Nicholas Thomas Wright

Nicholas Thomas Wright
N.T. Wright

Nicholas Thomas Wright (* 1. November 1948 in Morpeth, Northumberland), besser bekannt als N. T. Wright oder Tom Wright ist Professor für Neues Testament und frühe Christenheit, anglikanischer emeritierter Bischof von Durham (England) und einer der führenden neutestamentlichen Theologen und Leben-Jesu Forscher im englischen Sprachraum.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tom Wright wuchs in Nordengland auf und studierte in Oxford am Exeter College Theologie und Geschichte. 1981 wurde er als Professor für Neues Testament an die McGill-Universität in Montréal berufen. 1986 kam er zurück nach Oxford, wo er als Professor und Kaplan von Worcester College wirkte, 1994 wurde er Domdekan von Lichfield, 2000 Kanoniker von Westminster Abbey und 2003 Bischof von Durham, dem viertwichtigsten Bischofssitz der Kirche von England. Wright gehörte 2004 zu den Mitgliedern der Lambeth Commission on Communion, die den Windsor-Report erarbeitete.

2010 trat er als Bischof zurück und wurde Research Professor of New Testament and Early Christianity an der University of St Andrews in Schottland.

Tom Wright ist verheiratet mit Margaret Elizabeth Anne Fiske und hat zwei Söhne und zwei Töchter.

Werke

Wright hat über dreißig Bücher publiziert, teils akademische Werke unter dem Namen N.T. Wright, teils für das allgemeine Publikum unter dem Namen Tom Wright.

Seine akademischen Werke befassen sich mit neutestamentlicher Exegese, insbesondere von Paulus und der Leben-Jesu-Forschung. In der Leben-Jesu-Forschung, die teilweise auf einem Sabbatical in Israel entstanden ist, geht er strikt von einem Historiker-Standpunkt aus, nimmt ebenso Bezug auf Altes und Neues Testament, jüdische und nicht-kanonische Schriften, wie auf griechische Klassiker, Albert Schweitzer, Ernst Käsemann und E. P. Sanders.

Wright ist ein eigenständiger Denker, der moderne und klassische Auslegungen in Frage stellt. Er ist schwer einzuordnen. Von konservativen Kritikern wird er als liberal, von liberalen Kritikern als konservativ bezeichnet.

Wright distanziert sich deutlich von der liberalen Theologie, schockiert aber auch Evangelikale durch postmoderne Ansätze oder durch Thesen, die liebgewordene Konzepte in Frage stellen. Er hat keinerlei Berührungsängste, ist persönlich befreundet mit Marcus Borg, der als Mitglied des Jesus-Seminars theologisch eine völlig andere Position vertritt und hat mit ihm zusammen schon Bücher publiziert und Vortragsreisen gehalten.

Er sieht Jesus als Propheten im Kontext des Judentums des 1. Jahrhunderts, der durch seine Agenda und symbolischen Handlungen mit den Mächtigen in Konflikt kam.

Eschatologie

N.T. Wright tritt mit dem Anspruch auf, durch seine historischen, exegetischen und theologischen Forschungen, der spezifisch neutestamentlichen Vorstellung über die Zukunft der Welt und des einzelnen Menschen (Eschatologie) gegenüber gegenwärtigen Verwirrungen in Kultur und Kirche zu ihrem Recht zu verhelfen[1]. Durch eine Untersuchung der eschatologischen Vorstellungen in der paganen und jüdischen Umwelt des Neuen Testaments, versucht er die Eschatologie des frühen Christentums darzustellen. Er stellt dabei eine Nähe zu jüdisch-pharisäischen Vorstellungen fest, die jedoch in entscheidenden Punkten (vor allem die Vorwegnahme der allgemeinen Auferstehung in der Auferstehung Jesu Christi) verändert worden ist[2]. Er dekonstruiert populäre Vorstellungen vom Christentum, nach denen es im Christentum nur darum gehe "in den Himmel zu kommen, nachdem man gestorben ist." Er lehnt dabei die Vorstellung eines evolutionären Wachstums der Welt zum Besseren genauso ab, wie die Vorstellung eines Weltendes[3]. Stattdessen gehe es im Christentum um Gottes Handeln, der diese Welt mit sich versöhnt und sie "am jüngsten Tag" transformiert [4]. Die Kirche habe die Aufgabe dieses endgültige transformative Handeln Gottes schon jetzt bruchstückhaft auszuleben[5]. Es gehe in primärer Weise um Gottes Handeln an der Welt durch die Kirche und daraus ergebe sich dann erst die Frage nach dem Schicksal des Einzelnen nach dem Tode[6].

Werke (Auswahl)

Wichtige akademische Werke sind[7]:

  • mit Stephen Neill: The Interpretation of the New Testament, 1861—1986. Oxford University Press, Oxford 1988.
  • The Climax of the Covenant: Christ and the Law in Pauline Theology. T & T Clark, Edinburgh 1991; Fortress, Minneapolis 1992
  • The New Testament and the People of God. Volume I of Christian Origins and the Question of God. London 1992
  • Jesus and the Victory of God. Volume II of Christian Origins and the Question of God. SPCK, London 1996; Fortress, Minneapolis 1996
  • What St Paul Really Said. Oxford, Lion 1997; Grand Rapids, Eerdmans 1997.
  • mit Marcus Borg: Meaning of Jesus: Two Visions. 2000, ISBN 0060608765
  • The Resurrection of the Son of God. Volume III of Christian Origins and the Question of God. SPCK, London 2003; Fortress, Minneapolis 2003
  • The Last Word. 2005, ISBN 0060816090
  • Surprised By Hope. Rethinking Heaven, the Resurrection, and the Mission of the Church. HarperCollins, New York 2008, ISBN 978-0-06-155182-6
  • After you Believe: Why Christian Character Matters. HarperCollins, New York 2010

Auf Deutsch erschienen:

  • Die Auferstehung des Sohnes Gottes. Eine historische Perspektive. 2001, ISBN 3921113032
  • Warum Christ sein Sinn macht (Simply Christian), Johannis, Lahr/Schwarzwald 2009, ISBN 978-3-501-01614-5
  • Worum es Paulus wirklich ging. Brunnen, Gießen 2010, ISBN 978-3-7655-1454-8
  • Das Neue Testament und das Volk Gottes. Francke-Buchhandlung, Marburg 2011, ISBN 978-3-86827-242-0
  • Glaube - und dann? Von der Transformation des Charakters. Francke-Buchhandlung, Marburg 2011, ISBN 978-3-86827-243-7
  • Von Hoffnung überrascht: Was die Bibel wirklich zu Auferstehung und ewigem Leben sagt. Aussaat, Neukirchen 2011, ISBN 3761558422

Literatur

  • Carey Newman (Hrsg.): Jesus & the Restoration of Israel. A Critical Assessment of N.T. Wright's Jesus & the Victory of God. 1999, ISBN 0830815872

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Die Auferstehung des Sohnes Gottes. Eine historische Perspektive, 2001 und das etwas populärwissenschaftlichere: Surprised by Hope. Rethinking Heaven, The Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, v.A. S. 3 - 27.
  2. Surprised by Hope, Rethinking Heaven, the Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, S. 31 - 53.
  3. Surprised by Hope, Rethinking Heaven, the Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, S. 79 - 88.
  4. Surprised by Hope, Rethinking Heaven, the Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, S. 93 - 106.
  5. Surprised by Hope, Rethinking Heaven, the Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, S. 189 - 230.
  6. Surprised by Hope, Rethinking Heaven, the Resurrection and the Mission of the Church, New York 2008, S. 147 - 183.
  7. Ein umfassendes Schriftenverzeichnis findet sich hier

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