Oberösterreich (Habsburg)

Oberösterreich (Habsburg)
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Territorium im Heiligen Römischen Reich

Oberösterreich
Wappen
Bindenschild Privilegium maius 1512.svg
Alternativnamen Tirol und die Vorlande
Entstanden aus Grafschaft Tirol, Vorderösterreich
Herrschaftsform Statthalterei
Herrscher/Regierung Erzherzog von Österreich, Graf von Tirol/Statthalter (in Personalunion)
Heutige Region/en AT/IT/DE
Reichskreis Österreichischer Reichskreis
Hauptstädte/Residenzen Innsbruck
Dynastien Habsburg, Habsburg-Tirol (Ältere, Jüngere)
Konfession/Religionen katholisch
Sprache/n Bairisch, Lombardisch, Ladinisch
Aufgegangen in Kronland Tirol

Oberösterreich (lateinisch Austria Superior), auch Tirol und die Vorlande war die Bezeichnung für einen durch Erbteilung der Habsburger 1406 bis 1665 bestehenden Herrschaftbereich, der aus der Grafschaft Tirol mit den Landesteilen Vorderösterreich und Vorarlberg bestand. Oberösterreich bildete gemeinsam mit Niederösterreich und dem zeitweise bestehenden Innerösterreich den Kernbereich der österreichischen Erblande.[1]

Nicht zu verwechseln ist der Begriff mit dem heutigen österreichischen Bundesland Oberösterreich gemeinsam mit (heutigen) Niederösterreich Teil des Herzogtums Österreich bzw. des Erzherzogtums Österreich; dafür wurde zu dieser Zeit der Begriff Österreich ob der Enns verwendet. Urkundlich das erste Mal erwähnt ist die Bezeichnung Austria superior im Jahre 1264,[2] also während des Österreichischen Interregnums, als Ottokar Přemysl in den ehemals babenbergischen Landen regiert, und die Verwaltung reorganisiert, und meint dort etwa im heutigen Sinne den die Gegend zwischen Ybbs, Hausruck und Traungau. Österreich ‚ob der Enns‘ (supra Anasum) erscheint 1266, welches sich so durchsetzt.[3]

Die Tiroler Lande hingegen, deren Kern in der Herrschaft Tyrol im Vintschgau in Südtirol liegt, sind in dieser Zeit gerade erst in Entwicklung, dort herrschen noch die Grafen von Görz-Tirol, und erwerben in den 1250ern und 1260ern mit dem Oberinntal in Nordtirol die ersten Länder im heutigen Bundesland Tirol. Die Habsburger treten nach dem Erbvertrag der Görzerin Margarete Maultasch mit Rudolf dem Stifter 1363 dort die Herrschaft an. Schon bald nachher, im Hausvertrag von Neuberg 1379, trennen sich aber die Linien der Albertiner von der der Leopoldiner, erstere übernehmen Niederösterreich (Austria Inferior) mit dem (Erz-)Herzogtum ob und unter der Enns um Wien, zweitere Innerösterreich (Austria Interior) um Graz, mit den Herzogtümern Steier, Kärnten und Krain. Die letztere, jüngere Linie bildet in den (Älteren) Tiroler eine weitere Nebenlinie, und deren Herrschaft, die Grafschaft Tirol und deren Nebenlande, bekommt den alten Namen Oberösterreich (Austria Superior), für die alten Stammlande verwendet man den Namen Vorderösterreich (Austria Anterior), wobei die Lande Vorarlberg einen Zwischenstatus zwischen Tirol und den Vorlanden einnehmen. Die Habsburgische Linie ist nur kurz und umfasst Friedrich mit der leeren Tasche (1382–1439) und seinen Sohn Siegmund (1427–1496). Kurz vor Erlöschen der Linie, 1493, anläßlich des Amtantritts von Maximilian I., wird von Kaiser Friedrich III. das Tiroler Grafentum gefürstet, also in den Stand der Reichsunmittelbarkeit erhöht.

Kaiser Friedrich überwindet diese Trennung, und mit 1490 wird die gemeinsame Landesverwaltung in Hofburg Innsbruck installiert. Seit dann verwalten die Tiroler Statthalter – anfangs durchwegs habsburgische Erbprinzen (Erzherzöge), später niederadelige Verwaltungsbeamte, auch Vorderösterreich oder die Vorlande (so, wie die Innerösterreich noch die Küstenlande (Litorale) um Triest an der Adria mitverwalten). Zeitweise hatte aber einer der habsburgischen Prinzen innerhal Oberösterreichs eine eigene vorderösterreichische Statthalterschaft inne, meist zu Freiburg im Breisgau.

Noch einmal, unter Kaiser Ferdinand II. bildet sich ein Tiroler Herrscherhaus, Jüngere Tiroler Linie genannt, als der ältere Sohn Ferdinand 1619 Kaiser (III.) und Erzherzog zu Österreich wird, und der jüngere Leopold (V., 1586–1632) Regent in Tirol. Auch diese Linie erlischt schon in der nächsten Generation, mit Sigismund Franz (1630–1665), und Ferdinand beerbt endgültig alle habsburgischen Linien. Hiermit verliert der Begriff „Oberösterreich“ im Sinne eines eigenständigen Territoriums seine Bedeutung.

In den folgenden Jahrhunderten, im Zuge der Zentralisierung des Absolutismus, bilden sich die Kronländer als zentrale Verwaltungsgliederung der Habsburgermonarchie heraus. Die Bezeichnung „Oberösterreich“ für Österreich ob der Enns taucht dann umgangssprachlich im 17. Jahrhundert wieder auf (besonders populär gemacht haben den Ausdruck in der ursprünglichen Bedeutung Geographen und Kartenmacher wie Matthäus Merian, Georg Matthäus Vischer und Martin Zeiller, offiziell für das Bundesland gilt es erst ab 1919), als die Vorderösterreichischen Länder im schwäbisch-elsässer Raum schon weitgehend verlustig gegangen waren, und man dort nurmehr von [Gefürstete Grafschaft] Tirol mit den Vorlanden oder letztendlich mit Vorarlberg sprach.

Einzelnachweise

  • Roman Sandgruber: Der Name Oberösterreich. In: Oberösterreichische Nachrichten. 15. März 2008 (online. In: forum oö geschichte – Virtuelles Museum Oberösterreich :: Themen :: Wir Oberösterreicher. Verbund Oberösterreichischer Museen, 2010, abgerufen am 27. Oktober 2011.).
  1. Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 1, Wien 2003, ISBN 3-8000-3617-7; S. 30ff.
  2. dabei wird Konrad von Sum[m]erau als ‚Landrichter der Provinz Oberösterreich‘ (iudex Provincie Austrie superioris) erwähnt. Vergl. Klaus Rumpler: „Provintia Austria superior“. Urkunde 1264, OÖLA, StiA Garsten, Urk. Nr. 56 – 1. Juli 1264, Linz. In: forum oö geschichte :: Epochen :: Mittelalter :: "Mit Brief und Siegel". 2010, abgerufen am 27. Oktober 2011 (mit lateinischem Originaltext).
  3. vergl. Abschnitt Das Land ob der Enns entsteht. In: Christian Rohr: Landausbau im mittelalterlichen Oberösterreich. In: forum oö geschichte :: Epochen :: Mittelalter :: Das Werden des Landes :: Landausbau und Landwirtschaft. 2010, abgerufen am 27. Oktober 2011.

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