Notenschlüssel

Notenschlüssel
Der a-Moll-Dreiklang a–c′–e′, notiert in fünf verschiedenen Schlüsseln

Notenschlüssel (lat. clavis, pt. clave, ital. chiave, engl./frz.: clef = „Schlüssel“) dienen in der Musik dazu, im Notensystem festzulegen, welche Tonhöhe die fünf Notenlinien repräsentieren. Jeder Schlüssel hat dafür einen Referenzton, aus dessen Position sich die Lage der anderen Töne ableitet, die Bedeutung der Notenlinien erschließt sich erst durch den Schlüssel. Die verschiedenen Notenschlüssel repräsentieren unterschiedliche Tonlagen, für jedes Instrument und jede Stimmlage gibt es einen geeigneten Schlüssel.

Inhaltsverzeichnis

Die heute gebräuchlichen Schlüssel und ihre Anwendung

Violinschlüssel

Violinschlüssel

Der heute allgemein gebräuchliche Violinschlüssel (engl. treble clef) ist ein G-Schlüssel, der das g′ auf der zweiten (von unten gezählten) Notenlinie festlegt. Er wird für Frauenstimmen, Violine, hohe Blasinstrumente, das Sopran-Instrument der Viola-da-gamba-Familie (Diskant-Gambe) und die rechte Hand bei Tasteninstrumenten verwendet, manchmal auch für die Notation extrem hoher Lagen bei tiefen Instrumenten. Ferner wird der Violinschlüssel bei einigen tiefen Blasinstrumenten, die mit einem Sopraninstrument verwandt sind, transponierend verwendet: bei der Familie der Saxophone, der Klarinetten und beim Tenorhorn, um ohne Umdenken das Instrument wechseln zu können. So liest und greift ein Tenorhornist z. B. gleich wie auf dem Flügelhorn in B, der Ton klingt nur statt einer Sekunde eine None tiefer. Für Männer notierte Stimmen werden grundsätzlich eine Oktave tiefer gesungen als sie notiert sind.

In der sogenannten Schweizer Notation für Posaunenchöre und Blasmusik in der Schweiz wird der Violinschlüssel für alle Instrumente einheitlich in B transponierend eingesetzt, also auch für Tuba, Baritonhorn und Posaune.

Der im Barock auch gebräuchliche Französische Violinschlüssel weist dem g′ die unterste Linie zu.


Altschlüssel

Altschlüssel

Für die Bratsche (Viola), das Altinstrument der Viola-da-gamba-Familie (Altgambe) und Altposaune wird der oft auch „Bratschenschlüssel“ genannte Altschlüssel vorgeschrieben. Das c′ liegt hier auf der dritten Linie.

Tenorschlüssel

Tenorschlüssel

Der Tenorschlüssel wird für Passagen in höherer Lage bei tiefen Streich- und Blasinstrumenten (Tenorposaune, Violoncello, das Tenor-Bass-Instrument der Viola-da-gamba-Familie und das Fagott) verwendet. Orientierungspunkt ist das c′ auf der vierten Linie.


Bassschlüssel

Bassschlüssel

Der Bassschlüssel ist ein F-Schlüssel, der das kleine f auf der vierten Linie von unten (also auf der Linie zwischen den beiden Punkten) festlegt. Ihn verwendet man bei tiefen Männer- und auch Frauenstimmen und tiefen Streichern (Violoncello, Kontrabass und Bassinstrument der Viola-da-gamba-Familie), tiefen Bläsern (Fagott, Tenor- und Bassposaune, Tuba, Baritonhorn) und manchen Schlaginstrumenten (Pauken). Bei Tasteninstrumenten ist die linke Hand meistens im Bassschlüssel notiert, bei der Orgel auch das Pedal.


Historisches

Als Guido von Arezzo um 1025 das Liniensystem für die Notation von Musik erfand, benutzte er zur Kennzeichnung der Halbtonschritte ein c oder ein f, mit dem er die meist farbige Linie markierte, unter der sich der Halbtonschritt befand. Je nach Melodieverlauf wurden diese Notenschlüssel in der Quadratnotation später auf eine der vier vorgesehenen Notenlinien gelegt, um die Notwendigkeit von Hilfslinien zu vermeiden.

Notenschlüssel in der Quadratnotation des Gregorianischen Chorals
C-Schlüssel
F-Schlüssel

C-Schlüssel

Die so entstandenen C-Schlüssel wurden auch später weiterverwendet und werden bis heute nach den Gesangsstimmen benannt, für die sie geeignet sind. Lediglich ihr Aussehen hat sich verändert. Auf der Abbildung sieht man: (a) Alte C-Schlüssel; (b) Sopran- oder Diskantschlüssel; (c) Mezzosopranschlüssel; (d) Altschlüssel; (e) Tenorschlüssel (f) Baritonschlüssel.

alte und neue C-Schlüssel

F-Schlüssel

Für tiefere Stimmen entstand fast zeitgleich mit dem C-Schlüssel der F-Schlüssel, der das kleine f anzeigt und dessen Form sich auf den Großbuchstaben F zurückführen lässt (a). Die ersten F-Schlüssel lagen noch auf der Mittellinie, waren also eigentlich Baritonschlüssel (b). Später setzte sich der heute gebräuchliche Bassschlüssel durch, der die 2. Linie von oben als F-Linie festlegt (c).

alte und neue F-Schlüssel

G-Schlüssel

Mit der Weiterentwicklung der Musik, vor allem mit der Notation von Instrumentalmusik, die zum Teil außerhalb des menschlichen Stimmraumes lag, wurde ein neuer, höherer Schlüssel benötigt, der G-Schlüssel (erfunden um 1200). Die Bezeichnung „Sopranschlüssel“ sollte vermieden werden, da ein C-Schlüssel gleichen Namens existiert und da der G-schlüssel in erster Linie für die Notation von Violinstimmen verwendet wurde. Auch die Gestalt dieses „Violinschlüssels“ entwickelte sich aus dem Buchstaben des angezeigten Tones G, dem ein Haken angehängt wurde, der aus einem kursiven d auf der zugehörigen Linie (dem d″) hervorgegangen sein könnte.

Entwicklung des Violinschlüssels

Γ-Schlüssel

Auf alten Noten für Tasteninstrumente findet man oft ein Liniensystem mit acht oder mehr Linien, in dem alle Schlüssel eingezeichnet wurden, ungefähr so, wie die Abbildung zeigt. Das unterste Zeichen ist ein griechisches Gamma, mit dem zeitweise das große G markiert wurde. Dieser Γ-Schlüssel für besonders tiefe Lagen hat sich nicht gehalten.

mehrliniges Notensystem

19. Jahrhundert

Der Violinschlüssel setzte sich mit der Zeit als universaler Notenschlüssel für hohe Lagen durch und löste in den meisten Fällen den C-Schlüssel ab. Nur für die Notation von Gesangsstimmen waren Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts der Standard, wie der Ausschnitt einer reproduzierten Chorpartitur von Johannes Brahms zeigt.

J. Brahms, Beginn des Chorliedes „Rosmarin“

Chiavetten

Notenschlüssel, die auf einer anderen Linie als üblich liegen, werden als Chiavetten bezeichnet. Die verschiedenen C-Schlüssel haben sich aus dieser Tradition entwickelt, aber auch bei den anderen Schlüsseln war die Versetzung früher üblich. So ist unser moderner Bassschlüssel eigentlich aus einer Chiavette des Baritonschlüssels hervorgegangen. In französischer Barockmusik findet man oft den G-Schlüssel auf der untersten Linie (französischer Violinschlüssel).

Bei J. S. Bach findet man Chiavetten manchmal auch als Hilfestellung für Transpositionen, wie im folgenden Ausschnitt aus seinem „Magnificat“, in dem eine Oboe d’amore, deren Klang eine Terz tiefer ist, im französischen Violinschlüssel notiert ist (b), womit sich, von den Vorzeichen abgesehen, das gleiche Bild ergibt wie bei der klingenden Notation (a):

Chiavette

Oktavierende Schlüssel

Nach unten oktavierter Violinschlüssel Oktavierter Violinschlüssel Doppelt oktavierter Violinschlüssel

Wo man früher Chiavetten verwendete, um Hilfslinien zu vermeiden, benutzt man heute eine kursive, klein geschriebene 8 über oder unter dem Schlüssel, um eine Oktavierung in die jeweilige Richtung anzuzeigen. Der nach unten oktavierende Violinschlüssel beispielsweise ist vor allem für die Tenorstimme üblich. Oft wird jedoch die 8 hierbei nicht mehr angegeben, da Tenorstimmen, die mit dem Violinschlüssel notiert sind, üblicherweise ohnehin eine Oktave tiefer gesungen werden als notiert. Seltener werden diese Schlüssel auch für Instrumente verwendet, die ohnehin um eine Oktave transponieren, z. B. Gitarre (nach unten oktavierender Violinschlüssel), Piccoloflöte und Sopranblockflöte (nach oben oktavierender Violinschlüssel) oder Kontrabass (nach unten oktavierender Bassschlüssel). Bisweilen findet man auch eine 15, die das Versetzen um zwei Oktaven verlangt (bei der ersten Oktave zählt der erste Ton mit, bei der zweiten Oktave kommen dann noch sieben Töne dazu).

Tabulaturen

Tabulatur-Notenschlüssel

Bei Gitarren und anderen Zupfinstrumenten gibt es die Möglichkeit, anstelle herkömmlicher Noten Tabulaturen zu notieren. In diesem Fall wird meistens ein vertikales „TAB“ anstelle eines Schlüssels geschrieben. Es werden dann nicht zwangsläufig fünf Notenlinien verwendet, sondern eine Linie für jede Saite des Instruments (bei der Gitarre also sechs Linien). Mit Zahlen auf den Linien wird angegeben, in welchem Bund die betreffende Saite zu greifen ist.

Ihren Ursprung hat die Tabulatur-Schreibweise in den alten Lautenwerken des Mittelalters und der Renaissance. Bis heute spielen Lautenisten oft nicht nach modernen Noten, sondern nach – alten oder bearbeiteten – Tabulaturen.

Notenschlüssel für diatonische Handharmonika

Harmonikaschlüssel für diatonische Handharmonika

Die diatonische Handharmonika hat als wechseltöniges Instrument eine spezielle Notation. Dazu gehört ein eigener Notenschlüssel, der zum Beispiel ähnlich aussieht wie ein klein geschriebenes h. Der Notenschlüssel und die Notation für Zug und Druck sind vom entsprechenden Instrumententyp und vom Verlag abhängig.

Schlagzeugschlüssel

Rechteckiger Notenschlüssel Zweistrichiger Notenschlüssel

Für Schlaginstrumente wird meistens einer der beiden abgebildeten Schlüssel verwendet. Es gibt verschiedene Konventionen, welche Zeile welches Instrument repräsentiert. Näheres dazu im Artikel Schlagzeug-Notation.

Darstellung bei Unicode

Die Unicode-Codierungen für die Notenschlüssel finden sich im Unicode-Block Notenschriftzeichen

Literatur

  • Willi Apel: Die Notation der polyphonen Musik: 900–1600. 4. Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1989, ISBN 978-3-7651-0180-9.

Weblinks

 Commons: Notenschlüssel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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