Niederrohrdorf

Niederrohrdorf
Niederrohrdorf
Wappen von Niederrohrdorf
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Badenw
Gemeindenummer: 4035i1f3f4
Postleitzahl: 5443
Koordinaten: (665624 / 252897)47.4236058.308342436Koordinaten: 47° 25′ 25″ N, 8° 18′ 30″ O; CH1903: (665624 / 252897)
Höhe: 436 m ü. M.
Fläche: 3.33 km²
Einwohner: 3466 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.niederrohrdorf.ch
Ansicht von Nieder- und Oberrohrdorf

Ansicht von Nieder- und Oberrohrdorf

Karte
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Niederrohrdorf (schweizerdeutsch: ˈnɪ.dər.roːr.dɔrf) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt zwischen dem Bezirkshauptort Baden und Bremgarten.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Niederrohrdorf liegt drei Kilometer östlich der Reuss am westlichen Fuss des 702 Meter hohen Rohrdorferbergs, einem Teil der Heitersberg-Hügelkette. Das Dorf ist vollständig mit der höher gelegenen Nachbargemeinde Oberrohrdorf zusammengewachsen. Durch einen flachen, bewaldeten Hügelzug getrennt, liegt etwa zwei Kilometer südwestlich des Zentrums der Weiler Holzrüti. Etwa einen Kilometer südlich des Zentrums liegt der Weiler Vogelrüti, getrennt durch eine in die Ebene hineinragende Moräne. Beide Ortsteile sind im Gegensatz zu Niederrohrdorf noch bäuerlich geprägt.[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 333 Hektaren, davon sind 99 Hektaren mit Wald bedeckt und 90 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 530 Metern im Gebiet Rotrisch, zwei Kilometer nördlich des Dorfzentrums, der tiefste auf 375 Metern bei Holzrüti.

Nachbargemeinden sind Fislisbach im Norden, Oberrohrdorf im Osten, Remetschwil im Südosten, Stetten im Süden und Mellingen im Westen.

Geschichte

Durch verschiedene Funde konnte nachgewiesen werden, dass die Gegend bereits während der Jungsteinzeit vor rund 4500 Jahren besiedelt war. Die Römer betrieben am Westhang des Heitersbergs Weinbau, die Alamannen siedelten im 7. oder 8. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung von Rordorf erfolgte im Jahr 1040, als Mönche des Klosters Einsiedeln ein Grundstück im elsässischen Bartenheim gegen ein näher gelegenes am Rohrdorferberg tauschten. Die Gegend kam im 11. Jahrhundert durch Heirat unter die Kontrolle der Grafen von Lenzburg. Als dieses Adelsgeschlecht 1173 ausstarb, erbten die Grafen von Kyburg die Ländereien. Die Kyburger starben 1264 ihrerseits aus und wurden durch die Habsburger abgelöst. 1275 ist erstmals explizit von der Siedlung Nidern Rordorf die Rede. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Rorthorf und bedeutet «Schilfdorf».[3]

Gemeindehaus

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und das Amt Rohrdorf, das Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Staretschwil, Busslingen und Remetschwil umfasste, wurde Teil der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Von 1413 bis 1872 besass das Agnesspital in Baden das Recht, den Pfarrer von Rohrdorf zu wählen. 1529 trat die Bevölkerung zur Reformation über, musste aber 1531 nach dem Zweiten Kappelerkrieg wieder den alten Glauben annehmen.

Im Bauernkrieg von 1653 war der Rohrdorferberg Aufmarschgebiet der Zürcher Truppen auf dem Weg zur Entscheidungsschlacht bei Wohlenschwil; die Siedlungen wurden dabei geplündert. Im Vorfeld der Zweiten Schlacht von Villmergen von 1712 kam es oft zu Auseinandersetzungen zwischen den katholischen Rohrdorfern und ihren reformierten Nachbarn in Spreitenbach und Bergdietikon. Nach der Zerstörung der Mühle in Spreitenbach plünderten Zürcher Truppen auf dem Weg zur Schlacht als Vergeltung das Rohrdorfer Pfarrhaus.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Niederrohrdorf wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. 1805 wurden die fünf Dörfer Busslingen, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Remetschwil und Staretschwil zur Gemeinde Rohrdorf vereinigt, wobei jede der ehemaligen Gemeinden einen Vertreter im Gemeinderat stellte. Mehrmals gab es Versuche, den Gemeindeverband wieder zu trennen, da die Zusammenarbeit vor allem in finanziellen Fragen nicht reibungslos funktionierte. 1854 wurde Rohrdorf in die drei Gemeinden Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil getrennt. Staretschwil kam zu Oberrohrdorf, Busslingen zu Remetschwil.

Im 20. Jahrhundert vervierfachte sich die Einwohnerzahl. Das Wachstum flaute allerdings um 1980 ab, da sich die Bautätigkeit zunehmend in die Nachbargemeinden verlagerte. Zwischen 2006 und 2009 erlebte die Gemeinde einen sehr starken Einwohneranstieg. Die Einwohnerzahl lag Ende 2009 bei 3404.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Hügel weisses Lamm, im rechten Vorderlauf weiss-rote Kreuzfahne an gelber Stange haltend.» 1856 liess die Gemeinde ein Siegel anfertigen. Es zeigte eine Tanne auf einem Hügel, davor ein rechts (heraldisch links) gekehrtes Lamm. Ein ähnliches Wappen war bereits auf einem Grenzstein aus dem Jahr 1694 abgebildet, allerdings mit Bischofsstab statt Tanne. Die heute verwendete Form wurde 1948 eingeführt.[4] Das dargestellte Lamm ist kein Agnus Dei, siehe auch: Wappengalerie «Agnus Dei» - Der feine Unterschied».

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1780 1803 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 255 396 631 895 1074 1469 2032 2424 2536 2443

Am 31. Dezember 2010 lebten 3466 Menschen in Niederrohrdorf, der Ausländeranteil betrug 18,1 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 51,2 % römisch-katholisch, 27,1 % reformiert, 4,3 % muslimisch; 2,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 89,1 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,5 % Italienisch, je 1,2 % Albanisch und Türkisch, je 1,1 % Portugiesisch und Serbokroatisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Niederrohrdorf gehört zum Friedensrichterkreis Rohrdorf.

Wirtschaft

In Niederrohrdorf gibt es gemäss Betriebszählung 2005 etwas mehr als 700 Arbeitsplätze, davon 8 % in der Landwirtschaft, 51 % in der Industrie und 41 % im Dienstleistungssektor.[7] Die meisten der Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der Agglomeration Baden.

Verkehr

Verkehrskreisel

Niederrohrdorf liegt an der Hauptstrasse zwischen Baden und Bremgarten, etwa fünf Kilometer südlich des Anschlusses Baden-West der Autobahn A1. Durch Niederrohrdorf verkehren zwei Postautolinien, die vom Bahnhof Baden nach Bremgarten bzw. Berikon-Widen führen. Vom Bahnhof Mellingen-Heitersberg aus (Anschluss an die Linie S3 der S-Bahn Zürich) verkehren zwei weitere Linien über Niederrohrdorf nach Dättwil bzw. Widen.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über zwei Kindergärten und drei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Baden oder Mellingen besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Niederrohrdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  3. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 302–303.
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 228.
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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