Neumarkt (Südtirol)

Neumarkt (Südtirol)
Neumarkt
(ital.: Egna)
Wappen von Neumarkt
Neumarkt (Südtirol)
Neumarkt
Neumarkt
Lage von Neumarkt in Südtirol
Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland
Provinz: Bozen (Südtirol)
Region: Trentino-Südtirol
Staat: Italien
Einwohner (VZ 2001/31.12.2010): 4.339/5.009
Sprachgruppen
laut Volkszählung 2001:
61,65 % deutsch
37,97 % italienisch
0,37 % ladinisch
Koordinaten 46° 19′ N, 11° 16′ O46.31666666666711.266666666667214Koordinaten: 46° 19′ N, 11° 16′ O
Meereshöhe: 210 - 1.720 m s.l.m. (Zentrum: 214 m s.l.m.)
Fläche/Dauer-
siedlungsraum:
23,7/8,2 km²
Fraktionen: Laag, Neumarkt, Vill, Mazon.
Nachbargemeinden: Kaltern, Kurtatsch, Kurtinig, Margreid, Montan, Salurn, Tramin
Partnerschaft mit: Rheinfelden (D)
Postleitzahl: 39044
Vorwahl: 0471
ISTAT-Nummer: 021029
Steuernummer: 80010250217
Politik
Bürgermeister (2010): Horst Pichler (SVP)

Neumarkt (ital. Egna) ist mit 5009 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) der Hauptort des „Bozner Unterlandes“ und liegt etwa 25 km südlich von Bozen und 34 km nördlich von Trient. Die Gemeinde ist Sitz der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland sowie einiger anderer überörtlicher Einrichtungen.

Wichtige Wirtschaftszweige sind Industrie, Handel, Handwerk sowie Tourismus.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Gliederung

Ansicht von Süden
Andreas-Hofer-Straße

Der Kern von Neumarkt liegt auf der linken Seite der Etsch. Das Kennzeichen des Dorfes ist sein stadtähnlicher Charakter mit den dicht gedrängten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Laubengassen, den „Saalhäusern“ (Häusern mit Durchfahrten) und Bauten im venezianischen Baustil. Zum Gemeindegebiet gehören weitere Siedlungen im Talboden (Laag, St. Florian) und auf dem Schwemmkegel des Trudner Baches (Vill, Obervill, Mazon) sowie ein kaum besiedelter, sehr gebirgiger Teil bis zum Trudner Horn.

Der Trudner Bach bildet die Grenze zwischen Neumarkt und der Vill bzw. Obervill.

Die Neumarkter Anteile rechts der Etsch Richtung Tramin mit dem Bahnhof, der Autobahnausfahrt und dem Gewerbegebiet (darunter der Sitz der Firma Würth Italia), gehören ebenfalls zum Hauptort.

Nördlich des Hauptortes, am Fuße von Castelfeder, befindet sich die Fraktion Vill mit 732 Einwohnern (2009).[1] Südlich von Neumarkt, auf halber Strecke Richtung Salurn, befindet sich Laag (Laghetti) mit dem Weiler St. Florian, das mit 1230 Einwohnern ebenfalls eine Fraktion von Neumarkt ist.[1]

Die kleine Ortschaft Mazon liegt östlich von Neumarkt auf einer Anhöhe und hat mit Gfrill 103 Einwohner.[1]

Geschichte

Bereits 1181 wurde eine Wiese an der Etsch in Enn genannt, auf der Holzflöße zur Beförderung auf dem Fluss zusammengestellt wurden. Gegründet wurde der Ort als burgum novum Egne im Jahre 1189 von Bischof Konrad von Trient. Durch seine zentrale Lage im Unterland an den Handelsstraßen zwischen Norden und Süden und insbesondere durch die Etschschifffahrt erlangte das Dorf im Mittelalter hohe wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. Davon zeugt das „Ballhaus“, wo die Waren gelagert wurden. Im 13. Jahrhundert wurde der ursprüngliche Ort durch Hochwasser zerstört und als „Neuer Markt“ wiederaufgebaut. 1309 verlieh Herzog Otto von Tirol dem Ort Privilegien, die bestimmten, dass alle Güter, die auf Wagen oder Schiffen nach Neumarkt kamen, hier niedergelegt und durch Bewohner von Neumarkt nach einer festgesetzten Reihenfolge weiterbefördert werden mussten.

1340 wurden Teile des Ortes durch ein Feuer zerstört; mit einem 10-jährigen Steuernachlass des Landesfürsten konnte der Ort wiederaufgebaut werden. Der Ansitz Griesfeld, auch als „Spital“ bezeichnet, stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Bei Neumarkt steht die Ruine der im 12. Jahrhundert erbauten Burg Kaldiff. Der Bergfried stürzte im 19. Jahrhundert ein, danach verfiel die Burg.

Klima

Im ebenen und besiedelten Bereich ist das Klima relativ mild und weist eine Jahresdurchschnittstemperatur auf, die um die 12° bis 13 °C pendelt. Nördlich der Alpen liegen die Mittelwerte wesentlich niedriger, in München beispielsweise bei 7,6  °C.[2] Die Winde, welche vorwiegend der Ausrichtung des Tales folgen, sind im allgemeinen schwach bis mäßig.

Kirchen

Pfarrkirche

Die Pfarrkirche St. Nikolaus, auf romanischen Grundmauern stehend, wurde im 15. Jahrhundert erweitert. Hier wirkte 1412 der Steinmetz und Baumeister Konrad von Neumarkt und in der zweiten Jahrhunderthälfte Peter von Ursel. Das Sterngewölbe wurde um 1500 gebaut.

Der Sitz der Pfarre wurde im 13. oder 14. Jahrhundert an die St.-Peters-Kirche in Auer übertragen, Neumarkt also von dort aus seelsorglich betreut. Erst im 17. Jahrhundert erhielt Neumarkt einen Kuraten. 1841 wurde der Ort wieder Pfarrei und 1893 schließlich Dekanat.

Die zweite Hauptkirche ist Unsere Liebe Frau in der Vill. Auch hier wirkten die genannten Baumeister des 15. Jahrhunderts. Die Kirche gilt als eines der schönsten und elegantesten spätgotischen Bauwerke Tirols.

Sehenswürdigkeiten

  • Südlich von Neumarkt steht das Pilgerhospiz Klösterle. Es ist eines der wenigen fast vollständig erhaltenen Pilgerhospize in Europa.[3]. Die romanische Anlage wurde 1220 gebaut und um 1300 erweitert. Sie wurde bis zum 16. Jahrhundert als Unterkunft für Rompilger genutzt und wird derzeit zu Museum ausgebaut.[4]
  • Im Industriegebiet, westlich der Eisenbahnlinie und der Autobahn steht der 1992 errichtete Equus-Brunnen, gestiftet von der angrenzenden Firma Würth, gestaltet von De Luigi.

Städtepartnerschaften

1968 schloss Neumarkt hat mit der deutschen Stadt Rheinfelden (Baden) in Baden-Württemberg eine Städtepartnerschaft.

Laubenfest

Einmal im Jahr findet das Neumarktner Laubenfest statt. Das dreitägige Fest erstreckt sich vom Hauptplatz bis ins Unterdorf, wobei die verschieden Vereine des Dorfes die Gäste an Ständen mit Speisen und Getränken versorgen.

Freilichtspiele Südtiroler Unterland

Am 26. Juni 1968 gründete Luis Walter (Obmann 1968-1984) die Freilichtspiele Südtiroler Unterland (FSU). Mit Inszenierungen der klassischen Autoren des Tiroler Volksschauspiels fand die Bühne bald Anerkennung im In- und Ausland und etablierte sich als maßgeblicher Bestand des Südtiroler Theatergeschehens.

1978 wurde das Theater an der Etsch (TaE) als Plattform für Theater- und Kulturarbeit auch außerhalb der Freilichtsaison ins Leben gerufen.

Mit Übernahme der Vereinsleitung durch Zeno Bampi (1985) wandelt sich der Verein, nunmehr: Freilichtspiele Südtiroler Unterland - Theater an der Etsch (FSU-TaE), zum professionellen Kulturbetrieb. Unter der künstlerischen Leitung des Schauspielers und Regisseurs Roland Selva arbeiten die FSU-TaE an der Entwicklung eines eigenständigen Südtiroler Theaterstils.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Bettina Galvagni (* 26. März 1976), Ärztin und Schriftstellerin
  • Oskar Peterlini (* 19. September 1950), Südtiroler Senator in Rom
  • Hans Karl Peterlini (* 12. März 1961), Südtiroler Journalist und Schriftsteller
  • Karl Vaja (1925-2007), Abgeordneter in Rom, Landesrat, Landtagspräsident, Präsident der Bozner Messe
  • Luis Walter (* 1. Januar 1938), Gründer der Freilichtspiele Südtiroler Unterland und des Theater an der Etsch, Filmproduzent, Theater- und Filmregisseur, Träger Verdienstkreuz des Landes Tirol

Literatur

  • Suse Longo: Neumarkt an der Etsch: Rückblick und Gegenwart. Hrsg. vom Verschönerungsverein Neumarkt. Neumarkt 1973.
  • Das Südtiroler Unterland (Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes 9). Bozen 1980. ISBN 88-7014-134-9
  • Erich Egg, Oswald Kofler: Kunst im Südtiroler Unterland. Bozen 1991. ISBN 88-7014-474-7
  • Hannes Obermair: Die Urkunden des Dekanatsarchives Neumarkt (Südtirol) 1297–1841 (Schlern-Schriften 289). Innsbruck 1993. ISBN 3-7030-0261-1
  • Josef Fontana: Neumarkt 1848–1970: ein Beitrag zur Zeitgeschichte des Unterlandes. Bozen 1993. ISBN 88-7014-732-0
  • Neumarkt an der Etsch: Vergangenheit und Gegenwart. Hrsg. vom Verein für die Ortspflege Neumarkt. Neumarkt 1997.

Filme

  • Neumarkt im Laufe der Zeiten.... (2006) Directed by Luis Walter. Produktion: Luis Walter-Film [video:DVD]
  • Zeitzeugen an der Sprachgrenze im Südtiroler Süden. (2008) Directed by Luis Walter. Produktion: Luis Walter-Film [video:DVD]
  • Eine Bahn zur Dolomitenfront. (2010) Directed by Luis Walter. Produktion: Luis Walter-Film [video:DVD]

Weblinks

 Commons: Neumarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c http://www.gemeinde.neumarkt.bz.it/system/web/fakten.aspx?detailonr=165907
  2. www.Thermografie-team.de
  3. Walter Pippke, Ida Pallhuber: Du Mont Kunst-Reiseführer Südtirol, Köln 1992, ISBN 3-7701-1188-5
  4. www.suedtirol-it.com

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