Art Deco

Art Deco
Das Chrysler Building in New York
Art Deco der Maurice Ascalon und Pal-Bell, 1939-1950.
Modezeichnung, Paul Poiret, Paris 1908

Art Déco (frz., Abkürzung von arts décoratifs, etwa: „verzierende Künste“) ist eine Bewegung in der Designgeschichte von etwa 1920 bis 1940, die die Formgebung von Gegenständen in allen Lebensbereichen wie Architektur, Möbeln, Fahrzeugen, Kleidermode oder Gebrauchsartikeln umfasste.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Dem Art Déco fehlt ein eindeutiges, zugrundeliegendes Stilmerkmal oder eine stilbildende Anschauung. Vielmehr handelt es sich, inmitten des generellen Aufbruchs der klassischen Moderne, um eine gestalterische Verbindung von Eleganz der Form, Kostbarkeit der Materialien, Stärke der Farben und Sinnlichkeit der Thematik. Vieles davon war schon im Jugendstil angelegt – vor allem im französischen, wo man im Überflüssigen das Notwendigste sah: „le superflu, chose la plus nécessaire“.

Charakteristisch für den Art Déco ist die stilisierte und flächige Darstellung floraler und organischer Motive. Dieses Fehlen von Schatten und Natürlichkeit vermittelt den modernen und oft plakativen Eindruck der Kunst jener Epoche. Die industrielle Fertigung sowie die unbeschwerte, eklektische Mischung von Stilelementen unterschiedlicher Herkunft sind wichtige Voraussetzungen.

Entstehung und Verbreitung

Ein Ursprung des Art Déco lag in der Gründung der Wiener Werkstätte durch die Secessionskünstler Josef Hoffmann und Koloman Moser und den Industriellen Fritz Wärndorfer im Jahre 1903. Ihrerseits beeinflusst durch die geradlinigen Formen des englischen und schottischen Jugendstils um Charles Robert Ashbee, Charles Rennie Mackintosh und Mackay-Hugh Baillie-Scott, nahmen Hoffmann und Moser mit ihren orthogonalen Entwürfen für elegante Inneneinrichtungen vieles von dem vorweg, was noch in den späten 20er und 30er Jahren als modern gelten konnte. Mit dem Eintritt von Dagobert Peche im Jahre 1915 war der Weg der Wiener Werkstätte hin zum Art Déco endgültig festgelegt.

Das Zentrum des Art Déco war jedoch ohne Frage die Metropole Paris. Im Jahre 1925 wurde eine Ausstellung in Paris unter dem Namen „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ durchgeführt, deren Titel später für den dort vorherrschend gezeigten Stil übernommen wurde: „Art Déco“. Die Ausstellung ging zurück auf eine Initiative führender französischer Künstler, die 1901 die „Société des Artistes Décorateurs“ gegründet hatten, und war ursprünglich, durch den Ersten Weltkrieg verzögert, schon für 1915 geplant. Die großen Couturiers wie Jacques Doucet und Paul Poiret gaben durch innovative Modeentwürfe die Vorgaben und wirkten vor allem mäzenatisch durch ihre Sammlungen und die Vergabe von Inneneinrichtungs-Aufträgen.

Seine Ideen bzw. Anregungen bezog der Art Déco aus allen auch den ihm entgegengesetzten Entwicklungsrichtungen der Moderne, die in Paris wie an keinem anderen Ort gebündelt waren: die Farben der Fauves um Henri Matisse; das Aufsplittern der Formen im Kubismus von Georges Braque und Pablo Picasso; die Verehrung der Technik durch die Futuristen um Umberto Boccioni; und sogar den auf Ornament verzichtenden Funktionalismus.

Paul Iribe und andere führten den Art Déco in den USA ein, wo er sich über die Architektur, das Musical und den Film rasch entfaltete.

Industrielles Design

In Frankreich selbst wurde der Stil nicht nur über umfassende Ausstellungen, sondern über neu gegründete Einrichtungshäuser und die Entwurfsabteilungen einiger Warenhäuser wie Desny, Dominique und die Société DIM (Décoration Intérieure Moderne) verbreitet. Bei den hochqualitativsten Werken, etwa solchen des großen französischen Möbeldesigners und Perfektionisten Jacques-Emile Ruhlmann, oder jenen der Silberschmiede Jean Puiforcat und Tétard, hält sich die Ornamentierung zugunsten klarer Formen und der reinen Oberflächenwirkung der Materialien zurück. Bei Porzellan- und Keramikdekoren, Stoffen, Plakaten und auch bei Bucheinbänden kontrastieren starke, reine Farben miteinander.

Architektur

Beispiele für eine geschlossene Stadtanlage im Stil des Art Déco sind Reims, das nach der Zerstörung im Ersten Weltkrieg in den 1920er Jahren wieder aufgebaut wurde, oder Napier (Neuseeland) mit Wiederaufbau nach einem Erdbeben in den 1930er Jahren. Bekannt ist auch das Art-Déco-Viertel in Miami Beach. Weniger bekannt ist dagegen, dass in der Hauptstadt West-Javas, Bandung, seinerzeit auch deswegen „Paris von Java“ genannt, zahlreiche sehenswerte Art-Déco-Gebäude, wie zum Beispiel die Villa Isola (Architekt: C. P. Wolff Schoemaker) oder das Hotel Savoy Hohmann gebaut wurden. Auch zahlreiche Neubauten in Bandung orientieren sich noch heute an den Art-Déco-Bauten der Stadt.

Auch die Hauptstadt von Eritrea, Asmara, wurde in den 1930er Jahren im Art-Déco-Stil erbaut.

Das Berliner Renaissance-Theater ist das einzige vollständig erhaltene Art-Déco-Theater Europas. Der letzte große Kinosaal im Art-Déco-Stil in Deutschland im denkmalgeschützten Metropol in Bonn ist in seinem Bestand bedroht, nachdem ein neuer Besitzer das Gebäude 2005 erworben hat.

Nachwirkung

Dem Art Déco bereitete der Zweite Weltkrieg in Europa ein jähes Ende; die Stimmung der unmittelbaren Nachkriegszeit war solchem Luxus nicht gemäß. Am ehesten überdauerte der Stil in den USA, vor allem in Hollywood und New York, und floss noch in das Design der 1950er Jahre mit ein, sichtbar auch in der Gestaltung von Automobilen und Motorrädern.

Siehe auch

Vertreter

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