Oberamt Sigmaringen

Oberamt Sigmaringen

Das Oberamt Sigmaringen war ein Verwaltungsbezirk im Süden des heutigen deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Das hohenzollerische Oberamt gehörte von 1807 bis 1850 zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, anschließend bis zu seiner Auflösung 1925 als Teil der Hohenzollernschen Lande zu Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Umwälzungen der napoleonischen Zeit brachten der Sigmaringer Linie des Hauses Hohenzollern sowohl Gebietsgewinn als auch die Befreiung von der seit 1535 auf den zollerischen Grafschaften Sigmaringen und Veringen lastenden österreichischen Lehnshoheit. Das im Jahr 1807 neu errichtete fürstliche Oberamt Sigmaringen fungierte als Verwaltungs-, Polizei- und Justizbehörde für das Gebiet der beiden früheren Grafschaften. Nachdem die Souveränität 1850 an Preußen übergegangen war, wurde die Rechtspflege nach preußischen Gepflogenheiten von der Verwaltung getrennt. Für den ganzen Regierungsbezirk war ab 1854 das Kreisgericht Hechingen zuständig; die Sigmaringer Kreisgerichtsdeputation wurde 1879 zum Amtsgericht aufgewertet. Als untere Verwaltungsbehörde bestand das in seiner räumlichen Abgrenzung mehrfach veränderte Oberamt Sigmaringen weiter, bis es durch das Gesetz zur Vereinfachung der Verwaltung vom 7. Oktober 1925 mit dem größten Teil des Oberamts Gammertingen zum Landkreis Sigmaringen verschmolzen wurde.

Zugehörige Orte

Bei seiner Gründung 1807 deckte sich das Oberamt mit dem Gebiet der früheren Grafschaften Sigmaringen (einschließlich des Mediatklosters Habsthal) und Veringen, umfasste also neben den Städten Sigmaringen und Veringenstadt die Dörfer Bingen, Bittelschieß, Ettisweiler, Habsthal, Hausen, Hornstein, Inzigkofen, Kalkreute, Krauchenwies, Laiz, Mottschies, Rosna, Rengetsweiler, Rulfingen, Sigmaringendorf, Thalheim, Benzingen, Billafingen, Harthausen, Hitzkofen, Langenenslingen und Veringendorf. 1812 kam das im Tausch von Baden erworbene Dorf Ablach hinzu. Bis 1828 wurde das Oberamt mehrmals verkleinert: Thalheim kam zum Obervogteiamt Beuron (Verordnung vom 21. April 1823), Veringenstadt, Benzingen, Harthausen, Veringendorf zum Oberamt Gammertingen (Verordnung vom 15. Juni 1827), Rengetsweiler zum Oberamt Wald (Verordnung vom 10. Januar 1828).

Durch Verordnung vom 15. Oktober 1840 wurde der Oberamtsbezirk um Jungnau und Vilsingen (mit Dietfurth und Nickhof), bislang Obervogteiamt Jungnau, vergrößert. Nach dem Übergang an Preußen kamen durch Verordnung vom 18. Januar 1854 die Dörfer Ober- und Unterschmeien sowie die Kolonie Thiergarten vom aufgelösten Oberamt Straßberg hinzu, ferner die Exklave Achberg, die bisher ein eigenes Amt gebildet hatte. Eine abschließende Erweiterung erfolgte, als die Oberämter Wald und Ostrach durch Verordnung vom 27. Dezember 1861 beziehungsweise 28. März 1862 aufgehoben und mit dem Oberamt Sigmaringen vereinigt wurden.

Somit umfasste das Oberamt von 1862 bis 1925 die folgenden Gemeinden:[1]

Nr. Gemeinde Fläche (ha)
1885
Einwohner
1885
Einwohner
1925
heutige Gemeinde
1 Sigmaringen, Stadt 3470 4146 5299 Sigmaringen
2 Ablach 616 385 395 Krauchenwies
3 Achberg 1293 662 732 Achberg
4 Bärenthal 1268 505 383 Bärenthal
5 Beuron 951 129 478 Beuron
6 Billafingen 515 140 117 Langenenslingen
7 Bingen 2069 835 1025 Bingen
8 Bittelschieß 447 164 179 Krauchenwies
9 Burgau 90 41 33 Dürmentingen
10 Deutwang 371 183 159 Hohenfels
11 Dietershofen 404 163 143 Meßkirch
12 Einhart 428 256 275 Ostrach
13 Ettisweiler 192 67 84 Krauchenwies
14 Gaisweiler 367 100 118 Pfullendorf
15 Glashütte 179 105 100 Wald
16 Habsthal 388 129 190 Ostrach
17 Hausen am Andelsbach 617 551 612 Krauchenwies
18 Hippetsweiler 352 212 196 Wald
19 Hitzkofen 882 275 301 Bingen
20 Hornstein 400 94 90 Bingen
21 Igelswies 312 98 115 Meßkirch
22 Inzigkofen 759 430 406 Inzigkofen
23 Jungnau 2224 668 586 Sigmaringen
24 Kalkofen 840 253 241 Hohenfels
25 Kalkreute 478 119 129 Ostrach
26 Kappel 335 136 111 Wald
27 Krauchenwies 1111 907 910 Krauchenwies
28 Laiz 914 563 738 Sigmaringen
29 Langenenslingen 1546 697 658 Langenenslingen
30 Levertsweiler 327 222 233 Ostrach
31 Liggersdorf 665 303 322 Hohenfels
32 Magenbuch 1615 256 270 Ostrach
33 Mindersdorf 880 315 289 Hohenfels
34 Mottschies 215 106 116 Pfullendorf
35 Oberndorf 765 234 232 Herdwangen-Schönach
36 Oberschmeien 1052 335 328 Sigmaringen
37 Ostrach 713 772 1040 Ostrach
38 Otterswang 857 232 259 Pfullendorf
39 Reischach 218 80 78 Wald
40 Rengetsweiler 504 263 266 Meßkirch
41 Riedetsweiler 202 103 107 Wald
42 Ringgenbach 499 146 176 Meßkirch
43 Rosna 319 240 264 Mengen
44 Rothenlachen 221 70 72 Wald
45 Ruhestetten 641 213 188 Wald
46 Rulfingen 988 721 681 Mengen
47 Selgetsweiler 347 114 118 Hohenfels
48 Sigmaringendorf 1249 1015 1644 Sigmaringendorf
49 Spöck 315 127 130 Ostrach
50 Tafertsweiler 1828 403 414 Ostrach
51 Thalheim 948 413 427 Leibertingen
52 Unterschmeien 818 151 118 Sigmaringen
53 Vilsingen 1368 508 601 Inzigkofen
54 Walbertsweiler 836 340 342 Wald
55 Wald 828 513 461 Wald
  Nonnenhof, Forstbezirk 134 0  
  Weithart, Forstbezirk 944 0  

Die Oberamtmänner des Oberamts und Amtsverbands Sigmaringen bis 1925

  • 1851–1853: Anton von Sallwürk
  • 1853–1854: Hermann Mock (kommissarisch)
  • 1854–1856: Thaddäus Bachmann (kommissarisch)
  • Juni 1856–Oktober 1859: Freiherr Raitz von Frentz
  • 9. November 1859–17. März 1873: Leopold Otto Albrecht von Manstein
  • 1873–1874: Stelle unbesetzt
  • 1. Juni 1875-17. März 1883: Hermann Mock
  • 1. Juli 1883–30. September 1890: Otto Georg Moritz von Westhoven
  • 1. Oktober 1890–1903: Heinrich von Meer
  • 1903–3. März 1920: Philipp Longard
  • April 1920–31. Januar 1921: Michael Lang von Langen
  • 1. Februar 1921–18. August 1923: Anton Reiser
  • 18. August 1923–8. Februar 1924: Stelle unbesetzt
  • 9. Februar 1924–November 1924: Karl Müller (kommissarisch)
  • 5. Dezember 1924–8. Oktober 1925: Robert Seifert

Literatur

  • Ulrike Redecker: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1815–1857. In: Karl Heinz Schröder (Hrsg.): Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Karte VII,4, Stuttgart 1976, ISBN 3-921201-10-1.
  • Ulrike Redecker: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1858–1936. In: Karl Heinz Schröder (Hrsg.): Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Karte VII,5, Stuttgart 1976, ISBN 3-921201-10-1.

Einzelnachweise

  1. Zahlenangaben nach Gemeindelexikon, Ausgaben 1887 und 1930. Die unbewohnten Forstbezirke wurden 1901 in den Gemeindeverband eingegliedert.

Weblinks


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