Niederlothringen

Niederlothringen
Niederlothringen Lotharingia Inferior um 1000

Das Herzogtum Niederlothringen war eines der ersten vertraglich festgelegten Herrschaftsgebiete. Tatsächlich gab es weder ein niederlothringisches Stammesherzogtum noch natürliche Grenzen, die eine selbständige Genese Niederlothringens zur Folge gehabt hätten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Grenzen und Ausmaße fußten zunächst auf dem, im Wesentlichen im Vertrag von Verdun (843) bestimmten, Territorium Lotharingiens. Das Herzogtum Lothringen zerfiel im Jahre 977 in zwei Herzogtümer (Niederlothringen und Oberlothringen), zwischen denen der Grenzverlauf sehr undeutlich war, aber trotzdem wenig diskutiert.

Früheste fassbare Herzöge von Lothringen:

  • Gebhard von Frankonia († 910), Graf im Rheingau, um 903.
  • 911-923, Lothringen unter Karl der Einfältige (keine Herzöge bezeugt):
    • Reginar I († 915), Graf in Hennegau und Haspengau, zwischen 911 und 915 Markgraf (Reginare).
    • Zwischen 915-923: Pfalzgraf Wigerich von Lothringen (Wigeriche).
  • Giselbert II von der Maasgau († 939) zwischen 928/929 und 938/939;
  • Otto von Verdun († 944) zwischen 942 und 944;
  • Konrad der Rote († 955) zwischen 945 und 953;
  • Erzbischof Bruno von Köln († 965) zwischen 953 und 965.

In den Jahren 965-977 ist kein Herzog überliefert, was den Rückschluss zulässt, dass die Ottonen die Eingliederung des Herzogtums in ihren Machtkomplex abgeschlossen hatten. In den Jahren 977-1005 besaßen zwei westfränkische Karolinger das Herzogsamt und im Anschluss daran folgte eine erneute Vakanz des Herzogsthrones (1005-1012).

Seit dem frühen 11. Jahrhundert lösten sich Teilfürstentümer aus dem Herzogtum und eine Reihe bewaffneter Konflikte zeichneten sich im westlichen Teil des Imperiums ab. Der deutsche König reagierte daraufhin mit der Schaffung dreier Markgrafschaften (Antwerpen, Ename und Valenciennes), die die Grenze zu Frankreich schützen sollten und das wichtige Land zwischen Rhein und Schelde kontrollieren mussten. Darüber hinaus wurden die ortsansässigen Bistümer Köln, Utrecht, Lüttich und Cambrai zu geistlichen Fürstentümern des Reiches ernannt, deren Oberherren faktisch vom Kaiser eingesetzt wurden. Im Jahre 1012 erhielt Niederlothringen wieder einen Herzog, der die sich auflösenden Gebiete endgültig zusammenhielt und sicherte.

Im 11. Jahrhundert hatte besonders die Familie der Grafen von Verdun, die Dynastie Ardenne, die Herzogswürde inne. Eine Erblichkeit der Herzogskrone wurde in diesem Zeitraum vermieden und man beobachtete deshalb unterschiedliche Familien um den niederlothringischen Thron.

Im 12. Jahrhundert verfiel das Herzogtum. Nach dem Tod Gottfrieds von Bouillon († 1100) verlor das Amt des Herzogs in Niederlothringen an Bedeutung und litt auch unter dem Streit zwischen König Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V.. So erhob Heinrich IV. den Grafen von Limburg zum Herzog von Niederlothringen, während sich Heinrich V. für Gottfried von Löwen, Landgraf von Brabant, einsetzte. Auf Kosten der Reichspolitik verfolgten beide ihre eigenen Interessen im Gebiet ihres neuen Herzogtums.

Nach dem Tod Gottfrieds III. von Löwen († 1190) erstellte Heinrich VI. eine radikale Neuordnung. Auf dem Hoftag zu Schwäbisch Hall (24. September 1190) fertigte er die „Sterbeurkunde“ des Herzogtums aus, indem er Heinrich I. von Brabant, Sohn des verstorbenen Gottfrieds und seit 1183/1184 faktisch Herzog von Brabant, bestätigte, dass ganz Niederlothringen ihm nicht mehr zugestanden war. Die niederlothringische Herzogswürde, wurde zum reinen Titel ohne territoriale Machtansprüche, den die Herzöge von Brabant bis zu ihrem Aufgehen im Burgunderstaat als „Duc de Lothier“ führten.

Herrscherliste

Da die Herzöge von Lothringen oftmals andere Herrschaften innehatten, kann die Zählweise variieren

Herzöge von Brabant und Niederlothringen

Literatur

  • W. Kienast: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert). München 1968.
  • R. Barth: Der Herzog in Lotharingen im 10. Jahrhundert. Sigmaringen 1990.
  • M. Werner: Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit. Die Salier und das Reich 1. Sigmaringen 1991, S. 375–377.

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Niederlothringen — Niederlothringen, s. Lothringen, S. 730 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Herzogtum Niederlothringen — Niederlothringen Lotharingia Inferior um 1000 Das Herzogtum Niederlothringen war eines der ersten künstlich festgelegten Herrschaftsgebiete. Tatsächlich gab es weder ein niederlothringisches Stammesherzogtum noch natürliche Grenzen, die eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried III. (Niederlothringen) — Gottfried III. der Bärtige († 21. Dezember[1] bzw. 30. Dezember[2] 1069 in Verdun) war Herzog von Oberlothringen, Niederlothringen sowie Markgraf von Tuszien. Leben und Werk Gottfried stammt aus der Familie der Wigeriche. Sein Vater Gotzelo I.… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl von Niederlothringen — (* 953, † nach 991) stammte aus dem westfränkischen Zweig des Geschlechts der Karolinger, das damals im Ostfrankenreich bereits ausgestorben war, im Westfrankenreich aber noch die herrschende Königsdynastie war. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl (Niederlothringen) — Karl von Niederlothringen (* 953; † nach 991) stammte aus dem westfränkischen Zweig des Geschlechts der Karolinger, das damals im Ostfrankenreich bereits ausgestorben war, im Westfrankenreich aber noch die herrschende Königsdynastie war.… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried IV. (Niederlothringen) — Gottfried der Bucklige Gottfried IV., genannt der Bucklige (* um 1040; † 27. Februar 1076) war ein Herzog von Niederlothringen von 1069 bis 1076.[1] Er war ein Sohn Herzog Gottfrieds III. des Bärtigen von Niederlothringen und dessen Ehefrau Doda …   Deutsch Wikipedia

  • Gotzelo I. (Niederlothringen) — Gotzelo (auch Gozelo) von Oberlothringen und Niederlothringen (* um 970; † 19. April 1044) war wahrscheinlich der jüngste Sohn des Grafen Gottfried von Verdun und der Mathilde von Sachsen. Im Jahre 1023 folgte er seinem Bruder Gottfried II. als… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto (Niederlothringen) — Otto (* wohl 975; † 7. Juni 1005/1006) aus dem Haus der Karolinger war der älteste Sohn des Herzogs Karl von Niederlothringen. Sein Vater erhob 987 nach dem kinderlosen Tod des französischen König Ludwig V. als dessen Onkel Ansprüche auf den… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried II. (Niederlothringen) — Gottfried II. der Kinderlose (* um 965; † 26. September 1023) war der Sohn des Grafen Gottfried der Gefangene von Verdun und der Mathilde von Sachsen. Im Jahre 1012 wurde er durch den deutschen König Heinrich II. als Herzog in Niederlothringen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried VI. (Niederlothringen) — Gottfried VI. (genannt Gottfried der Bärtige) (* um 1063; † 25. Januar 1139) war Graf von Löwen (in dieser Eigenschaft Graf Gottfried I.), Graf von Brüssel, Landgraf von Brabant, Markgraf von Antwerpen und Herzog von Niederlothringen. Wirken …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”