Nooke

Nooke
Günter Nooke

Günter Nooke (* 21. Januar 1959 in Forst) ist ein deutscher Politiker (CDU).

Er ist seit 2006 Beauftragter für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe der Bundesregierung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nooke absolvierte von 1975 bis 1978 eine Ausbildung zum Baufacharbeiter mit Abitur und leistete anschließend den Wehrdienst bei der NVA ab. Danach begann er 1980 ein Studium der Physik an der Universität Leipzig, welches er 1985 als Diplom-Physiker beendete. Er war dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und zuletzt als Fachgebietsleiter bei der Arbeitshygieneinspektion des Bezirks Cottbus tätig. 1990 beendete er ein postgraduales Studium als Fachphysiker der Medizin.

Von 1994 bis 1995 war er für das Expo 2000-Generalkommissariat in Hannover und anschließend bis 1998 als Leiter der Abteilung Controlling in der Geschäftsstelle des Steuerungs- und Budgetausschusses für die Braunkohlesanierung tätig.

Günter Nooke ist mit Maria Nooke, geb. Herche, stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, verheiratet und hat drei Kinder.

Partei

Nachdem sich Nooke schon 1987 einer kirchlichen Oppositionsgruppe in der DDR angeschlossen hatte, gehörte er im Herbst 1989 zu den Mitbegründern und zum Vorstand des Demokratischen Aufbruchs (DA). Er gehörte in dieser Zeit auch dem Zentralen Runden Tisch in der DDR an. Wegen Differenzen über die weitere politische Ausrichtung trat Nooke im Frühjahr 1990 aus dem DA aus und schloss sich der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt an.

Nachdem sich Demokratie Jetzt 1991 mit dem Neuen Forum und der Initiative Frieden und Menschenrechte zum Bündnis 90 zusammenschloss, war Nooke bis 1993 Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss des Bündnis 90 - Landesverband Brandenburg. Als entschiedener Gegner der Parteienvereinigung zu Bündnis 90/Die Grünen trat er im Mai 1993 aus dem Bündnis 90 aus und begründete unter anderem zusammen mit Matthias Platzeck die politische Vereinigung BürgerBündnis.

Gemeinsam mit anderen bekannten Bürgerrechtlern trat Günter Nooke am 17. Dezember 1996 in die CDU ein.

Er wirkte am Grundsatzprogramm des Brandenburger Landesverbandes mit. 2000 plädierte Nooke in einem Thesenpapier für den Berliner CDU-Landesverband für einen gelasseneren Umgang mit der SED-Nachfolgepartei PDS. Im Bundestagswahlkampf 2002 war er Spitzenkandidat der Berliner Landesliste. Sein Eintreten für eine Erneuerung des Berliner Landesverbandes im Rahmen des „Gesprächskreises Hauptstadtunion“, der sich selbst vornehmlich als Brücke in den vorpolitischen Raum versteht, führte ab 2002 zu innerparteilichen Spannungen, in deren Folge er auch sein Amt als Vorsitzender der Berliner CDU-Landesgruppe im Bundestag verlor.

Nooke gehört der Grundwertekommission der CDU an und ist Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Prenzlauer Allee.

Abgeordneter

Günter Nooke 1990

Von März bis Oktober 1990 gehörte Nooke für Demokratie jetzt über die Liste des Bündnis 90 der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR an. Hier war er Mitglied des Wirtschaftsausschusses und gehörte von Juli bis Oktober auch dem Verwaltungsrat der Treuhandanstalt an.

Von 1990 bis 1994 war Nooke Mitglied des Landtages von Brandenburg. In dieser Zeit war er auch Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90, beziehungsweise ab 1993 BÜNDNIS, das in der Ampelkoalition die Minister Marianne Birthler (ab 1992 Roland Resch) und Matthias Platzeck stellte. Nachdem Nooke im Frühjahr 1994 die Glaubwürdigkeit von Aussagen des Ministerpräsidenten Manfred Stolpe im Untersuchungsausschuss zu dessen früheren Kontakten zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) öffentlich in Frage stellte, kündigte die SPD die Koalitionsvereinbarung mit der Fraktion Bündnis auf.

Von 1998 bis 2005 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von Februar 2000 bis Oktober 2002 Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und daneben auch Vorsitzender der Fraktionsarbeitsgruppe Angelegenheiten der Neuen Länder. Von Oktober 2002 bis Oktober 2005 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Kultur und Medien und damit auch kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er war außerdem Sprecher der CDU/CSU-Fraktion in der Enquête-Kommission Kultur in Deutschland.

Nooke ist stets über die Landesliste Berlin in den Bundestag eingezogen.

Bei der Bundestagswahl 2005 kandidierte Nooke erneut im Wahlkreis Berlin-Pankow. Auf der Wahlkreisvertreterversammlung am 21. Juni 2005 setzte sich Nooke gegen seinen Herausforderer, den Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses, Christoph Stölzl, mit 83 Prozent der Stimmen durch. Obwohl er für die Bundestagswahl 2002 noch Spitzenkandidat der Berliner CDU war, erhielt er 2005 keinen Platz auf der Landesliste. Da er in seinem Wahlkreis nur 15,3 Prozent der Erststimmen erhielt, schied er nach der Bundestagswahl aus dem Bundestag aus.

Öffentliche Ämter

Nachdem er zunächst als Kulturstaatsminister im Gespräch war, wurde er am 8. März 2006 zum Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe ernannt.

Politisches

Als Kulturpolitiker auf Bundesebene wirkte er vornehmlich mit dem Schwerpunkt Erinnerungskultur. Als Berichterstatter der Unionsfraktion für Erinnerungskultur in Deutschland zeichnete er federführend für den Antrag „Förderung von Gedenkstätten zur Diktaturgeschichte in Deutschland – Gesamtkonzept für ein würdiges Gedenken aller Opfer der beiden deutschen Diktaturen“ verantwortlich, der 2004 eine öffentliche Kontroverse auslöste. Die Anhörung fand am 16. Februar 2005 im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien statt und zeigte im Ergebnis einen entsprechenden Handlungsbedarf auf. Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe der CDU/CSU für die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ bezog er Positionen zu grundlegenden Veränderungen der Rahmenbedingungen des Kulturbetriebs in Deutschland.

Ehrungen

Ehrenämter

Veröffentlichungen

  • Günter Nooke, Georg Lohmann und Gerhard Wahlers (Hrsg.): Gelten Menschenrechte universal? Begründungen und Infragestellungen., Freiburg, September 2008, ISBN 978-3-451-29975-9
  • Über Gedenken sachlich diskutieren. In: Norbert Lammert (Vorwort)u. a.:Erinnerungskultur. | PDF (321 kB), 2005, ISBN 3-937731-45-8, S. 57–64
  • Die friedliche Revolution in der DDR 1989/90. In: Manfred Agethen u. a. (Hrsg.): Oppositions- und Freiheitsbewegungen im früheren Ostblock. 2003, ISBN 3-451-20193-3, S. 182-202
  • Wir trauten uns nicht, die auf der Straße liegende Macht aufzuheben. In: Eckhard Jesse (Hrsg.): Eine Revolution und ihre Folgen. 14 Bürgerrechtler ziehen Bilanz. Berlin 2000, ISBN 3-86153-223-9, S. 92–109
  • Christliches Handeln im Osten Deutschlands – gestern und heute. In: Die Politische Meinung, 45. 371, 2000, S. 50–56
  • Beweggründe für einen Übertritt. Der Weg der ostdeutschen Bürgerrechtler in die CDU. In: Civis mit Sonde, Heft 1/1997, S. 39–43
  • Die politische Bedeutung des Falls Stolpe. In: Tobias Hollitzer (Hrsg.): Einblick in das Herrschaftswissen einer Diktatur - Chance oder Flucht? Plädoyer gegen die öffentliche Verdrängung. Opladen 1996, ISBN 3-531-12792-6, S. 120-131
  • Aufklärung und Verklärung. In: Christian Striefelder/Wolfgang Templin (Hrsg.): Die Wiederkehr des Sozialismus. Die andere Seite der Wiedervereinigung. Berlin, 1996, ISBN 3-550-07075-6, S. 67–93
  • Rainer Eppelmann, Horst Möller, Günter Nooke (Hrsg.): Lexikon des DDR-Sozialismus. Paderborn, 1996, ISBN 3-506793-29-2 und ISBN 3-825219-83-6 (Taschenbuch)

Weblinks

Quellen

  • Maria Nooke: Für Umweltverantwortung und Demokratisierung: die Forster Oppositionsgruppe in der Auseinandersetzung mit Staat und Kirche. Berlin, 2008, zugl. Diss. 2007, ISBN 978-3-86153-479-2

Porträts


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