NÖLB E

NÖLB E
NÖLB E / ÖBB 1099
Oebb1099 01.jpg
Nummerierung: E.1–16 / 1099.01 - 16
Anzahl: 16
Hersteller: Krauss & Comp. (Mech.)
Siemens-Schuckert (Elektr.)
Baujahr(e): 1910–1914
Achsformel: C'C'
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Puffer: 10.900 mm
Dienstmasse: 49 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Stundenleistung: 420 kW
Dauerleistung: 320 kW
Anfahrzugkraft: 104 kN
Stromsystem: 6,5 kV, 25 Hz
Anzahl der Fahrmotoren: 2
Antrieb: Vorgelegewelle und Kuppelstangen

Bei den ursprünglich als Reihe E von der Niederösterreichischen Landesbahnen beschafften und heute als Reihe 1099 bezeichneten Lokomotiven handelt es sich um speziell für die schmalspurige Mariazellerbahn entwickelte Elektrolokomotiven. Aufgrund des einzigartigen Stromsystems das bei der Mariazellerbahn verwendet wird und der Tatsache, dass es sich um Schmalspurlokomotiven handelt, können die Lokomotiven der Reihe 1099 auch heute noch ausschließlich auf dieser Strecke eingesetzt werden. Mit einem Alter von nunmehr über hundert Jahren, sind die Elektrolokomotiven der Reihe 1099 heute die weltweit ältesten im Planeinsatz befindlichen elektrischen Schmalspurlokomotiven.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

E.1 (ÖBB 1099.01) im Auslieferungszustand am Alpenbahnhof in St. Pölten, um 1910
1099 in Doppeltraktion bei Kirchberg an der Pielach

1910–1923 Niederösterreichischen Landesbahnen

Der elektrische Teil dieser durch die Niederösterreichischen Landesbahnen in Auftrag gegebenen Lokomotiven wurde von den österreichischen Siemens-Schuckert-Werken in Wien hergestellt. Der mechanische Teil stammt bei 15 Lokomotiven von Krauss & Comp. in Linz, bei einer Lokomotive, der E.14, von der Grazer Waggonfabrik.

Die Anlieferung der ersten, als Reihe E bezeichneten Elektrolokomotive erfolgte vor April 1910 an die Betriebswerkstatt in St. Pölten Localbahn, heute St. Pölten Alpenbahnhof. Ab 11. April 1910 wurden im Nahbereich von St. Pölten erste Probefahrten unternommen.[1] Der erste planmäßige Zug fuhr mit einer elektrischen Lokomotive am 27. März 1911. Er wurde in Kirchberg an der Pielach von der E.3 übernommen und bis Laubenbachmühle befördert.[2] Anschließend fanden weitere Fahrten noch im Mischbetrieb mit Dampflokomotiven statt, die der Betriebserprobung sowie der Personalschulung dienten. Ab dem 1. Mai 1911, dem Beginn des Sommerfahrplans, wurde der planmäßige, elektrische Betrieb mit für die Elektroloks angepassten Fahrzeiten aufgenommen. 1914 endete nach Anlieferung der E16 die Beschaffung dieser Lokbaureihe.

1923–1938 Bundesbahnen Österreichs (BBÖ)

Die Österreichischen Bundesbahnen führten die Loks weiterhin als Reihe E in ihrem Fahrzeugbestand ein, am Einsatz änderte sich naturgemäß nichts.

1938–1946 Deutsche Reichsbahn

Nachdem die Bundesbahnen Österreichs, nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahre 1938 in der Deutschen Reichsbahn aufgegangen waren, wurden die Loks Loks fortan als E 99 bezeichnet.

1946–2010 Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Wiedererlangung der staatlichen Selbstständigkeit durch Österreich, wurden die Loks durch die wieder erstandenen Österreichischen Bundesbahnen nach dem neuen Nummernschema von 1953 als Reihe 1099 nummeriert. Nachdem die Loks knapp fünfzig Jahre im Einsatz gewesen waren, erfolgte zwischen 1959 und 1962 eine grundlegende Modernisierung der Maschinen. Der Lokkasten wurde komplett erneuert, die Loks wurden neu verkabelt, mit einer pneumatischen Schützensteuerung ausgestattet und mit einer neuen Druckluft-Zusatzbremse ausgestattet. Rahmen, Fahrmotoren, Transformatoren, Antrieb und Drehgestelle blieben unverändert. Nach dem Umbau waren sie nur mehr mit einem Stromabnehmer ausgestattet. Der erste und bisher einzige Verlust einer Lok der Reihe 1099 trat am 11. Februar 1981 ein, als ein talwärtsfahrender und mit der Lok 1099.15 bespannter Zug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit vom Buchberggraben-Viadukt stürzte, wobei der Lokführer getötet wurde. Die Maschine musste daraufhin an Ort und Stelle zerlegt werden.[3] Fünf weitere Loks sind mittlerweile in der Betriebswerkstatt in St. Pölten Alpenbahnhof abgestellt und teilweise als Ersatzteilspender herangezogen worden, so dass heute nur noch zehn Maschinen betriebsfähig sind. Dreizehn der Lokomotiven wurden offiziell nach Gemeinden benannt, die an der Mariazellerbahn liegen, und wurden mit deren Gemeindewappen versehen; einige tragen zusätzlich Spitznamen, die teilweise ebenfalls auf den Lokkästen angeschrieben sind. Ab Mitte der 1990er-Jahre erhielten drei Lokomotiven zusätzlich eine Druckluftbremseinrichtung für den Zug eingebaut, um damit bei Bedarf die druckluftgebremsten Triebzüge der Reihe 4090 abzuschleppen. Dieselben drei Lokomotiven tragen inzwischen den braunen Anstrich des Touristikzuges „Ötscherbär“.

seit 2010 Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft

Mit Beginn des Winterfahrplanes 2010/2011, am 12. Dezember 2010, gingen die Infrastruktur, die Betriebsführung sowie sämtliche Betriebsmittel der Mariazellerbahn auf die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft über, die die Loks weiterhin als Reihe 1099 betreibt. Ab Dezember 2012 sollen diese durch neue dreiteilige Triebwagen der Schweizer Firma Stadler Rail ersetzt werden. Der Touristikzug Ötscherbär bleibt aber bestehen und wird weiterhin mit Lokomotiven der Reihe 1099 bespannt werden.[4]

Technik

Die Konstruktion folgt heute noch geltenden Grundsätzen: Die Loks haben einen durchgehenden Lokkasten mit zwei dreiachsigen Drehgestellen. Jedes Drehgestell verfügt über einen fest gelagerten Fahrmotor; der Antrieb erfolgt über Vorgelegewellen und Kuppelstangen. Der Lokkasten ist mit den Drehgestellen durch je einen Drehzapfen verbunden. An beiden Enden des Lokkastens ist ein Führerstand angeordnet; im Raum dazwischen sind die beiden Transformatoren und Hilfsaggregate angeordnet. Die Fahrmotoren sind 10-polige Einphasen-Wechselstrom-Reihenschlussmotoren mit einer Dauerleistung von etwa je 160 kW. Wie bei den österreichischen Schmalspurbahnen allgemein üblich, verfügen die Loks über eine Saugluftbremse des Systems Hardy.

Einzelnachweise

  1. Protokoll der Probefahrt No. 1 am 11. April 1910 (Betriebsmittel: Lokomotive No. 1), EVN-Archiv, Wiener Neudorf
  2. Felsinger/Schober - Die Mariazellerbahn, S. 64
  3. Felsinger/Schober - Die Mariazellerbahn, S. 134
  4. Homepage der Stadt St. Pölten NÖ kauft neue Fahrzeuge für Mariazellerbahn (abgerufen am 29. März 2011)

Siehe auch

Literatur

  • Horst Felsinger, Walter Schober: Die Mariazellerbahn. Verlag Pospischil, Wien 1971, 1973, 1979, 2002. Online-Ausgabe.
  • Hans P. Pawlik: Technik der Mariazellerbahn. Slezak, Wien 2001, ISBN 3-85416-189-1.
  • Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.
  • Autorenkollektiv: Elektrisch nach Mariazell - Die ersten 100 Jahre. Railway-Media-Group, Wien 2011, ISBN 978-3-9503057-2-2
  • Österr. Siemens-Schuckert-Werke (Hrsg.): Die Einphasen-Wechselstrombahn St. Pölten-Mariazell. 1926; Railway-Media-Group, Wien 2010 (Reprint)

Weblinks


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