North American NA-300

North American NA-300
North American Rockwell OV-10 Bronco
OV-10A der U.S. Navy in Vietnam
OV-10A der U.S. Navy in Vietnam
Typ: Leichtes Angriffs- und Aufklärungsflugzeug
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller:
Erstflug: 16. Juli 1965
Indienststellung: Oktober 1969
Produktionszeit: 1968 bis 1976
Stückzahl: 356

Die North American Rockwell OV-10 Bronco ist ein zweisitziges, durch zwei Turboprops angetriebenes, leichtes Beobachtungs-, Angriffs- und Transportflugzeug mit Kurzstart- und Landeeigenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Die Erfahrungen aus dem Korea-Krieg resultierten 1963 in einer Ausschreibung des US-Verteidigungsministeriums, wonach ein leichtes, bewaffnetes Aufklärungsflugzeug gesucht wurde, das speziell für den "Dschungelkampf" geeignet und von sämtlichen Teilstreitkräften einsetzbar sein sollte. Die zu dieser Zeit existierenden Modelle O-1 Bird Dog und O-2 Skymaster - beide aus propellergetriebenen Privatflugzeugen abgeleitet - waren hierfür ungeeignet.

Stellvertretend übernahm die US Navy die Leitung des Projekts LARA (Light Armed Reconnaissance Aircraft), dessen Spezifikationen wie folgt aussahen:

Es sollte ein zweimotoriges, propellergetriebenes Flugzeug mit zwei Mann Besatzung sein, das bestimmte Kriterien sowohl eines Hubschraubers als auch eines strahlgetriebenen Flugzeugs in sich vereinen sollte. Bei einer Geschwindigkeit von bis zu 560 km/h, einem extrem belastbaren Flugverhalten (- 3 bis + 8 G) und einer maximalen Startstrecke von 250 m sollte es zudem eine Fracht von bis zu 1.100 kg mit sich führen können. Diese sollte beispielsweise aus bis zu sechs voll ausgerüsteten Fallschirmjägern oder zwei Krankentragen samt einem Sanitäter bestehen können. Ferner sollte es von Flugzeugträgern aus operieren können.

Die interne Bewaffnung sollte aus vier Maschinengewehren vom Kaliber 7,62 mm inkl. je 500 Schuss Munition bestehen, und es sollten Außenstationen für Sidewinder-Raketen sowie eine externe Maschinenkanone vom Kaliber 20 mm vorhanden sein.

Unter den insgesamt 9 eingesandten Entwürfen entschied sich die US-Navy im August 1964 für das Modell NA-300 des Firmenkonsortiums North American/Rockwell, dem man 3,1 Mio. Dollar für die Fertigung von 7 Prototypen zur Verfügung stellte. Am 16. Juli 1965 startete schließlich die YOV-10 zu ihrem Erstflug, anfängliche Tests ergaben jedoch schnell die Notwendigkeit einiger Verbesserungen. So wurde die Spannweite erheblich vergrößert, die Triebwerksgondeln weiter nach außen verlegt sowie stärkere Triebwerke verlangt.

OV-10A

OV-10A des U.S. Marine Corps

Obwohl für sämtliche Teilstreitkräfte vorgesehen, gingen ab dem 6. August 1967 von den insgesamt 271 gebauten Maschinen der OV-10A 114 Exemplare an das US Marine Corps, alle restlichen 157 Exemplare versahen ihren Dienst bei der US Air Force. Die US Navy „entlieh“ sich 18 Exemplare vom U.S. Marine Corps, die US Army bestellte hingegen gar keine Maschinen.

OV-10A der U.S. Air Force

Im Juli 1968 trafen dann die ersten Maschinen der US Air Force in Vietnam ein, wo die 504th Tactical Air Support Group, die für die Einsatzverteilung der neuen „Broncos“ zuständig war, diese rasch für Flieger- und Feuerleitaufgaben einsetzte. Aufgrund der idealen Rundumsicht der Besatzung sowie des außerordentlich wendigen Flugverhaltens erwarb sich die „Bronco“ bald schon einen sehr guten Ruf sowohl unter ihren Piloten als auch bei den zu unterstützenden Einheiten. Ebenso ihre extrem kurzen Start- und Landestrecken machten sie fast überall einsetzbar.

OV-10A der U.S. Navy in Vietnam

Aufgrund ihrer Waffenzuladung von bis zu 1.633 kg sowie den exzellenten Sichtverhältnissen für die Besatzung wurde sie bald für ein spezielles Verfahren der Luftnahunterstützung eingesetzt, das als „Misty Bronco“ („Nebulöser Bronco“) bezeichnet wurde. Lag eine US-Einheit unter direktem Beschuss, kam zunächst eine „Bronco“ zum Einsatz und gab mit eigenen Bordwaffen massive Feuerunterstützung, während parallel taktische Jagdbomber angefordert wurden. Waren diese im Anflug, ging die „Bronco“ rasch auf Höhe und fungierte fortan als fliegende Feuerleitkontrolle.

Obwohl die „Bronco“ zwar über einen kleinen Frachtraum zur Aufnahme von Personen sowie leichter Fracht verfügte, wurde diese Einsatzkonfiguration (Verwundetentransport bzw. Absetzen von Kommandoeinheiten) in Vietnam gänzlich durch Hubschrauber erledigt. Da die „Bronco“ jedoch in puncto Geschwindigkeit Hubschraubern weit überlegen war, interessierte sich die CIA sehr für sie und führte fortan viele ihrer geheimen Operationen, unter anderem in Kambodscha, mit der „Bronco“ durch.

Bereits im April 1969 endete die Produktion der OV-10A. Diese war jedoch während ihrer Einsatzphase immer wieder leicht modifiziert worden. Die wohl umfangreichste dieser Modifizierungen erhielten 15 OV-10A, die das sogenannte „Pave-Nail“-Paket (in etwa übersetzt „Geebnete Härte“) erhielten. Dieses bestand aus einem Langstrecken-Navigationssystem, einem Laser-Entfernungsmesser, einem Laser-Zielmarkierungssystem sowie einem stabilisierten Nachtsichtgerät für Luftraumüberwachung und Erdkampfangriffe bei Dunkelheit.

OV-10D

OV-10D des US Marine Corps

Aufgrund der recht erfolgreichen Einsätze der „Pave-Nail“-modifizierten OV-10A wurde eine kampfwertgesteigerte Version für das US Marine Corps entwickelt, die als YOV-10D am 9. Juni 1970 ihren Erstflug hatte hatte und als ‘’’NOGS’’’ (Night Observation and Gunship System) bezeichnet wurde. Sie besaß unter anderem einen längeren Bug, in dem ein Infrarot-Abtaster (FLIR = Forward Looking Infrared) untergebracht war sowie eine unter dem Rumpfheck hängende, drehbare und ferngesteuerte 20-mm-Drillingskanone. Zum Ausgleich dieses Mehrgewichts wurde sie mit stärkeren Triebwerken ausgestattet, die ihr zudem zu einer größeren Reichweite verhalfen. Bei der OV-10D handelte es sich jedoch nicht um eine Neukonstruktion, sondern um modifizierte OV-10As.

Die OV-10D versah ihren aktiven Dienst auch noch im zweiten Golfkrieg, wurde ab 1995 jedoch nach und nach außer Dienst gestellt, da moderne Waffensysteme, insbesondere sogenannte „intelligente Bomben“, eine fliegende Feuerleitplattform überflüssig gemacht hatten. Durch moderne Überwachungssysteme, darunter satellitengestütze Aufklärung, wurde die „Bronco“ ebenfalls ersetzt.

Während ihrer aktiven militärischen Laufbahn war die OV-10 eingesetzt zur vorgeschobenen Kampfbeobachtung, Feuerleitführung sowie zur speziellen Aufklärung, für Kurierflüge und leichten Lufttransport, bewaffnete Eskorten von Hubschraubern, das Absetzen von kleinen „Luftlandeoperationseinheiten“ sowie Erdkampfangriffen. Später wurde sie zudem verwendet für spezielle Radaraufklärung, taktische Luftüberwachung oder tiefflugfotografische Aufklärung.

Nach dem Ende ihrer militärischen Verwendung in den USA werden dort noch einige Maschinen eingesetzt zur Waldbrandbekämpfung.

OV-10A bei der NASA

Anfang der 1970er Jahre untersuchte die NASA eine Reihe verschiedener STOL Konzepte. So wurde auch eine OV-10A (NASA Kennung 718) mit einer Auftriebshilfe in Form eines Rotationszylinder-Klappensystems ausgerüstet. Der von den Triebwerken angetriebene Zylinder lenkte den Luftstrom über die stark ausgefahrenen Klappen [1].

Exportversionen

Außerhalb der USA verwendeten oder verwenden auch noch andere Staaten die „Bronco“: 32 Maschinen des Typs OV-10C wurden nach Thailand geliefert, 1976 kaufte Venezuela 16 Maschinen des Typs OV-10E und ebenso viele Maschinen gingen als OV-10F an Indonesien. Die vorerst letzte Version, die OV-10G, ging an Südkorea, Marokko und die Philippinen.


OV-10B / OV-10B(Z)

OV-10B nach der Landung

Eine besondere Erwähnung kommt der OV-10B zu, von denen die Bundesluftwaffe gegen Ende der 1960er Jahre 18 Maschinen bestellt hatte, die als Zielschleppflugzeug dienen sollten.

Diese unterschieden sich deutlich von der OV-10A. Zum einen besaßen sie weder Bewaffnung noch Sensoren, zum anderen war die schwenkbare Frachttür am Rumpfheck durch eine Glaskanzel ersetzt, durch die der "Operator", der entgegen der Flugrichtung saß, das Schleppziel einsehen und kontrollieren konnte. Das Schleppziel wurde mittels einer Seilwinde gesteuert, welche sich im Frachtraum befand. Weiterhin waren die Flugzeuge mit auffälligen, orangenen Flächen versehen, die der leichteren Erkennbarkeit des Schleppflugzeugs während der Zielübungen dienen sollten (Diese Zielübungen fanden zum Beispiel mit Flak auf Flugzeugträgern statt).

OV-10B(Z) der deutschen Luftwaffe

Später wurden dann 12 dieser Maschinen zur OV-10B(Z) umgerüstet. Diese besaß auf ihrem Rumpf eine zusätzliche General Electric J-85-GE-4 Turbine, durch die eine um ca. 150 km/h erhöhte Geschwindigkeit, eine halb so kurze Startstrecke und eine dreimal so hohe Steigrate erreicht werden konnte. Allerdings bereitete diese Turbine immer wieder technische Probleme und hatte zudem einen so immensen Treibstoffverbrauch, dass sie später wieder entfernt wurde.

1990 wurden sämtliche OV-10B außer Dienst gestellt.

OV-10C

Eine thailändische OV-10C 1987

Die ersten 16 OV-10C Broncos für die RTAF Royal Thai Air Force wurden 1970 bestellt und 1971 geliefert. Die Flugzeuge wurden an Bord der USS Okinawa im Juni 1971 nach Cam Ranh Bay (Vietnam) geliefert und dann nach Thailand geflogen. Die 21. Staffel des 2. Geschwaders in RTAF Lopburi war der erste Benutzer der thailändischen Broncos. Die Broncos für die zweite Staffel (16 OV-10C) wurden durch die Firma Skyways am 8. Dezember 1974 über den Pazifik geflogen und bei der 53. Staffel des 5. Geschwader in RTAFB Prachuap Khiri Khan stationiert. Die OV-10C Broncos wurden von der RTAF als บ.จ๕ (BJ.5) Angriffsflugzeug Nr. 5 bezeichnet.

Zu dieser Zeit (1975) war der Kampf gegen die Kommunisten im Norden und Nordosten auf einem Höhepunkt, deshalb wurden viel OV-10C auf Basen im Norden und Nordosten stationiert. Am 1. Oktober 1977 wurden alle OV-10C aus Lopburi nach RTAFB Chiang Mai verlegt und gründeten die 411. Staffel des 41ten Geschwaders

1982 stellte die RTAF ein neues Geschwader in RTAFB Surat Thani in Süden auf. Alle OV-10C der 53. Staffel wurden nach Surat Thani zum neuen Geschwader verlegt. Die neue Staffel nannte sich 711. Staffel, 71tes Geschwader, ihre Aufgabe war es die thailändische Fischerei zu beschützen und Kommunistische Ziele im Süden zu zerstören. Am 24. September 1991 wurde die RTAF reorganisiert. Die 711. Staffel wurde eine Northrop F-5E Tiger II Einheit. Die Broncos der 711. Staffel wurden an die 411. Staffel in Chiang Mai angegeben. Die 411. Staffel war somit der einzige Betreiber der Broncos in Thailand. Alle OV-10C Broncos wurden am 7. April 2004 außer Dienst gestellt.

8 überzählige OV-10C wurden an die Philippinen abgegeben. 9 Maschinen verblieben in Thailand (3 – „Tango-Staffel“ Chiang Mai, 1 - RTAF Museum Don Mueang, 1 - Lop Buri, 1 – Prachuap Khiri Khan, 1 – Surat Thani and 1 - Chiang Mai)

Quelle: www.wings.de.ms

Technische Daten

Dreiseitenriss der OV-10A
Kenngröße OV-10A /C /E /F /G OV-10B(Z) OV-10D
Länge 12,12 m 13,41 m 12,49 m
Spannweite 12,19 m 12,19 m 12,19 m
Flügelfläche 27,03 m² 27,03 m² 27,03 m²
Höhe 4,62 m 4,62 m 4,62 m
Leergewicht 3.127 kg x kg 3.167 kg
Max. Startgewicht 6.552 kg 6.671 kg 6.563 kg
Max. Geschwindigkeit 452 km/h x km/h 463 km/h
Max. Reichweite 2.414 km 2.870 km 3.250 km
Dienstgipfelhöhe 7.315 m 7.930 m x m
Antrieb 2 Garret
T-76-G-10/12
2 Garret
T-76-G-416/417
+ 1 General Electric
J-85-GE-4 Turbine
2 Garret
T-76-G-420/421
Leistung 526 kW
(715 PS)
533 kW
(723 PS)
x
Besatzung 2 + x 2 + 1 2 + x
Bordbewaffnung 4 MGs M60
Kaliber 7,62 mm
keine 4 MGs M60
Kaliber 7,62 mm
ext. Bewaffnung

Einzelnachweise

  1. Flug-Revue Februar 1972, S. 17

Weblinks


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