Neukirchen (Eisenach)

Neukirchen (Eisenach)
Neukirchen
Stadt Eisenach
Koordinaten: 51° 1′ N, 10° 20′ O51.02222222222210.337222222222Koordinaten: 51° 1′ 20″ N, 10° 20′ 14″ O
Einwohner: 599 (2008)
Eingemeindung: 10. Dez. 1991
Eingemeindet nach: Lerchenberg
Postleitzahl: 99817
Vorwahl: 03691
Karte

Lage von Neukirchen in Eisenach

Neukirchen ist ein Stadtteil von Eisenach in Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Der Ort Neukirchen befindet sich naturräumlich im sogenannten Innerthüringer Ackerhügelland, wozu man die durch Bundsandsteinverwitterung dominierten Bereiche des nördlichen Stadtgebietes von Eisenach zählt. Der historische Ortskern liegt exponiert, etwa 320 m über Meeresspiegelhöhe und befindet sich fünf Kilometer nördlich von Eisenach.

Nachbargemeinden und -städte

Die Nachbarorte von Neukirchen sind im Osten, Süden und Westen die Stadt Eisenach und deren Stadtteile Berteroda, Hötzelsroda, Stregda und Madelungen. Es folgen im Nordwesten die Gemeinde Krauthausen, Ortsteil Ütteroda sowie die Gemeinden Mihla und Bischofroda. [1]

Berge

Die höchsten Erhebungen in der Gemarkung Neukirchen sind der Reitenberg (364,9 m ü. NN) und der Lerchenberg(342,8 m ü. NN) - beide sind nördlich der Ortslage befindlich. [2] Nördlich von Neukirchen liegt der Mihlaer Berg (367 m) mit 22 Windkraftanlagen, die weithin das Landschaftsbild beherrschen.

Gewässer

In der Gemarkung entspringt die Böber als Zufluss der Nesse und fließt nach Osten ab. Im westlichen Teil der Gemarkung entspringt der Bach Madel, ein etwa zehn Kilometer langer Zufluss der Werra. [2]

Geschichte

Neukirchen wurde am 25. Juli 1299 erstmals urkundlich erwähnt. [3] Der Ort gehörte im Mittelalter zum Amt Creuzburg. Die Siedlung befand sich im Zentrum eines noch dünn besiedelten Gebietes nördlich von Eisenach (Berteroda, Bolleroda, Bischofroda, Hötzelsroda, Ütteroda) in dem die von den Landgrafen von Thüringen im 12. Jahrhundert geförderte Rodungstätigkeit stattfand. [4] Die historische Ortslage entstand als Straßendorf in einer natürlichen Schutz bietenden Geländesenke (Hohenloher Straße). Die überlieferten Namen der Wege und Gassen im Ort waren Pfarrgasse, Kreuzburger Gasse, alte Gasse, Braugasse, das Gässchen, Stützgässchen und Stoffelsgasse, Pfalzgasse, Steinweg und Stadtweg. Der Ort besaß einen schönen Anger im Dorfzentrum und eine 1922 abgebrannte Windmühle am Stöckhof. [5] Bei Neukirchen kreuzten sich die von Eisenach über Mihla nach Norden führende Mühlhäuser Landstraße und die von Creuzburg nach Osten Richtung Gotha und Waltershausen führende Creuzburger Straße. [6]

Neben der Landwirtschaft bildete das Fuhrgewerbe eine wichtige Rolle. Der Ort hatte im 19. Jahrhundert bereits drei Gastwirtschaften. [5]

Ortsbild mit Pfarrhaus

Bei Neukirchen wurde 1632 der Mihlaer Bauer Claus Raymund von fünf Reitern überfallen und erschossen, daran erinnert das Steinkreuz am westlichen Ortsrand.[7] Ein trauriges Schicksal hatte auch die 1681 in Nazza verbrannte Hexe Barbara Hager aus Neukirchen zu erdulden. Unter Folter gestand sie, die Hexerei von einer Frau in Madelungen, die als  »berüchtigte Zauberin« Frau Schönfeldin bekannt war, erlernt zu haben; bereits 1663 war diese bei einem Familienstreit in einen Hexenprozess in Madelungen verwickelt.[8] Am 27. Juni 1866 trafen preußische und königlich hannoversche Truppen in der Schlacht bei Langensalza aufeinander. Die preußischen Truppen waren in den Tagen zuvor auch über Neukirchen und Berteroda über den Hainich vorgerückt. Bereits am 24. Juni war der hannoversche Offizier, Ernst v. Linsingen am Weg nach Berteroda gefallen, als er bei einem Aufklärungsritt von einem Trupp preußischer Husaren gestellt wurde. An diesen Vorfall erinnert ein gusseisernes Gedenkkreuz am Straßenrand vor Neukirchen. [9]

Von 1816 bis 1918 bildete Neukirchen eine Enklave im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, der Ort gehörte in dieser Zeit zum Großherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. [10] Nach der Auflösung der Fürstentümer 1918 wurde der Ort Teil des thüringischen Landkreises Eisenach. In der DDR-Zeit wurde Neukirchen zu einem landwirtschaftlichen Zentrum ausgebaut. Auf dem Reitenberg bei Neukirchen wurde 1977 bis 1979 eine Milchviehanlage für 1930 Kühe erbaut. Südlich von Neukirchen ein Agrarflugplatz eingerichtet, der vom Interflug-Betrieb Agrarflug genutzt wurde. Die Mehrzahl der Bewohner arbeitete als Berufspendler in Eisenacher Betrieben.

Nach dem Beitritt zur Gemeinde Lerchenberg im Jahre 1991 erfolgte 1994 die Eingemeindung in die Wartburgstadt Eisenach.

Pfarrkirche St. Ulrich

St.Ulrich - Südansicht
Ostansicht der Kirche

Die Neukirchener Kirche wurde wahrscheinlich ausgehend von der Mihlaer Urpfarrei Münsterkirchen begründet. Aus dem Patronats-Namen St. Ulrich ist zu schließen, dass die in Neukirchen erbaute Kirche in die Zeit um 1320 bis 1350 zu datieren ist, besonders in diesem Zeitraum war St. Ulrich ein sehr beliebter Heiliger und Schutzpatron. [11]

Die Reformation wurde, wie in allen Orten, die dem Kurfürsten Johann von Sachsen unterstanden, frühzeitig eingeführt. Eine Kirchenvisitation fand bereits 1528 statt. Der erste evangelische Pfarrer Michael Himmel wirkte von 1540 bis 1551. Schon 1589 wurde eine Erweiterung des Kirchenraumes als notwendig betrachtet, um die wachsende Bevölkerung unterzubringen; 1608 bis 1617 fand eine Grunderneuerung des Kirchenhauses statt. Es folgten die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. Um diese kriegsbedingten Beschädigungen zu reparieren und Modernisierungen durchführen zu können war kein Geld vorhanden, erst 1727 wurde die Kirche abermals umfassend „bis auf die unterste alte Mauer“ abgetragen und darauf ein neues Kirchenschiff errichtet. Der viereckige Turm an der Westseite, der beim Umbau zu Beginn des 17. Jahrhunderts stehengeblieben war, wurde ebenso erneuert. Zu 1878 sind abermals Ausbesserungsarbeiten am Turm notiert. Der in seiner jetzigen Gestalt massig wirkende Turm erhielt 1934/35 ein schlichtes Schieferdach und eine kleine barocke Laterne als Krönung.

Verkehr

Straßenverkehr

Die Ortslage wird durch die Landesstraßen L1016 Eisenach–Neukirchen–Mihla und L2114 Neukirchen–Bischofroda–Mihla angebunden. Die Ortsverbindungsstraße nach Hötzelsroda ist unbefestigt. Dicht südlich der Gemeinde entstand seit Januar 2008 als Teil der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE Nr. 15) ein neuer Trassenabschnitt der BAB 4 - die „Nordverlegung Eisenach“ im Bereich der Hörselberge, welche Anfang Januar 2010 für den Verkehr freigegeben wurde. Die nächstgelegene Anschlussstelle ist seitdem Eisenach-Ost in der Gemarkung Großenlupnitz.

Schienenverkehr

Der Eisenbahnanschluss erfolgt über den Bahnhof Eisenach. Dem regionalen Luftverkehr dient der nahe Flugplatz Eisenach-Kindel in der Gemarkung Wenigenlupnitz.

Busverkehr

In den Eisenacher Stadtteil Neukirchen verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH [12]

Linie Fahrstrecke
L-26 Eisenach - Neukirchen - Mihla - Buchenau - Creuzburg
L-26a Eisenach - Neukirchen - Ütteroda
L-28 Eisenach - Neukirchen - MihlaHallungenHeyerode
L-29 Eisenach - Neukirchen - MihlaFrankenroda
L-30 Eisenach - Neukirchen - Mihla – Mühlhausen

Sehenswürdigkeiten

  • Fachwerkhöfe in der Ortslage
  • Pfarrhaus
  • Dorfkirche St. Ulrich
  • Steinkreuz
  • Gedenkkreuz für Lt. Ernst v. Linsingen an der Berterodaer Straße

Wirtschaft

Ansässige Unternehmen

  • Wartburgblick-agrar GmbH & Co. KG Neukirchen - Reitenberg
  • Kirchenwind GmbH (Windenergiepark Neukirchen)
Datenquelle: http://www.bundesfirmenregister.de

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
  2. a b Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 4928 Mihla, Erfurt 1994, ISBN 3-86140-036-7
  3. Wolfgang KahlErsterwähnung Thüringer Städte und Dörfer bois 1300 Erfurt 1996 S. 50 ISBN 3-931426-09-2
  4. Werner MägdefrauThüringen im hohen Mittelalter Eisenach 1989 S.67
  5. a b Artur Linz Aus der Ortsgeschichte von Neukirchen in: Wartburgland Ausgabe 15 20. April 1926 S.58f
  6. Wolfgang Eberhardt Die Creuzburger Straße In: Thüringer Altstraßen und Wege im Mittelalter zwischen Eisenach-Gotha Bad Langensalza - Großvargula. Bad Langensalza 2003. ISBN 3-936030-86-3 S.29
  7. Erwin Riske Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach in: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde 14. Eisenach 1981 S. 32
  8. Rainer Lämmerhirt In alten Gerichtsakten und Kirchenbüchern geblättert... in: Werratal-Nachrichten (Creuzburg und Mihla) Ausgabe 23 1992 S.6
  9. Büttner: Kriegsspuren bei Neukirchen. Aus den Aufzeichnungen des Pfarrers Dr. Adolf Weitemeyer. in: Heimatblätter EP Report 2, Marburg 1992 S. 114.
  10. Lehfeldt/Voss Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens Heft XXXIX: Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Bd. III. 1.Abteilung Eisenach S. (Als Reprint ISBN 3-89557-183-0)
  11. Rainer Lämmerhirt St. Martin in Mihla ... in: Kirchen und ihre Kunstschätze im Lautertal. Mihla 1999 S.8 f ISBN 3-932554-81-7
  12. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH

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