Noach

Noach
Noahs Einzug in die Arche, Hans Jordaens

Noach oder (meist) Noah (auch Noé oder Noe; hebräisch ‏ נח‎ „Ruhe“, arabisch ‏نوح‎ Nuh, DMG Nūḥ) war nach dem Buch Genesis der Bibel der zehnte Urvater nach Adam.

Inhaltsverzeichnis

Noach im 1. Buch Mose (Genesis)

Gustave Doré: Noach verflucht seinen Enkel Kanaan (links)

Nach dem Buch Genesis war Noach der Sohn von Lamech (Gen 5,28 EU). Sein Name könnte von dem hebräischen Wort für Ruhe/ausruhen abgeleitet sein. Im Alter von 500 Jahren zeugte er seine drei Söhne Sem, Ham und Jafet. Über deren genaues Geburtsjahr wird keine Auskunft gegeben (Gen 5,32 EU). Mit Ham als Jüngstem (Gen 9,24 EU) entspricht die übliche Aufzählung der Bedeutung für das Nachfolgende.

Insgesamt wird sein Lebensalter mit 950 Jahren angegeben (Gen 9,29 EU). Mit Noach endet die Ära der ersten Patriarchen, deren Lebensdauer mit Ausnahme von Henoch weit über 700 Jahre war. Bei den folgenden Generationen nahm das Alter erheblich ab (vgl. Biblisches Alter).

Auf Noachs drei Söhne werden in der sogenannten Völkertafel der Genesis die damals den Hebräern bekannten Völker zurückgeführt (Gen 10,1-32 EU; 1 Chr 1,5-23 EU): Auf Sem die Semiten, auf Ham die Hamiten (dunkelhäutige Afrikaner) und auf Jafet die Jafetiten.

Noach ist der biblischen Erzählung nach der erste Ackerbauer und der erste Winzer (Gen 9,20 EU). Den nach hohem Alkoholkonsum eingeschlafenen Noach sieht sein Sohn Ham entkleidet in dessen Zelt liegen. Anstatt die Blöße seines Vaters zu bedecken, erzählte er es seinen Brüdern. Noach verfluchte deshalb Hams Sohn Kanaan und seine Nachkommen dazu, Knechte seiner Brüder zu sein (Der Fluch über Ham). (Gen 9,21-27 EU) Damit wurde von Christen später die Versklavung schwarzer Völker biblisch gerechtfertigt und von Juden erstmals die Ausrottung der Kanaaniter als Gottes Wille angesehen.

Die Trunkenheit Noahs (Giovanni Bellini) Der betrunkene Noach wird von seinen Söhnen entdeckt.

Nach der biblischen Erzählung wollte der Gott JHWH die Menschheit wegen ihrer Sündhaftigkeit auslöschen, erbarmte sich aber Noachs und dessen Familie wegen seiner Frömmigkeit. In der Arche Noah konnte Noach sich, seine Frau, seine Söhne und deren Frauen sowie viele Tiere vor einer Vernichtung durch die Sintflut retten und sicherte so den Fortbestand der Menschen und Tiere auf der Erde. Nach der Flut übergab JHWH die Verantwortung über die Erde den Menschen. JHWH schließt einen Bund mit Noach und setzt den Regenbogen als Bundeszeichen in die Wolken (Gen 9,18-27 EU).

Ähnliche mythologische Fluterzählungen sind aus vielen Kulturen überliefert. Eine besonders enge Verwandtschaft lässt sich mit dem viel älteren sumerisch-babylonischen Atraḫasis-Epos (etwa 1800 v. Chr.) und seinem Sintfluthelden Ziusudra sowie mit dem griechischen Deukalion-Epos (etwa 1400 v. Chr.) erkennen.

Noach im Talmud: Noachidische Gebote

Der Talmud leitet aus der biblischen Noach-Erzählung den Noachidischen Bund und dazu gehörige sieben Noachidische Gebote ab. Diese sind nach jüdischem Verständnis allen Menschen vermacht und daher in den großen Religionen oft angelegt.

Ein Nichtjude, der sich an die Noachidischen Gebote hält, kann nach jüdischem Verständnis Anteil an der kommenden Welt wie ein Jude erlangen. Aus diesem Grund besteht aus jüdischer Sicht kein Bedarf an Mission, andere Religionen verdienen Respekt, solange sie umgekehrt auch die jüdische Identität achten.

Konversionswillige werden sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie durch die Befolgung der wenigen Noachidischen Gebote bereits vor Gott bestehen können, wogegen sie als Juden alle dem Judentum übergebenen Gebote zu erfüllen haben.

Noach im Neuen Testament

Im Lukasevangelium (17,26f) wird berichtet, dass Jesus die Tage des Menschensohnes mit den Tagen vor der Sintflut vergleicht. Im Hebräerbrief (11,7) wird gesagt, dass Noach durch den Glauben die Arche baute und auf diese Weise sein Haus retten konnte. Im Ersten Petrusbrief (3,20) vergleicht Petrus die Rettung Noachs durch das Wasser mit der Taufe. Im Zweiten Petrusbrief (2,5) wird Noach Prediger der Gerechtigkeit genannt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Jesus und die Schreiber des Neuen Testamentes Noach und die Sintflut als Realität verstanden haben.

Noach in den Apokryphen

Auch in den Apokryphen finden sich Spuren Noachs. Im Jubiläenbuch (Kleine Genesis) wird die biblische Erzählung viel ausführlicher nacherzählt und erweitert (Jub 5,1-10,17, siehe auch Die Apokalypse des Adam' 69.2-71.5). Die Arche landete auf dem Gipfel des Lubar, einem der Berge des Ararat (Jub 5,28). Nach dem Pseudo-Titus-Brief suchten die Söhne Noachs nach der Sintflut Orte zum Städte bauen und benannten sie nach ihren Frauen. Die Namen der Städte sind Neelatamauk (Ham), Adataneses (Jafet), Sedeketelebab (Sem) (Jub 7,14-16). Später verlost Noach die Erde an seine Söhne. Die Erdmitte bekommt Sem, der Süden geht an Ham, Jafet erhält den Norden (Jub 8,10-30, ApokAd 72.15). In der Apokalypse des Paulus trifft Paulus in einer Vision auf Noach. Dieser erzählt ihm, er habe an der Arche 100 Jahre gebaut, ohne sich zu waschen und die Kleidung zu wechseln (ApkPaul 50). Nach dem Apokryphon des Johannes überlebten Noach und seine Nachkommen nicht in einer Arche, sondern in einer Lichtwolke (AJ 28.30-29.10).

Der Name der Gattin des Sintfluthelden Noach wird in der Bibel selbst nirgends erwähnt. Im 14. Kapitel der apokryphen Schrift „Die Schatzhöhle“ wird ihr Name allerdings genannt: Dort heißt sie Haikal und ist Tochter der Namos und Enkelin des Henoch, der hier als Bruder des Metusala genannt wird. Wie auch im ersten Buch Mose sind die gemeinsamen Kinder von Haikal und Noach Sem, Cham (Ham) und Japhet. Noach heiratete Haikal demnach auf Geheiß Gottes, als er bereits fünfhundert Jahre alt war, wobei ihm auch gleich die Sintflut angekündigt wurde.

Noach im Koran

Detail einer muslimischen Darstellung aus dem 16. Jahrhundert

Im Koran ist die einundsiebzigste Sure nach Noach (Nuh / ‏نوح‎ / Nūḥ) benannt. In dieser Sure sind die Bitten und Drohungen des von Gott gesandten Noach beschrieben, die die Menschen zur Umkehr bewegen sollten. In Vers 23 werden Götter genannt. „Und sie sagen (zueinander): ‚Lasst eure Götter nicht im Stich. Und verlasst weder Wadd noch Suwa' noch Yaguth und Ya'uq und Nasr.‘“ Als nicht auf ihn gehört wird, schlägt Noach Gott vor, keinen der Ungläubigen auf Erden zu lassen (Sure 71,26). Ausführlicher wird die Sintfluterzählung in Sure 11,25-48 erzählt, wobei Noach nicht nur seine Familie rettete, sondern alle Gläubigen. Weitere Suren zum Thema: Sure 7,59-64, Sure 10,71-73, Sure 26,105-122.

Literatur

  • Jürgen Ebach: Noah. Die Geschichte eines Überlebenden. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2001.
  • Bernhard Kirchmeier: Der Noachbund. Eine umfassende Analyse. Grin, München 2009.
  • Gabrielle Oberhänsli-Widmer: Biblische Figuren in der rabbinischen Literatur. Gleichnisse und Bilder zu Adam, Noah und Abraham im Midrasch Bereschit Rabba. Lang, Bern 1998.
  • Elie Wiesel: Noah oder die Verwandlung der Angst. Biblische Porträts. Herder, Freiburg im Breisgau 2000.
  • Georgios Fatouros: Noe (Noah). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 963–968.
  • Ralf König: Archetyp. (Comic) Rowohlt, 2009, ISBN 3-498-03549-5.

Weblinks

 Commons: Noah – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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