Nike Wagner

Nike Wagner

Nike Wagner (* 9. Juni 1945 in Überlingen am Bodensee) ist eine deutsche promovierte Publizistin, Dramaturgin und seit 2004 Leiterin des Kunstfestes Weimar[1], dem sie den Titel „Pèlerinages“[2] gab.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nike Wagner wuchs als drittes Kind von Wieland Wagner und seiner Frau, der Tänzerin und Choreografin Gertrud Reissiger (1916-1998), ab 1946 in Richard Wagners Haus Wahnfried in Bayreuth auf. Sie ist eine Enkelin von Siegfried Wagner, Urenkelin von Richard Wagner und Ur-Urenkelin von Franz Liszt. In München, Berlin und den USA studierte sie Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft; parallel war sie 1967/68 Redaktionsassistentin beim NDR-Fernsehen. An der Northwestern University in Illinois, wo sie von 1971 bis 1974 als Teaching Assistant arbeitete, wurde sie 1973 mit einer Studie über Karl Kraus promoviert; ihr Doktorvater war der österreichische Emigrant Erich Heller (1911–1990).[3]

Seit 1975 ist Nike Wagner freischaffende Autorin; sie wirkte an zahlreichen Symposien und Kolloquien über Musik und Literatur im In- und Ausland mit. Von 1984 bis 1986 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2001 wurde ihr das Amt der Kultursenatorin in Hamburg angeboten. Da ihre Forderungen nach einer Erhöhung des Kulturetats der Hansestadt kein Gehör fanden, sagte sie ab. 2002 hatte sie eine Gastprofessur in Oxford inne; 2003 trat sie als externe Sachverständige der Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestags bei. 2002/03 begleitete sie als Dramaturgin die Ring-Inszenierung von Herbert Wernicke und David Alden an der Bayerischen Staatsoper. 2004 übernahm sie die künstlerische Gesamtleitung des Kunstfestes Weimar.

Wiederholt übte Nike Wagner scharfe Kritik am langjährigen Leiter der Bayreuther Festspiele, ihrem Onkel Wolfgang Wagner, und meldete Ansprüche auf eine Übernahme seines Amtes an. 1999 bewarb sie sich hierfür zunächst gemeinsam mit Elmar Weingarten, dann mit Peter Ruzicka, 2008 zunächst mit Eva Wagner-Pasquier, dann – kurz vor Ende der Bewerbungsfrist – mit Gerard Mortier.[4] Als der Bayreuther Stiftungsrat am 1. September 2008 mit einer Mehrheit von 22 Stimmen (bei 2 Enthaltungen) für Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner als Festspielleiterinnen votiert[5], ließ Nike Wagner eine vorbereitete Erklärung verteilen, in der sie von einer „befremdlichen Prozedur“[6] sprach. Ihre Kritik wurde vom Vorsitzenden des Stiftungsrates zurückgewiesen.[7]

Seit 1986 lebt Nike Wagner in Wien. In erster Ehe war sie mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Jean Launay verheiratet. Ihre gemeinsame Tochter Louise Wagner (*1981) ist als Tänzerin, Choreographin und Bühnenbildnerin tätig. Nike Wagners zweiter Mann ist der Musikwissenschaftler Jürg Stenzl (*1942).

Ehrungen, Mitgliedschaften

Publikationen

  • Wolf Siegfried Wagner, Gertrud Wagner, Nike Wagner: Die Geschichte unserer Familie in Bildern, Bayreuth 1876-1976. Rogner & Bernhard, München 1976.
  • Geist und Geschlecht. Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982 (Dissertation).
  • Mann, sei nicht so hysterisch. Matthes und Seitz, München 1991 (Aufsatzsammlung).
  • Nike Wagner (Hrsg.): Über Wagner. Von Musikern, Dichtern und Liebhabern. Eine Anthologie. Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009423-2.
  • Wagner Theater. Insel, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-458-16898-2 (Neuausgabe: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39579-3).
  • Traumtheater: Szenarien der Moderne. Insel, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-458-17069-3.

Filme

Weblinks

Quellen

  1. Kunstfest Weimar - Offizielle Website
  2. le pèlerinage [relig.] - die Pilgerreise, die Wallfahrt
    Nike Wagner: „Ich finde den Ort, seine Geschichte und ihre Brüche faszinierend. Weimar ist für mich ein Sinnbild des kulturellen Übergangs, Station und Experiment zugleich. Darum heißt das Kunstfest von jetzt an »Pèlerinages«, nach Liszts frühem Klavierzyklus »Années de pèlerinage«, was man goethisch wohl mit „Wanderjahre“ übersetzen könnte.“ In: Der Spiegel, Nr. 31, 2004, S. 138f., online
  3. Erich Heller, engl. Wikipedia
  4. „Nike Wagner und Mortier erläutern ihr Konzept“, FAZ, 27. August 2008
  5. „Das Ringen ist beendet“, BR online, 1. September 2008
  6. „Unter uns Betschwestern“, Tagesspiegel, 1. September 2008
  7. „Wir brauchen noch Geld“, Nordbayerischer Kurier, 2. September 2008

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