Nienburg (Saale)

Nienburg (Saale)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Nienburg (Saale)
Nienburg (Saale)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Nienburg (Saale) hervorgehoben
51.83833333333311.76944444444465
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Salzlandkreis
Höhe: 65 m ü. NN
Fläche: 24,55 km²
Einwohner:

6.989 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 285 Einwohner je km²
Postleitzahl: 06429
Vorwahl: 034721
Kfz-Kennzeichen: SLK
Gemeindeschlüssel: 15 0 89 235
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
06429 Nienburg (Saale)
Bürgermeister: Markus Bauer (SPD)
Lage der Stadt Nienburg (Saale) im Salzlandkreis
Barby Seeland Seeland Bördeaue Seeland Börde-Hakel Börde-Hakel Ilberstedt Borne Seeland Seeland Wolmirsleben Giersleben Seeland Güsten Plötzkau Alsleben (Saale) Nienburg (Saale) Egeln Barby Bernburg Calbe (Saale) Schönebeck (Elbe) Bördeland Könnern Hecklingen Aschersleben StaßfurtKarte
Über dieses Bild

Nienburg (Saale) ist eine Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Zu Nienburg gehören die Ortsteile Altenburg, Grimschleben und Jesar.

Die Stadt liegt im unteren Saaletal am Zusammenfluss von Bode und Saale.

Geschichte

Mittelalter

Angesichts der Lage Nienburgs auf einer Anhöhe, an zwei Flüssen und fruchtbaren Böden ist von einer vorgeschichtlichen Besiedlung Nienburgs auszugehen. Davon zeugen frühgeschichtliche Funde im Stadtgebiet und der näheren Umgebung. Nienburg wurde 961 in einer der Gründungsurkunden des Klosters Gernrode erwähnt. Um 970 erwähnt der aus dem maurischen Spanien stammende jüdische Reisende Ibrahim ibn Jaqub den Ort Núb Gh.rád: „Diese Burg ist aus Stein gebaut und liegt ebenfalls an dem Fluss S.láwa und in diesen fällt der Fluss Búda“.

Nienburg lag mehrere Jahrhunderte an der östlichen Außengrenze des karolingischen bzw. deutschen Reiches. Vermutlich im 9. Jahrhundert wurde hier eine zum fränkischen Reich der Karolinger gehörende Burg errichtet. Zwischen 930 und 950 wurde die „Neue Burg“ (= Nienburg) auf dem Areal des späteren Klosters errichtet. Zwischen 1148 und 1152 entstand im Kloster Nienburg die berühmte Reichschronik des Annalista Saxo.

Die Lage Nienburgs an mehreren Handelsstraßen war ein maßgeblicher Grund zur Befestigung. Von Nord nach Süd verlief die Salzstraße Halle - Magdeburg, von Ost nach West eine zentrale Straße aus dem Reich zur Lausitz. Mehrere Furten ermöglichten den Übergang über beide Flüsse. Nienburg war von erheblicher strategischer Bedeutung bei der Osterweiterung des deutschen Reiches in slawisch besiedelte Gebiete.

Frühe Neuzeit

Bei der Erbteilung Anhalts im Jahre 1603 fiel Nienburg zum neugegründeten Fürstentum Anhalt-Köthen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt ab 1623 stark zerstört, doch bald wieder aufgebaut.

Im Jahre 1715 zog sich die bisherige Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Köthen auf ihren Witwensitz Schloss Nienburg zurück, wo sie unter dem Titel einer "Reichsgräfin von Nienburg" bis zu ihrem Tode 1740 residierte. An ihrem Nienburger Hof war es auch, wo Johann Sebastian Bach 1716 ihren Sohn Fürst Leopold kennenlernte, der ihn im folgenden Jahr als Kapellmeister nach Köthen verpflichtete.

Als wichtiger Hafen des Herzogtums Anhalt-Köthen und als Hauptumschlagplatz des rings von Preußen umschlossenen Landes gewann Nienburg Anfang des 19. Jahrhunderts erneute Bedeutung. Auf dem Wasserweg über Saale und Elbe wurden die Produkte der agrarisch dominierten Ökonomie des Herzogtums von hier aus unter Umgehung des preußischen Zolls nach Hamburg, teilweise sogar bis nach Übersee exportiert. Hierzu zählte neben Getreide vor allem die Wolle, deren Qualität weithin gerühmt wurde. Die Schafzucht war deshalb eine der Haupteinnahmequellen des Herzogtums.

1812 wurde in Nienburg Gustav Flügel geboren, der später insbesondere als Klavierkomponist (Sonaten, „Nachtfalter“) und als Orgelkomponist (Choralvorspiele, Konzertstücke) einige Berühmtheit erlangte.

1825 erbaute der Anhalt-Köthener Hofbaurat Gottfried Bandhauer nach englischen Vorbildern eine Stahl-Hängebrücke über die Saale, die am 6. September dem Verkehr übergeben wurde. Die zur Stadt gelegene Hälfte stürzte jedoch am 6. Dezember desselben Jahres (wohl wegen Überlastung der statisch zu steif konstruierten Brücke durch unvorhergesehene Schwingungen) ein. Die Resonanzkatastrophe erfolgte während eines Fackelzuges zu Ehren des Landesoberhaupts Herzog Ferdinand, wozu sich viele Bürger auf der Brücke versammelt hatten. Ein Zeitungsartikel berichtet: „Bei einer Feier zu Ehren seiner Durchlaucht des Fürsten von Anhalt Köthen ist die eine Seite zusammengebrochen, wobei einige 80 Menschen zum Teil ertrunken, zum Teil verunglückt sind“. Neben den Toten waren über 100 Schwerverletzte zu beklagen. Immerhin führte diese Katastrophe dazu, dass ab diesem Zeitpunkt Soldaten Brücken nicht mehr im Gleichschritt passieren durften.

Reste dieser ersten deutschen Stahlbrücke wurden 1827 von Bandhauer in dem bemerkenswerten klassizistischen Schafstall von Nienburg-Grimschleben wieder verwendet, der 1828 auch als Modell für die Schafställe der anhalt-köthenischen Schafzuchten im ukrainischen Askania Nowa dienen sollte.

Neuzeit

Im Zuge der Industrialisierung Deutschlands nach 1850 kam es zur Ansiedlung und Gründung unter anderem von drei Werften, drei Zementwerken (Concordia, Sachsen-Anhalt und Jesarbruch), einer Zuckerfabrik, einer Chemischen Fabrik und einer Kupfergießerei der schwedischen Firma Hallström. Der Unternehmer Hallström baute sich auf dem Marktplatz eine Villa, welche heute als Altersheim genutzt wird.

Marktplatz

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Nienburg, begünstigt durch seine Lage an Bode und Saale, als Schifferstadt bekannt. Ein bedeutender Anteil der Einwohner fand sein Auskommen in der Binnenschifffahrt.

In der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren erfuhr Nienburg einen nachhaltigen Verlust seiner industriellen Struktur. Im Wesentlichen verblieben nur die Zementwerke. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die Werke von der Firma Schwenk übernommen und auf Grund der verschlissenen technischen Anlagen und der hohen Belastung der Umwelt geschlossen. Fehlende wirtschaftliche Perspektiven führen seitdem, wie in weiten Teilen Ostdeutschlands, zu einer Abwanderung insbesondere der jungen Bevölkerung.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 2010 wurden die bisher selbständigen Gemeinden Gerbitz, Latdorf, Neugattersleben, Pobzig und Wedlitz eingemeindet.[2][3]

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Silber auf grünem Rasen eine rote Burg mit ungezinnter Mauer auf offenem Tor, dessen Giebel ein grünes Lindenblatt schmückt; auf der Mauer sechs kleine ungezinnte Türmchen, hinter ihr zwei große gezinnte Türme mit Spitzdächern und Erkertürmchen.“ Das Wappentier von Nienburg ist der Löwe.

Flagge

Die Stadt Nienburg (Saale) führt eine Flagge. Die Farben der Flagge sind Rot - Silber (Weiß).

Kirche

Sehenswürdigkeiten

  • Die gut erhaltene tausendjährige Klosterkirche St. Marien und St. Cyprian des Klosters Nienburg von 1004 ist eines der bedeutendsten frühgotischen Bauwerke im mitteldeutschen Raum. Sie gehört zur Evangelischen Landeskirche Anhalts und wird ökumenisch genutzt.
  • Der Jüdische Friedhof an der Adolf-Meyer-Straße wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt. Er ist ein schützenswertes Kulturdenkmal. Auf ihm befindet sich nur noch ein kleiner Teil der ursprünglich vorhandenen Grabsteine, die für jüdische Verstorbene aus Nienburg und Umgebung von Anfang des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert gesetzt wurden.

Gedenkstätten

Städtepartnerschaft

Tourismus

Nienburg liegt an bekannten Ferienstraßen und Radfernwegen: der Straße der Romanik, der Deutschen Alleenstraße, dem Saale-Radweg(Saale-Rad-Wander-Weg genannt), dem Europaradweg R1 und dem Blauen Band.

Schriftzug Nienburg

Persönlichkeiten

Literatur

  • Erich Vogel: Chronik des Nienburger Klosters, Teil 2 1004 bis 1563 (Broschüre der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien sowie Katholische Kirchengemeinde St. Nicolaus), Nienburg/Saale

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen; Stand: 31. Dez. 2010 (PDF; 231 KB) (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  3. Auseinandersetzungsvereinbarung wegen der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Nienburg (Saale)

Weblinks

 Commons: Nienburg (Saale) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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