Nominoe

Nominoe

Nominoë oder bretonisch Nevenoe (* ?; † 7. März 851 unweit von Vendôme), seit Juli 819 Graf von Vannes, wurde 826 von Ludwig I., genannt der Fromme, zum missus imperatoris (Kaiserbote) und 831 zum ducatus ipsius gentis (Fürst des eigenen Stammes) der Bretonen ernannt. Er wird häufig auch als erster König der Bretagne bezeichnet, erstmals schon von dem mittelalterlichen Chronisten Regino von Prüm; die Berechtigung dieses Titels ist jedoch wissenschaftlich strittig, zumal es eine dauerhafte, von den Clans bzw. ihren Anführern – Chardronnet (siehe unten) nennt sie „Kriegskönige“; es handelte sich um vier keltisch-bretonische und drei gallo-fränkische Grafen – anerkannte Herrschaft bei den Bretonen zu dieser Zeit nicht gab. In den Matrikeln der Abtei von Saint-Sauveur in Redon wird er nacheinander als Herzog (ducatus, frz. duc) der Bretonen, Herzog in der Bretagne, Herzog der gesamten Bretagne und Fürst (princeps, frz. prince) der Bretagne bzw. der gesamten Bretagne bezeichnet. Bretonischen Nationalisten gilt Nominoë bis in die Gegenwart als Tad ar Vro, d.h. „Vater des Landes“; diesen Beinamen gab ihm bereits Arthur de la Borderie in seiner Histoire de Bretagne (1896ff.).

Auch seine Herkunft liegt im Dunklen. Vermutungen, seine Familie wäre venetischen Ursprungs, stützen sich im wesentlichen auf die räumliche Nähe seines Grafensitzes in Vannes zu deren Siedlungsgebiet in der südlichen Bretagne; die u.a. bei Chardronnet zitierte Abstammung aus der nordbretonischen Gegend um Dinan wird aus der Tatsache hergeleitet, dass er das Mönchskloster von Léhon mit einer Schenkung bedacht hatte. Regino von Prüm schrieb von einem Schatzfund, der Nominoës bäuerliche Vorfahren zu Wohlstand gebracht habe; diese These wurde später auch von den Plantagenêt verbreitet. Verheiratet war er mit Argentaela.

Nach dem Tode Ludwigs (840) unterstützte Nominoë in den Erbfolgeauseinandersetzungen zunächst Karl II., bevor er seine eigene hoheitliche Stellung beanspruchte, die Karl „der Kahle“ nach der Schlacht von Ballon (22. November 845) anerkennen musste. Im Jahr 850 eroberte er die Stadt Nantes, von wo aus er in der Folge Überfälle auf das normannische Bessin und das Anjou unternahm. Gleichzeitig betrieb er eine von den Franken übernommene Siedlungspolitik, indem er Bauern und Mönchen erobertes Land verlieh und so sein Einflussgebiet schrittweise auch nach Osten, in die Grafschaft Rennes (Teil der Bretonischen Mark) hinein, ausweitete. Dazu gehörte auch die Gründung des Klosters Redon unter Conwoïon. Ebenso stärkte die Verheiratung seiner Tochter mit Gurvand, dem späteren Grafen von Rennes, diese Politik.

Nominoë, der Zeit seines Lebens im Kampf unbesiegt blieb, starb 851, laut Chardronnet an einem Schlaganfall oder einer Vergiftung. Nachfolger als Herrscher der Bretagne wurde sein Sohn Erispoë, der im selben Jahr Karl den Kahlen in der Schlacht von Jengland-Beslé besiegen konnte.

Siehe auch

Literatur

  • Joseph Chardronnet: Histoire de Bretagne. Naissance et vie d'une nation. Nouvelles Éditions Latines, Paris 1965, 19746
  • Julia M. H. Smith: Province and Empire: Brittany and the Carolingians. Cambridge University Press, 1992

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