Nonnosus

Nonnosus
Grabstein in der Kirche des Kärnter Nonnosus von Molzbichl

Nonnosus oder Nonosius (* um 500; † um 532) ist ein christlicher Heiliger, in dessen Vita seit dem 12. Jahrhundert zwei Personen verschmelzen, jene des Abts des Benediktinerklosters San Silvestre auf dem Monte Soratte im Norden Roms und jene des Scanctus Nonnosus, Diaconus Ecclesiae Tiburniensis, Diakon in Molzbichl in Oberkärnten.

Die Gebeine des Nonnosus aus Kärnten werden heute in der Krypta des Freisinger Doms aufbewahrt. Nach dem Volksglauben soll es gegen Rückenschmerzen helfen, unter dem Sarg mit den Gebeinen hindurchzukriechen. Nonnosus wird als Patron gegen Gebrechen und Nöte in der Schule verehrt. Der katholische Gedenktag von Nonnosus ist der 2. September.

Während von einem italienischen Kult des hl. Nonnosus vor dem 17. Jahrhundert nichts bekannt ist, finden sich in Oberkärnten in der Gegend um Spittal an der Drau mehrere Kirchen mit belegtem Nonnosuskult. Die Kirchen stehen in Molzbichl, in St. Peter in Holz bei Lendorf, bei Berg im Drautal, in Hermagor im Gailtal und der deutschen Sprachinsel Bladen / Sappada. Aus St. Peter im Holz etwa ist ein Ablassbrief von 1470 erhalten, in welchem all jenen der Nachlass der Sünden versprochen wird, die zu Weihnachten, am dritten Bittag, zu Peter und Paul, am Tage des heiligen Nonnosus und am Kirchweihtag die Kirche besuchen und für deren Restaurierung spenden.[1] Unter den oben genannten Orten der Nonnosusverehrung hat Molzbichl noch im 11. Jh. als Münster (Munstiûre) bezeichnet und Klostersitz seit dem 8. Jahrhundert, eine besondere Bedeutung. In die Mensa der Kirche, dem Tischteil des Altares, ist eine Grabplatte aus dem 6. Jahrhundert eingemauert, die zu einer Reliquiengrube östlich des frühmittelalterlichen Hochaltars passt. Dieses frühchristliche Zeugnis, die bisher einzigen aus dieser Zeit stammenden Inschrift in Österreich, erwähnt einen Diakon mit dem Namen Nonnosus, der im Jahre 532 verstarb.[2] Die lateinische Inschrift lautet: Hic re[quies]/ci(t) servus Χϱ[ι](στου) / Nonnosus diac(onus) /qui vixit annos / p(lus) m(inus) CIII obiit / IIII Non(as) Septemb(res) / et deposit(us) est in / hunc loco XIII Kal(endas) Aug(ustas) indict(ione) XI / tertio (anno) post cons(ulatum) / Lampadi et Ores/tis v(irorum) c(larissimorum) Hier ruht der Diener Christi, der Diakon Nannosus, der ca. 103 Jahre lebte. Er starb am 2. September und wurde am 20. Juli an diesem Ort im elften Jahr der Indikation bestattet, drei Jahre nach dem Konsulat der hochberühmten Männer Lampadius und Orestes.

Korbinian- und Nonnosushof; Ehemalige Chorherrenhöfe von St. Andrä

Die Stärke des Kults führte augenscheinlich schon im Früh- und Hochmittelalter zu mehreren Reliquientranslationen, was in den Gräbern von Molzbichl, St. Peter in Holz bzw. der Translation nach Freising unter Bischof Nitker (1039-52) ersichtlich wird. Freising erhielt 891 durch den ostfränkischen König Arnulf von Kärnten erstmals Besitz in der Umgebung der alten Römerstadt Teurnia-Tiburnia, in dessen Umgebung Molzbichl und St. Peter liegen.

Ab dem 12 Jahrhundert ist eine zunehmende Gleichsetzung des Kärntner Nonnous mit jenem von Soracte anzunehmen. Das gab dem Heiligen ein neues prachtvolles hagiographisches Gewand. In Kärnten wurde der Diakon zum Bischof erhöht und erhielt den Namen Nonosius, was letztlich zu Verwechslungen mit den Heiligen Anastasius geführt hat. In Italien erlebte der Nonnosuskult im 17. Jahrhundert einen neuen Aufschwung. Die Folge der Gleichsetzung der beiden Personen sind idente Sterbedaten des Nonnosus vom Kloster S. Silvestro vom Monte Soracte mit jenem des Diakons in Molzbichl, wobei der hagiographische Erkenntnisstand über den Kärntern Nonnosus außergewöhnlich hoch ist, da Name, Alter, Todestag, erste Translation und der Weihegrad bekannt sind.

Eines der Domherrenhäuser auf dem Freisinger Domberg wurde als Nonnosushof nach dem Nonnosus aus Kärnten benannt.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Sammelarchiv des Geschichtsvereins für Kärnten Faz. 82 im Kärntner Landesarchiv, zit. n. Johannes Grabmayer: Volksglauben und Volksfrömmigkeit im spätmittelalterlichen Kärnten. Böhlau Verlag, Wien u.a. 1994, ISBN 3-205-05550-0, S. 138.
  2. Vgl. Karl Amon: Hagiographische Bemerkungen zur Nonnosus-Inschrift in Molzbichl. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hg.): Carinthia I. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. 1990 / 180. Jahrgang. S. 221-234.

Weblinks

 Commons: Hl. Nonnosus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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