Arthur Maria Rabenalt

Arthur Maria Rabenalt

Arthur Maria Rabenalt (Arthur Maria Lothar Konrad Heinrich Friedrich Rabenalt; * 25. Juni 1905 in Wien; † 26. Februar 1993 in Wildbad Kreuth) war ein österreichischer Theaterregisseur und Filmregisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Rechtsanwalts und Notars Dr. Arthur Rabenalt und seiner Ehefrau Karoline, geborene Grabner, führte sechzehnjährig erstmals Opernregie am Hessischen Landestheater in Darmstadt. Danach arbeitete er als Theaterregisseur in Berlin am Theater am Kurfürstendamm, an der Volksbühne und an der Tribüne.

In Gera wurde er zweiter Opern- und Schauspielregisseur am Reußischen Theater, danach Oberregisseur an der Oper von Würzburg und wiederum in Darmstadt. 1933 wurde er, da seine avantgardistischen Experimente an der Kroll-Oper den Nationalsozialisten missfielen, von diesen als "Kulturbolschewist" angeprangert und erhielt Regieverbot. Von 1935 bis 1936 war er Dialogregisseur am Metropoltheater.

Immer mehr arbeitete Rabenalt jetzt für den Film. Erfahrungen hatte er hier schon als Volontär bei Alexander Korda und G. W. Pabst gesammelt. 1932 war er auch an der Entstehung der englischen Synchronfassung von Fritz Langs Film M – Eine Stadt sucht einen Mörder beteiligt gewesen.

Rabenalt schuf nun zunächst Unterhaltungsfilme wie Pappi, Eine Siebzehnjährige, Ein Kind, ein Hund, ein Vagabund oder Ein Filmball-Erlebnis (alle 1934). Ein Kind, ein Hund, ein Vagabund wurde allerdings zeitweilig verboten, sodass Rabenalt seine Aktivitäten von Deutschland ins Ausland verlegte und nun in Frankreich, Italien und seinem Heimatland Österreich arbeitete. Musik- und Zirkusfilme wurden in dieser Zeit seine Spezialität. Beispiele dafür sind etwa Das Frauenparadies von 1936 oder Die drei Codonas aus dem Jahr 1940.

In diesem Jahr arbeitete er auch an Leni Riefenstahls Film Tiefland mit. Auch Filme wie Achtung! Feind hört mit! von 1940 oder ...reitet für Deutschland (1940/41) zeigen, dass er sich mit den Machthabern in Deutschland in dieser Zeit wieder arrangiert hatte. Dennoch bestand Rabenalt später immer darauf, ein unpolitischer Regisseur zu sein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete er in München das Kabarett Die Schaubude. Neben seiner Arbeit als kommissarischer Leiter der Städtischen Schauspiele in Baden-Baden und als Intendant des Metropol-Theaters in Ostberlin (1947-49) drehte er weitere Filme für die DEFA, z. B. 1948 Das Mädchen Christine. 1952 drehte er mit Alraune die fünfte Verfilmung des phantastischen Romans Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens, mit Hildegard Knef in der Hauptrolle. Vor allem schuf er in den Fünfzigerjahren jedoch Musikfilme wie etwa 1954 Der Zigeunerbaron. Ab den Sechzigerjahren arbeitete er vorwiegend fürs Fernsehen und schuf auch hier vor allem Musik- und Tanzfilme. Gleichzeitig schrieb er zahlreiche Texte zu theater- und filmhistorischen Themen sowie eine Geschichte des erotischen Theaters – 1968/69 leitete er zudem in München das Theatron eroticon. Gegen Ende der Siebzigerjahre zog er sich weitgehend aus der Filmproduktion zurück. Im Alter verfasste Rabenalt, der in erster Ehe mit der Opernsängerin Lotte Walter, der Tochter des Dirigenten Bruno Walter, ab 1943 mit Natascha Duchonova verheiratet war, nicht nur seine Memoiren und ein Buch über Joseph Goebbels, sondern auch mehrere erotische Romane, wie etwa "Das Sex-Terzett. Dieser Roman wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.[1]

Sein Privatarchiv ging 1988 in den Besitz der Universität Bayreuth über, die ihn ein Jahr später zum Honorarprofessor ernannte.

Filmografie

  • 1934: Pappi (auch Co-Drehbuch)
  • 1934: Was bin ich ohne Dich
  • 1935: Die Liebe des Maharadscha
  • 1936: Das Frauenparadies
  • 1937: Millionenerbschaft
  • 1938: Liebelei und Liebe
  • 1939: Flucht ins Dunkel
  • 1939: Johannisfeuer
  • 1940: Weißer Flieder
  • 1940: Die 3 Codonas
  • 1940: Achtung! Feind hört mit!
  • 1941: ...reitet für Deutschland
  • 1941: Leichte Muse
  • 1942: Meine Frau Teresa
  • 1942: Fronttheater
  • 1943: Liebespremiere
  • 1943: Zirkus Renz
  • 1944: Axel an der Himmelstür
  • 1948: Chemie und Liebe
  • 1948: Das Mädchen Christine
  • 1949: Anonyme Briefe
  • 1949: Martina
  • 1949: Nächte am Nil
  • 1949: 0 Uhr 15, Zimmer 9
  • 1950: Hochzeit im Heu
  • 1951: Unvergängliches Licht
  • 1951: Das weiße Abenteuer
  • 1952: Die Försterchristl
  • 1952: Alraune
  • 1952: Genoveva
  • 1952: Wir tanzen auf dem Regenbogen (Co-Regie)
  • 1952: Die Fiakermilli
  • 1953: Der letzte Walzer
  • 1953: Der Vogelhändler
  • 1953: Der unsterbliche Lump
  • 1954: Die Sonne von St. Moritz
  • 1954: Der Zigeunerbaron
  • 1954: Der Zarewitsch
  • 1955: Unternehmen Schlafsack
  • 1955: Liebe ist ja nur ein Märchen
  • 1956: Die Ehe des Dr. med. Danwitz
  • 1956: Tierarzt Dr. Vlimmen
  • 1956: Zwischen Zeit und Ewigkeit (auch Co-Drehbuch)
  • 1957: Glücksritter
  • 1957: Frühling in Berlin
  • 1958: Eine Frau, die weiß, was sie will
  • 1958: Das haut einen Seemann doch nicht um
  • 1958: Vergiß mein nicht (Co-Regie)
  • 1959: Geliebte Bestie
  • 1959: Laß mich am Sonntag nicht allein
  • 1960: Der Held meiner Träume
  • 1960: Das große Wunschkonzert
  • 1961: Mann im Schatten
  • 1961: Das Wunderkind Europas
  • 1969: Hilfe, mich liebt eine Jungfrau
  • 1971: Haie an Bord
  • 1978: Caribia (auch Drehbuch)

Veröffentlichungen

Sachbücher

  • Mimus ohne Maske. Über die Schauspielkunst im Film. Essay. Merkur-Verlag, Düsseldorf 1945
  • Mensch im Spiel. Über das Wesen d. Schauspielerischen. Ein Essay. Ähren-Verlag, Heidelberg 1946
  • Operette als Aufgabe. Aufsätze zur Operettenkrise. Menge, Mainz 1948
  • Film im Zwielicht. Über den unpolitischen Film des 3. Reichs und die Begrenzung des totalitären Anspruchs. Copress-Verlag, München 1958; Olms-Presse, Hildesheim/New York 1979, ISBN 3-487-08155-5
  • Die Schnulze. Capriccios über ein sämiges Thema. Kreisselmeier, München/Icking 1959
  • Tanz und Film. Rembrandt Verlag, Berlin 1960
  • Voluptas ludens. Erotisches Geheimtheater. 17., 18. und 19. Jahrhundert. Verlag Die Schaubühne, München/Regensburg 1962
  • Theatrum sadicum. Der Marquis de Sade und das Theater. Lechte, Emsdetten 1963
  • Mimus eroticus. Verlag für Kulturforschung, Hamburg
    • Die erotische Schauszenik in der antiken Welt. 1965
    • Das venusische Schauspiel im Mittelalter und in der Renaissance. Teil 1. 1965
    • Das venusische Schauspiel im Mittelalter und in der Renaissance. Teil 2. 1965
    • Beiträge zur Sittengeschichte der erotischen Szenik im zwanzigsten Jahrhundert. Teil 1, 1965
    • Beiträge zur Sittengeschichte der erotischen Szenik im zwanzigsten Jahrhundert. Teil 2, 1967
  • Theater ohne Tabu. Voluptas ludens heute. Lechte, Emsdetten 1970
  • Das Theater der Lust. Bilddokumente der erotischen Geheimbühnen im 18. u. 19. Jahrhundert. Heyne, München 1982, ISBN 3-453-01608-4
  • Joseph Goebbels und der „großdeutsche“ Film. Herbig, München/Berlin 1985, ISBN 3-7766-1369-6
  • Gesammelte Schriften. Olms, Hildesheim/Zürich/New York

Belletristik

Einzelnachweise

  1. Entscheidung Nr. 2566 (V) vom 26. Juni 1986

Literatur

  • Christiane Zentgraf (Hrsg.): Festschrift für Arthur Maria Rabenalt zum 80. Geburtstag. Laaber-Verlag, Laaber 1985, ISBN 3-89007-100-7
  • Stefanie Mathilde Frank: Arthur Maria Rabenalts Filme 1934 bis 1945. Eine dramaturgische Analyse. Avinus-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86938-014-8

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rabenalt — ist der Nachname von: Arthur Maria Rabenalt (1905–1993), österreichischer Film und Theaterregisseur Peter Rabenalt (* 1937), deutscher Filmkomponist und wissenschaftler Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterschei …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Koppenhöfer — Maria Johanna Julia Koppenhöfer (* 11. Dezember 1901 in Stuttgart; † 29. November 1948 in Heidelberg) war eine deutsche Schauspielerin. Die Tochter eines Stuttgarter Hotelbesitzers, die schon als Kind Schauspielerin werden wollte, erhielt ihre… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der unter der alliierten Militärzensur verbotenen deutschen Filme — Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches im Jahre 1945 gab das Oberkommando der alliierten Siegermächte, um ein Fortwirken der nationalsozialistischen Filmpropaganda zu unterbinden, die später Vorbehaltsfilme genannten über 40 Filme sowie die… …   Deutsch Wikipedia

  • Cornell Borchers — Cornell Borchers, eigentlich Gerlind Borchers, (* 16. März 1925 in Heydekrug, Memelland, heute: Šilutė in Litauen) ist eine deutsche Filmschauspielerin, die auch in England und Hollywood erfolgreich war. Leben Sie studierte 1945/46 zwei Semester… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Hermann August Maertens — Willy Maertens (eigentlich Wilhelm Hermann August Maertens) (* 30. Oktober 1893 in Braunschweig; † 28. November 1967 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur, Theaterintendant und Schauspiellehrer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Maertens — Willy Maertens (eigentlich Wilhelm Hermann August Maertens) (* 30. Oktober 1893 in Braunschweig; † 28. November 1967 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur, Theaterintendant und Schauspiellehrer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Willy Märtens — Willy Maertens (eigentlich Wilhelm Hermann August Maertens) (* 30. Oktober 1893 in Braunschweig; † 28. November 1967 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur, Theaterintendant und Schauspiellehrer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der unter alliierter Militärzensur verbotenen deutschen Filme — Nach der Kapitulation der Wehrmacht des Deutschen Reiches im Jahre 1945 gab der für die Filmzensur zuständige Alliierte Kontrollrat eine Liste von nicht zur öffentlichen Aufführung freigegebenen Filmen heraus, um ein Fortwirken der… …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Gottfried Lieven — (* 15. Oktober 1909 in Dresden ; † 7. März 1968 in München) war ein deutscher Schauspieler und vielbeschäftigter Synchronsprecher. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Synchronarbeiten 3 …   Deutsch Wikipedia

  • SF-Film — Das Genre der Science Fiction Filme (auch kurz SF Film) zeigt das Spekulative oder das Mögliche und dessen (positive oder negative) Auswirkung auf die Zukunft. Oft sind SF Filme ein Abbild ihrer Zeit, können kulturelle Manifestationen dieser Zeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”