Nordaustlandet

Nordaustlandet
Nordostland (Nordaustlandet)
Karte

Das Nordostland (norwegisch: Nordaustlandet) ist mit einer Fläche von 14.443 km² die zweitgrößte Insel des zum Staat Norwegen gehörenden Svalbard-Archipels im Arktischen Ozean. Sie liegt nordöstlich der Insel Spitzbergen (der Hauptinsel des Archipels) und ist (mit Ausnahme von einigen Forschern, die sich bei Zeiten auf Nordostland aufhalten) unbewohnt.

Inhaltsverzeichnis

Klima

Wie auf dem gesamten Svalbard-Archipel ist das Klima der hohen geografischen Breite entsprechend hocharktisch. Die Nordküste des Insel allerdings steht unter schwachem Einfluss des Westspitzbergenstroms (dem letzten nördlichen Ausläufer des warmen Golfstroms) und ist daher im Sommer früher eisfrei als der Osten und Süden, die vom kalten Ostspitzbergenstrom beeinflusst werden. Allgemein gilt aber, dass die Temperaturen im Jahresmittel auf Nordostland sehr viel niedriger sind als im Westen des Svalbard-Archipels.

Geologie

Die Nordhälfte der Insel besteht fast ausschließlich aus Grundgebirgsgestein. Dies sind zum einen schwach metamorphe Sedimente (Quarzite, Dolomite, Kalkstein, Schiefer) aus dem jüngeren Proterozoikum (600-700 Millionen Jahre alt), die durch jüngere tektonische Bewegungen kräftig deformiert wurden, so dass die Schichten vielerorts steil stehen und von Brüchen und Falten durchzogen sind. Zu anderen gibt es hochmetamorphe Gneise, sowie Granit und andere magmatische Gesteine aus der Zeit der kaledonischen Gebirgsbildung (vor ca. 510-410 Millionen Jahren). Im Süden der Insel gibt es Ausläufer der Basaltintrusionen aus dem oberen Jura und der unteren Kreide, welche ein Alter von 100 bis 150 Millionen Jahren ausweisen.

Landschaft

Landschaft

Das Nordostland bildet einen deutlichen Kontrast zu den meisten anderen Landschaften auf Svalbard, die vergleichsweise stark durch Berge, Täler und Fjorde gegliedert sind. Die Insel ist allgemein sehr weitläufig. Im Norden herrschen weitgestreckte Plateauberg- und Hügellandschaften vor, einzeln stehende Berge sind eher die Ausnahme. Die Höhen liegen überwiegend unter 400 m, oft unter 300 m. Der höchste Erhebung Nordostlands ist der Snøtoppen, eine vergletscherte Erhebung mit 620 m Höhe. Die Hochflächen fallen oft in steilen Felshängen zu den mehr oder weniger ebenen Bereichen in Meereshöhe bzw. direkt ins Meer hin ab. 11.500 km² der Fläche Nordostlands sind mit Eiskappen und Gletschern bedeckt, was einem Anteil von 80% der gesamten Fläche entspricht. Hier befindet sich mit der bis zu 430 Meter dicken und 8450 km² großen Eiskappe Austfonna die drittgrößte Inlandseisfläche der Welt nach Antarktika und Grönland. Seine Abbruchkante im Meer ist mit 190 km Länge die längste der Nordhalbkugel. Vestfonna stellt mit einer Fläche von 2450 km² die zweite große Eiskappe auf Nodaustland dar.

Flora und Fauna

Walrosse auf Nordostland

Die Tundra ist sehr karg. Vor allem Blütenpflanzen sind auf weiten Flächen nur spärlich vorhanden, wobei an geschützten Stellen sich doch manchmal erstaunlich viele Blüten finden lassen. Insgesamt sind bisher 83 verschiedene Gefäßpflanzenarten auf Nordostland gefunden worden. Flechten dagegen sind artenreich und nehmen weite Anteile der Felsoberfläche ein. Auch Algen bilden auf der feuchten Tundraoberfläche überall weite, blauschwarze Beläge. Die Vegetation reicht aus, um auf fast allen eisfreien Flächen einzelne Spitzbergen-Rentiere zu ernähren. Eisbären und Polarfüchse streifen beständig über Treibeis und Tundra, einige Vogelarten, wie der Meerstrandläufer oder die Schneeammer, brüten auf der Insel. Zudem gibt es fünf Spinnenarten, sowie 34 Springschwanzarten.

Geschichte

Wegen der früher fast immer sehr schwierigen Eisbedingungen waren vor allem die östlichen Bereiche der Insel bis ins 20. Jahrhundert hinein nur ungefähr bekannt, selbst heute sind die Gewässer in diesen Regionen vielfach unvermessen und daher kaum zugänglich. Der Nordwesten Nordostlands (den der Golfstrom noch eher vom Eis befreit) dagegen war schon den Walfängern in groben Zügen bekannt, obwohl sich die Region nie zu einem klassischen Fanggebiet entwickelt hat. Mehrere bekannte Polarexpeditionen wie Phipps (1773) und Parry (1827) kamen in den Norden Nordostlands, kümmerten sich aber wenig um Land und Insel. 1861 leitete der schwedische Geologe Otto Torell eine mehrwöchige Exkursion entlang der Nordküste Nordostlands ein, so dass anschließend wenigstens ein Überblick über Geologie und Topographie der besuchten Bereiche bestand. Der Engländer Benjamin Leigh Smith stieß 1871 und 1873 bis zum nordöstlichsten Punkt der Insel vor und ebenfalls 1873 reiste Adolf Erik Nordenskiöld mit dem Schlitten erstmals durch Teile des inneren Nordostlands. 1899-1902 etablierten die russisch-schwedischen Gradmessungsexpeditionen ein trigonomisches Netz für Teile im Nordwesten der Insel. 1928 stürzte Nobile und die Mannschaft seines Luftschiffes nördlich des Nordostlands ab, worauf großangelegte Suchexpeditionen gestartet wurden. Diese Suche trug wesentlich zum geographischen Wissen über den Norden der Insel bei. Im Frühjahr 1929 durchquerten Karl Bengtssen und zwei Begleiter auf Schlitten das nördliche Nordostland von Westen nach Osten. Systematische Luftfotografie, die Grundlage topographischer Kartierung, erfolgte erst 1939 durch Norwegen. Auf Nordostland befand sich während des zweiten Weltkrieges eine deutsche Marine-Wetterstation, die vom Wettertrupp Haudegen betrieben wurde. Am 11. September 1945 kapitulierte dort die letzte deutsche Einheit gegenüber der Besatzung eines norwegischen Fischkutters.

Nordost-Svalbard-Naturreservat

Nordostland befindet sich vollständig im Nordost-Svalbard-Naturreservat. Es ist dort jeglicher technischer Eingriff (Bau von Gebäuden, Betrieb von Bergwerken, usw.), jegliches Hinterlassen von Abfall, sowie jegliche Störung oder Einführung von Tieren und Pflanzen verboten. Zusätzlich darf das Land nicht mit motorisierten Fahrzeugen befahren werden. Für das Betreten ist eine Genehmigung des Sysselmann erforderlich, er kann außerdem Gebiete für Besucher völlig sperren.

Weblinks


79.822.47Koordinaten: 79° 48′ N, 22° 24′ O


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