Niers

Niers
Niers
Die Niers bei Weeze

Die Niers bei WeezeVorlage:Infobox Fluss/KARTE_fehlt

Daten
Gewässerkennzahl DE: 286
Lage Deutschland, Niederlande
Flusssystem Maas
Abfluss über Maas → Nordsee
Quelle Bei Kuckum
51° 4′ 49″ N, 6° 23′ 31″ O51.0802777777786.391944444444473
Quellhöhe ca. 73 m ü. NN[1]
Mündung Bei Gennep in die Maas
51.7140277777785.94758333333339

51° 42′ 51″ N, 5° 56′ 51″ O51.7140277777785.94758333333339
Mündungshöhe ca. m ü. NN[1]
Höhenunterschied ca. 64 m
Länge 117,7 km[2]
Einzugsgebiet 1.380,63 km²[2]

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Einwohner im Einzugsgebiet 735.000
Die Niers kurz hinter ihrer Quelle in Kuckum
Die Niers am Grenzweg, Willich-Neersen
Begradigte Niers bei Viersen, in Höhe des Ortsteils Sittard
Der Fluss Niers in Weeze

Die Niers ist ein Fluss im linken Niederrheingebiet, der parallel zu Maas und Rhein auf der östlichen Seite der deutsch-niederländischen Grenze verläuft. In Goch wendet sie sich nach Westen, um bei Gennep, Niederlande in die Maas zu münden. Die Länge der Niers beträgt 117,7 Kilometer. Ihr Einzugsgebiet umfasst 1380,63 Quadratkilometer und wird von 735.000 Menschen bewohnt.

Inhaltsverzeichnis

Das Quellgebiet

Das Quellgebiet der Niers liegt in Kuckum, dem östlichen Gebiet der Stadt Erkelenz. Die Niers hatte früher mehrere Quellen, die Hauptquellen lagen bei Zourshof in Kuckum und beim „Klocken Sprung“ in Keyenberg. Die Niers erhält zudem Zufluss durch verschiedene kleine Wasserläufe (Entwässerungsgräben), wie zum Beispiel die Köhm aus Richtung Borschemich, die in Keyenberg in die Niers mündet. In die Köhm floss auch Wasser aus dem Grabensystem von Haus Keyenberg, das wiederum durch Quellen gespeist wurde.

Die Quellen sind heute durch den Braunkohle-Tagebau Garzweiler versiegt. Damit die natürliche Wasserführung nicht noch weiter absinkt, wird der Niers am Oberlauf, zum Beispiel bei Zourshof, Sümpfungswasser aus dem Tagebau über Rohrleitungen zugeführt.

Lauf

Von Kuckum fließt die Niers durch Wanlo, Wickrathberg, Wickrath, Odenkirchen, Rheydt, Mönchengladbach, Neersen, Viersen, Süchteln, Grefrath, Wachtendonk, Straelen, Pont, Geldern, Veert, Kevelaer, vorbei an Schloss Wissen, weiter durch Weeze und Goch, quert auf dem Weg ins niederländische Gennep die Grenze, und mündet bei Gennep in die Maas.

Gefälle

Das Gefälle beträgt im Oberlauf etwa 60 Zentimeter pro Kilometer, im Mittel- und Unterlauf 25 bis 30 Zentimeter pro Kilometer, womit die Niers ein typischer Flachlandfluss ist. Insgesamt liegen zwischen Quelle und Mündung nur 70 Meter Höhenunterschied (zum Vergleich: die etwa gleich lange Wupper überwindet in ihrem Lauf rund 400 Meter). Die Fließgeschwindigkeit liegt im Normalfall bei etwa 2 Kilometern pro Stunde.

Wasserqualität

Im Einzugsgebiet der Niers werden rund 65 Millionen Kubikmeter Grundwasser zu Trink- oder Brauchwasser aufbereitet.

24 Kläranlagen und Klärwerke behandeln die mit Niederschlagswasser vermischten Abwässer der Region. Jährlich führen die Kläranlagen der Niers etwa 83 Millionen Kubikmeter gereinigte Abwässer zu. Im Sommer macht das gereinigte Abwasser einen Großteil der Wassermenge in der Niers aus. Dies stellt besondere Anforderungen an die Kläranlagen, da ihre Reinigungsleistung aufgrund der Mengenverhältnisse großen Einfluss auf die gesamte Wasserqualität des Flusses hat. Die Niers ist einer der am stärksten genutzten Flüsse in Nordrhein-Westfalen.

In den letzten Jahren hat sich die Wasserqualität erheblich verbessert. Dies ist auch daran zu erkennen, dass wieder zahlreiche Fischarten die Niers besiedeln.

Nebenflüsse und Kanäle

(von der Quelle zur Mündung): am Oberlauf bis einschließlich Mönchengladbach: Köhm, Hochneukircher Fließ, Karotte, Beller Bach, Gladbach und Trietbach.

Zwischen Viersen einerseits und Willich-Anrath bzw. -Neersen andererseits mündet von links der aus dem Viersener Stadtgebiet kommende Hammer Bach. Das Einzugsgebiet des Hammer Bachs ist ca. 13,75 km² groß und reicht bis an die Stadtgrenze von Mönchengladbach heran.

Etwas südwestlich von Grefrath-Oedt mündet von rechts der hier auch als "Zweigkanal" bezeichnete Kanal III3b, der nicht zuletzt durch seine eigenen Hauptzuflüsse, den Kanal III C und die Willicher Flöth, ein umfangreiches Gebiet von über 80 km² entwässert, das bis an den Krefelder Stadtrand reicht.[3]

Hinter Wachtendonk mündet die Nette in die Niers. Sie hat eine Länge von 28 Kilometern, verläuft durch die Krickenbecker Seen und hat ein Einzugsgebiet von etwa 180 Quadratkilometern.

In Geldern zweigt der Nierskanal ab, der über die deutsch-niederländische Grenze verläuft und nördlich von Arcen en Velden in der Maas endet (dient als Hochwasserentlastung für die untere Niers, Baujahr ca. 1777?). Der Nierskanal benutzt teilweise das ehemalige Bett der Fossa Eugeniana. Ebenfalls in Geldern mündet die nach dem Ort benannte Gelderner Fleuth, die eine Länge von etwa 27 Kilometern und ein Einzugsgebiet von 170 Quadratkilometern hat, in die Niers. Die Issumer Fleuth mit einer Länge von 25 Kilometern und einem Einzugsgebiet von rund 120 Quadratkilometern mündet bei Kevelaer in die Niers. In Höhe der Kriegsgräberstätte bei Weeze mündet die Kervenheimer Mühlenfleuth in die Niers.

Die Kendel entspringt bei Weeze, ist 25 Kilometer lang und mündet an der deutsch-niederländischen Grenze bei Hommersum in die Niers. Das Einzugsgebiet der Kendel beträgt 25 Quadratkilometer.

Geschichte

Geologie

Das bis zu 500 Meter breite Tal, in dem die Niers heute verläuft, ist ein vom Rhein geschaffenes Tal. Dieses wurde vor etwa 200.000 Jahren bei der vorletzten Eiszeit (Saaleeiszeit) von den bis zu den Schaephuysener Höhen reichenden Gletschern weiter nach Westen verdrängt. Man kann noch heute an den bis zu 2 Meter hohen Terrassenkanten der Niers-Auen die Abgrenzungen des damals entstandenen Urstromtals erkennen.

Nutzung

Die Niers ist im Verlauf der letzten Jahrhunderte stark begradigt und mit Wehren versehen worden. Zum Betrieb der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Mühlen wurde der Flusslauf teilweise auch verlegt, um Fallhöhe für die Mühlräder zu gewinnen. Es entstanden so insgesamt 52 Mühlen am Lauf der Niers. Auf die Länge gerechnet bedeutete das im Schnitt alle zwei Kilometer eine Mühle. Durch diese künstlichen Veränderungen der Niers gab es schon früh Hochwasser- und Überflutungsprobleme. Mit Einsetzen der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen rasanten Bevölkerungsentwicklung kam es außerdem noch zu Problemen mit Abwässern und Schlamm, da die Abwässer damals noch nicht geklärt wurden. Insbesondere die um die Gegend von Mönchengladbach ansässige Textilindustrie mit ihren Farb- und Gerbstoffen trug einen großen Anteil zur Verschmutzung bei. Die Niers entwickelte sich zu einem Abwasserkanal und die vorher vorhandene große Artenvielfalt an Fischen, Pflanzen und Kleinlebewesen schwand dahin.

Herrenhäuser an der Niers

Die sumpfigen Gebiete entlang der Niers führten dazu, dass der Fluss schon früh eine natürliche Grenze verschiedener Territorien bildete. Aus diesem Grunde wurden entlang der Niers zahlreiche Herrenhäuser, Wasserburgen und Schlösser errichtet. Viele von ihnen sind heute noch erhalten. Im Bereich des oberen Niersverlaufes befinden sich Schloss Wickrath, die Burg Odenkirchen, Schloss Rheydt und Schloss Myllendonk, an der mittleren Niers vor der Niersbegradigung in den 1930er Jahren das Schloss Neersen, Haus Stockum, Haus Clörath und Burg Uda. An der unteren Niers sind dies unter anderem Haus Ingenraedt, Haus Holtheyde, Haus Caen, das Wasserschloss Haus Eyll, Haus Vlassrath, Haus Ingenray, Haus Diesdonk (Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Burg), Haus Golten, Schloss Haag, Wasserschloss Alte Willik, Haus Gesselen, Haus Schravelen (es steht nur noch die Wassermühle), Haus Brempt, Schloss Wissen, Haus Hertefeld, Haus Hoest, Schloss Kalbeck, Kloster Graefenthal (früher: Burg Rott) sowie Haus Driesberg.

Deutlich älter sind die Hügelgräber auf der Terrassenkante bei Goch-Asperden sowie der römische Burgus bei Goch-Asperden. Letztere sind allerdings heute kaum oder gar nicht mehr sichtbar.

Niersverband

Zur Regelung der Probleme an der Niers wurde dann 1927 von staatlicher Seite aus der Niersverband gegründet. Mit dem Bau von Kläranlagen ging die Gewässerbelastung dann langsam zurück.

Durch das gestiegene Umweltbewusstsein in der Bevölkerung unterstützt, finden in den letzten Jahrzehnten vermehrt Maßnahmen zur Verbesserung der Niers statt, da diese letztlich auch für die Menschen Verbesserungen bringen. In den 1990er-Jahren hat der Niersverband damit begonnen, Teile des Flussverlaufs zu renaturieren. Eine Reihe von Fischarten sind inzwischen wieder heimisch geworden. Seit dem Jahre 2005 werden große Teile der Niers an interessierte Angelvereine verpachtet.

Erholungswert

Der Wert der Niers als Naherholungsgebiet wurde in diesem Zuge auch stark verbessert, indem parallel zu den Renaturierungsmaßnahmen Rad- und Wanderwege auf langen Strecken an den Ufern angelegt wurden (noch nicht beendet). Auch ist die Niers auf weiten Strecken mit Paddelbooten befahrbar, und bietet dabei ungewohnte und schöne Ansichten des Niederrheins. Ein Abschnitt des Jakobsweges verläuft parallel zur Niers von Goch nach Weeze über Schloss Wissen, Kervendonk nach Kevelaer.

Es gibt an der Niers inzwischen Naturschutzgebiete von beachtlicher Größe. In diesen renaturierten Flächen wurde oft der alte Flusslauf aufgegraben und sich selbst überlassen. Wegen des überall hohen Grundwasserstandes laufen diese ausgebaggerten Windungen rasch voll Wasser; es entstehen Tümpel mit erwünscht langen Ufern. Beispiele dafür sind das Naturschutzgebiet Clörath bei Willich-Neersen/Stadt Viersen und die Naturschutzgebiets-Fläche „Niederfeld-Grasheide“ bei Mülhausen (Gemeinde Grefrath). Das NSG „Niederfeld-Gr.“ wurde ab 1975 systematisch auf seine Schutzwürdigkeit untersucht; es gab Brutvorkommen des Eisvogels, des Wespenbussards, vermutlich kamen auch Sumpfohreulen vor. Eine weite Landschaft mit Kopfweidenreihen als Brutbiotop für den Steinkauz führte außerdem dazu, dass schon in den 1970er-Jahren an der Niers Naturschutz praktiziert wurde, obwohl der Fluss zu jener Zeit noch eher eine Kloake war.

Der Charaktervogel der weiten Wiesengebiete an der Niers ist der streng geschützte und geförderte Steinkauz, der hier bundesweit sein größtes Vorkommen hat. Deutlich zugenommen haben auch die Graureiher, die in den Feuchtwiesen und auf Äckern Nahrung finden. Sensationell war 2010 die Brut des Weißstorches auf einer Nisthilfe an der Clörather Mühle bei Viersen[4]. Entsprechend gespannt darf man darauf warten, dass sich außerdem auch der Große Brachvogel wieder einstellt. Hier greifen die Renaturierungen der letzten Jahre.

Das Niersgebiet ist zwischen Mönchengladbach und Grefrath auch deshalb ein beliebtes Naherholungsgebiet, weil mehrere längst stillgelegte Vizinalbahnen, das heißt Bahnen von nur örtlicher Bedeutung, quer durch das Gebiet führten, auf deren Trassen nun gepflegte Fahrradwege liegen (Viersen - Süchteln - Vorst - Krefeld; Viersen - Süchteln - Oedt - Kempen; Viersen - Süchteln - Grefrath - Wankum) . Außerdem ist längst der Niers ein Radwegenetz entstanden, so dass man eigentlich immer entlang der Niers fahren kann. Die Niers gleicht, wie die Fotos zeigen, oft mehr einem durchströmten Kanal denn einem Fließgewässer. Gemähte Böschungen, ausgebogte Kurven, schnurgerade Strecken und eine alleeartige Bepflanzung mit nicht heimischen Laubhölzern (Pappeln, Akazien) sind typisch.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Topografische Karte 1:25.000
  2. a b Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  3. Gebietsverzeichnis zur Gewässerstationierungskarte des Landes Nordrhein-Westfalen
  4. http://www.vogelmeldung.de/public/index.html

Weblinks

 Commons: Niers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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