Oberamt Münsingen

Oberamt Münsingen
Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926

Das Oberamt Münsingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #34), der 1934 in Kreis Münsingen umbenannt und 1938 zum Landkreis Münsingen vergrößert wurde. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Oberamt Münsingen, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschafts- und Ämtergrenzen
Legende

Im 13. Jahrhundert kam Münsingen in den Besitz der Grafen von Württemberg, die den Ort in der Folge zur Stadt erhoben und auch einige umliegende Dörfer erwarben, jedoch beim Versuch scheiterten, ihr Territorium auf der mittleren Alb weiter nach Süden auszudehnen. Münsingen blieb ein Landstädtchen an der Peripherie des Herzogtums, gehörte zunächst zum Amt Urach und wurde 1654 zum Verwaltungssitz eines eigenen, vergleichsweise kleinen Amtsbezirks bestimmt.

Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss nahm Württemberg 1802 das Kloster Zwiefalten in Besitz und richtete dort ein Oberamt ein, dem man 1806 auch die infolge der Rheinbundakte hinzugekommenen vormals fürstenbergischen bzw. ritterschaftlichen Orte der Umgebung zuteilte. 1810 wurde das Oberamt Zwiefalten aufgelöst und größtenteils ins Oberamt Münsingen eingegliedert, das bereits 1808–1809 Zuwachs in Form der Unterämter Laichingen, Steingebronn (beide zuvor beim Oberamt Urach) und Justingen (ehemals Rentkammer, dann vorübergehend beim Oberamt Ehingen) erhalten hatte.

Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordneten Bezirks waren nach der Neuordnung die württembergischen Oberämter Riedlingen, Ehingen, Urach, Blaubeuren, Reutlingen und Geislingen sowie das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen (ab 1850 preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen).

Ehemalige Herrschaften

1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

  • Herzogtum Württemberg
    • Oberamt Münsingen: Münsingen, Apfelstetten, Auingen, Böttingen, Dapfen, Ennabeuren (1/2), Hundersingen, Magolsheim, Mehrstetten, Ödenwaldstetten sowie die Domänen Grafeneck und Marbach;
    • Oberamt Urach: Laichingen, Feldstetten, Sontheim, Steingebronn, Bernloch, Dottingen, Gomadingen, Kohlstetten, Meidelstetten;
    • Rentkammer, Stabsamt Justingen: Justingen, Gundershofen, Hütten, Ingstetten;
    • Klosterhofmeisterei Offenhausen: Offenhausen.
  • Fürstenberg, Herrschaft Gundelfingen: Hayingen, Bichishausen, Münzdorf mit Derneck und Anteil an Weiler, Ennabeuren (1/2).
  • Reichsabtei Zwiefalten: Zwiefalten, Aichelau, Aichstetten, Baach mit Attenhöfen, Ehrenfels mit Wimsheim, Emeringen, Gauingen mit Hochberg, Geisingen, Goßenzugen, Huldstetten, Maßhalderbuch, Oberstetten, Oberwilzingen, Pfronstetten, Sonderbuch, Tigerfeld, Wilsingen.
  • Reichsabtei Marchtal: Bremelau.
  • Reichsritterschaft
    Beim Ritterkanton Donau der schwäbischen Ritterschaft waren immatrikuliert:
    • Eglingen, Ehestetten (Freiherr von Speth-Untermarchtal),
    • Schülzburg mit Anhausen, Erbstetten, Indelhausen (Freiherr von Speth-Schülzburg),
    • Buttenhausen (Freiherr von Liebenstein),
    • Niedergundelfingen mit Anteil an Weiler (Freiherr Reichlin von Meldegg),
    • Unterwilzingen als Teil des Ritterguts Rechtenstein.
  • Die Herrschaft Hohengundelfingen mit Dürrenstetten des Fürsten Palm-Gundelfingen stand außerhalb des Verbands der Ritterschaft.

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1825

Folgende Schultheißereien bzw. Gemeinden waren dem Oberamt 1825 unterstellt:

Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1825 heutige Gemeinde
    evangel. kathol.  
1 Münsingen 1372 5 Münsingen
2 Aichelau 331 Pfronstetten
3 Aichstetten mit Pfronstetten 271 Pfronstetten
4 Anhausen mit Schilzburg1 205 Hayingen
5 Apfelstetten 246 Münsingen
6 Auingen 490 Münsingen
7 Bach2 mit Attenhöfen 393 Zwiefalten
8 Bernloch 367 Hohenstein
9 Bichishausen 138 Münsingen
10 Böttingen 367 Münsingen
11 Bremelau 265 Münsingen
12
 
Buttenhausen
 
240
 
31
193 Juden
Münsingen
 
13 Dottingen mit Steingebronn 457 8 Münsingen
14 Eglingen 11 253 Hohenstein
15 Ehestetten 5 236 Hayingen
16 Emeringen 229 Emeringen
17 Enabeuren3 335 227 Heroldstatt
18 Erbstetten mit Unterwilzingen 186 Ehingen (Donau)
19 Feldstetten 793 Laichingen
20 Gauingen mit Hochberg 229 Zwiefalten
21 Gomadingen mit Offenhausen 528 2 Gomadingen
22 Gundelfingen mit Dürrenstetten 363 Münsingen
23 Gundershofen 253 Schelklingen
24 Hayingen mit Ehrenfels und Wimsheim 656 Hayingen
25 Hütten 6 314 Schelklingen
26 Huldstetten mit Geißingen4 6 255 Pfronstetten
27 Hundersingen 275 Münsingen
28 Indelhausen mit Maisenburg 164 Hayingen
29 Ingstetten 429 Schelklingen
30 Justingen 11 611 Schelklingen
31 Kohlstetten 220 1 Engstingen
32 Laichingen 1699 Laichingen
33 Magolsheim 181 295 Münsingen
34 Mehrstetten 639 Mehrstetten
35 Meidelstetten 253 Hohenstein
36 Münzdorf mit Derneck und Weiler 153 Hayingen
37 Oberstetten mit Maßhalderbuch 35 484 Hohenstein
38 Oberwilzingen 107 Hayingen
39 Oedenwaldstetten 219 Hohenstein
40 Sonderbuch 187 Zwiefalten
41 Sontheim 441 Heroldstatt
42 Tapfen5 mit Wasserstetten,
Grafeneck und Marbach
442 3 Gomadingen
43 Tigerfeld 248 Pfronstetten
44 Wilsingen 224 Trochtelfingen
45 Zwiefalten mit Gossenzugen 33 297 Zwiefalten
  Summe
 
9812
 
8153
193 Juden
 

heutige Schreibweise

1 Schülzburg
2 Baach
3 Ennabeuren
4 Geisingen
5 Dapfen

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

Gemeinden und Markungen um 1860

Im spätabsolutistischen Staat König Friedrichs spielte die kommunale Selbstverwaltung altwürttembergischer Prägung keine Rolle mehr. Die als Schultheißereien bezeichneten lokalen Behörden waren lediglich ausführendes Organ einer allmächtigen Zentralgewalt. Während im altwürttembergischen Teil des Oberamts die äußere Form – die Gemeindeeinteilung – an die Traditionen anknüpfte, musste in den neu erworbenen Gebieten erst eine zweckmäßige Gliederung gefunden werden. 1815 bestanden dort die jeweils mehrere Orte umfassenden Schultheißereien Aichelau, Baach, Bremelau, Emeringen, Hayingen, Huldstetten, Oberstetten, Schülzburg und Tigerfeld. Nachdem die Verfassung von 1819 und das Verwaltungsedikt von 1822 die kommunale Autonomie wiederhergestellt und gestärkt hatten, konstituierten sich die Gemeinden als Körperschaften. Eine Reihe von Aus- und Umgemeindungen führte bis 1825 zu dem in der Tabelle wiedergegebenen Zustand.

1826 wurde Goßenzugen von Zwiefalten getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1829 wurde Pfronstetten von Aichstetten getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1830 wurde Oberwilzingen nach Hayingen eingemeindet.

1834 wurde Steingebronn, das 1822 nach Dottingen eingegliedert worden war, wieder zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1849 wurde Geisingen von Huldstetten getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

Um 1850 wurde Maßhalderbuch von Oberstetten nach Ödenwaldstetten umgemeindet.

1938 wurden Baach und Goßenzugen nach Zwiefalten eingemeindet.

Amtsvorsteher

  • 1807 – 1809: Ludwig Ferdinand Dapp
  • 1809 – 1818: Ludwig Heinrich Abel
  • 1818 – 1819: Carl Heinrich Wilhelm Erhardt (Amtsverweser)
  • 1819 – 1826: Friedrich Hoyer
  • 1826 – 1835: Philip Friedrich Schaufelin
  • 1835 – 1836: Maximilian Haßlacher (Amtsverweser)
  • 1836 – 1842: Johann Jacob Mann
  • 1842 – 1848: Gustav Friedrich Scholl
  • 1849 −1849: Georg Emil von Majer
  • 1850 – 1852: Heinrich von Idler
  • 1853 – 1869: Georg Christian Haug
  • 1869 – 1877: Ernst Mühlschlegel
  • 1877 – 1888: Max Theodor Fischer
  • 1888 – 1893: Heinrich Otto Widmann
  • 1893 – 1902: Hugo Rau
  • 1902 – 1910: Maximilian Binder
  • 1910 – 1919: Karl Weber
  • 1919 – 1922: Franz Paradeis
  • 1922 – 1929: Otto Barth
  • 1929 – 1938: Georg Eisenlohr

Literatur

  • Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Münsingen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825. Reprint Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0002-1.
  • K. Statist. Landesamt (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Münsingen. Neubearbeitung. Kohlhammer, Stuttgart 1912.
  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Landkreis Reutlingen. Thorbecke, Sigmaringen 1997, ISBN 3-7995-1357-4.
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9. 

Weblinks


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