Nymphaea alba

Nymphaea alba
Weiße Seerose
Weiße Seerose (Nymphaea alba)

Weiße Seerose (Nymphaea alba)

Systematik
Ordnung: Seerosenartige (Nymphaeales)
Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)
Unterfamilie: Nymphaeoideae
Gattung: Seerosen (Nymphaea)
Untergattung: Nymphaea
Art: Weiße Seerose
Wissenschaftlicher Name
Nymphaea alba
L.

Die Weiße Seerose (Nymphaea alba) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae). Sie gilt als typische Vertreterin der Schwimmblattpflanzen, nach der die Verlandungszone von Gewässern sogar Seerosenzone genannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Illustration
Weiße Seerosen
Weiße Seerose
Weiße Seerose auf einer Sondermarke der Deutschen Bundespost (1957) für den Naturschutz

Die Weiße Seerose ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Diese Wasserpflanze bildet verzweigte Rhizome, aber keine Stolonen. Die dunkelgrünen Laubblätter sind lang gestielt. Die 10 bis 25 cm großen, schildförmigen Blattspreiten haben einen Wachsüberzug, der sie vor der Benetzung auf der Oberseite schützt. Sie sind ledrig derb, um den aufprallenden Regentropfen und dem Wellengang widerstehen zu können. Die für die Atmung wichtigen Spaltöffnungen befinden sich - anders als bei Landpflanzen - auf der Blattoberseite. Die Blätter haben außerdem weitmaschige Lufträume im Gewebe, von wo aus die durch die Spaltöffnungen aufgenommene Atemluft durch Luftkanäle im Blattstiel zum Rhizom geleitet werden. Auf diese Weise wird der im sauerstoffarmen Teichgrund steckende Rhizom mit Atemluft versehen. Die langen Blatt- und Blütenstiele sind sehr elastisch und gleichfalls mit großen Lufträumen versehen.

Die einzeln stehenden, wohlriechenden, großen, weißen Blüten mit einer goldfarbenen Mitte erscheinen den gesamten Sommer über von Juni bis September und weisen einen Durchmesser von 9 bis 12 Zentimeter auf. Die vier grünen Kelchblätter sind frei. Die meist 20 bis 25 (12 bis 33) weißen Kronblätter sind spiralig angeordnet und meist 3 bis 5,5 (selten bis 8) cm lang. Die weißen Kronblätter gehen in die gleichfalls zahlreichen gelben Staubblätter über. Die Blüten schließen sich abends und bei Regenwetter. Sie tragen reichlich Blütenstaub, mit denen sie ihre Besucher, meist Fliegen, Schilfkäfer und Hummeln anlocken.

Die halbkugeligen bis eiförmigen Früchte sind 2,5 bis 3 cm groß. Die glatten, meist 2 bis 3 (selten bis 5) mm großen Samen sind schwimmfähig und werden im Gefieder von Wasservögeln in andere Gewässer verbreitet. Die Seerose nutzt als eine ihrer Ausbreitungsstrategie die sogenannte Zoochorie.

Verbreitung und Lebensraum

Die Weiße Seerose kommt in fast ganz Europa bis östlich zum Ural vor.

Sie ist in ruhigen Seebuchten, in Teichen und Altwässern von Flüssen zu finden. Als Lebensraum bevorzugt sie stehende oder träge fließende Gewässer, die einen humosen Schlammboden aufweisen. Sie ist in der Lage, eine Gewässertiefe bis drei Meter zu besiedeln. Die besten Wachstumsvoraussetzungen findet sie jedoch bei Wassertiefen bis zu 1,5 Meter. Die Weiße Seerose ist in Deutschland vollständig geschützt.

Nutzung

Verwendung als Teichpflanze

Diese Art ist ein Starkzehrer. In nährstoffarmen Teichen muss daher das Wasser gedüngt werden, damit sie reichlich Blüten ansetzt. Es empfiehlt sich, die Rhizome alle drei bis vier Jahre zu teilen.

Verwendung in der Küche

Früher erntete man in Notzeiten die Rhizome und stellte daraus Mehl her, das mit Getreidemehl vermischt zum Brotbacken genommen wurde.

Verwendung in der Heilkunde

Nach der Signaturlehre konnte die Seerose mit ihren strahlend weißen Blütenblättern nur ein Symbol für Reinheit und Keuschheit sein. So war Plinius davon überzeugt, dass der Verzehr von Blüten oder Samen dazu führen würde, dass man zwölf Nächte lang von wollüstigen Träumen verschont bliebe. Ähnlich sah das Dioskurides:

Die Wurzel ist auch gut getrunken wider die unkeuschen Träume, denn sie schaffet sie gänzlich ab.

Diese Überzeugung soll sich bis in die Neuzeit gehalten haben. Seerosensamen unterstützten Nonnen und Mönche in der Einhaltung ihres Keuschheitsgelübdes. Auch eine französische Redewendung weist auf die liebestötenden Eigenschaften hin: einen impotenten Mann umschrieb man mit dem Hinweis, dass er vom Wasser der Seerose getrunken habe.

Die Weiße Seerose hat gelegentlich auch anderweitig Verwendung in der Volksheilkunde gefunden: das getrocknete und pulverisierte Rhizom wurde als adstringierende, antiseptische, analgetische und sedierende Arznei gegen chronischen Durchfall, Erkrankungen der Vagina, Entzündungen im Mund bzw. Rachen, Furunkel und Verbrennungen eingesetzt. Es finden sich im Handel Deodorants mit diesem Zusatz.

Die Seerose in der Mythologie

Nymphen sind anmutige weibliche Naturgeister aus der griechischen und römischen Mythologie. Eine solche Nymphe fiel in eine große, aber unerwiderte Liebe zu Herakles. Diese hoffnungslose Liebe zehrte so an ihr, dass sie letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Die Götter hatten Mitleid mit ihr: Sie ließen sie als Seerose wieder auferstehen. Bei den Griechen heißt sie deshalb auch Herakleios.

Es gibt auch eine Vielzahl von deutschen Sagen um die Weiße Seerose. In vielen wird behauptet, dass Nixen den in die Tiefe des Wassers ziehen, wer sie zu pflücken versuche. Tatsächlich ist schon mancher ertrunken, der die Blüten zu pfücken versuchte. Dies geschieht allerdings weniger, weil Nixen die Pflanze schützen, sondern weil die seilartigen Stiele, mit denen die Blüten mit dem Wurzelstock verknüpft sind, außerordentlich fest sind und mancher Schwimmer sich aus ihnen nicht mehr befreien konnte.

Quellen

Literatur

  • Dieter Bechthold & Harro Hieronimus; Seerosen : Blütenzauber im Gartenteich, Dähne, Ettlingen 2006, ISBN 3-935175-33-7
  • Petrowsky, Egon; Seerosen für den Gartenteich, Gräfe und Unzer, München 1993, ISBN 3-7742-1792-0
  • Jantzen, Heidrun und Friedrich; Er liebt mich, er liebt mich nicht – Pflanzen der Liebe, Stuttgart 1996, ISBN 3-440-06912-5
  • Fritz Lense; Geschützte Pflanzen und Tiere. Ein Wegbegleiter durch Wiese, Wald und Bergwelt, Gütersloh 1987, ISBN 3-570-09916-4

Weblinks


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