Neuhof / Hildesheimer Wald / Marienrode

Neuhof / Hildesheimer Wald / Marienrode
Neuhof / Hildesheimer Wald / Marienrode
Koordinaten: 52° 7′ N, 9° 54′ O52.129.9077Koordinaten: 52° 7′ 12″ N, 9° 54′ 25″ O

Neuhof / Hildesheimer Wald / Marienrode ist ein Stadtteil von Hildesheim.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Größe

Blick von Neuhof zum Trockenen Kamp während der Kirschblüte.
Blick zum Ortsteil Neuhof mit Hochhäusern am Trockenen Kamp.

Neuhof / Hildesheimer Wald / Marienrode liegt 4 bis 6 km südwestlich der Hildesheimer Innenstadt und besteht aus drei völlig unterschiedlichen Teilen. Sie bilden kein geschlossenes Siedlungsgebiet, sondern sind durch Äcker, Streuobstwiesen, bewaldete Hügel und Berge getrennt. Die Landschaft wird nicht zuletzt durch mehrere Bachläufe wie z.B. den Trillkebach geprägt. Der Stadtteil gehört mit einer Fläche von rund 1330 ha zu den größten Stadtteilen Hildesheims und zählte am 1. Januar 2001 3648 Einwohner, von denen 1526 evangelisch und 1175 katholisch waren, der Rest war konfessionslos oder gehörte anderen Konfessionen an. Am 31. Dezember 2005 war die Einwohnerzahl auf 3142 zurückgegangen. Laut den statistischen Daten vom 01. Januar 2008 stieg die Einwohnerzahl auf 3234.

Infrastruktur

Der Stadtteil verfügt über eine Grundschule, zwei Kindergärten, zwei Sportplätze, vier Tennisplätze und drei Dauerkleingärtenanlagen. Wegen der sinkenden Einwohnerzahl - nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Abbau von Arbeitsplätzen im Gewerbegebiet Hildesheimer Wald - wird eine Schließung der Grundschule Neuhof befürchtet, auch geht man von einem Abbau an Kindergartenplätzen aus. Durch die Einrichtung eines Neubaugebietes im Bereich "Goldene Perle" und an der ehemaligen Gärtnerei, welche beide zum Stadtteil gehören und durch die Ausnutzung vorhandender Leerstände kann dem aber entgegen gewirkt werden. Eine Schließung ist laut aktuellen statistischen Daten sehr unwahrscheinlich.

Die Teilung in drei von einander deutlich getrennte Bereiche ist neben der sinkenden Einwohnerzahl das größte Problem des Stadtteils. Neuhof und Hildesheimer Wald sind über die Robert-Bosch-Straße (Kreisstraße K 103) und über eine Stadtbuslinie gut mit dem Zentrums Hildesheims verbunden, nicht jedoch Marienrode, das nicht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden ist. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand unmittelbar nördlich von Neuhof am Osthang des 242 m hohen Lerchenberges das Wohngebiet Trockener Kamp, dessen Hochhäuser in einer landschaftlich durchaus ansprechenden Lage schon aus großer Entfernung zu sehen sind.

Zwischen ihm und dem Altdorf Neuhof wirkt die breit ausgebaute K 103 jedoch wie eine Barriere, so dass zeitweise die Bildung eines Ghettos im Bereich des Trockenen Kamps befürchtet wurde. In dem Wohngebiet wurde bereits in den siebziger Jahren eine Ladenzeile gebaut, die jedoch von den Einwohnern Neuhofs, Marienrodes und des Hildesheimer Waldes kaum genutzt wird, so dass es hier immer wieder zu Leerständen kommt.

Marienrode

Blick über den Klosterteich zum Kloster Marienrode.
Evangelische Pfarrkirche St. Cosmas und Damian.

Geschichte

Taubenturm in der Klosteranlage.

Marienrode wurde 1125 gegründet, als der Hildesheimer Bischof Berthold I. (1119-1130) hier ein Augustinerkloster errichten ließ. Es erhielt den Namen "Backenrode", hieran erinnert der Straßenname "Baccenroder Stieg" unweit nördlich der heute noch bestehenden Klosteranlage. Manchmal wurde auch die Bezeichnung "Betzingerode" verwendet. 1259 erfolgte die Umwandlung in ein Zisterzienserkloster, dessen Mönche Wälder rodeten und Ackerbau betrieben. Sie gründeten um 1260 einen Hof, der sich im Bereich des heutigen Ortsteils Neuhof befand. Den Namen Kloster Marienrode trägt das Kloster erst seit 1439. Es wurde 1806 aufgelöst und 1986 an die katholische Kirche zurückgegeben. Seit 1988 werden die Gebäude wieder als Kloster genutzt.

Um das Kloster herum entstand ein kleines Dorf, das stark von Kloster und Domäne geprägt war und 1895 bei der Volkszählung 153 Einwohner hatte. Als Marienrode 1974 nach Hildesheim eingemeindet wurde, lag die Einwohnerzahl bei 176. Nach der Klosterneugründung sank die Einwohnerzahl auf 42. Das Dorf, in dem es keinen Verein gab, war nicht an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen und verfügte über keine Ortskanalisation.

Sehenswürdigkeiten

Bockwindmühle im Süden von Marienrode.

Die Klosteranlage ist noch heute sehenswert, vor allem die 1412 bis 1462 erbaute, spätgotische Klosterkirche St. Michael. In der Mitte des Klosterhofs erhebt sich der Taubenturm, unweit von ihm wurde 1792 die Kapelle St. Cosmas und Damian als Torkapelle errichtet. Sie dient seit 1831 als evangelische Pfarrkirche des Stadtteils und wurde 1835 umgebaut. Im Norden des Klosterhofs ist eine 1722 erbaute Kornscheune zu sehen.

Außerhalb der Klosteranlage fällt an der Egloffsteinstraße eine ehemalige Schule auf. Sie wurde 1716 vom Kloster unter Abt Niward gestiftet.

Einen Besuch wert ist ebenfalls die weithin sichtbare Bockwindmühle, die sich unweit südostlich des Dorfes in der Nähe eines großen Teiches erhebt. Sie wurde 1839 erbaut und bis 1939 als Mühle genutzt. Seit 1959 dient sie als Jugendheim sowie für Tagungen und Seminare. Am Teich, der entsprechend der Tradition der Zisterzienser als Fischteich angelegt wurde, steht noch eine Wassermühle, die seit 1953 Wohnzwecken dient. Beide Mühlen sind über eine Allee aus rund 200 Jahre alten Linden zu erreichen, deren ursprüngliches Straßenpflaster gut erhalten ist.

Eine weitere Sehenswürdigkeit Marienrodes kann man auf einem kleinen Friedhof außerhalb des Klosterhofs besichtigen. Hier sind die Gräfinnen Caroline (1789-1868) und Julie (1792-1869) von Egloffstein begraben, zwei Freundinnen Johann Wolfgangs von Goethe.

Neuhof

Feldscheune bei Neuhof zur Zeit der Kirschblüte.
Im Altdorf Neuhof.
Blick von Neuhof nach Marienrode.

Neuhof wurde um 1260 von den Zisterziensern des Klosters Marienrode gegründet, die etwa einen Kilometer nördlich ihres Klosters einen Hof anlegten. Wegen der fruchtbaren Erde mit den hohen Bodenwerten und der Schwarzen Riede, eines in die Trillke mündenden Baches, war diese Lage günstig. Der Straßenname "Am Klosterhofe" gibt möglicherweise die ungefähre Lage dieses "neuen Hofes" an. In diesem Zusammenhang ist der Name eines Abtes mit Namen "Dethmar" überliefert, der seit 1259 im Kloster Marienrode lebte. An ihn erinnert noch heute die "Dethmarstraße" im alten Ortskern Neuhofs.

Um den Klosterhof herum entwickelte sich ein Bauerndorf, in dem es keine Kirche gab. Die Einwohner Neuhofs gingen im nur etwa einen Kilometer entfernten Marienrode zur Kirche. Bei der Volkszählung von 1895 lag die Einwohnerzahl bei 354. Neuhof wurde 1938 nach Hildesheim eingemeindet, Straßennamen wurden 1939 eingeführt. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Dorf, in dessen Mitte noch heute einige Fachwerkhäuser erhalten sind, ohne Schäden. Eine eigene Kirche, St. Michael, erhielt Neuhof erst 1983.

Im Dorf ist an der Neuhofer Straße Ecke Schwarze Riede das 1899 im Stil der Neorenaissance erbaute und früher vielbesuchte ehemalige Gasthaus "Sternhaus" aus gelben und roten Backsteinen erhalten, schräg gegenüber erhebt sich ein weithin sichtbares Fachwerkhaus aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unweit südlich von Neuhof fällt an der nach Marienrode führenden Straße eine weithin sichtbare Feldscheune aus Fachwerk auf, die 1910 erbaut wurde.

Im 19. und 20. Jahrhundert war Neuhof als "Kirschblütendorf" bekannt und vor allem zur Zeit der Kirschblüte ein beliebtes Ausflugsziel, da auf den Streuobstwiesen hauptsächlich Kirschbäume standen. Bekannt war z.B. das Ausflugslokal "Klingenberg" auf dem gleichnamigen, 207 m hohen Berg, das über den 1939 so benannten "Kirschblütenweg" zu erreichen war.

Im Altdorf Neuhof.
St. Michael in Neuhof.

Hildesheimer Wald

Geschichte

Das Waldgebiet im äußersten Südwesten Hildesheims wurde seit 1440 "Hildesheimer Wald" genannt. 1937 wurde ein Vertrag über die Einrichtung eines Werkzeug- und Kleinmaschinenwerks zwischen der Stadt Hildesheim und den Stuttgarter Firmen Bosch sowie der Eugen Bauer GmbH getroffen. Name der Firma war ELFI (Elektro- und Feinmechanische Industrie GmbH). Von Anfang an war allen Beteiligten klar, dass es dabei um einen Rüstungsbetrieb handelte. Daher wurde die Werksanlage von vornherein getarnt angelegt. Freiflächen wurden vermieden, die Hallen unter weitgehender Beibehaltung des Baumbestands in Schneisen in den Wald gebaut. Die heutige Kreisstraße K 103 wurde von Neuhof aus als Straßenanschluss neu gebaut und erhielt den Namen "Hildesheimer-Wald-Straße", wurde jedoch anfangs auf keiner Karte verzeichnet, um die Lage des Werks geheim zu halten. 1941/42 erhielt das Werk einen eigenen Gleisanschluss. Im Dezember 1942 wurde der Name des Werkes von in „Trillke-Werke“ geändert. Im Mai 1944 betrug die Mitarbeiterzahl 4.200, davon 3.700 im Hauptwerk. Davon waren etwa 47% Ausländer, in der Mehrzahl Zwangsarbeiter. Produziert wurden gegen Kriegsende fast ausschließlich elektrotechnische Panzerteile.

Für die Beschäftigten wurde unweit der Fabrik eine Wohnsiedlung gebaut, die den Namen "Hildesheimer Wald" erhielt. Da ein Teil der Beschäftigten aus dem Raum Stuttgart stammte, wurden mehrere Straßen in dem neuen Stadtteil nach Orten in Baden-Württemberg benannt, die zu Hildesheim oder Norddeutschland keinen Bezug haben, z.B. 1939 der "Feuerbacher Weg". Der Uhlandweg erhielt seinen Namen 1941 nach dem schwäbischen Dichter Ludwig Uhland.

Die Trillkewerke und der Stadtteil Hildesheimer Wald überstanden den Zweiten Weltkrieg ohne irgendwelche Schäden. Anfang April 1945 wurde das Werk von amerikanischen Truppen eingenommen. Bereits Ende Juni erhielt es die Genehmigung zur Wiederaufnahme einer „Friedensproduktion“. Im April 1952 wurde das Werk von Bosch übernommen.

Sehenswürdigkeiten

Mehrfamilienhäuser aus den dreißiger/vierziger Jahren, Feuerbacher Weg.
Mehrfamilienhaus aus den dreißiger/vierziger Jahren, Stuttgarter Straße.
Einfamilienhäuser aus den dreißiger/vierziger Jahren, Cannstatter Weg.
Mehrfamilienhäuser aus den vierziger Jahren, Unter den Eichen.

Die Werkssiedlung "Hildesheimer Wald" wurde 1939-1944 angelegt, teilweise durch Zwangsarbeiter, und ist um so bemerkenswerter, als sie zu einer Zeit entstand, als in Deutschland wegen der Kriegsereignisse kaum noch Wohnungen gebaut werden konnten.

Die Siedlung entstand in drei Bauabschnitten. Der erste Bauabschnitt umfasste den Bereich Feuerbacher Weg, Cannstatter Weg, Uhlandweg und Stuttgarter Straße. Er bestand hauptsächlich aus Einfamilienhäusern für höher gestellte Fachkräfte. Man unterschied dabei zwischen Einfamilienhäusern mit sechs und Einfamilienhäusern mit zweieinhalb Zimmern. Im zweiten Bauabschnitt, der "Kaninchenbrink" genannt wurde, entstanden zweigeschossige Mehrfamilienhäuser, vor allem am Feuerbacher Weg. In den Mehrfamilienhäusern - relativ schmucklosen Backsteingebäuden - bestand jede Wohnung aus viereinhalb Zimmern. Als letztes wurde 1944, ebenfalls mit Mehrfamilienhäusern, der dritte Bauabschnitt unter dem Namen "Kaninchenbrink West" in der heutigen Straße "Unter den Eichen" fertiggestellt.

Alle Wohngebäude der Werkssiedlung haben maximal zwei Geschosse. Die Häuser wurden mit besonders dicken Wänden und teilweise mit massiven bunkerähnlichen Kellern unter bereits vorhandene Bäume gebaut, sie stehen heute als Gruppendenkmal unter Denkmalschutz.

Freizeitwert

Die landschaftlich ansprechende Lage in unmittelbarer Nähe von Wäldern spricht eindeutig für den Stadtteil, der zum größten Teil von Landschaftsschutzgebieten umgeben ist. Es gibt ein ausgedehntes Netz von Rad- und Wanderwegen, z.B. am Trillkebach entlang, ebenfalls am Klingenberg (207 m) im Süden, am Lerchen- (242 m) und Rottsberg (224 m) im Westen sowie am Steinberg (141 m) im Osten des Stadtteils. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis zum Brocken im rund 60 km entfernten Harz. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Hildesheimer Aussichtsturm im Hildesheimer Wald, der auf einem Hügel 281 m.ü.d.M. erbaut wurde.


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