Neues Schloss (Stuttgart)

Neues Schloss (Stuttgart)
Ansicht aus dem Pavillon am Schlossplatz
Der Ehrenhof
Lage im Stadtzentrum: Im Mittelgrund links das Neue Schloss, rechts dahinter das Alte Schloss

Das Neue Schloss in Stuttgart wurde zwischen 1746 und 1807 im Auftrag der württembergischen Herzöge und Könige als Residenz- und Wohnschloss erbaut. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Alten Schloss und bildet zusammen mit dem Schlossplatz den Mittelpunkt der Stadt Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit 16 Jahren wurde Carl Eugen 1737 neuer Herzog von Württemberg. Sein Vor-Vorgänger, Herzog Eberhard Ludwig, hatte die herzogliche Residenz in das 12 km von Stuttgart entfernte Ludwigsburg verlegt. Carl Eugen kehrte nun mit seinem Hofstaat nach Stuttgart zurück und forderte von der Stadt Stuttgart und der württembergischen Ständeversammlung eine neue Residenz, die das Alte Schloss aus der Zeit der Renaissance ablösen sollte. Es folgte eine Zeit der Auseinandersetzungen, denn der Bau des Residenzschloss Ludwigsburg hatte bereits viel Geld verschlungen und ein neuer Schlossbau würde die Staatskasse noch mehr anspannen. In dieser Zeit reichten viele Architekten ihre Vorschläge und Entwürfe beim Herzog ein, darunter auch Johann Balthasar Neumann, dessen Vorschlag aber abgelehnt wurde. Wäre seine Idee realisiert worden, behaupten Architekturhistoriker, dass damals der großartigste Palastbau des 18. Jahrhunderts entstanden sei.

Erste Bauphase unter Leopoldo Retti

Nach Jahren der Ungewissheit konnte am 3. September 1746 der Grundstein gelegt werden. Die Anlage wurde nach Plänen und unter der Leitung von Leopoldo Retti begonnen. Retti errichtete das Corps de Logis und den Gartenflügel. Dabei zog er auch diverse Gutachten und Vorschläge anderer Architekten hinzu. Am 18. September 1751 verstarb Retti an einer unbekannten Krankheit in Stuttgart.

Zweite Bauphase unter Philippe de La Guêpière

Nach dem Tod Rettis übernahm der Pariser Baumeister Philippe de La Guêpière die weiteren Arbeiten und errichtete bis 1756 den Mittelbau und den Rohbau des Stadtflügels. Er war ein Kenner der modernen Architekturtheorie, die ganz von Frankreich und vom Schloss Versailles kopiert wurde, und kannte die Ansprüche des modernen Schloss- und Palastbaus, nach denen er auch in Stuttgart baute. Er entwarf außerdem die Inneneinrichtung des Gartenflügels und zum Teil die des Corps de Logis.

Stopp der Bauarbeiten 1775

Im November 1762 brannte der Gartenflügel vollständig aus, damit ging auch die von Guêpière entworfene Inneneinrichtung unwiederbringlich verloren. Nun verlegte man sich ganz auf den Innenausbau des Stadtflügels. Am 11. Februar 1763 hielt Carl Eugen seine Geburtstagsfeierlichkeiten im fast fertiggestellten Stadtflügel ab. Dies war das erste große Ereignis im Schloss. Der Bau verschlang nun immer mehr Geld, da Carl Eugen eine immer prunkvollere Innenausstattung verlangte und den Wiederaufbau des Gartenflügels plante. Die Wiener Reichshofkammer und die Ständevertretung warfen ihm 1774 Verschwendungssucht vor, so dass nach längeren Auseinandersetzungen der Bau gestoppt wurde und Carl Eugen seine Residenz nach Ludwigsburg verlegte. Bereits 1768 hatte Guêpière den württembergischen Hof verlassen und war nach Paris zurückgekehrt.

Besuch des russischen Zaren Paul I.

Erst 1775 kehrte Carl Eugen nach Stuttgart zurück und ließ Teile des Schlosses instandsetzen und anlässlich des Besuches des Zaren Paul I. und seiner Frau Sophie Dorothee von Württemberg, eine Nichte Carl Eugens, den Marmorsaal im Mittelpavillon des Corps de Logis fertigstellen.

Dritte Bauphase unter Nikolaus Friedrich von Thouret

Als Carl Eugen 1793 starb, waren einige Räume durch Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer ausgestaltet, das Schloss jedoch nicht fertig. Die weiteren Bauarbeiten zogen sich bis ins 19. Jahrhundert hin. Nikolaus Friedrich von Thouret baute im Auftrag von Friedrich I. den Gartenflügel wieder auf, vollendete das Corps de Logis und gestaltete die Innenräume mehrfach neu. 1807 waren der Innen- und Außenbau komplett vollendet, allerdings veränderte man bis 1918 immer wieder die Räume und Säle.

Panoramabild im Ehrenhof des Neuen Schlosses bei Nacht
Panoramabild im Ehrenhof des Neuen Schlosses bei Nacht

Nutzung nach 1918

Nachdem Wilhelm II. am 30. November 1918 abgedankt hatte, ging das Schloss in Staatsbesitz über und man eröffnete ein Museum, in dem die Kostbarkeiten der fürstlichen Kunstkammer, die Majolika-Sammlung und verschiedene Wohnräume der ehemaligen württembergischen Könige gezeigt wurden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss nahezu völlig zerstört. Lange Jahre wurde um den Wiederaufbau gestritten und fast wären die Reste des Neuen Schlosses zugunsten eines Hotels abgerissen worden. Nach heftigen Protesten von Bürgern und Denkmalschützern beschloss der Landtag 1957 dann allerdings - mit nur einer Stimme Mehrheit - den Wiederaufbau des Schlosses. Seit dem Wiederaufbau zwischen 1958 und 1964, bei dem das Innere nur zum Teil restauriert wurde, wird das Neue Schloss von der baden-württembergischen Landesregierung genutzt. Es ist heute Sitz von Finanz- und Kultusministerium sowie der Landesbehörde Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und für die Öffentlichkeit nur im Rahmen von Sonderführungen zugänglich.

Literatur

  • Michael Wenger: 250 Jahre Neues Schloss in Stuttgart. Entwürfe und Ausstattungen von Herzog Carl Eugen bis König Wilhelm II., Verlag Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, Stuttgart 1996, ISBN 3-929981-12-2

Weblinks

 Commons: Neues Schloss, Stuttgart – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Commons: Neues Schloss, Stuttgart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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