Nordalbingien

Nordalbingien
Stammesherzogtum Sachsen mit Nordalbingien und Dänischer Mark um das Jahr 1000

Nordalbingien (latinisiert für die von Sachsen bewohnten Gebiete „nördlich der Elbe“) war im 8. Jahrhundert ein Teil des sächsischen Bevölkerungsgebietes, der vermutlich außerhalb der Dreigliederung von Engern, Ostfalen und Westfalen lag. Er deckte sich weitgehend mit dem Gebiet Holsteins und Hamburgs nördlich der Elbe. Nordalbingien gliederte sich in die drei sächsischen Gaue Dithmarschen, Holstein und Stormarn. Nördlich der Eider folgte ein Grenzgebiet, welches in der Literatur als Dänische Mark bezeichnet wird.

Karl der Große hatte 772 mit der Eroberung von Sachsen begonnen. Von den drei Teilstämmen ergaben sich ihm erstmals 775 die Ostsachen unter Hassio und kurz darauf die Engern unter Bruno. 776 schlug er die Westfalen, doch deren dux Widukind flüchtete zu den Nordmannen, wobei offen bleiben muss, ob damit die Dänen oder die Nordalbingier gemeint waren. Letztere könnten mit den Nordleudi identisch sein, von denen sich 780 viele nach einem erfolgreichen Feldzug Karls des Großen an der Elbe taufen ließen. Auch nachdem sich 785 Widukind unterwarf, endeten der Widerstand bzw. die Aufstände der nördlichen Sachsen, insbesondere im Elbe-Weser-Dreieck (Wigmodien) und nördlich der Elbe, nicht. Karl der Große verbündete sich mit den slawischen Abodriten, deren Fürst Thasuco und der fränkische Legat Eburisus die Nordliudi 798 vernichtend schlugen. Nach den Reichsannalen fielen von ihnen 4.000 Mann. Da die Unruhen nicht aufhörten, zog Karl der Große 804 erneut mit einem Heer gegen die Wigmodier und die Nordalbingier und deportierte die Besiegten mit Frau und Kindern ins Frankenreich. Sein Biograph Einhard spricht von 10.000 Familien. Die drei Gaue der Nordalbingier überließ Karl der Große zunächst seinen Verbündeten, den Abodriten. Als diese sich gegen den Dänenkönig nicht behaupten konnten und tributpflichtig wurden, schickte Karl der Große seinen gleichnamigen Sohn 808 mit einem großen Heer über die Elbe. Am 15. März 809 begannen sächsische Legaten und Grafen mit der Errichtung der Burg Esesfeld. Vermutlich durften jetzt die deportierten Nordalbingier in ihre Heimat zurückkehren.

Nach einigen Quellen sollte Karl der Große geplant haben, ein Bistum Nordalbingien zu gründen, welches dem Priester Heridag unterstehen sollte. Aufgrund des Todes des Priesters wurden diese Pläne zunächst aufgegeben und das Gebiet Nordalbingiens während der Herrschaft des Kaisers Ludwig den Bistümern Bremen und Verden zugeordnet. 831 wurde Ansgar zum Erzbischof ernannt und ihm Nordalbingien sowie die skandinavischen Gebiete unterstellt. Sein Sitz war zunächst die Hammaburg, bis Hamburg 845 durch die Wikinger zerstört wurde und der Erzbischof flüchten musste. Ansgar wurde zunächst mit dem Bistum Bremen entschädigt, was aber kirchenrechtlich unzulässig war. Deshalb wurden die beiden Diözesen zum Erzbistum Hamburg-Bremen vereint.

Siehe auch

Nordelbien

Literatur

  • Thomas Riis: Vom Land „synnan aa“ bis zum Herzogtum Schleswig. In: Klaus Düwel, Edith Marold, Christine Zimmermann (Hrsg.): Von Thorsberg nach Schleswig. Sprache und Schriftlichkeit eines Grenzgebietes im Wandel eines Jahrtausends. Internationales Kolloquium im Wikinger-Museum Haithabu vom 29. September – 3. Oktober 1994. de Gruyter, Berlin u. a. 2001, ISBN 3-11-016978-9, S. 53–60 (Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Ergänzungsband 25).
  • Thomas Klapheck: Der heilige Ansgar und die karolingische Nordmission. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2008, ISBN 978-3-7752-6042-8 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 242), (Vollständig zugleich: Oldenburg, Univ., phil. Diss., 2004), besonders Kapitel 2.4.3: Die Entwicklung Transalbingiens bis zur Zeit Ansgars (S. 88–95).

Weblinks


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