Arsenal (Kino)

Arsenal (Kino)

Das Kino Arsenal des Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. ist seit dem Jahr 2000 im Filmhaus im Berliner Sony Center ansässig. Früher befand es sich in Schöneberg. Seit seinem Umzug verfügt es über zwei Säle. Während der Berlinale ist das Arsenal ein Spielort des 1971 aus dem Arsenal heraus entstandenen Internationalen Forums des Jungen Films.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Verein Freunde der Deutschen Kinemathek wurde 1962 gegründet, nahm aber erst 1963 seine Arbeit auf. Er sollte die Bestände der kurz zuvor eingerichteten Deutschen Kinemathek e. V. nach dem Vorbild der Filmarchive aus Paris, London, New York, Stockholm und anderen auswerten.

Nachdem Manfred Salzgeber im Sommer 1969 herausgefunden hatte, dass die „Bayreuther Lichtspiele“ in der Schöneberger Welserstraße 25 im Erdgeschoss eines Wohnhauses in der Nähe des Wittenbergplatzes – ein 1912 eröffnetes und seitdem nur mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1945 betriebenes Kino – zum Verkauf stünden, initiierten er und der Geschäftsführer der „Freunde“ Heiner Roß den Kauf des Lichtspieltheaters. Ein dazu auf Empfehlung der Senatsverwaltung für Kultur bei der Deutschen Klassenlotterie gestellter Antrag wurde jedoch – auch wegen der fehlenden Unterstützung der Senatsverwaltung – vom Beirat der Deutschen Klassenlotterie in seiner Sitzung vom 10. Dezember 1969 abgelehnt.

Da der Vorvertrag für den Ankauf des Kinos mit dem Betreiber sowie der langjährige Pachtvertrag mit den Hauseigentümern bereits unterzeichnet und die Kautionssummen – aufgebracht von Heiner Roß und Manfred Salzgeber – bereits gezahlt waren, startete man einen Spendenappell, der aber nicht besonders erfolgreich war.

Hilfreich für den Erwerb des Kinos waren Forderungsrückstellungen von Vertragspartnern des Filmverleihs der „Freunde“, unter ihnen Sergio Gambaroff (Pegasus Filmverleih) und Fernando E. Solanas (Regisseur von „La Hora de los Hornos“) als größte Partner sowie etwa 100 weitere Filmemacher. Mit dem geliehenem Geld konnte der Kauf des Kinos für einen Kaufpreis von 25.000 DM realisiert werden, und am 3. Januar 1970 eröffneten die „Freunde“ ihr eigenes Kino. Es wurde nach dem 1929 uraufgeführten Stummfilm „Arsenal“ von Oleksandr Dowschenko benannt. Das Schöneberger Kino besaß einen Saal mit 175 Sitzplätzen. 1971 wurde es von Wolfgang Rasper umgebaut.

Das Jahresprogrammes belief sich auf ca. 1.200 Vorstellung, mit täglich drei bis fünf verschiedenen Filmvorführungen. Ein großes Engagement galt dem Film der Dritten Welt, dem Film der sozialistischen Länder, dem freien Dokumentarfilms und dem Independentfilm. Ein Großteil der anfallenden Arbeiten wurden von den Vereinsmitgliedern und anderen Gönnern, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Manfred Salzgeber, Erika und Ulrich Gregor und viele Andere mehr, ehrenamtlich erledigt.

Neues Arsenal am Potsdamer Platz

Am 29. Februar 2000 fand in der Welserstraße die letzte Kinovorstellung statt, und das Kino Arsenal wurde ins Filmhaus im Sony Center am Potsdamer Platz verlegt. Der alte Kinosaal wurde von einem neuen Betreiber zunächst als Pornokino weiter genutzt, bis man ihn schließlich bei einer Haussanierung im Jahr 2007 endgültig entfernte. Die Leuchtschrift der alten Fassade wurde im Erdgeschoss-Foyer des neuen Kinos installiert, wo die erste Vorstellung am 1. Juni 2000 war.

Anstelle der alten engen Sitzreihen mit schlechter Sicht besitzt das Arsenal nun zwei voll ausgestattete Kinosäle mit größeren Leinwänden (9 mal 4 Meter und 5 mal 2 Meter) und wesentlich besserem Sound in Dolby Digital, DTS oder SDDS sowie Kinotechnik für 16, 35 und 70 Millimeter. Die Zuschauerräume fassen 236 bzw. 75 Personen.

De facto ist das Arsenal das kommunale Kino Berlins, wird aber vom Bund finanziert.

Programm

Das Programm hat mehrere Schwerpunkte, u. a.:

  • Retrospektiven international bekannter bedeutender Regisseure, deren Filme aber in Deutschland sonst wenig zu sehen sind, z. B. im Jahr 2005 der amerikanische Dokumentarist Frederick Wiseman
  • Begleitende Filmreihen zu Ausstellungen und Veranstaltungsreihen, 2004 z. B. zur Reihe Buenos Aires–Berlin
  • Ein filmgeschichtlicher Überblick (v. a. in der ganzjährlichen Dauerreihe Magical History Tour in 365 Filmen)
  • Dokumentar- und Experimentalfilme

Festivals

Das Arsenal veranstaltet seit 1971 mit dem Internationalen Forum des Jungen Films ein alternatives Programm in eigener Verantwortung im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele.

Weiterhin ist das Arsenal Gastgeber für das Lesbenfilmfestival und das Jüdische Filmfestival.

Bis zu seinem Tod im Jahre 2007 trat im Kino regelmäßig der Stummfilmpianist Willy Sommerfeld auf.

Literatur

  • Ulrich Gregor: Das Kino Arsenal. In: Karsten Witte (Hg.): Theorie des Kinos. Ideologiekritik der Traumfabrik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, S. 256–264
  • Arsenal. In: Hans-Jürgen Tast: Kinos in den 1980ern. Beispiel: Berlin/West. (Kulleraugen, Nr. 35), Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2008, S. 32 f., ISBN 978-3-88842-035-1

Siehe auch

Weblinks

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