Neuwied

Neuwied
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Neuwied
Neuwied
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neuwied hervorgehoben
50.4286111111117.461388888888960
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Neuwied
Höhe: 60 m ü. NN
Fläche: 86,5 km²
Einwohner:

64.318 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 744 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 56564–56567
Vorwahlen: 02631 und 02622
Kfz-Kennzeichen: NR
Gemeindeschlüssel: 07 1 38 045
Stadtgliederung: 13 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Engerser Landstr. 17
56564 Neuwied
Webpräsenz: www.neuwied.de
Oberbürgermeister: Nikolaus Roth (SPD)
Lage der Stadt Neuwied im Landkreis Neuwied
Neuwied Buchholz (Westerwald) Asbach (Westerwald) Windhagen Neustadt (Wied) Rheinbreitbach Unkel Bruchhausen (Landkreis Neuwied) Erpel Vettelschoß Linz am Rhein Kasbach-Ohlenberg Ockenfels Sankt Katharinen (Landkreis Neuwied) Dattenberg Leubsdorf (am Rhein) Bad Hönningen Rheinbrohl Hammerstein (am Rhein) Leutesdorf Isenburg (Westerwald) Kleinmaischeid Großmaischeid Stebach Marienhausen Dierdorf Oberdreis Woldert Rodenbach bei Puderbach Ratzert Niederwambach Steimel Döttesfeld Puderbach Dürrholz Hanroth Raubach Harschbach Niederhofen Dernbach (Landkreis Neuwied) Urbach (Westerwald) Linkenbach Breitscheid (Westerwald) Waldbreitbach Roßbach (Wied) Hausen (Wied) Datzeroth Niederbreitbach Hümmerich Oberhonnefeld-Gierend Oberraden Straßenhaus Kurtscheid Bonefeld Ehlscheid Rengsdorf Melsbach Hardert Anhausen Rüscheid Thalhausen Meinborn Nordrhein-Westfalen Landkreis Altenkirchen (Westerwald) Landkreis Ahrweiler Landkreis Mayen-Koblenz Koblenz Marienhausen WesterwaldkreisKarte
Über dieses Bild
Blick auf Neuwied, rechts Andernacher Hafen, im Hintergrund Pylon der Raiffeisenbrücke und der Kühlturm des ehemaligen AKW Mülheim-Kärlich
Blick auf Neuwied, von der Raiffeisenbrücke gesehen

Neuwied ist eine große kreisangehörige Stadt im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Kreisstadt des Landkreises Neuwied liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich von Koblenz am rechten Rheinufer an der Mündung des im Westerwald entspringenden Flusses Wied.

1653 gegründet, war Neuwied im ausgehenden 17. Jahrhundert eine der ersten Freistätten für Religionsflüchtlinge in Deutschland und entwickelte sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer der frühesten Industriestädte des Landes. Religiöse Vielfalt, ein umfangreiches Schulwesen und die Industrialisierung prägen die rund 65.000 Einwohner zählende Stadt bis heute.

Neuwied ist ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort und gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Neuwied liegt am rechten Ufer des Rheins, am Fuß des Westerwalds, in Höhe der Mündung des Flusses Wied. Im Gegensatz zu den sonst schmalen Tälern des Mittelrheins weichen die Berghänge im Neuwieder Becken einige Kilometer zurück.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 86,5 Quadratkilometern. Es umfasst etwa die rechtsrheinische Hälfte des Beckens von der Saynmündung stromabwärts sowie die ersten Höhenbereiche des Westerwalds.

Das Gebiet der Innenstadt ist Teil eines alten Nebenarmes des Rheins und in höchstem Maße hochwassergefährdet. Im schwersten Hochwasser (Hochwasser 1784) stand die Rheinflut über vier Meter hoch in den Straßen. Nach drei schweren Hochwassern 1920, 1924 und 1925/1926 begannen Planungen für einen Deichbau, der den gesamten alten Rheinarm absperren sollte. Bereits 1931 wurde dieser Deich fertiggestellt.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Neuwied.[3]

Klima

NEUWIED nieder.svg

Der Jahresniederschlag beträgt 664 mm. Die Niederschläge liegen im unteren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 33 % der Mess-Stationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juli. Im Juli fallen 1,7-mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren kaum und sind sehr gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 8 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Stadtgliederung

Die Stadt Neuwied besteht aus der Innenstadt sowie zwölf Stadtteilen, die jeweils durch einen Ortsbeirat und einen Ortsvorsteher vertreten werden.

Heddesdorf ist seit 1970 ein Teil der Innenstadt und hat keinen Ortsbeirat bzw. Ortsvorsteher, wird aber statistisch, zum Beispiel bei der Auswertung der Bevölkerungsentwicklung, weiterhin wie ein Stadtteil aufgeführt.

Geschichte

Als barocke Neugründung ist Neuwied im Vergleich zu anderen rheinischen Städten relativ jung, steht aber auf geschichtsträchtigem Boden.

Vorgeschichte und Römerzeit

Der älteste Nachweis menschlicher Besiedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Neuwied ist ein eiszeitliches Jägerlager, das bei Grabungen im Stadtteil Feldkirchen (in der Gemarkung des Ortsteiles Gönnersdorf) entdeckt und auf das 10. Jahrtausend v. Chr. datiert wurde. Heute sind die Funde aus diesen Ausgrabungen im Museum für die Archäologie des Eiszeitalters im ehemaligen Palais der Prinzessinnen von Schloss Monrepos im Stadtteil Segendorf ausgestellt.

Spätestens seit keltischer und römischer Zeit war das Gebiet permanent besiedelt. Bodenfunde weisen darauf hin, dass Julius Caesar seinen ersten Rheinübergang, den er in De Bello Gallico erwähnt, um 55 v. Chr. mit Hilfe einer Pionierbrücke ausführte, deren rechtsrheinischer Brückenkopf auf Neuwieder Gebiet lag. Vom 1. bis zum 3. Jahrhundert bestanden römische Kastelle (Heddesdorf, Niederbieber), die der Sicherung des römisch-germanischen Limes dienten, welcher, den Rheinhöhen folgend, durch das heutige Stadtgebiet verlief. Nach der Rückverlegung der Grenze an den Rhein im Jahr 260 bestand im Stadtteil Engers ein Burgus, der der römischen Rheinflotte als Stützpunkt diente.

Das Stadtgebiet im Mittelalter

Nach dem Abzug der römischen Legionen wurde das Stadtgebiet ab dem 5. Jahrhundert Teil des fränkischen Machtbereichs. Einige Stadtteile Neuwieds wurden bereits 773 urkundlich erwähnt. Die Dokumente aus dem 8. Jahrhundert ordnen das Stadtgebiet dem Engersgau zu. Die Gaugrafen nannten sich ab 1129 Grafen von Wied. Später zerfiel der Engersgau. Nach dem Aussterben der ersten Grafenhauses von Wied 1244 und der darauf folgenden Zersplitterung der Herrschaft brachte Graf Wilhelm von Isenburg-Braunsberg (später Wied) das spätere Stadtgebiet unter seine Kontrolle. Engers erhielt 1357 Stadtrecht, fiel aber nach kriegerischen Auseinandersetzungen an Kurtrier. Residenz der Grafschaft Wied war die Burg Altwied.

Friedrich III. zu Wied, Stadtgründer Neuwieds

Die Stadtgründung

Die Grafschaft war im Dreißigjährigen Krieg weitgehend verarmt. Von der Teilhabe am Rheinhandel versprach sich Graf Friedrich III. zu Wied 1646 wirtschaftliche Impulse. Daher ließ er an der schmalen, wegen häufiger Überschwemmungen eigentlich ungünstig gelegenen Rheinfront seiner Grafschaft, an der Stelle des zerstörten Weilers Langendorf eine kleine Befestigungsanlage errichten. Für das Haus Newen Wiedt und für die kleine Siedlung, die es umgab, erwirkte er 1653 die Verleihung der Stadtrechte von Kaiser Ferdinand III. Dieses Jahr gilt als Gründungsdatum der Stadt Neuwied. Der Graf verlegte seine Residenz hierher, die aber 1694 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs von französischen Truppen zerstört wurde. 1706 wurde mit dem Bau der heutigen dreiflügeligen Schlossanlage begonnen.

Toleranz, Aufklärung und Industrialisierung

Residenzschloss der Fürsten zu Wied

Um mehr Bewohner in die nur langsam wachsende Stadt zu locken, verlieh ihr der Graf 1662 ein Stadtrechtsprivileg, das den Einwohnern von Neuwied zahlreiche Freiheiten garantierte, darunter das Recht der Magistratswahl, der niederen Gerichtsbarkeit, der Steuererhebung, der Freiheit von Frondiensten und – außergewöhnlich für die damalige Zeit – das Recht auf weitgehende Religionsfreiheit. In der religiösen Freistatt Neuwied war der reichsrechtliche Grundsatz „cuius regio, eius religio“, nach welchem allein der Landesherr das religiöse Bekenntnis seiner Untertanen bestimmte, weitgehend außer Kraft gesetzt. Dies machte Neuwied im 17. und 18. Jahrhundert zu einer Besonderheit unter den deutschen Städten.

Auch der Sohn Friedrichs III., Graf Friedrich Wilhelm zu Wied-Neuwied, behielt die Politik religiöser Toleranz im Wesentlichen bei. Wegen der hohen Kosten für den Neubau des Residenzschlosses kam es zu Beginn des 18. Jahrhunderts jedoch zu Streitigkeiten zwischen dem Grafen und dem Neuwieder Magistrat um die städtischen Einnahmen, die nach dem Privileg von 1662 zwischen ihnen aufgeteilt werden sollten. Der Magistrat strengte daraufhin vor dem Reichskammergericht einen Untertanenprozess gegen den Grafen an, der 1725 in einem für beide Seiten annehmbaren Kompromiss endete: In der so genannten „Wetzlarer Punctation“ wurden nicht nur die finanziellen Streitfragen geregelt, sondern auch die wiedische Toleranzpolitik reichsrechtlich anerkannt. Religiöse Toleranz und verbriefte Freiheiten lockten immer mehr Zuwanderer in die junge Stadt. Unter Friedrich Wilhelms Sohn Johann Friedrich Alexander – seit 1784 in den Reichsfürstenstand erhoben und ein Vertreter des Aufgeklärten Absolutismus – lebten im 18. Jahrhundert Angehörige von sieben verschiedenen Religionsgemeinschaften in Neuwied: Calvinisten (denen auch das Grafenhaus angehörte), Lutheraner, Katholiken, Mennoniten, Inspirierte, Herrnhuter und Juden.

Herrnhuter-Viertel, rechts die Kirche
Wohn- und Arbeitsstätte von David Roentgen

Die an anderen Orten verfolgten Zuwanderer brachten vielfach neue Gewerbezweige und Fertigkeiten mit, die Neuwied eine wirtschaftliche Blüte bescherten und zu einer vergleichsweise frühen Industrialisierung verhalfen. Die Möbel aus der Manufaktur der Herrnhuter Abraham und David Roentgen oder die kunstvollen Uhren von Peter Kinzing waren an den Fürstenhöfen ganz Europas gefragt. Das von Graf Johann Friedrich Alexander 1738 gegründete und bis heute bestehende Hüttenwerk Rasselstein – seit 1784 im Besitz des Unternehmers Carl Wilhelm Remy – entwickelte sich zu einem der führenden deutschen Stahl- und Walzwerke. Dort wurden unter anderem die Schienen für die erste deutsche Eisenbahnstrecke Nürnberg-Fürth hergestellt.

Das Ende der Stadt als wiedische Residenz kam mit den französischen Revolutionskriegen: In der Schlacht von Neuwied, die auf dem Arc de Triomphe in Paris vermerkt ist, errangen 1797 französische Revolutionstruppen unter General Lazare Hoche gegen die österreichische Armee den ersten größeren Sieg in den Koalitionskriegen.

19. und 20. Jahrhundert

Im Zuge der Säkularisation und der Mediatisierung nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 fiel zunächst der kurtrierische Teil des heutigen Stadtgebiets und 1806 auch das wiedische Gebiet und dessen Residenzstadt an das Herzogtum Nassau. 1815 wurde das gesamte Stadtgebiet Preußen zugeschlagen. Neuwied wurde Verwaltungssitz des gleichnamigen preußischen Landkreises innerhalb der Rheinprovinz; die Grafen übten aber noch bis 1848 Rechte als Standesherren aus. Im 19. Jahrhundert war Neuwied nicht nur als Industriestandort, sondern auch als Schulstadt mit angesehenen Erziehungsanstalten von überregionaler Bedeutung.

Entwicklung von Industrie und Verkehr

Busbahnhof und Bahnhofsvorplatz
Finanzzentrum VR-Bank
Fußgängerzone Engerserstr.

Neuwied gehört zu den frühesten Industriestandorten Deutschlands. Das Eisenwalzwerk Rasselstein, im 18. Jahrhundert gegründet, besteht bis heute. Mitte des 19.Jahrhunderts gründete der englische Unternehmer John Player das Hütten- und Walzwerk Albion. Dort stellte er Schwarzblech her. Nach dem Konkurs 1856 wurde das Werk 1857 von Buderus übernommen und firmierte jetzt als Schwarz- und Weißblechwerk Germania. 1883 wurde das Werk geschlossen. Auf dem Gelände siedelten sich 1918 die Gockel-Werke an, die Eisenbahnwaggons bauten und die Instandhaltung der Fahrzeuge für das gesamte Reichsbahngebiet ausführten.

In unmittelbarer Nähe, am südlichen Stadtrand, direkt am Rhein gelegen, stand das Eisenwerk Hermannshütte, 1855 gegründet von der Bergbaugesellschaft Louis Vogts & Co. aus Weilburg. 1871 übernahm Alfred Krupp, Essen, das Werk und produzierte bis 1925. Seit 1928 entstanden an diesem Standort die Wikingwerke, die später von Dyckerhoff-Zement übernommen wurden. Im Jahr 1911 siedelte sich in diesem Industriegebiet auch das Furnierwerk Hobraeck an.

Ein weiteres großes Unternehmen waren die Mauser-Werke. Dort wurden anfänglich Blechfässer hergestellt, später auch Blechbadewannen und Stahlrohr-Büromöbel. Seit 1913 besteht die Maschinenfabrik Winkler & Dünnebier, die Spezialmaschinen zur Papierverarbeitung herstellt, früher auch Maschinen zur Süßwarenfabrikation (heute Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen GmbH in Rengsdorf). Sowohl Winkler & Dünnebier, als auch Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen zählen zu den Weltmarktführern auf ihrem Gebiet.

Durch das reichhaltige Vorkommen von Bims im Neuwieder Becken entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Neuwied die Bimsindustrie zur Herstellung von Mauersteinen. Bereits 1892/93 wurden 132 Millionen Steine hergestellt, die bis nach Bayern, Württemberg, Schleswig-Holstein und in die Schweiz geliefert wurden. Durch die fortschreitende maschinelle Herstellung wurden 20 Jahre später schon 333 Millionen Steine hergestellt. 1931 zählte man im Neuwieder Becken rund 800 Betriebe mit 6000 Beschäftigten. Im Jahr 1952 wurden 3,95 Millionen Tonnen Bimsbaustoffe hergestellt und 1 Million Tonnen Bims exportiert. Diese Menge reichte aus, um 250.000-270.000 Wohnungen zu bauen. Mittlerweile sind die Bimsvorkommen fast erschöpft, sodass dieser Industriezweig an Bedeutung verloren hat.

Seit 1870 hat Neuwied Anschluss an die rechtsrheinische Eisenbahnlinie, und 1918 wurde die Urmitzer Eisenbahnbrücke zwischen Engers und Urmitz fertiggestellt.

Alte Neuwieder Brücke 1975
Verkehrskreisel mit Denkmal Barcode Neuwied

Im Jahr 1901 wurde von den Neuwieder Kreisbahnen die erste Straßenbahnverbindung nach Oberbieber eingerichtet. 1909 wurden auch Strecken über Engers nach Gladbach und vom Bahnhof Neuwied zum Rheinufer in Betrieb genommen. Die Straßenbahnverbindungen wurden 1949 und 1950 eingestellt und durch O-Busse ersetzt, welche bis Anfang der 1960er Jahre in Betrieb waren.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhr die Stadt eine deutliche Vergrößerung, als 1904 die Nachbargemeinde Heddesdorf eingemeindet wurde. Deren früherer Bürgermeister Friedrich Wilhelm Raiffeisen hatte zu den Begründern des deutschen Genossenschaftswesens gehört. Um Neuwied vor den fast alljährlichen Hochwasserkatastrophen zu schützen, wurde auf Initiative des Bürgermeisters Robert Krups von 1928 bis 1931 ein 7,5 Kilometer langer Schutzdeich angelegt, dessen Bau auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Weltwirtschaftskrise diente. 1935 folgte der Bau der ersten Brücke, die Neuwied mit dem linken Rheinufer bei Weißenthurm verband. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zahlreiche Angehörige der jüdischen Gemeinde deportiert und ermordet und Anhänger der in Neuwied traditionell stark vertretenen Freikirchen verfolgt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu 18 Prozent von Bomben zerstört.

Am 22. Dezember 1947 kam es zu einem der schwersten Zugunglücke der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zwei D-Züge prallten bei Neuwied-Irlich zusammen. Dabei starben 41 Menschen und zahlreiche wurden verletzt. Als Helfer in der Not erwiesen sich die französischen Besatzungstruppen und die Firma Lohmann-Verbandsstoffe. Diese hat ihren Sitz unmittelbar bei der Unglücksstelle.[4].

In der Nachkriegszeit gewann Neuwied seine Bedeutung als mittlerer Industriestandort zurück. Die Stadt verfügt heute über ausgedehnte Gewerbegebiete mit guter Verkehrsanbindung, unter anderem über einen Rheinhafen.

Stadtentwicklung

Einwohnerentwicklung

In der frühen Neuzeit hatte Neuwied nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1831 erst 5.600 Menschen in der Stadt, so waren es 1905 einschließlich des ein Jahr zuvor eingemeindeten Heddesdorf bereits 18.000.

Bis 27. Mai 1970 stieg die Bevölkerungszahl auf 31.400 und verdoppelte sich dann nach der Bildung der „Neuen Stadt Neuwied“ unter Einbeziehung umliegender Orte am 7. November 1970 auf 63.000.

Eingemeindungen

Das heute zur Innenstadt zählende Heddesdorf wurde bereits zum 1. April 1904 nach Neuwied eingemeindet.

Im Zuge der Mitte der 1960er Jahre begonnen rheinland-pfälzischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurden durch das „Achte Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz“ vom 28. Juli 1970, das am 7. November 1970 in Kraft trat,[5] wurden die Städte Neuwied (31.232 Einwohner) und Engers (5.348) sowie die Gemeinden Altwied (673), Feldkirchen/Rhein (5.380), Gladbach (2.492), Heimbach-Weis (7.280), Niederbieber-Segendorf (7.464) und Oberbieber (3.819) aufgelöst und in die neue Stadt Neuwied eingegliedert.[6].

Die früheren Gemeinden wurden in dem vorhergehenden Jahrzehnt mehrmals umstrukturiert, unter anderem waren viele bis zu diesem Zeitpunkt größtenteils eigenständig oder wurden Ortsteile anderer Gemeinden:

  • Altwied war bis 1970 eine eigenständige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Niederbieber-Segendorf.
  • Block war bis 1970 ein Ortsteil von Heimbach-Weis.
  • Engers war bis 1970 eine eigenständige Stadt und Sitz der Verbandsgemeinde Engers.
  • Fahr, zuvor eine eigenständige Gemeinde, wurde 1966 ein Ortsteil von Feldkirchen.
  • Feldkirchen wurde am 1. August 1966 aus den Gemeinden Fahr, Gönnersdorf, Hüllenberg, Rockenfeld und Wollendorf gebildet. Die Gemeinde erhielt am 28. November 1967 den Namenszusatz „Rhein“.
  • Gladbach war bis 1970 eine eigenständige Gemeinde in der Verbandsgemeinde Engers.
  • Gönnersdorf, zuvor eine eigenständige Gemeinde, wurde 1966 ein Ortsteil von Feldkirchen.
  • Heimbach-Weis war bis 1970 eine eigenständige Gemeinde in der Verbandsgemeinde Engers. Heimbach-Weis wurde zum 1. September 1960 aus den Gemeinden Heimbach und Weis gebildet.
  • Hüllenberg wurde 1966 ein Ortsteil von Feldkirchen.
  • Irlich war eine eigenständige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Niederbieber-Segendorf und wurde bereits am 7. Juni 1969 eingemeindet.
  • Niederbieber war bis 1970 ein Ortsteil von Niederbieber-Segendorf in der gleichnamigen Verbandsgemeinde.
  • Oberbieber war bis 1970 eine eigenständige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Niederbieber-Segendorf.
  • Rockenfeld wurde ein Ortsteil von Feldkirchen, befand sich seinerzeit jedoch bereits in der Auflösung und ist heute eine Wüstung.
  • Rodenbach wurde am 7. Juni 1969 nach Niederbieber-Segendorf eingemeindet
  • Torney war bis 1970 ein Ortsteil in der Gemeinde Niederbieber-Segendorf.
  • Segendorf war bis 1970 ein Ortsteil von Niederbieber-Segendorf.
  • Wollendorf wurde ein Ortsteil von Feldkirchen.

Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Neuwied nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz 66.455 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern) – historischer Höchststand.

Einwohnerstatistik

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Dabei handelt es sich um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1. Dezember 1831 ¹ 5.635
1. Dezember 1840 ¹ 5.995
3. Dezember 1855 ¹ 7.130
1. Dezember 1871 ¹ 8.664
1. Dezember 1875 ¹ 9.500
1. Dezember 1880 ¹ 9.700
1. Dezember 1885 ¹ 10.192
1. Dezember 1890 ¹ 11.062
2. Dezember 1895 ¹ 10.596
1. Dezember 1900 ¹ 11.011
1. Dezember 1905 ¹ ² 18.177
1. Dezember 1910 ¹ 19.104
1. Dezember 1916 ¹ 16.382
Jahr Einwohner
5. Dezember 1917 ¹ 16.446
8. Oktober 1919 ¹ 18.676
16. Juni 1925 ¹ 20.432
16. Juni 1933 ¹ 21.540
17. Mai 1939 ¹ 21.551
31. Dezember 1945 20.259
29. Oktober 1946 ¹ 20.483
13. September 1950 ¹ 24.284
25. September 1956 ¹ 25.920
6. Juni 1961 ¹ 26.359
31. Dezember 1965 27.308
27. Mai 1970 ¹ 31.400
31. Dezember 1975 ³ 62.029
Jahr Einwohner
31. Dezember 1980 60.485
31. Dezember 1985 58.471
25. Mai 1987 ¹ 60.261
31. Dezember 1990 62.075
31. Dezember 1995 67.374
31. Dezember 2000 67.057
30. Juni 2005 66.455
30. Juni 2006 66.287
31. Dezember 2007 65.319

¹ Volkszählungsergebnis; ² Nach der Eingemeindung von Heddesdorf;³ Nach den Eingemeindungen 1970

Politik

Seit dem Jahr 1946 gehören die Stadt und der Landkreis Neuwied zum damals neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz.

Stadtrat

Der Stadtrat in Neuwied besteht aus 48 ehrenamtlichen Ratsmitgliedern sowie dem vorsitzenden Oberbürgermeister.

Sitzverteilung im gewählten Stadtrat:[7]
SPD CDU FDP Grüne Linke FWG CSFL* Gesamt
2009 18 16 4 3 2 4 1 48 Sitze
2004 17 22 2 3 4 48 Sitze

* Christlich Soziale Freie Liste

Die zwölf Stadtteile werden durch Ortsbeiräte und Ortsvorsteher vertreten.

Bürgermeister

Oberbürgermeister der Stadt Neuwied ist Nikolaus Roth (SPD), Bürgermeister Reiner Kilgen (CDU). Beigeordneter Jürgen Moritz (SPD).

Landtagsabgeordneter

Bundestagsabgeordnete

Städtepartnerschaften

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: Unter erniedrigtem, von Gold und Silber gespaltenem Wellenschildhaupt – darin vorn eine durchgehende, fünfzinnige schwarze Mauer mit offenem Tor, überhöht von einem dreizinnigen schwarzen Turm mit zwei offenen Fenstern, hinten ein durchgehendes rotes Balkenkreuz – in Gold vier rote Schrägbalken, belegt mit einem linkshin schreitenden blauen Pfau mit geschlossenem Schweif.

Erläuterung: Die Dreiteilung des Wappens verweist auf die dreifache Zusammensetzung der neuen Stadt Neuwied aus der früheren Stadt Neuwied und den beiden Verbandsgemeinden Engers und Niederbieber-Segendorf seit dem 7. November 1970. Die wellenförmige Begrenzung des Schildhauptes symbolisiert die Lage der Stadt am Rhein, zugleich ihre Rheinufergrenze. Der Pfau mit den vier Schrägbalken (dazu auf dem Schildrand eine fünfzinnige Mauerkrone) bildete das Wappen der alten Stadt Neuwied von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1970, in Heroldsbild und Figur identisch mit dem Stammwappen der Grafen zu Wied. Der Mauerturm als Symbol für die hiesigen Römerkastelle und zugleich für die Burg Altwied, Stammburg der wiedischen Grafen, ist entnommen dem Wappen der ehemaligen Verbandsgemeinde Niederbieber-Segendorf. Das rote Kreuz, entnommen dem Wappen der ehemaligen Verbandsgemeinde Engers, verweist auf die kurtrierische Vergangenheit des Gebiets. Das Wappen ist rechtsgültig seit dem 2. Januar 1974.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater, Konzerte, Festspiele

Schlosstheater Neuwied

Das Gebäude des Schlosstheaters wurde 1799 erbaut und 1840 zum Privat- und Residenztheater umgebaut. 1977 wurde es renoviert und ist seitdem Sitz der Landesbühne Rheinland-Pfalz. Das Theater befindet sich in einem Nebengebäude des Neuwieder Schlosses und bietet 300 Besuchern Platz. Im Theaterangebot ist ein umfassendes Programm aus Klassikern und modernen Stücken, Revuen und Jugendtheater.

In der ehemaligen Prämonstratenserabtei Rommersdorf werden im Mai vom Kulturbüro der Stadt Neuwied die „Kreuzgang-Konzerte“ (klassisch) und im Sommer die Rommersdorf-Festspiele mit Kindertheater veranstaltet.

Im Stadtteil Engers befindet sich im sogenannten „Meisterhaus“ die Landesmusikakademie, die genau wie die Landesstiftung Villa Musica im Schloss Engers Konzerte veranstaltet. Die Landesstiftung Villa Musica organisiert zusätzlich Open Air-Veranstaltungen zu klassischer Musik und ein jährliches Barockfest.

Erwähnenswert ist auch die Kantorei der Marktkirche. Für Jugendliche und junge Leute gibt es auch immer wieder Konzerte und andere Veranstaltungen; ein guter Teil davon wird vom lokalen Jugendbeirat und dem Kinder- und Jugendbüro organisiert.

In der „Stadthalle Heimathaus“ finden Veranstaltungen aller Art statt, wie zum Beispiel im November das Jazzfestival.

Museen und Gedenkstätten

Roentgen-Museum Neuwied

Im Roentgen-Museum wird die Lokalgeschichte mit besonderen Schwerpunkten auf die Arbeiten von Abraham und David Roentgen und das Wirken von Friedrich Wilhelm Raiffeisen dargestellt. Das frühere „Kreismuseum“ führte zuletzt den Namen „Museum Rhein-Wied“ und wurde im Juni 2007 in „Roentgen-Museum“ umbenannt.

Das Museum für die Archäologie des Eiszeitalters Monrepos ist eine Außenstelle des Römisch-Germanischen Zentralmuseums und bietet Informationen über die Frühgeschichte. Im Sommer werden verschiedene Aktionen für Familien und Kinder durchgeführt.

Das Deichinformationszentrum Neuwied (Deichmuseum) erläutert das Hochwasserschutzsystem der Stadt Neuwied und zeigt viele Fotos und Dokumente aus der Zeit vor dem Deichbau.

Die Galerie Mennonitenkirche bietet wechselnde Ausstellungen mit regionalen und überregionalen Künstlern.

Das Deutsche Flippermuseum zeigt über 60 Flipperautomaten aus den 1930er Jahren bis zur Gegenwart.

Gedenktafel zur Judenverfolgung, an dieser Stelle war früher die Synagoge

Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus

Am 23. November 1960 wurde am ehemaligen jüdischen Schulhaus eine Gedenktafel enthüllt. Dieses Schulgebäude wurde im Jahre 1980 abgerissen. Die Gedenktafel von 1960 wurde an einer Seitenwand des dort errichteten Neubaus angebracht und am 30. Juni 1983 erneut enthüllt.

Die 1748 erbaute Neuwieder Synagoge wurde durch die „Novemberpogrome 1938“ stark beschädigt und kurz darauf abgerissen. Die Engerser Straße zwischen Schlossstraße und Theaterplatz wurde durch Beschluss des Stadtrats vom 30. Juni 1983 in „Synagogengasse“ umbenannt.

Auf Antrag des Deutsch-Israelischen Freundeskreises in Neuwied wurden im Mai 1989 alle jüdischen Friedhöfe im Landkreis Neuwied unter Denkmalschutz gestellt. Auf dem wahrscheinlich über 400 Jahre alten jüdischen Friedhof im Neuwieder Stadtteil Niederbieber wurden symbolische Gräber für die jüdischen Bürger von Neuwied angelegt, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen.

2003 wurden in der Innenstadt bronzene sogenannte „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig ins Pflaster vor Häusern eingelassen, in denen Opfer des Nationalsozialismus (v. a. Juden, Sinti und Roma) wohnten.

Eingangsbereich zum Schloss Neuwied
Frontaler Blick auf das Neuwieder Schloss
Schloss Monrepos vor 1918
Ehemaliges Jagdschloss Nodhausen
Gedenkstein an der B 42, Schloss Friedrichstein
Abtei Rommersdorf mit Garten

Schlösser und Burgen

  • Burg Altwied: Die Burg, heute eine Ruine und ursprünglich mit „Burg Wied“ bezeichnet, war der Stammsitz der Grafen zu Wied. Die Burg wurde im Jahr 1129 gegründet und im 17. Jahrhundert nach der Gründung von Neuwied verlassen.
  • Burg Braunsberg: Die Burg wurde um 1200 erbaut. Heute ist auf dem Gelände der Ruine eine Revierförsterei der fürstlich-wiedischen Forstverwaltung angesiedelt.
  • Schloss Engers: Das unmittelbar am Rhein im Stadtteil Engers liegende spätbarocke Jagd- und Lustschloss aus dem 18. Jahrhundert beheimatet heute die Geschäftsstelle der Landesmusik-Stiftung (Villa Musica).
  • Schloss Neuwied: Das im nördlichen Teil der Innenstadt liegende Residenzschloss der Fürsten zu Wied wurde in der heutigen Form im 18. Jahrhundert erbaut. Bis 1804 war das Schloss Regierungssitz des Fürstentums Wied.

Ehemalige Schlösser:

  • Schloss Friedrichstein: Im 17. Jahrhundert wurde auf dem felsigen Rheinuferstreifen am Fuß der Hohen Ley oberhalb des Stadtteils Fahr mit dem Bau eines unbefestigten Schloss begonnen und vermutlich nicht fertiggestellt. Beim Bau der rechtsrheinischen Eisenbahn wurde die Ruine 1868 abgerissen. Ein neben der Bundesstraße 42 angebrachter Gedenkstein, Teil des Fenstergesimses des Schlosses, erinnert an dieses Schloss, welches auch als das „Teufelsschloss“ bezeichnet wurde.
  • Schloss Monrepos: Erbaut im 18. Jahrhundert als Sommersitz der Grafen und späteren Fürsten zu Wied. Im Volksmund hieß es auch das „Weisse Schloss“. Das später verfallene Schloss wurde 1969 abgebrannt, da eine Instandsetzung zu teuer erschien. Heute befindet sich im so genannten Waldheim, auch als Prinzessinnenhaus von Monrepos bekannt, das Museum für die Archäologie des Eiszeitalters.
  • Ehemaliges Jagdschloss Nodhausen der Fürstenfamilie in Segendorf. In diesem ist heute das Parkrestaurant Nodhausen.

Limes und Römerkastelle

Der im nahe gelegenen Rheinbrohl beginnende Obergermanische Limes führt einige Kilometer durch das heutige Stadtgebiet. In den Stadtteilen Rodenbach, Niederbieber-Segendorf, Altwied, Oberbieber, Gladbach, Heimbach-Weis gab es zwei Kastelle, ein Kleinkastell und über 30 Wachttürme und Burgi.

  • Kastell Niederbieber: Das Steinkastell von 5,2 ha Fläche besitzt einen rechteckigen Grundriss von etwa 265 m x 198 m und war von einem 6 m breiten Spitzgraben umgeben. Das Kastell lag nordöstlich des heutigen Ortskernes von Niederbieber und ist durch Wohnhäusern und Gärten überbaut. Sichtbare Reste sind die Grundmauern des Kastellbades und des nördlichen Zugangstores.
  • Kastell Heddesdorf: Das Steinkastell von 2,8 ha Fläche besitzt einen nahezu rechteckigen Grundriss von etwa 160 m x 180 m und war von einem 8 m breiten Graben umgeben. Das Kastell lag im heutigen Stadtteil Heddesdorf und ist durch die Überbauung mit Wohnhäusern, Gärten oder Straßenzügen weitgehend zerstört.
  • Kleinkastell Anhausen: Das ehemalige Kleinkastell Anhausen war ein Steinkastell von 0,17 ha Grundfläche und lag auf dem Gebiet des heutigen Neuwieder Stadtteils Heimbach-Weis. Ein Datierung war bisher nicht möglich.

Siehe auch

Klöster, Kirchen und Kapellen

  • Ehemalige Prämonstratenserabtei Rommersdorf aus dem 12. Jahrhundert: Die älteste Niederlassung dieses Ordens auf dem Gebiet des alten Erzbistums Trier. Die Abtei wurde 1117 gegründet und war zunächst ein Benediktinerkloster.
  • Wülfersberg-Kapelle in Gladbach aus dem 12. Jahrhundert: Eine ehemalige Kloster-Kapelle des Klosters Wülfersberg, nahe der Abtei Rommersdorf.
  • Die Feldkirche (Neuwied) aus dem 12. Jahrhundert: die Kirche liegt im heutigen Stadtteil Feldkirchen und wurde vermutlich auf einer vorzeitlichen Kultstätte erbaut.
  • Mennonitenkirche von 1768: Die Mennoniten siedelten bereits vor 1680 in Neuwied. Nach einem Brand im Jahr 1985 wurde das Gebäude wieder aufgebaut und ist seitdem eine städtische Galerie mit verschiedenen Kunstausstellungen.
  • Evangelische Marktkirche von 1884: Die Kirche wurde von August Hartel aus Leipzig erbaut. Zu diesem Neubau kam es, weil die Kirche der Lutherischen Gemeinde (1789 erbaut) abbrannte und die alte Kirche der Reformierten Gemeinde (1687 erbaut) baufällig war und deswegen abgerissen wurde.
  • Katholische Pfarrkirche St. Matthias von 1901: Erbaut von Heinrich Krings aus Köln. Die neugotische Ausmalung wurde 1979 neu geschaffen, die ursprüngliche Ausstattung ist nur zum Teil erhalten.
  • Katholische Pfarrkirche St. Martin in Engers von 1896: Die Kirche wurde in neospätromanischen Formen an der Stelle einer Vorgängerkirche gebaut. Architekturgliederungen rheinischer Prägung aus Backstein und Tuff.
  • Evangelische Pfarrkirche in Engers von 1900: Die in neospätgotischen Formen gebaute Kirche wird überragt von einem Turm mit spitzem Pyramidendach. Sie steht unter Denkmalschutz seit 2003.
  • Katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Gladbach von 1904: Erbaut im nachgotischen Stil, mit einem für das Rheinland ungewöhnlichen Zwiebelturm. Sehenswert ist der Seitenaltar mit einer Madonnenfigur.
  • Katholische Pfarrkirche St. Margaretha in Heimbach-Weis von 1772: Der Kirchturm aus dem Mittelalter, mit bis zu zwei Meter dicken Mauern, trägt einen geschraubten Helm. Erbaut vom Trierer Baumeister Johannes Seiz.
  • Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Irlich von 1835: Die Kirche in Formen des späten Klassizismus ersetzt die aus dem Mittelalter stammende und Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochene St.-Georgs-Kirche.
  • Evangelische Kirche Oberbieber: Die Kirche wurde auf den alten Fundamenten der Nikolauskapelle aus dem 11. Jahrhundert erbaut. Von dieser Kapelle ist die romanische, zweigeschossige Apsis als Chor erhalten. Sie gilt als das älteste kirchliche Baudenkmal im Landkreis Neuwied.

Hochwasserschutzdeich

Mit dem Boot durch die Stadt 1920

Das markanteste Bauwerk ist wohl der Neuwieder Deich, oder wie die Einheimischen sagen, die Deichmauer. Mit einer Länge von insgesamt 7,5 km zieht er sich von der Wiedmündung bis zur Eisenbahnbrücke Engers-Urmitz. Im Bereich der Innenstadt steht die mit Steinen verkleidete 500 m lange Deichmauer, an deren Nordende sich eine der drei Pumpstationen, die zur Absenkung des Grundwassers dienen, befindet. Ebenso ist dort ein kleines Deichmuseum eingerichtet. In der Mitte der Deichmauer steht das Restaurant „Deichkrone“, und am Südende erhebt sich das Wahrzeichen Neuwieds, der Pegelturm. Der Deich ist so ausgelegt, dass er die Stadt vor Hochwasser bis zu 9 m über normalem Wasserstand schützt. Um das vor dem Deich liegende Gelände zu erreichen, wo früher Schiffe be- und entladen wurden, sind drei Hochwassertore eingebaut. Nach dem 2. Weltkrieg sprengten amerikanische Truppen die Deichkrone und bauten eine hölzerne Behelfsbrücke über den Rhein. Diese stürzte aber am 24. Februar 1947 infolge starken Eisgangs ein. Über die Deichmauer oder vor ihr her führt der Deichwanderweg.[8]

Zur Rheinseite hin ist an der Deichkrone ein Vers Goethes im Mauerwerk eingelassen: Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten, nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, rufet die Arme der Götter herbei!

Weitere Bauwerke

Raiffeisenbrücke zwischen Neuwied und Weißenthurm
Das historische Hallenbad 1908
  • Altes Brauhaus von 1694: Eines der ältesten Häuser von Neuwied, einst eine Brauerei, die 1835 das Schankrecht erhalten hat.
  • Altes Rathaus in Engers von 1642 und Schlossschenke von 1621: Häusergruppe vor dem Schloßhof.
  • Altes Rathaus in Neuwied von 1740: Früher Herrenhaus, soziale Einrichtung für Arme und Waisen.
  • Altes Rat- und Backhaus in Niederbieber von 1736: Im Fachwerkobergeschoß mit dem Glockentürmchen tagte der Gemeinderat, im steinernen Unterbau buk die Gemeinde noch bis 1908 ihr Brot.
  • Altes Zollamt von 1696: Ursprünglich wurde hier das von den Grafen zu Wied per Schiff importierte Salz verzollt, gelagert und mit Steueraufschlag verkauft. Das Gebäude war bis 1969 Zollamt.
  • Ehemaliges Hallenbad in der Marktstraße, erbaut 1906–1908 im Jugendstil, heute unter Denkmalschutz
  • Ehemaliges Casino von 1825
  • Ehemaliges Roentgenhaus von 1776: Wohn- und Arbeitsstätte von Abraham Roentgen
  • Ehemaliges königlich-preußisches-Lehrerseminar, heute Werner-Heisenberg-Gymnasium
  • Herrnhuterviertel und Betsaal der Brüdergemeine von 1784/1785
  • Grauer Turm in Engers aus dem 14. Jahrhundert: Teil der Stadtbefestigung
  • Raiffeisenbrücke über den Rhein in das linksrheinische Weißenthurm von 1978. Die Schrägseilbrücke ist eines der Wahrzeichen der Stadt, über sie verkehren täglich bis zu 35.000 Fahrzeuge.
  • Bahnhof Engers aus dem Jahr 1869

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Neuwied und Liste der Kulturdenkmäler in Neuwied (Außenbereiche)

Yachthafen

Steganlage Yachthafen Neuwied

Der Motor-Yacht-Club Neuwied besitzt einen großen Yachthafen mit 30.000 m² Wasserfläche. Er befindet sich im ehemaligen Pionierhafen und hat hochwasserfreie Liegeplätze für 180 Boote bis zu 20 m Länge. Außerdem gibt es Winterliegeplätze für 250 Boote an Land, teilweise auch in Hallen.

Der Hafen verfügt über eine Slipanlage bis zu 160 Tonnen, eine Bootstankstelle, einen Boots- und Motoren-Servicebetrieb, eine Bootswerft und eine clubeigene Gastronomie. 1998 wurde der Club erstmals mit der „Blauen Europa“ für vorbildlichen Umweltschutz ausgezeichnet.

Zoo

Im Stadtteil Heimbach-Weis befindet sich der Zoo Neuwied. Er hält rund 1.200 Tiere aus 155 Arten. Die Gesamtfläche beträgt rund 13,5 Hektar.

Natur und Parkanlagen

Neuwied hat insgesamt 20 öffentliche Parks und Grünanlagen. Im Norden des Stadtgebiets beginnt der Naturpark Rhein-Westerwald. Neben den Fernwanderwegen Rheinsteig und Rheinhöhenweg bieten rund 220 Kilometer Rad- und Wanderwege eine Vielzahl von attraktiven Wandermöglichkeiten.

Schlosspark: Im Jahr 1715 wurde in Verlängerung der Schlossachse und parallel zum Rhein ein symmetrischer Barockgarten angelegt. Volieren, Springbrunnen, Grotten und eine Fasanerie vervollständigten die Anlage. Endes des 17. Jahrhunderts wurde der Park nach Art der englischen Landschaftsgärten umgestaltet. Es wurden auch viele exotische Gewächse angepflanzt, die von Prinz Maximilian zu Wieds Amerikareisen stammen dürften.

Heute hat der Park durch Verlust von Bäumen und unzureichende Pflege viel von seiner Qualität als Erholungsgebiet verloren. Bis auf 6 Hektar, die die Fürstenfamilie selbst nutzt, ist der Park an die Stadt verpachtet. 2003 hat man damit begonnen, den Park, unter Berücksichtigung seiner historischen Bedeutung, zu einem Erholungs-, Spiel- und Freizeitgelände umzugestalten. Viele botanische Seltenheiten sind in der Parkanlage zu bewundern.

Siehe auch: Schloss Neuwied

Außerdem erwähnenswert sind der Englische Garten und der Kräutergarten der Abtei Rommersdorf, die auch der Öffentlichkeit jederzeit zugänglich sind.

Sport

Raiffeisen-Stadion

Es gibt kaum eine Sportart, die in Neuwied nicht ausgeübt werden kann, eine Auswahl zeigt die Vielfalt: American Football, Badminton, Basketball, Billard, Boxen, Eishockey, Fechten, Fußball, Golf, Kanusport, Leichtathletik, Minigolf, Pferdesport, Radsport, Rudern, Schießsport, Schwimmen, Tennis, Volleyball. Eine wesentliche Rolle spielen auch der Behindertensport und der Seniorensport. Neuwied hat knapp 100 Sportvereine und in allen Stadtteilen die entsprechenden Sportanlagen.

Das städtische Stadion mit 8.000 Steh- und 500 Sitzplätzen war bis 2005 nach dem in Neuwied geborenen ehemaligen ersten DFB-Präsidenten Prof. Ferdinand Hueppe benannt. Das Stadion heißt jetzt Raiffeisen-Stadion. Hier wurde außerdem 2006 das DFB-Pokalspiel zwischen der SV Rossbach/Wied und der Borussia aus Mönchengladbach ausgetragen. Von den über 10 Fußballvereinen der Stadt ist der Rheinlandliga-Verein FV Engers 07 am bekanntesten und die Damenfußballmannschaft des TuS Rodenbach e. V. die einzige Frauenfußballmannschaft der Stadt.

Fußball spielt in Neuwied eine besondere Rolle. Hier soll eines der ersten Fußballspiele in Deutschland stattgefunden haben. Aus dem Jahr 1865 wurde berichtet, dass englische Internatsschüler an der damaligen Herrnhuter Knabenanstalt das Spiel mit an den Rhein brachten.[9]

Der Frauenfußball erlebt wie überall in Deutschland auch in Neuwied einen enormen Aufschwung. Neben der Damenfußballmannschaft des TuS Rodenbach e. V., welche in der Bezirksliga Ost spielt, wird sowohl in Vereinen als auch in Schulen viel Mädchenfußball gespielt.

Am 14. Dezember 2008 findet bereits zum zweiten Mal eine der Vorrunden der Rheinland-Hallenmeisterschaften statt. Die Rheinland-Hallenmeisterschaften und der Rheinland-Pokal sind die beiden wichtigsten Turniere im Frauenfußball des FV Rheinland. Die Damenmannschaft Neuwied konnte sich 2006, als einzige Bezirksligamannschaft, für die Endspiele in Daun qualifizieren. Sie unterlag nur knapp im Halbfinale gegen die damalige Zweitliga-Mannschaft SC 07 Bad Neuenahr II mit 1:3.

Eissporthalle Neuwied

Neuwied ist eine der wenigen Städte in Rheinland-Pfalz, die über eine im Privatbesitz befindliche Eishalle verfügt. Seit 1980 wird in Neuwied Eishockeysport betrieben. Vor allem der alte EHC Neuwied (1980 bis 2000), der von 1994 bis zur Saison 1999/2000 in der jeweils zweithöchsten deutschen Eishockeyspielklasse vertreten war und dort in den Jahren 1997 und 1998 die Meisterschaft sowie 1997 den DEB-Ligapokal gewinnen konnte, machte die Stadt in dieser Zeit bundesweit bekannt. Daher galt der Neuwieder Eishockeysport auch lange Zeit als der „größter Werbeträger“ der Stadt. Nachdem der EHC während der Saison 1999/2000 Insolvenz beantragte, wurde zwei Wochen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Nachfolgeverein SC Mittelrhein (ab 2001 in SC Mittelrhein-Neuwied umbenannt) gegründet. Dieser spielte zunächst eine Saison in der Regionalliga und ab 2001 bis zur Einstellung des Spielbetriebes wegen Problemen mit der Heimspielstätte („Icehouse Neuwied“) nach der Saison 2005/2006 in der drittklassigen Oberliga. Damit verliert die Stadt Neuwied eine seiner erfolgreichsten Sportarten. Der Eishockeysport wurde in der Saison 2006/2007 durch den VFE Neuwied weiter betrieben, dem ab der Saison 2007/2008 ein Nachfolgeverein unter dem altem Namen EHC Neuwied folgte. Seit der Saison 2009 spielt der EHC Neuwied mit der ersten Mannschaft in der Regionalliga NRW und mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Rheinland-Pfalz (siehe auch: Eishockey in Neuwied).

Der älteste Sportverein ist die Neuwieder Schützengesellschaft von 1833. Der größte Verein ist der TV Feldkirchen mit rund 1.200 Mitgliedern.

Weniger bekannt sind in Neuwied Sportangebote wie zum Beispiel Billard. Der VfB Neuwied, der als größter Verein des Billardverbandes Rheinland-Pfalz gilt, und die BF Mittelrhein/Neuwied starten in der höchsten Spielklasse von Rheinland-Pfalz, der Oberliga.

Der Wassersport hat in Neuwied eine lange Tradition. Bereits 1882 wurde der Gymnasial Turn- und Ruderverein Neuwied (GTRVN) gegründet. 1883 folgte die Neuwieder Ruder-Gesellschaft (NRG), 1909 der Neuwieder Schwimmverein 09, aus dem der Neuwieder Wassersportverein, der ebenfalls eine Kanuabteilung unterhält, hervorging. Seit 1920 besteht der Neuwieder Kanu-Club (NKC). Alle vier Ruder- bzw. Kanu-Vereine haben ihre Bootshäuser hinter dem Rheindeich, zwischen Pegelturm und Rheinbrücke. Der Neuwieder Schwimmverein 09 hat seine Vereinsräume im Hallenbad Heimbach.

Freizeitbad Deichwelle

Ein Freibad gibt es im Stadtteil Oberbieber, ein Hallenbad in Heimbach-Weis; in der Kernstadt befindet sich das Allwetter-Freizeitbad „Deichwelle“. Es wurde Mitte März 2008 eröffnet. Das ehemalige Freibad im Stadtteil Feldkirchen (Wollendorf) wurde in einen Wasserpark umgebaut, einen Erlebnisspielraum mit Wasser in Neuwied-Feldkirchen.

Andere beliebte Sportarten sind Tennis in mehreren Vereinen und auf mehreren Plätzen, Schwimmen und Streethockey. Oberhalb des Stadtteils Heimbach-Weis bietet sich die Möglichkeit zum Golfspiel auf einem 18-Loch-Platz. Ebenfalls in Heimbach-Weis befindet sich seit Mai 2005 das 1. DSV-Nordic-Walking-Aktivzentrum im Norden von Rheinland-Pfalz mit drei vom Deutschen Skiverband homologierten Nordic-Walking-Routen. In Oberbieber befindet sich zudem das Landesleistungszentrum für Reitsport.

Regelmäßige Veranstaltungen

Ein alljährliches Großereignis ist die Heddesdorfer Pfingstkirmes, die ein breites Publikum aus dem ganzen Umkreis anlockt. Am Pfingstdienstag findet, nach einem Wettritt der Heddesdorfer Burschen, der erstmalig 1669 urkundlich erwähnte Ritt zur Abtei von Rommersdorf und nach Engers statt, um dort symbolisch den fürstlichen Tribut einzutreiben. Bis heute wurde diese Tradition der Heddesdorfer Pfingstreiter noch nie unterbrochen, da sonst das Tributrecht für immer verfiele.

Im Juli wird jedes Jahr das mehrtägige Deichstadtfest als großes Stadtfest in der Innenstadt begangen.

Seit 1963 findet im August/September eine Verbrauchermesse statt, die ab 2007 unter dem neuen Namen „Regionara“ die bisherige IHAGA ablöst. Die IHAGA war eine der größten Verbrauchermessen in Rheinland-Pfalz.

Beliebt ist auch die „Neuwieder Kulturnacht“, während der im Sommer verschiedenste Einrichtungen, Gastronomiebetriebe, Geschäfte usw. quer über die Stadt verteilt ihre Tore öffnen und diverseste kulturelle Veranstaltungen wie Hauskonzerte, Kunstausstellungen oder Theater und Kleinkunst bieten.

Der traditionelle rheinische Karneval ist in Neuwied durch verschiedene Umzüge und Saalveranstaltungen vertreten, vor allem aber durch den Veilchendienstagsumzug von Heimbach-Weis, einen der größten Umzüge zwischen Köln und Mainz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Überblick über ein Neuwieder Gewerbegebiet
Industriegebiet am Rhein

Neuwied ist eine industriell geprägte Stadt. In der Stadt und in den eingemeindeten Stadtteilen gibt es viele Industrie- und Gewerbegebiete. Die herausragende Stellung der Baustoffindustrie des 20. Jahrhunderts (Abbau und Produktion von Bimsstein) ist zurückgegangen. Metallverarbeitung, Maschinenbau und Anlagenbau, Zementherstellung, Druckindustrie, Verbandmittelherstellung, Automobil-Zulieferer, Papierverarbeitung, Paketzentrum, Großlager eines Lebensmitteldiscounters und Chemie haben die größten Anteile.

  • Stadtgebiet: Distelfeld, Friedrichshof, Sohler Weg, Rheinstrasse
  • Irlich: Heldenberg
  • Block: Meerpfad
  • Engers: Schützengrund und Wasemweg
  • Oberbieber: Mühlengrund.
  • Dazu kommen die Einzelstandorte wie Rasselstein, Reuther und Lohmann & Rauscher.

Ein Korruptionsskandal betraf im Jahr 2006 auch Neuwied, als nach Pressemeldungen in SpiegelOnline bekannt wurde, dass der EnergieversorgerE.ON Politikern nicht nur Ausflüge nach Spanien oder Norwegen bezahlte. Der Energiekonzern kaufte außerdem in großem Stil Meilen aus dem Vielfliegerprogramm Miles&More von der Lufthansa und reichte diese an seine Kunden weiter. In diesem Zusammenhang war auch Neuwied in die Schlagzeilen geraten – allein an die dortigen Stadtwerke (SWN) gingen 2004 Bonusmeilen im Gegenwert von 26.000 Euro“.

Handel und Dienstleistungsangebote entsprechen der Stadtgröße als größeres Mittelzentrum (Banken, Groß- und Einzelhandel, Transportdienstleistungen, 2 Krankenhäuser).

Verkehr

Karte der Bahnanlagen im Großraum Koblenz

Die Stadt hat Anschluss an die Bundesstraßen 9, 42 und 256. Diese sind in Stadtnähe größtenteils als Schnellstraßen ausgebaut, wobei die B 256 auf der Raiffeisenbrücke, einem der städtischen Wahrzeichen, über den Rhein führt. Über die Bundesstraßen sind die Bundesautobahnen 3, 48 und 61 in wenigen Minuten erreichbar. Der Bahnhof Neuwied liegt an der Eisenbahnstrecke KölnWiesbaden (Rechte Rheinstrecke), außerdem beginnt hier die Bahnstrecke Neuwied–Koblenz, die Neuwied über die Urmitzer Eisenbahnbrücke mit Koblenz verbindet. Über Koblenz besteht Anschluss an die linksrheinischen Eisenbahnlinien und das Intercity-Netz. In Neuwied befinden sich des Weiteren zwei Häfen für die Binnenschifffahrt und Schiffsanlegestellen für das einheimische Personenschiffahrts-Unternehmen Collee.

Religion

Zurzeit bestehen in Neuwied zehn katholische, sieben evangelische, fünf Mennoniten- und eine Herrnhuter-Gemeinde. Daneben gibt es jeweils eine armenische Gemeinde, eine Gemeinde der Evangeliumschristen-Baptisten, Zeugen Jehovas, eine Freie Evangelische Christengemeinde, die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, die Christliche Versammlung, den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, die Freie evangelische Gemeinde und die Freie evangelisch-lutherische Brüdergemeinschaft und die Neuapostolische Kirche.

Die Bürger islamischen Glaubens verfügen über mehrere Gebetshäuser. Die Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein versammelt sich in der Alten Synagoge in Saffig.

Bildung

Neuwied ist auch bekannt als „Stadt der Schulen“. Zu den fast fünfzig Schulen zählen zwei allgemeinbildende Gymnasien, dazu eine Duale Oberschule mit wirtschaftlichem bzw. technischem Schwerpunkt, zwei Realschulen, drei Hauptschulen, eine Regionalschule, drei berufsbildende Schulen, eine Waldorfschule und zwölf Grundschulen. Außerdem befinden sich in Neuwied Deutschlands einzige Bundesfachschule des Lebensmitteleinzelhandels, die Landesblindenschule, eine Gehörlosenschule, weitere Schulen für unterschiedliche Arten der Behinderung sowie mehrere Förderschulen. Hinzu kommen zwei Krankenpflegeschulen und eine Kinderkrankenpflegeschule.

Geschichte des Schulwesens

Bereits vor der Gründung der Stadt hatten die wiedischen Grafen den Wert der Bildung erkannt und diese nach Kräften gefördert. Im Jahr 1616, vor Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, hatte Graf Hermann ein Edikt erlassen, wonach die Schulpflicht in der Grafschaft angeordnet wurde.

Gymnasien

Werner-Heisenberg-Gymnasium
  • Das heutige „Werner-Heisenberg-Gymnasium“ ist die älteste Schule der Stadt. Sie wurde 1707 durch Graf Friedrich Wilhelm zu Wied als „Lateinische Stadt- und Landesschule der Grafschaft Wied“ eingerichtet und im Jahr 1819 in ein „Evangelisches Gymnasium“ umgewandelt. Als Schulgebäude diente das Roentgensche Haus in der Neuwieder Pfarrstraße. Im Jahr 1929 zog die Schule in das vormalige Lehrerseminar an der Engerser Landstraße. Heute ist diese Schule ein neusprachliches, naturwissenschaftliches Gymnasium und trägt seit 1972 den Namen „Staatliches Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied“.
  • Das „Rhein-Wied-Gymnasium“ wurde im Jahr 1869 von einer Bürgerinitiative gegründet, 1876 als „Höhere Mädchenschule“ von der Stadt übernommen. Im Jahr 1879 wurde ein Teil der Schule in eine Lehrerinnenbildungsanstalt umgewandelt. Weil die Zahl der Schülerinnen stieg, wurde 1912 ein neues Gebäude am oberen Ende der Hermannstraße gebaut. Die Schule hat eine Partnerschaft mit dem Collège ACEJ Karama in Mushubati, Gitarama in Ruanda, als Austauschschule fungiert das „Institut Notre Dame" in Heusy (Verviers) in Belgien.

Seit 1971 sind beide Neuwieder Gymnasien koedukativ, also für Jungen und Mädchen offen.

Landesschulen für Behinderte

Landesschule für Gehörlose und Hörbehinderte in Neuwied
Landesschule für Blinde und Sehbehinderte in Neuwied-Feldkirchen
  • Die „Landesschule für Gehörlose und Hörbehinderte“, früher Taubstummenanstalt, wurde 1854 gegründet. Zuerst war sie im Roentgenhaus untergebracht, zog im Laufe der Jahre mehrfach um, bis sie 1900 in einen Neubau umzog, wo sie noch heute ist. 1928 wurde eine evangelische Haushaltungsschule für Mädchen angegliedert. Zur Schule gehören ein Internat (seit 1951) und ein Kindergarten (seit 1972).
  • Die Landesschule für Blinde und Sehbehinderte wurde 1899 als evangelische Provinzial-Blindenanstalt der Rheinprovinz unter maßgeblicher Beteiligung des Fürstenhauses zu Wied in Neuwied gegründet. Blinde Kinder wurden hier unter anderem in Blindenschrift und handwerklichen Fertigkeiten unterrichtet oder konnten eine Ausbildung absolvieren. Heute sind ein Kindergarten und ein Internat angeschlossen, die Kinder und Jugendlichen erhalten Unterricht nach angepassten Lehrplänen für Grund- und Hauptschulen und können einen Sekundarabschluss (Mittlere Reife) und eine Berufsausbildung Bürsten- und Pinselmacher mit einer handwerklichen Lehrabschlussprüfung erreichen

Einrichtungen des Landes

  • In Neuwied sind drei „Staatliche Studienseminare für Lehrämter“ angesiedelt: Das Staatliche Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen mit 30 Bildungsbereichen, für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen mit 17 Bildungsbereichen und für das Lehramt an Förderschulen mit 18 Bildungsbereichen. Die Studienseminare sind Dienststellen der Abteilung „Landesprüfungsamt für das Lehramt an Schulen“ im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) des Landes Rheinland-Pfalz in Mainz.
  • Im Stadtteil Engers ist seit dem Jahr 2003 die „Landesmusikakademie“ als zentrale Fortbildungsstätte in Rheinland-Pfalz angesiedelt. Sie liegt unmittelbar am Rhein und in direkter Nachbarschaft zu Schloss Engers. Die Landeseinrichtung ist als „kulturelle Bildungs- und Begegnungsstätte aller Musikverbände des Landes Rheinland-Pfalz“ eingerichtet worden, um ihren Benutzern für unterschiedliche musikalische Aktivitäten günstige Arbeitsbedingungen zur Verfügung zu stellen.

Private Bundesfachschule

Lebensmittelfachschule
  • Die „Bundesfachschule des Lebensmittelhandels“ im Bildungszentrum Neuwied ist die einzige Branchenfachschule in Deutschland, die an kein Unternehmen gebunden ist. Gegründet wurde die Fachschule 1936 und befindet sich im historischen Gebäude der ehemaligen „Herrnhuter Knabenanstalt“. Es werden die Ausbildung zum „Staatlich geprüften Handelsbetriebswirt“ und eine Reihe von Lehrgängen und Weiterbildungen angeboten.

Rudolf-Steiner-Schule

Die Rudolf-Steiner-Schule im Stadtteil Niederbieber ist eine Freie Waldorfschule in privater Trägerschaft.

Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Neuwied

Berühmte Persönlichkeiten aus Neuwied sind unter anderem Graf Friedrich III. von Wied, der Gründer der Stadt, Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied, die Prinzessin Elisabeth zu Wied, der Admiral und Kommandant der kaiserlichen Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg, Friedrich von Ingenohl, der Fürst von Albanien Wilhelm zu Wied, der Landesvorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz Dietmar Muscheid sowie der Autorennfahrer Mike Rockenfeller.

Literatur

  • Kurt Becker unter anderem: Heimatchronik des Kreises Neuwied, Köln 1966
  • Stadtverwaltung Neuwied (Hg.): 300 Jahre Neuwied. Ein Stadt- und Heimatbuch, Neuwied 1953
  • Walter Grossmann: Städtisches Wachstum und religiöse Toleranzpolitik am Beispiel Neuwied, in: Archiv für Kulturgeschichte 62/63 (1980/81), S. 207–232
  • Wilfried Ströhm: Die Herrnhuter Brüdergemeine im städtischen Gefüge von Neuwied, Boppard 1988
  • Johann Stephan Reck: Geschichte der gräflichen und fürstlichen Häuser Isenburg, Runkel, Wied verbunden mit der Geschichte des Rheintales zwischen Koblenz und Andernach von Julius Caesar bis auf die neueste Zeit, Weimar 1825
  • Werner Troßbach: „Im Kleinen ein ganz wohl eingerichteter Staat“. Aufgeklärter Absolutismus in der Grafschaft Wied-Neuwied, in Journal für Geschichte 5 (1985), S. 26–32.
  • Werner Troßbach: Der Schatten der Aufklärung. Bauern, Bürger und Illuminaten in der Grafschaft Wied-Neuwied. Fulda: Ulenspiegel, 1991. ISBN 3-9801740-2-6.
  • Stefan Volk: Peuplierung und religiöse Toleranz. Neuwied von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 55 (1991), S. 205–231
  • Albert Meinhardt: Neuwied Einst und Heute, Verlag P. Kehrein, 1995, ISBN 3-9803266-4-0
  • 75 Jahre Raiffeisendruckerei G. M. B. H. Neuwied am Rhein. Raiffeisendruckerei Neuwied, Neuwied 1956.
  • Philipp Wirtgen: Neuwied und seine Umgebung in beschreibender, geschichtlicher und naturhistorischer Darstellung. Neuwied: Heuser, 1891; digitalisierte Fassung
  • Dieter Ziegelmeier: Neuwied in alten Ansichten – das Stadtbild auf Postkarten um 1900, Löwenburg Verlag, Bad Honnef, 1982
  • Dieter Ziegelmeier: De Schorsch of Besuch en Näiwid, Neuwieder Mundart, Selbstverlag, 1984
  • Dieter Ziegelmeier: Neuwied am Rhein in alten Ansichten, Europäische Bibliothek – Zaltbommel, Niederlande, 1984, ISBN 90-288-2905-9
  • Dieter Ziegelmeier: Neuwied am Rhein – als die Stadt noch keinen Deich hatte, Europäische Bibliothek - Zaltbommel, Niederlande, 1996, ISBN 90-288-6371-0
  • Dieter Ziegelmeier, Renate Klappert: Näiwidder Karnevalsbooch – Das Märchen von Prinz Harald und den 44 Räubern, Neoweda Verlag, 1999, ISBN 3-933-627-00-1

Weblinks

 Commons: Neuwied – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • Walter Eggers: Neuwied im Bild. Ein Streifzug durch die Geschichte der Stadt. Bildband. Eggers 1982
  • Albert Meinhardt: Neuwied – Einst und heute. Mit Feder und Tusche durch das Stadtgebiet. Gummersbach 1978
  • Albert Meinhardt: 300 Jahre Neuwied – ein Stadt- und Heimatbuch. Hrsg. Stadtverwaltung Neuwied. Neuwieder Verlagsgesellschaft 1953
  • Julius Strüder und Rolf Strüder (Hrsg.): Bilder und Gestalten aus der Vergangenheit der Stadt Neuwied. Zur 300-Jahr-Feier 1653–1953. Strüder-Verlag, Neuwied 1953
  • Werner Troßbach: Der Schatten der Aufklärung. Bauern, Bürger und Illuminaten in der Grafschaft Wied-Neuwied. Fulda 1991. ISBN 3980174026

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Infothek
  3. MapServer LANIS Rheinland-Pfalz
  4. Rhein Zeitung 25. Dezember 1947
  5. Johannes Dietlein, Markus Thiel: Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, 2006, Seite 34
  6. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Seite 189 (PDF)
  7. Wahlergebnis beim Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz
  8. http://Deichwanderweg.de
  9. Info auf der Homepage der Stadt Neuwied: „Als Fußlümmel Neuwied eroberten“

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