Nikotinersatz

Nikotinersatztherapie (NET, auch NRT für engl. nicotine replacement therapy „Nikotinersatztherapie“) ist die dosierte Zuführung von Nikotin mittels nikotinhaltiger Präparate als Ersatz für die wegfallende Nikotinzufuhr bei der Raucherentwöhnung. Nikotinabhängige nehmen Nikotin mittels Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis, Nikotinlutschpastillen, Nikotininhalator oder Nikotinspray auf. Die Aufrechterhaltung des Nikotinspiegels soll die Erscheinungen eines Nikotinentzuges vermeiden bzw. mildern, um den dauerhaften Verzicht auf das Rauchens zu erleichtern oder zu ermöglichen.^[1]

Die Suchtwirkung von Nikotin hängt sehr stark von der Art der Nikotinzufuhr ab. Tierversuche haben gezeigt, dass Nikotin ein hohes Suchtpotenzial hat, wenn es schnell und in kurzen Stößen ins Gehirn gelangt (durch Inhalieren oder intravenöse Zufuhr), jedoch ein relativ niedriges bei einer langsamen und kontinuierlichen Zufuhr (Pflaster).^[2]

Die aufgeführten Nikotinpräparate sind Arzneimittel und weitgehend rezeptfrei ausschließlich in Apotheken erhältlich. Bei einigen Präparaten wird auf den Beipackzetteln vor der Suchtgefahr gewarnt.

Wirkweise

Nikotinersatzpräparate sollen helfen, das Verlangen nach Zigaretten und Nikotin zu dämpfen, indem sie langsam medizinisches Nikotin an den Körper abgeben. Anders als Zigaretten, geben sie auch nur Nikotin ab und keine weiteren Giftstoffe, wie Teer, Kohlenmonoxid und andere krebserregende Stoffe, die in Zigaretten enthalten sind. Nikotinersatzpräparate gibt es in verschiedenen Stärken.

Die Erfolgschancen, langfristig mit dem Rauchen aufzuhören, verdoppeln sich, wenn NET-Produkte verwendet werden.^[3]

Die Weltgesundheitsorganisation^[4] als auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen^[5] empfehlen daher die Nikotinersatztherapie als Unterstützung zum Rauchausstieg, deren Wirksamkeit in über 130 Studien mit mehr als 40.000 Testpersonen belegt ist. Auch gesundheitsökonomische Studien belegen den Nutzen der Nikotinersatztherapie. Ein erfolgreicher Rauchstoppversuch mit Hilfe der NRT bringt dem Ex-Raucher den Gewinn von rund drei Lebensjahren und spart zugleich durchschnittlich 15.407 Euro Krankheitskosten im weiteren Lebensverlauf ein.^[6]

Frei verkäufliche NRT-Produkte

Nikotinpflaster

Die folgenden Produkte sind in verschiedenen Stärken in Deutschland in Apotheken auch ohne Rezept erhältlich.

Nikotinpflaster

Nikotinpflaster werden auf die Haut geklebt und täglich gewechselt. Empfohlen für mittelstarke bis starke Raucher, die relativ gleichmäßig über den Tag verteilt rauchen. Das Suchtpotenzial ist nahe Null ^[7].

Nikotinkaugummis

Empfohlen für weniger starke bis mittelstarke Raucher oder „Geselligkeitsraucher“. Nikotinkaugummis kaut man wie gewöhnliche Kaugummis und können auch eingesetzt werden, um Nikotinpflaster bei besonders starkem Verlangen nach einer Zigarette zu ergänzen. Es gibt ein geringes Suchtpotenzial^[7].

Nikotinlutschtabletten

Empfohlen für mittelstarke bis starke Raucher, die eher ungleichmäßig über den Tag verteilt rauchen. Sie setzen das Nikotin beim Lutschen frei und werden – wie Nikotinkaugummis – bei Bedarf angewendet.

Nikotininhalator

Mit dem Nikotininhalator saugt man das Nikotin über ein Mundstück in den Mund ein, ähnlich wie beim Zigarettenrauchen.

Nikotinnasenspray

Nikotinnasenspray wird für starke Raucher mit sehr hoher Nikotinabhängigkeit empfohlen. Nikotinhaltige Flüssigkeit wird in die Nase gesprüht.

Verschreibungspflichtige NRT-Produkte

Mit Bupropion steht ein verschreibungspflichtiges Medikament zur Raucherentwöhnung zur Verfügung. 2007 hat Pfizer den Wirkstoff Vareniclin auf den europäischen Markt gebracht.

Natürliche Alternativen

Als natürliche Alternativen zu den Pharmazeutika können rauchfreie Tabakprodukte wie Kautabak oder Schnupftabak zur Raucherentwöhnung eingesetzt werden. Diese sind bei gleichem Wirkprinzip erheblich preiswerter. Zu beachten ist allerdings, dass auch rauchfreie Tabakprodukte zum Teil krebserregende Schadstoffe enthalten und daher bei längerfristigem Konsum erhebliche Gesundheitsgefahren bergen können.

Quellen

1. ↑ Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Handlungsleitlinie Tabakabhängigkeit aus Empfehlungen zur Therapie der Tabakabhängigkeit. Arzneiverordnung in der Praxis, Sonderheft, 1. Auflage, Mai 2001 (PDF, 44 KB)
2. ↑ http://www.rcplondon.ac.uk/pubs/contents/4fc74817-64c5-4105-951e-38239b09c5db.pdf Harm reduction on nicotin addiction (Seite 98/99)
3. ↑ Stead et al.Nicotine replacement therapy for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 4, 2009
4. ↑ http://www.who.int/selection_medicines/committees/expert/17/application/NRT/en/)
5. ↑ http://www.gesundheitsinformation.de/merkblatt-nikotinersatztherapie-zur-raucherentwohnung.222.de.html)
6. ↑ J. Wasem et al. Nutzen und Kosteneffektivität der Nikotinersatztherapie zur Raucherentwöhnung - eine entscheidungsanalytische Modellierung der direkten medizinischen Kosten. Gesundh ökon Qual manag 2008;13:99-108
7. ↑ ^{a b} https://www.oma.org/Resources/Documents/e2008RethinkingStop-SmokingMedications.pdf Rethinking Stop-Smoking Medications: Treatment Myths and Medical Realities (engl.)