem gibt es dort seit Juli 2007 einen Kletterwald, der von Einzelpersonen, sowie von Gruppen besucht werden kann.

Nur wenig östlich dieses Bergs, oberhalb der Ortschaft Fichtelberg, entspringen der Weiße Main – der rechte bzw. nördliche Quellfluss des Mains, sowie die Fichtelnaab, einer der Quellflüsse der Naab. Genau hier verläuft die Europäische Wasserscheide. Die Naab fließt nach Süden Richtung Donau, der Main nach Westen zum Rhein.

Inhaltsverzeichnis

Der Bergname

In alten Beschreibungen des Gebirges taucht der Name Ochsenkopf nicht auf. Der erste Beschreiber des Fichtelgebirges, Matthias von Kemnath (eigentlich Matthias Widmann, * 23. Februar 1429 in Kemnath) berichtet 1476: „Ein bergk, hoch, weitt, wolbekant ligt in Beiern, gnant der Fichtelberg“. In Grenzbeschreibungen 1499 und 1536 heißt der Berg „Vichtelberg“, wobei sich dann der Name bereits auf das gesamte Gebirge erstreckt hatte. Fündig wird man auch in alten Urkunden: um 1317 erhielten die Herren von Hirschberg u. a. zu Lehen den „walt zu dem Vythenberge“. Schon im 14. Jahrhundert wurde die Eisengewinnung in der Grube „St. Veith“ am Südfuß des Ochsenkopfes betrieben. Vyth → Veit → Fichtel. Profilierte Heimat- und Namenforscher haben hierüber noch nicht das letzte Wort gesprochen. Der Name Ochsenkopf erscheint in Bergwerksakten erstmals im Jahr 1495, als Lorenz von Ploben aus Nürnberg das Bergwerk auf dem Fichtelberge „bei dem Ochsenkopf“ zu Lehen erhält. Das dürfte der erste Hinweis sein auf das in einen Fels eingemeißelte Stierhaupt auf dem Berggipfel, das heute noch zu sehen ist.

Der Asenturm

Asenturm mit angebauter Gaststätte
Blick vom Asenturm

1878 bei der Gründung der „Sektion Fichtelgebirg“ des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (Vorgängerin des Fichtelgebirgsvereins) gab es auf dem Ochsenkopf bereits eine Aussichtswarte, es war ein Holzgerüst der Landesvermessung. 1876 hatte man dort eine steinerne Vermessungssäule aufgerichtet („Sächsischer Vermessungspfeiler“, heute noch vorhanden) und mit einem Holzgerüst umgeben. Später wurde dieses Gerüst als Aussichtsturm hergerichtet und etwas erhöht, doch 1894 war der Bau „sehr wacklich“, wird berichtet. Zwar hat der Fichtelgebirgsverein (FGV) dieses Bauwerk immer wieder ausgebessert, 1896 erfolgte durch Forstmeister List aus Bischofsgrün ein Umbau und der Turm wurde um 10 Meter erhöht.

Das erste Mal beantragte die FGV-Ortsgruppe Bischofsgrün am 21. Dezember 1902 beim FGV-Hauptverein den Bau eines festen Steinturmes und überwies einen Grundstock von 230 Mark als erste Rate. Es wurde zwar der Beschluss für einen Turmbau gefasst, doch es sollten noch Jahre für die Verwirklichung des Projektes vergehen, machte doch der Erste Weltkrieg alle Pläne vorerst zunichte. Erst 1922 hat die FGV-Hauptversammlung den einstigen Beschluss zum Turmbau wieder aufgegriffen und bestimmt, dass die beteiligten FGV-Ortsgruppen in „tunlichster Beschleunigung“ die Unterlagen für einen Neubau beizubringen hätten.

Inzwischen wurden am 14. Mai 1922 auch die Pläne des Bayreuther Architekten Hans Reissinger vorgelegt, die großen Beifall fanden. Schwierig gestaltete sich die Beschaffung der notwendigen Geldmittel, man entschloss sich trotz der beginnenden Inflation für eine Spendenaktion unter den FGV-Ortsgruppen. Der Chronist schrieb damals: „Was halfen denn alle diese Papierscheine, die im Verlauf von Tagen und später sogar von Stunden wertlos geworden sind“. Trotz aller Schwierigkeiten begann die Firma Häffner & Keil aus Bayreuth 1922 mit dem Turmbau und als das Geld knapp wurde, waren es die FGV-Mitglieder, die sich am Turmbau als Hilfskräfte beteiligten.

Sie waren in Grassemann und Fichtelberg untergebracht und begaben sich täglich an ihre Arbeitsstätte auf dem Berggipfel. Auch die Bischofsgrüner Schulen stellten sich in den Dienst der guten Sache, Schüler transportierten in ihren Rucksäcken Baumaterial zum Berggipfel. In den Wintermonaten ruhte dann die Bautätigkeit; sie wurde im Mai 1923 wieder aufgenommen und als dann der FGV wieder vor leeren Kassen stand, waren es Mitglieder der FGV-Ortsgruppen Hof, Bayreuth, Bischofsgrün, Fichtelberg, Münchberg und Schwarzenbach, die tatkräftig zupackten. Am 26. August 1923 konnte der Asenturm mit seinem kleinen Umbau als Wirtschaftsraum feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Aus allen Richtungen waren 5000 Menschen, teilweise mit Sonderzügen angereist, zum Gipfel des Ochsenkopfes geströmt. Fanfaren erklangen und „kerndeutsche“ Reden wurden gehalten, wie der Chronist berichtet. Die Ausgaben für den Turmbau beliefen sich auf 2,5 Milliarden Mark!

Der Name Asenturm

Anscheinend hat es anfangs Schwierigkeiten bei der Namensfindung für den Aussichtsturm gegeben, denn verschiedene FGV-Ortsgruppen wehrten sich gegen den Namen Bayreuther Turm, der ins Gespräch gebracht wurde. Auch bezüglich des Sinnspruchs für die Steintafel am Turm gab es verschiedene Meinungen, er müsse für alle Zeiten Inhalt haben, war die Meinung. Professor Ludwig Hacker aus Wunsiedel hatte folgenden Spruch vorgeschlagen: „Wetter und Sturm trotzt der Asenturm, Tu’s ihm gleich, mein deutsches Reich!“. Lebhaft wurde im seinerzeitigen FGV-Hauptausschuss über diesen Vorschlag diskutiert. Die Befürworter meinten, dass der Ochsenkopf schon immer ein heiliger Berg gewesen sei, wo die Asen, die germanischen Gottheiten wohnten. Gegner des Namens wiesen darauf hin, dass es keinerlei Anzeichen dafür gebe, dass hier eine germanische Kultur nachweisbar sei, weshalb der Name Asenturm abzulehnen sei. Nach einer Kampfabstimmung wurde dann doch der Hackersche Sinnspruch mit 12 gegen 4 Stimmen angenommen.

Einrichtung der Landesvermessung

Der Gipfel des Ochsenkopfes spielte bei geografischen Vermessungen schon immer eine bedeutende Rolle. Die ersten genaueren Vermessungen im Fichtelgebirge fielen in die Regierungszeit des Bayreuther Markgrafen Friedrich, der von 1735 bis 1763 regierte. Der berühmte französische Kartograph und Direktor der Sternwarte in Paris, César François Cassini de Thury weilte 1761 in Bayreuth und führte sogenannte Dreiecksmessungen in der Umgebung der Residenzstadt durch. Auch er wählte den Ochsenkopf als trigonometrischen Ausgangspunkt. Der Markgraf begleitete den Gelehrten persönlich bis zum Berggipfel und interessierte sich für die Arbeiten mit den Messinstrumenten. Der Fichtelgebirgsverein erinnert an diesen hohen Besuch mit einem Steinschild am Asenturm mit der Aufschrift „1761 weilte hier Markgraf Friedrich mit dem Gelehrten Cassini“. Die Vermessungsunterlagen befinden sich im Staatsarchiv.

Aus den Aufzeichnungen des Bischofsgrüner Pfarrers Heinrich Scherber in seinem Buch Umsichten auf den Ochsenkopf geht hervor, dass Bernhard von Lindenau von der Sternwarte Gotha im Oktober 1808 Messinstrumente bei einer freistehenden Felsmauer auf dem Ochsenkopf aufstellte. Er ließ auch ein trigonometrisches Zeichen in Form einer Holzpyramide errichten, die übrigens auch als erster Aussichtsturm verwendet wurde. Neben Gradmessungen führte von Lindau auch Höhenmessungen durch und trug durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen wesentlich zur Kenntnis des Fichtelgebirges bei. Für den genauen Instrumentenstandort wurden 1810 ein Kreuz und Pfeile in einen Felsen eingemeißelt und 1850 fügte man oberhalb des Kreuzes die Buchstaben H.D.N.P für Hauptdreiecksnetzpunkt hinzu. Die Felseinmeißelungen sind noch deutlich zu sehen. 1876 errichtete die königlich sächsische Landesvermessung unter der Leitung von Professor Nagel in der Nähe des H.D.N.P einen Steinpfeiler in Obeliskform, der für Zwecke der europäischen Gradmessung verwendet wurde. Da die sächsische Regierung damals die Errichtung und Finanzierung dieses Pfeilers besorgte, ging er als Sächsischer Vermessungspfeiler in die Geschichte ein. Der noch sichtbare Obelisk ist der Rest des Pfeilers, der ursprünglich wesentlich höher war.

Ochsenkopf-Proterobas

Der grüne Ochsenkopf-Proterobas ist ein Hartgestein. Das Gesteinsvorkommen aus dem Perm ist ein Lamprophyr, ein Ganggestein, zwischen Bischofsgrün und Fichtelberg. Das Vorkommen durchzieht den Ochsenkopf als Gang, der sich in einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von 5 bis 30 Metern in Südost-Nordwestrichtung durch das Bergmassiv über den Berg Ochsenkopf zieht. Dieser Naturstein ist wie Granit verwitterungsbeständig und kann poliert werden. Im Dritten Reich war es ein Gestein, das von Arno Breker, Fritz Klimsch, Josef Thorak und Artur Sansoni für Steinbildhauerarbeiten bevorzugt verwendet wurde, da es Granit ähnlich sieht, dennoch nicht seine Härte erreicht. Verwendet wurde dieses Gestein auch im Bauwesen für Boden- und Treppenbeläge, Wandplatten, Mauer- und Bordsteine.

Seit dem 15. Jahrhundert wurde Proterobas zu Glasknöpfen und Hohlgläsern geschmolzen und bei archäologischen Ausgrabungen wurde festgestellt, dass das Steinmaterial ab Mitte des 17. Jahrhunderts in einer Glashütte im Waldgebiet Wolfslohe bei 1.300°C geschmolzen und bei 700 bis 1.000°C zu schwarzem Glasknöpfen und Glasperlen verarbeitet wurde.[1] In Bischofsgrün wurden im späten 17. Jahrhundert die sogenannten Ochsenkopfgläser gefertigt.

Orte rund um den Ochsenkopf

Die Sendeanlagen

→ Hauptartikel Sender Ochsenkopf

Die Seilbahnen

→ Hauptartikel Seilbahn Ochsenkopf-Süd

→ Hauptartikel Seilbahn Ochsenkopf-Nord

Literatur

  • Christoph Schaller: Johann Heinrich Scherbers Umsichten auf dem Ochsenkopf aus dem Jahre 1811, Heft 2/1989 der Schriftenreihe „Das Fichtelgebirge“, Fichtelgebirgsverein e. V., Wunsiedel.
  • Dietmar Herrmann: Der Ochsenkopf im Fichtelgebirg, Heft 17/2009 der Schriftenreihe des Fichtelgebirgsvereins, Theresienstr. 2, 95632 Wunsiedel.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Proterobas-Glashütte. Archäologische Untersuchung einer Waldglashütte, abgerufen am 2. August 2009

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