Nida (Litauen)

Nida (Litauen)
Blick auf Nida von der Hafenmole aus
Ortsmitte von Nida
Blick von der Hohen Düne
Thomas-Mann-Haus auf dem sogenannten Schwiegermutterberg
Kurenkreuze auf dem alten Friedhof in Nida

Nida (deutsch Nidden) ist eine Ortschaft in Litauen und Sitz der Gemeindeverwaltung der Kurortgemeinde Neringa auf der Kurischen Nehrung an der Ostsee. Der Ort befindet sich auf der Haffseite der Nehrung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste urkundliche Erwähnung fand Nida im Jahre 1385 in Dokumenten des Kreuzritterordens. Die ursprüngliche Lage des Ortes bis 1675 lag gut fünf Kilometer weiter südlich jenseits der Hohen Düne am Grabscher Haken (prußisch grabis = Berg). Die zweite Dorflage von Nidden – verursacht durch Versandung – befand sich von etwa 1675 bis in die 1730er Jahre direkt am Haffstrand, etwa auf der Höhe des Grabscher Haken. Der Name Nidden leitet sich ab von prußisch neid, nid, nida: fließen, auf- und abtauchen.

Der von Agnes Miegel in ihrem Gedicht Die Frauen von Nidden geschilderte Pestfriedhof liegt etwas südlich der zweiten Ortslage.

Durch nochmalige Versandung war man im Jahre 1730 erneut gezwungen, den Ort vor der Parnidis-Düne ein drittes Mal aufzubauen. Nida wurden die kleinen Dörfer Skruzdynė (nehrungs-kurisch „skruzde“: Ameise) und Purwin (prußisch purwins: schmutziger Ort, Sumpf; litauisch Purvynė) angegliedert. Heute ist Nida mit 1500 ständigen Einwohnern die größte Ortschaft der Kurischen Nehrung. Nida liegt 48 Kilometer von Klaipėda und vier Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt.

Bis 1919 gehörte Nidden zum Deutschen Reich; mit Abschluss des Vertrages von Versailles 1919 wurde der Ort dem Völkerbund-Mandatsgebiet Memelland zugeteilt (mit Grenze gegen Ostpreußen einige Kilometer südlich, etwa an der heutigen Grenze gegen die russische Kaliningradskaja Oblast im Bereich der Hohen Düne, Parnidžio Kopa); ab 1923 bis 1939 gehörte es zum unabhängigen Litauen, 1939-1945 wieder zum Deutschen Reich und ab 1945 bis 1990 (Potsdamer Vertrag) zur Litauischen Sowjetischen Sozialistischen Republik, ab 1990 zum erneut unabhängigen Litauen.

Wirtschaft

Der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig in Nida ist der Fremdenverkehr. Der Ort gilt als der bekannteste Anziehungspunkt für ausländische Touristen in Litauen. Die Besucher kommen zum einen aus Litauen, aber auch aus Deutschland, Skandinavien und dem übrigen Baltikum. In Nida befindet sich eine gut ausgebaute gastronomische Infrastruktur und viele Hotels unterschiedlicher Preiskategorien. Daneben gibt es ein dichtes Netz an Wanderwegen, Fahrradwegen und Campingmöglichkeiten.

Verkehr

Es fahren täglich mehrere Linienbusse vom zentral gelegenen Busbahnhof aus nach Klaipėda und weiter nach Kaunas, Vilnius und Liepāja. Außerdem existiert eine Busverbindung auf die russische Seite der Nehrung.

Sehenswürdigkeiten

Gedenktafel am Sommerhaus Thomas Manns

Als Hauptattraktion von Nida gilt die landschaftlich reizvolle Lage an der Haffküste der Kurischen Nehrung. Um Nida herum gibt es viele Wälder, Heide- und Dünengebiete. Unter anderem befindet sich hier die nach der Dune du Pyla bei Arcachon zweithöchste Düne Europas, die Hohe Düne.

Mit der Entstehung des Expressionismus ab 1900 zog es eine Vielzahl von Künstlern nach Nidden, unter ihnen so bekannte Maler wie Lovis Corinth, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff. Um den damaligen Treffpunkt dieser Maler, den Gasthof Blode, entstand die Künstlerkolonie Nidden; dieser Gasthof existiert unter dem Namen Nidos Smilte heute noch. Touristische Anziehungspunkte sind außerdem

  • das 1929 erbaute ehemalige Ferienhaus von Thomas Mann, in dem der Dichter - bei großartigem Ausblick über das Haff - die Sommerferien von 1930 bis 1932 mit seiner Familie verbrachte und gleichzeitig an seinem Josephsroman arbeitete (Thomas Manns Sommerhaus ist heute Museum),
  • das Bernsteinmuseum,
Lovis Corinth: Kirchhof in Nidden, 1893
  • der alte Friedhof mit den typischen Kurenkreuzen, der von Lovis Corinth gemalt wurde und
  • das Fischermuseum, ein typisches Haus einer vor hundert Jahren in Nida ansässigen Fischerfamilie.

Darüber hinaus hat Nida eine sehenswerte Strandpromenade und einen Jachthafen mit Ausblick auf die Hohe Düne.

Direkt südlich von Nida befindet sich ein Grenzübergang in die russische Oblast Kaliningrad. Bevor man diesen erreicht, liegt östlich im Wald - auch von der Hohen Düne aus zu sehen - eine Gedenkstätte für die Pioniere des litauischen Segelflugs. Hier befindet sich auch ein Denkmal, das den deutschen Weltrekordflieger Ferdinand Schulz würdigt.

Literatur

  • Grasilda Blažiene: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen. Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag, Stuttgart 2000
  • Georg Gerullis: Die altpreußischen Ortsnamen. Berlin, Leipzig 1922
  • Hans-Heinrich Mittelstaedt: Geschichte der Familie Epha (1641-1970). Hamburg 1979
  • H. und G. Mortensen: Die Besiedlung des nördlichen Ostpreußen bis zum Beginn des 17.Jh., in Deutschland und der Osten. Die preußisch-deutsche Siedlung am Westrand der Großen Wildnis um 1400. Bd.8, Leipzig 1937
  • Richard Pietsch (künstlerischer Entwurf und Text): Bildkarte rund um das Kurische Haff. Heimat-Buchdienst Georg Banszerus, Höxter, Herstellung: Neue Stalling, Oldenburg
  • Richard Pietsch: Fischerleben auf der Kurischen Nehrung dargestellt in kurischer und deutscher Sprache. Verlag Ulrich Camen, Berlin 1982

Weblinks


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