Neu-Ulm

Neu-Ulm
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Neu-Ulm
Neu-Ulm
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neu-Ulm hervorgehoben
48.3941666666679.9988888888889471
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Neu-Ulm
Höhe: 471 m ü. NN
Fläche: 80,99 km²
Einwohner:

53.504 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 661 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 89231–89233
Vorwahlen: 0731, 07307, 07308
Kfz-Kennzeichen: NU
Gemeindeschlüssel: 09 7 75 135
Stadtgliederung: 14 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Augsburger Straße 15
89231 Neu-Ulm
Webpräsenz: www.neu-ulm.de
Oberbürgermeister: Gerold Noerenberg (CSU)
Lage der Stadt Neu-Ulm im Landkreis Neu-Ulm
Baden-Württemberg Landkreis Dillingen an der Donau Landkreis Günzburg Landkreis Unterallgäu Auwald (gemeindefreies Gebiet) Oberroggenburger Wald Stoffenrieder Forst Unterroggenburger Wald Altenstadt (Iller) Bellenberg Buch (Schwaben) Elchingen Holzheim (bei Neu-Ulm) Illertissen Kellmünz an der Iller Nersingen Neu-Ulm Oberroth Osterberg Pfaffenhofen an der Roth Roggenburg (Bayern) Senden (Bayern) Unterroth Vöhringen (Iller) WeißenhornKarte
Über dieses Bild
Blick durch die Friedenstraße auf den Wasserturm

Neu-Ulm ist eine Große Kreisstadt und Verwaltungssitz des Landkreises Neu-Ulm im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, genauer in Mittelschwaben. Die Hochschulstadt liegt an der Westgrenze Bayerns an der Donau – gegenüber der durch ihr Münster bekannten Großstadt Ulm (Bundesland Baden-Württemberg). Neu-Ulm ist nach Augsburg und Kempten die drittgrößte Stadt Bayerisch-Schwabens.

Die Ursprünge Neu-Ulms datieren von 1810, als Ulm württembergisch wurde und die Siedlungen rechts der Donau bei Bayern verblieben. Heute ist Neu-Ulm eines von 23 Oberzentren Bayerns und bildet mit Ulm ein länderübergreifendes Doppelzentrum mit insgesamt 170.000 Menschen. Seit dem Abzug der US-Armee 1991 befindet sich die 50.000-Einwohner-Stadt in einem rapiden städtebaulichen Wandel, der durch verschiedene Großprojekte wie Umbau des Bahnareals mit Neu-Ulm 21 oder auch die Landesgartenschau 2008 geprägt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Überblick zur Stadtentwicklung

Gelände der Landesgartenschau 2008

Als Ulm 1810 zum Königreich Württemberg kam, blieben die rechts (südöstlich) der Donau gelegenen Siedlungen bei Bayern. Sie entwickelten sich rasch – insbesondere durch den 1841 beschlossenen Bau der Bundesfestung Ulm – und wurden 1853 an die Bahnlinie nach Augsburg angeschlossen. Unter König Ludwig II. wurde Neu-Ulm 1869 zur Stadt erhoben und erhielt eine bis zu etwa 2.500 Mann starke Garnison. Als diese nach dem 1. Weltkrieg aufgelöst wurde, kämpfte die Stadt erfolgreich gegen den Abschwung und wurde ab 1925 durch Betriebsansiedlungen langsam zu einem Zentrum der Industrie. Basis dafür war die 1900 mit dem markanten Wasserturm gesicherte Wasserversorgung und das Durchbrechen der Festungsmauern 1906. Die bis dahin kreisfreie Stadt Neu-Ulm wurde durch die bayerische Gebietsreform 1972 in den Landkreis Neu-Ulm eingegliedert und zur Großen Kreisstadt.

Geografie

Blick über Petrusplatz Neu-Ulm nach Ulm

Schwierige Balance mit Ulm und dem Landkreis

Das heutige Neu-Ulm wird dadurch geprägt, dass es außer dem „City“-Bereich noch weitere elf Stadtteile gibt, die zu drei Vierteln erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts eingemeindet wurden. Viele Gebiete sind vom Charakter her eher ländlich geblieben, im Prinzip dörflich geprägt. Daher sind Zusammenhalt und eine eigene Identität nur schwer herzustellen. Da in den Anfängen der kurzen, erst 200-jährigen Entwicklungsgeschichte einige wesentlich ältere, heute zu Neu-Ulm gehörende Orte wie Pfuhl größere Bedeutung hatten, wurde und wird die Zentralität immer wieder in Frage gestellt. Die große Fläche macht die Versorgung mit den städtischen Dienstleistungen und die Verkehrsplanung schwieriger. Da Neu-Ulm nicht kreisfrei ist und viele Aufgaben (unter anderem im sozialen Bereich oder auch im Kfz-Wesen) dem in Neu-Ulm ansässigen Landratsamt obliegen, ergeben sich zusätzliche Schwierigkeiten. Auch die Bedeutung und Größe des direkt benachbarten Ulm wirken sich aus. So ergeben sich immer wieder Diskussionen, inwieweit sich Neu-Ulm bezüglich des ÖPNV, der Energie- und Wasserversorgung oder auch im kulturellen Bereich gegenüber der Nachbarstadt behaupten kann und ob die Beteiligung an den Kosten angemessen ist.

Flächenstatistik und Stadtgliederung

Sankt Mammas-Kirche in Finningen

Die Stadtfläche beträgt 8097 Hektar, davon sind 1124 Hektar Waldfläche, 4485 Hektar dienen der Landwirtschaft. Neu-Ulm hat 259 Hektar Wasserfläche und 148 Hektar Erholungsflächen; die sonstigen Flächen belaufen sich auf 13.757 Hektar. All das auf 9 Gemarkungen. Mit Stand vom 25. August 2000 sind 620 Straßennamen verzeichnet und 21.725 Flurstücke.

Neu-Ulm hat 14 Stadtteile:[2] Stadtmitte, Offenhausen, Schwaighofen, Ludwigsfeld, Weststadt, Pfuhl, Burlafingen, Steinheim, Finningen, Reutti, Gerlenhofen, Hausen, Jedelhausen und Holzschwang. Das Wiley ist ein Wohn-und Geschäftsviertel im Stadtteil Ludwigsfeld und wird nicht als eigenständiger Stadtteil geführt.

Geschichte

Die Entstehung Neu-Ulms

Das rechtsseitige Donauufer gehörte bis 1802 zur freien Reichsstadt Ulm und wurde vielseitig genutzt. Der westliche Teil der in der Donau gelegenen Insel war ein Vorwerk der Ulmer Stadtbefestigung und sicherte den Donauübergang. Ihr östlicher Teil, der Schwal, diente als Floß- und Schiffsgelände. Am Donauufer westlich der Insel lagen die Werkstätten der Ulmer Schiffleutezunft, die Schopperplätze. Dort wurden die Ulmer Schachteln gebaut. Neben den Gebäuden der Ulmer Schützen, den Schießhäusern, befanden sich auf dem Gebiet des heutigen Stadtkerns Gärten von Ulmer Bürgern. An die Gärten schloss sich ein schmaler Bereich von Ackerland an, der ins Ulmer Ried mit seinen Weideflächen überging.

Die Neuordnung Europas durch Napoleon wirkte sich auch in Ulm aus. 1802, noch vor der Verkündung des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, verlor die Stadt ihre Unabhängigkeit und wurde dem Kurfürstentum Bayern eingegliedert.

Im Vertrag von Compiègne vom 24. April 1810, der unter maßgeblichem Druck Napoleons zustande kam, wurde zwischen den Königreichen Bayern und Württemberg ein Gebietsaustausch vereinbart. Die Einzelheiten regelte ein Staatsvertrag zwischen Bayern und Württemberg vom Mai 1810. Bayern trat die Hoheit über die Stadt Ulm und Teile Oberschwabens an Württemberg ab. Die Grenzziehung erfolgte in der Mitte der Donau. Dabei blieben die Insel und die Besitzungen Ulms am rechten Ufer der Donau bei Bayern.

Offiziell wurde vom bayerischen Generalkommissär Karl Ernst Freiherr von Gravenreuth dann der 22. April 1811 als Tag bestimmt, an dem die aus dem ehemals Ulmer Gebiet entstandene Gemeinde „beginnen soll, politisch zu existieren“.

Die Entwicklung zur Stadt

Zunächst bestand der Ort aus ein paar Gärten, Höfen, Wirtshäusern und dem Dorf Offenhausen. Anfangs meldete man sich denn auch noch mit Ulm am rechten Donauufer. 1814 wurde der Name Neu-Ulm erstmals aktenkundig vermerkt. Bis zu den 1830er Jahren hatte sich ein kleiner Siedlungskern ausgebildet.

Der Aufschwung kam erst einige Jahrzehnte später in Gang: 1841 beschloss die Frankfurter Bundesversammlung den Bau der Bundesfestung Ulm mit einem Brückenkopf auf bayerischer Seite. Auf Betreiben König Ludwigs I. wurde die Ortschaft Neu-Ulm in die Festung einbezogen. Von 1844 bis 1857 entstanden die ausgedehnten Festungsanlagen, auf bayerischer Seite nach Plänen von Festungsbaudirektor Major von Herdegen und dessen Nachfolger Ingenieurmajor Theodor Ritter von Hildenbrandt. Der geschlossene innere Ring (Enceinte) wurde als halbes Achteck mit vier geraden Fronten ausgeführt. Zudem wurden drei vorgelagerte Festungswerke erbaut: Werk 12 Schwaighofen, Werk 13 Ludwigsvorfeste und Werk 14 Illerkanal. Neu-Ulm wurde Garnison, es rückten das 12. Infanterieregiment Prinz Arnulf, sowie Chevauxlegers und Fußartillerie ein. 1853 wurde Neu-Ulm an die Bayerische Maximiliansbahn nach Augsburg angeschlossen. Nach Fertigstellung der Eisenbahnbrücke über die Donau wurde die Bahnlinie 1854 nach Ulm verlängert und so mit dem Schienennetz der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen verbunden. 1857 erhielt der Ort ein Stadtwappen. Von 1857 bis 1860 wurde die katholische Kirche St. Johann Baptist in neuromanischem Stil erbaut. Die evangelische Kirche wurde von 1863 bis 1867 in neugotischem Stil errichtet. Beide wurden als Backsteinbauten ausgeführt. Während der 1840er bis 1860er Jahre wurden zahlreiche Militärbauten errichtet. Dazu zählen der Festungsbauhof („Schirrhof“, 1845–58), die Friedenskaserne („Zwölfer-Kaserne“, 1860–67), die Chevauxlegers-Kaserne (1865–67), das Garnisonslazarett (1862–66), vom Proviantamt die Militärbäckerei 2 (1849) und die Magazine I (1852–54, gleichzeitig Militärbäckerei 1), II (1861–62) und III (1863–64), und das Kriegsspital (1850–54), das 1873 zur Artilleriekaserne wurde, außerdem das Offizierskasino an der Maximilianstraße. 1869 erfolgte die Verleihung des Stadtrechts durch König Ludwig II.

Der Ausbau der Stadt

Petrusplatz Neu-Ulm 2005

1885 wurde der Jurist Josef Kollmann Erster Bürgermeister. Es begann der Aufbau der kommunalen Einrichtungen, die Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt waren. 1887 wurde das städtische Krankenhaus errichtet, 1889 das Schlachthaus. 1891 wurde Neu-Ulm zur Stadt erster Klasse erhoben und damit kreisfrei. Ab 1897 verband eine Straßenbahnlinie die Bahnhöfe von Ulm und Neu-Ulm. 1900 wurde die Wasserversorgung durch die Inbetriebnahme des Wasserturmes, des Wahrzeichens der Stadt, gesichert. 1906 durften endlich die Festungsmauern durchbrochen werden. Neu-Ulm konnte sich ausdehnen. 1907 wurde freies Gelände im Südosten des Stadtgebiets mit einem Industriegleis erschlossen. Durch Ansiedlung von Fabriken entwickelte sich daraus das Neu-Ulmer Industriegebiet. 1908 wurde Offenhausen (wieder) eingemeindet. Bei der Entfestigung 1909/1910 wurden die Festungsanlagen von der Bahnhofstraße bis zum Augsburger Tor geschleift. Auf den frei gewordenen Flächen wurden die Zentralschule und Wohnhäuser gebaut. Das Augsburger Tor und der Donauanschluss blieben erhalten. Vor dem Tor entstand stadtseitig ein Platz, der den Namen Augsburger-Tor-Platz erhielt. 1912 wurde die neue Donaubrücke, die Gänstorbrücke, eingeweiht. Sie dient als direkte Verbindung zwischen den östlichen Stadtteilen von Neu-Ulm und Ulm und entlastete dadurch die Herdbrücke.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Garnison Neu-Ulm aufgelöst. 2.500 Verbraucher der ehemaligen Garnison fielen weg. Dies erforderte für die einseitig auf das Militär ausgerichtete Wirtschaft Neu-Ulms eine Neuorientierung. Binnen weniger Jahre hatte Neu-Ulm den Verlust der Garnison verkraftet. Es ging spätestens ab 1925 kontinuierlich aufwärts, waren doch schon im 19. Jahrhundert durch Bürgermeister Kollmann die Weichen für den Aufbruch ins Industriezeitalter gestellt worden. Die bayerische Seite hatte gegenüber dem württembergischen Ulm eine weit bessere Versorgungslage in allen Belangen, kam allenfalls in Schwierigkeiten durch das württembergische „Hamsterwesen“. (Damals kostete ein Ei in Neu-Ulm neun Pfennig weniger als in Ulm, ein Liter Milch war in Neu-Ulm um 16 Pfennig billiger zu haben.) Neu-Ulm überstand den politischen Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Übergang zur Republik relativ problemlos, ebenso die Einquartierung Hunderter von Flüchtlingen. 1919 und in den Folgejahren überstieg die Nachfrage nach ausgebildeten Handwerkern stets die Zahl der Stellengesuche. Nach 1920 schnellte die Zahl der Industrie-Ansiedlungen schlagartig nach oben. Plötzlich wirkte sich der Abzug der Soldaten sogar positiv aus. Frei werdende Gelände, die zahlreich vorhandenen Gleise und fast unbeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten übten eine große Anziehungskraft aus. Die Stadtspitze (Oberbürgermeister Nuißl) wusste die Chancen zu nutzen. Die Bevölkerung wuchs weiter, der wirtschaftliche Umbruch wurde bewältigt. Neu-Ulm war eine wohlhabende Stadt.

Konzertsaal Neu-Ulm 2011

In den 1930er Jahren wurde Neu-Ulm wieder Garnison. An der Ecke Reuttier-/Finninger Straße entstand ab 1934 die Reinhardt-Kaserne. Dort wurde das Pionierbataillon 45 stationiert. An der Memminger Straße entstand ab 1936 die Ludendorff-Kaserne. Dort wurden Teile des 5. Artillerie-Regimentes stationiert. Für beide Kasernenbauvorhaben hatte sich die Stadt heftig beworben. 1937 übernahm die Luftwaffe den Flugplatz im Ortsteil Schwaighofen und baute ihn zu einem Einsatzhafen II. Ordnung aus.

Zwischen den beiden Weltkriegen musste sich Neu-Ulm nachdrücklicher Eingemeindungsbestrebungen von Seiten Ulms erwehren. Es war dem Geschick des langjährigen Neu-Ulmer Oberbürgermeisters (1919 bis 1945) und späteren Ehrenbürgers Nuißl zu verdanken, dass der Nazi-Oberbürgermeister Ulms, Friedrich Foerster, selbst mit ideologischer Argumentation („der Fortbestand des gegenwärtigen Zustands hat im nationalsozialistischen Staate jeden Sinn verloren“) scheiterte. Die wirtschaftliche Entwicklung Neu-Ulms reizte die Ulmer zum Annektieren und Wiedervereinen. Der bürgerlich-konservative, offensichtlich von vielen konkreten Erscheinungsformen nationalsozialistischer Praxis angewiderte Nuißl taktierte und antichambrierte so erfolgreich, dass Neu-Ulm selbständig blieb. So heißt es aus Ulmer Sicht in der Schlussbemerkung einer „zusammenfassenden Darstellung“ zum Verhältnis Ulm/Neu-Ulm vom 10. Juli 1948 unter anderem: „Zu allen Zeiten hat Neu-Ulm verstanden, aus Ulm herauszuholen, was nur möglich war. Das war schon während der Zeit Kollmanns so und erst recht während der Zeit Nuißls.“

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde Neu-Ulm immer häufiger Ziel von Luftangriffen. Die Großangriffe vom 1. und 4. März 1945 und die folgenden Flächenbrände zerstörten die Innenstadt weitgehend. Am 25. April 1945 besetzten Kampftruppen der 3. US-Armee Neu-Ulm. Die Stadt stand vor einem kompletten Neuanfang – fast 80 Prozent der Gebäude waren zerstört und alle Brücken über die Donau gesprengt. Viele Flüchtlinge fanden in Neu-Ulm eine neue Heimat. Überlegungen für einen völligen Neubau der Stadt wurden fallen gelassen. Es fehlten die Mittel, und es widerstrebte schwäbischem Geist, sich beim Wiederaufbau nicht an das Gegebene zu halten.

Blick von Ulm über die Herdbrücke nach Neu-Ulm

1951 rückten wieder Soldaten in die Stadt: die US Army. Aus der Reinhardt-Kaserne wurden die Nelson-Barracks und aus der Ludendorff-Kaserne die Wiley-Barracks. Von 1952 bis 1956 wurde für die Soldaten und ihre Angehörigen an der Ringstraße ein Wohngebiet erbaut, die Vorfield Housing Area. 1983 wurden auf dem Areal der Amerikaner Pershing-II-Raketen stationiert, samt den dazugehörigen atomaren Sprengköpfen. Neu-Ulm war das eine Ende der Menschenkette, mit der tausende Friedensdemonstranten gegen die Stationierung protestierten. Fast 40.000 Menschen wurden beim abschließenden Protest-Konzert auf dem Volksfestplatz in der Nähe der Wiley-Kaserne gezählt.

Im Zuge der Truppenreduzierung nach Ende des Kalten Krieges wurde die US-Garnison 1991 abgezogen. Der Abzug der Amerikaner machte Neu-Ulm wieder militärfrei und hatte ähnliche Folgen wie der Verlust der Garnison nach dem Ersten Weltkrieg, sowohl in wirtschaftlichem Sinne als auch durch die Hinterlassenschaften. Arbeitsplätze (Zivilbedienstete) und Konsumenten fielen weg, ganze Wohnsiedlungen (Vorfeld) wurden frei. Dies eröffnete Möglichkeiten, barg aber auch Gefahren. So hatte das schnelle Zuweisen der früheren Soldatenwohnungen vor allem an Aussiedler (aus der früheren Sowjetunion) zur Folge, dass in bestimmten Bereichen (zum Beispiel im „Vorfeld“) soziale Brennpunkte entstanden.

1999 war Neu-Ulm stark vom Pfingsthochwasser betroffen, als Iller und Donau die gesamte Innenstadt westlich des Marktplatzes überfluteten. Das erst ein Jahr vorher eröffnete Atlantis-Freizeitbad versank ebenfalls in den Fluten. Die Stadt baut seit einigen Jahren an einem verbesserten Hochwasserschutz.

Städtebaulich gilt es, die ehemaligen Kasernengebiete in die Stadt zu integrieren. In umgebauten Gebäuden der ehemaligen Nelson-Kaserne sind das Finanzamt und die Polizei Neu-Ulm untergebracht. Das Areal der amerikanischen Wiley-Kaserne wird zum neuen Neu-Ulmer Stadtteil Wiley und beherbergt nun Wohn- und Gewerbeflächen. Ein Teil der Kasernengebäude bleibt erhalten – die Offiziersunterkünfte werden als Studentenwohnheime genutzt. Außerdem entstand im Wiley der Neubau der Hochschule Neu-Ulm. Der erste Spatenstich fand 2006 statt.

Neu-Ulm war eine kreisfreie Stadt, bis es am 1. Juli 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern mit dem Landkreis Neu-Ulm zusammengefasst und zur Großen Kreisstadt erhoben wurde.

Neu-Ulm 21

Hauptartikel: Neu-Ulm 21
Hauptartikel: Glacis-Galerie

Das 2003 begonnene Projekt Neu-Ulm 21 wurde am 24. November 2007 offiziell fertiggestellt. Im Zusammenhang damit ist ein neuer Bahnhof entstanden. Die Gleise wurde auf vier reduziert und in einem Trog verlegt. Ein Zentraler Umsteige-Punkt (ZUP) bindet den Zugverkehr an den kommunalen Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) an. Durch den Umbau des Bahnhofs Neu-Ulm (Projekt Neu-Ulm 21) steht nach der Ausrichtung der Landesgartenschau 2008 eine unbebaute Fläche von etwa 18 ha zur städtebaulichen Entwicklung der Neu-Ulmer Innenstadt zur Verfügung. Auf den der Innenstadt zugewandten Flächen nördlich der Bahn sollte bis Ende 2010 das Einkaufszentrum Glacis-Galerie mit rund 25.000 m² Verkaufsfläche entstehen, der Baubeginn steht aber nach wie vor aus. Die Flächen südlich der Bahn werden für innenstadtnahen Wohnungsbau genutzt.

Eingemeindungen

Zusätzlich zu den drei bereits eingemeindeten Stadtteilen Offenhausen, Ludwigsfeld und Schwaighofen wurden im Zuge einer Gebietsreform in den Jahren 1972 bis 1977 weitere neun Orte eingemeindet: Burlafingen, Finningen, Gerlenhofen, Hausen, Holzschwang, Jedelhausen, Pfuhl, Reutti und Steinheim. Dadurch vergrößerte sich die Stadt auf die heutige Fläche von etwa 80 Quadratkilometern.

Religionen

Neu-Ulm und seine Stadtteile sind vorwiegend katholisch (~ 39 %), jedoch gibt es einen hohen evangelischen Anteil (~ 23 %) an der Bevölkerung. Daneben existieren nennenswerte freikirchliche Gemeinden, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, sowie kleine islamische und christlich-orthodoxe Minderheiten.

Zudem existiert eine islamistische Szene, welche durch das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet wird[3]. Das als Zentrum der Szene geltende Multikulturhaus wurde Ende 2005 vom bayerischen Innenministerium geschlossen[4].

Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich einige Juden in der jungen Garnisonsstadt nieder. 1910 wurden 96 jüdische Einwohner in Neu-Ulm gezählt (1925: 76, 1933: 44). In Neu-Ulm bestand bis 1942 eine jüdische Gemeinde als Filialgemeinde zu Ichenhausen. Die Neu-Ulmer Juden hatten keine eigene Synagoge, sondern benutzten die der Israelitischen Gemeinde in Ulm[5].

Politik

Rathaus Neu-Ulm

Stadtrat

Im Stadtrat sind in fünf Fraktionen:

Stand: 4. März 2008

Geschäftsführende Bürgermeister und Oberbürgermeister

  • 1830–1832: Anton Hug
  • 1833–1842: Peter Staiger
  • 1843–1851: Rupert Primus
  • 1852–1863: Anton Stiegele
  • 1864–1865: Matthäus Scheuffele
  • 1865–1866: Rudolf Wolber
  • 1866–1872: Wilhelm Sick
  • 1873–1875: Konrad Schuster
  • 1876–1879: J. W. Greiner (erster rechtskundiger Bürgermeister)
  • 1879–1881: Otto Ploner
  • 1882–1885: Josef Hayd
  • 1885–1919: Josef Kollmann
  • 1919–1945: Franz Josef Nuißl (ab 1927 Oberbürgermeister, Ehrenbürger)
  • 1945–1946: verschiedene jeweils für kurze Zeit
  • 1946–1948: Walter Albert Müller, erst Bürgermeister, dann Oberbürgermeister
  • 1948–1961: Tassilo Grimmeiß (Oberbürgermeister)
  • 1961–1977: Dietrich Lang (Oberbürgermeister, Ehrenbürger)
  • 1977–1995: Peter Biebl (Oberbürgermeister)
  • 1995–2003: Beate Merk (Oberbürgermeisterin)
  • Seit 2004: Gerold Noerenberg (Oberbürgermeister) – wiedergewählt 2008

Wappen

Das Wappen existiert seit 1857 und ist folgendermaßen gestaltet: Geteilt von Schwarz, Silber und Blau, belegt mit einem silbernen Zinnenturm Der Turm symbolisiert die Festung, die die Stadt einst umgab. Die Farben Schwarz und Silber, beziehungsweise Weiß, deuten auf die Abstammung von Ulm, die Farben Weiß und Blau auf die Zugehörigkeit zu Bayern.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Theater Neu-Ulm

Theater

Neu-Ulm unterhält keine kommunale Bühne. Die Stadt unterstützt allerdings das AuGuSTheater Neu-Ulm, eine 1994 gegründete und seit 1997 in Neu-Ulm ansässige professionelle Privatbühne. Auch das Figurentheater Topolino wird unterstützt.

Museen

Die städtischen Museen am Petrusplatz, erst 1999 eröffnet, beherbergen das Edwin-Scharff-Museum und seit Sommer 2009 das erste Kindermuseum Bayerns in kommunaler Trägerschaft. Beide sind über ein Foyer miteinander verbunden. Im Innenhof, in dem auch zwei überlebensgroße Skulpturen von Edwin Scharff stehen, finden im Sommer Theateraufführungen und Konzerte statt. Es gibt regelmäßige Führungen, eine Museumswerkstatt (für Kindergärten und Schulen), die Offene Museumswerkstatt (für Kinder von 6–12) und das Atelier im Museum (Kurse für Erwachsene).

Edwin-Scharff-Museum
Edwin-Scharff-Museum

Das Edwin-Scharff-Museum ist in einem bürgerlichen Haus der Jahrhundertwende untergebracht, es gibt einen Überblick über das bedeutende Werk Edwin Scharffs. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und insbesondere Plastiken zeigen seinen Weg von den Anfängen bis zum Spätwerk auf. Sonderausstellungen ergänzen und bereichern die Werkschau. Edwin Scharff gehört mit Wilhelm Lehmbruck, Ernst Barlach und Georg Kolbe zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Kindermuseum

Auf 500 Quadratmetern präsentiert sich ein völlig neu konzipiertes Kindermuseum. Es ist als Ort konzipiert, an dem Kinder zu Betrachtern und Mitspielern werden. Kinder und Jugendliche sollen Geschichte und Kunst, Naturwissenschaft und Technik entdecken. Für sie soll das Kindermuseum ein Ort sein, wo sie spielend lernen – und wo sich aber auch Erwachsene aufgehoben fühlen. Deswegen firmiert dieser neue, kindgerechte Lernort im auch sonst umgestalteten und renovierten Edwin Scharff Museum „Kindermuseum – Erlebnisräume“. Dementsprechend wird ein sehr vielseitiges, auch Elemente anderer Kunstsparten (darstellendes Spiel, Musik) einschließendes Programm angeboten.

The Walther Collection

Seit 2010 findet man im Neu-Ulmer Stadtteil Burlafingen die Walther Collection, eine private Sammlung internationaler und zeitgenössischer Video- und Fotokunst.

Weiter ist zu nennen das Heimatmuseum Pfuhl, es befasst sich mit der dörflichen Lebens- und Arbeitswelt des späten 19. und 20. Jahrhunderts in und um Neu-Ulm. Die im Rathaus Neu-Ulm untergebrachte Geologische Sammlung bietet einen detaillierten Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung des Ulmer und Neu-Ulmer Raumes.

Stadtbücherei

Die moderne Stadtbücherei Neu-Ulm verfügt über mehr als 64.000 Medien. Das Angebot umfasst neben Büchern Spiele, Zeitschriften, Kassetten, CDs, DVDs und CD-ROMs. Häufig werden Veranstaltungen wie Lesungen, Bastelnachmittage usw. für Kinder, als auch Vorträge, Autorenlesungen, Konzerte für Erwachsene, ebenso wie regelmäßige Ausstellungen angeboten. Im Stadtteil Pfuhl hat die Stadtbücherei eine Zweigstelle in der Grundschule.

Musik

Die Städtische Musikschule hat einen sehr guten Ruf. Der gründet auf großen Erfolgen bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“ und vielen innovativen Aktionen bis hin zu einer Pop-Akademie für die jungen Musiker(innen). Der wichtigste und größte „Klangkörper“ ist die Stadtkapelle Neu-Ulm. Der Stadtkapelle angeschlossen ist seit 2007 ein Jugendblasorchester. Das rund 50 junge Musikerinnen und Musiker umfassende Ensemble wird geleitet von Manfred Richter, Trompeter im Orchester des Theater Ulm, kooperiert eng mit der Musikschule Neu-Ulm, hat binnen kurzer Zeit sehr schöne Erfolge bei Wertungsspielen erzielt und machte Konzertreisen nicht nur ins europäische Ausland, sondern sogar nach Japan. Ein beachtliches Renommée haben die Kirchenmusiker der Petruskirche (Kirchenmusikdirektor Wolfgang Gütinger leitet unter anderem einen 40-köpfigen Gospelchor) wie auch von St. Johann Baptist. Hier ist Joseph Kelemen Dekanatsmusiker und zugleich ein international beachteter Interpret der Orgelmusik des 17. Jahrhunderts.

Bauwerke

Kirche St. Johann Baptist
  • Ein weithin bekanntes frühes Beispiel moderner Sakralbaukunst ist die Kirche St. Johann Baptist, die von 1922 bis 1926 durch den Kirchenarchitekt Dominikus Böhm umgebaut wurde. Ursprünglich war das Gebäude von 1857 bis 1860 als Garnisonkirche errichtet worden.
  • Ein weiterer sehenswerter Sakralbau ist die evangelische Petruskirche.
  • Als Wahrzeichen der Stadt gilt der Neu-Ulmer Wasserturm aus dem Jahre 1898 mit dem ihn umgebenden Kollmannspark.[6]
  • Am 24. November 2007 wurde der neue Bahnhof Neu-Ulm offiziell in Betrieb genommen.
  • Bekannt ist auch das Brauhaus an der Donau, in unmittelbarer Nähe der Gänstorbrücke gelegen. Das Gebäude ist ein ehemaliges Offizierkasino der US-Streitkräfte, im Wesentlichen erhalten und nur behutsam umgebaut als Hausbrauerei mit öffentlicher gastronomischer Nutzung.
  • Die Caponniere 4, Teil der ehemaligen Bundesfestung Ulm, wurde 1994 ausgegraben und im Zuge der Landesgartenschau 2008 restauriert. Die Werke 4 bis 9 sowie das Spital und das Eisenbahnblockhaus von Werk 2 sind noch beinahe vollständig erhalten. Die Werke 4 bis 8 bilden einen zentralen Teil des Stadtparks Glacis. Vor der Caponniere 6 befindet sich eine Freilichtbühne, auf der regelmäßig Aufführungen und Konzerte stattfinden. Außerdem sind noch die Vorwerke 12 Schwaighofen (im Starkfeld), 13 Ludwigsvorfeste (in den Wileys) und 14 Illerkanal (an der Abfahrt Neu-Ulm Mitte der B28) erhalten. Von der späteren Reichsfestung sind noch der Stützpunkt 58 im Muthenhölzle sowie Teile des Stützpunkts 63 bei den ehemaligen Riedhöfen erhalten, außerdem die Untertreteräume der Schützengräben 66 und 69 (beide überbaut) sowie 74 (beinahe verschüttet), unterirdisch außerdem der Infanterieraum des Infanteriestützpunkts Kapellenberg (Stützpunkt 70). Daneben existiert noch der Lafettenstadel des Nebenartilleriedepots bei Offenhausen, der heute ein Teil der Oldtimerfabrik ist.
  • Die sogenannte Insel, errichtet 1375, umflossen von der Donau und der „Kleinen Donau“, wurde von Ulm als Brückenkopf für die Herdbrücke genutzt. Die Insel gehört seit der Trennung von Ulm zu Neu-Ulm. An der Nordostspitze der Insel, dem Schwal, steht ein 1932 von Edwin Scharff geschaffenes Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Es besteht aus Kalksteinquadern, die zu einem mit Flachreliefs geschmückten Turm aufgeschichtet sind und aus abgebrochenen Festungsteilen stammen.
  • Das nach eben diesem Edwin Scharff benannte Edwin-Scharff-Haus ist ein 1977 eröffnetes Kongress- und Veranstaltungszentrum direkt an der Donau. Es umfasst neben Sälen für Veranstaltungen ein Hotel und ein Restaurant.
  • Der Konzertsaal Neu-Ulm, 1900 erbaut, war lange Zeit der einzige große Saal in Neu-Ulm und ist als solcher gesellschaftlicher Mittelpunkt und Ort verschiedenster Aktivitäten (Feste, politische Veranstaltungen, Partei- und Gewerkschaftskundgebungen). Nach dem Zweiten Weltkrieg diente er als Ersatzkino, Versammlungsstätte, Ort von Tanzveranstaltungen, Chor- und Rockkonzerten (die Scorpions hatten hier ihren ersten Auftritt in der Region). Seit den 1980er Jahren beherbergt er das Theater Neu-Ulm, wobei seit jeher der vordere Teil unterschiedlich gastronomisch genutzt wurde und wird. Bis Anfang 2005 befand er sich in Brauereibesitz und ging dann in Privatbesitz über.

Parks und Plätze

Veranstaltungsinsel im Glacis

Bis zur Landesgartenschau 2008 war der Glacis-Park, ein Teil der rechts der Donau gebauten Anlagen der früheren Bundesfestung Ulm, der einzige Park. Zwei der ursprünglich vier Neu-Ulmer Festungsfronten sind zwischen der Mitte der Bastion 5 und dem Jahnufer fast vollständig erhalten. Diese Fronten, an denen die Charakteristik dieser Festungsbauten noch sehr gut abzulesen ist, mauserten sich zum viel genutzten Neu-Ulmer Stadtpark (auch „das Glacis“ genannt), der sozusagen ein positives Relikt der zusammen mit Ulm ausgetragenen baden-württembergischen Landesgartenschau von 1980 ist. Besonders erwähnenswert ist eine Veranstaltungsinsel mit Amphitheater-ähnlichen Zuschauerrängen vor der Caponniere 6, die in der für Freilicht-Veranstaltungen geeigneten Jahreszeit regelmäßig mit unterschiedlichsten Aktivitäten (vom Rockkonzert bis zum Chorgesang) bespielt wird und je nach Veranstaltung bis zu 2.500 Besucher anlockt. Zur Landesgartenschau 2008 entstand auch auf dem ehemaligen Gelände der Möbelfabrik rund um die Caponniere 4 ein Park sowie ein weiterer rund um die Ludwigsvorfeste in den ehemaligen Wiley Barracks. Auf und in der Caponniere 4 finden seit der mit der Anlage des Parks einhergehenden Restaurierung regelmäßig Veranstaltungen wie beispielsweise Jazzkonzerte und Ausstellungen statt.

Der „Kunst“-Maxplatz

Am 13. April 2008 wurde der neue Maxplatz festlich eröffnet. Er ist der erste Platz in der Region, welcher nicht bloß mit Kunst (Skulptur, Brunnen) aufgewertet, sondern komplett von einem Künstler als Gesamtkunstwerk konzipiert wurde. Geschaffen hat ihn Jozef Legrand, ein in Berlin lebender Belgier, der sich mit verschiedenen Arbeiten für den öffentlichen Raum (so zum Beispiel mit der Platzgestaltung für das flämische Parlament in Brüssel) einen Namen gemacht hat und bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Der Maxplatz bildet die Startrampe für die quer durch Neu-Ulm, von der Donau weg verlaufende Grüne Brücke der Landesgartenschau 2008.

Vereine

Die Stadt verfügt über ein reges Vereinsleben mit zahlreichen Kultur-, Sport- und Brauchtumsvereinen.

Der 1842 gegründete Bürgerverein Neu-Ulm ist der älteste Neu-Ulmer Verein. Das Vereinsheim liegt an der Ecke Luitpoldstraße/Silcherstraße. Der größte Neu-Ulmer Sportverein ist der TSV Neu-Ulm, mit Breitensport-Abteilungen wie Fußball (größter Erfolg: Oberligateilnahme) oder Basketball, aber auch in Randsportarten wie American Football.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Wochenmarkt (mittwochs und samstags von 7 Uhr bis 12 Uhr) auf dem Petrusplatz ist regelmäßiger Treff und beliebte Einkaufsquelle. Er wird auch von Anbietern vom Bodensee und aus dem Allgäu, sogar aus Oberstdorf, beschickt. Die angebotenen Produkte wie Obst, Fleisch, Käse, Molkereiprodukte, Fisch, Kartoffeln werden überwiegend von kleineren und Kleinstbetrieben hergestellt. Wegen der damit verbundenen Produktqualität und seiner Überschaubarkeit ziehen auch viele Ulmer den Neu-Ulmer Markt dem eigenen vor.

Rathausplatz und Petrusplatz werden fast das ganze Jahr hindurch mit meist publikumswirksamen Aktionen belebt: am Tag der Kleinbrauer, beim Künstler- und Töpfermarkt, beim Stadtfest oder beim König-Ludwig-Fest, um nur einige zu nennen. Das jährliche Volksfest (ein zweiwöchiger Rummel) wird von der Stadt angeboten; die Neu-Ulmer Orchideentage locken jedes zweite Jahr im Frühjahr an drei Tagen viele Interessierte an.

Die Tage der Begegnung sind seit 1975 fester Bestandteil des Kulturkalenders Ulm/Neu-Ulm. Sie sind eine städteübergreifende Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der jeweiligen Oberbürgermeister. Jedes Jahr zwischen Oktober und November werden zahlreiche Veranstaltungen terminiert, die den Austausch der Kulturen und das gegenseitige Kennenlernen fördern sollen. Koordiniert werden die verschiedenen Angebote vom Arbeitskreis ausländische Mitbürger (AKAM) in Neu-Ulm. Die Städte Ulm/Neu-Ulm beteiligen sich mit einem Zuschuss.

Anekdoten, Kuriositäten, Gerüchte

Der Blick auf Ulm
  • Wenn man Ende des vorigen Jahrhunderts über die Gänstorbrücke oder die Herdbrücke von Ulm nach Neu-Ulm kam, war der erste Laden auf Neu-Ulmer, also bayerischem Boden ein Teppichgeschäft. So hieß es: Hier beginnt der Balkan (Orient).
  • Lange Zeit stand auf der Brückenmitte, der Staatsgrenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern, das berühmte Schild „Freistaat Bayern“ mit dem Bayerischen Löwen. Es wurde oft heimlich abmontiert. Man behauptete, weil der Löwe nach Bayern blickte und das Hinterteil mit dem nach oben gerichteten Schwanz gen Ulm streckte. Das wurde als Affront gewertet, wollte er doch offensichtlich sagen: „Ulmer, leckt's mi am Arsch!“ – Tatsächlich war das Schild ein beliebtes Souvenir bei den in Neu-Ulm stationierten US-Soldaten. Der Neu-Ulmer Oberbürgermeister legte deshalb einen kleinen Vorrat an Schildern an, die er den scheidenden amerikanischen Standortkommandanten zum Abschied schenken konnte; so mussten sie sie nicht anderweitig „besorgen“.
  • Obwohl deutlich bürgerlicher anmutend als die Studentenstadt Ulm war Neu-Ulm in den 1980ern und 1990ern Heimstatt zahlreicher Piratensender, die sich teilweiser großer Beliebtheit erfreuten. Dies hing mit der Grenzlage zusammen. Während die baden-württembergische Funküberwachung direkt in Ulm stationiert war, residierte die zuständige bayerische Stelle rund eine Autostunde entfernt. So blieben die Ätherpiraten oft über Jahre unbehelligt. Der bekannteste Piratensender war Radio Canale Grande, der nach acht Jahren Sendebetrieb legalisiert wurde – kurioserweise von der baden-württembergischen Landesmedienanstalt.
  • Viele Ulmer Versorgungs- und Entsorgungseinrichtungen lagen vormals auf der rechten Donauseite; so hatte auch der Wasenmeister (Schinder, Abdecker) hier seinen Platz. Ihm oblag zudem die Aufgabe, Selbstmörder in ein Fass zu schlagen und dies dann die Donau hinabzuschicken.
  • Zu Hochzeit der Friedensbewegung und der Proteste gegen die (auch auf Neu-Ulmer Gebiet stationierten) Pershingraketen kam es zu der von Zigtausenden gebildeten Menschenkette. Den Abschluss bildete eine vom Konzert-Veranstalter Fritz Rau organisierte Mammut-Veranstaltung auf dem Neu-Ulmer Volksfestplatz, gegenüber dem Haupttor der Wiley-Barracks (der Nachfolgerin der 1936 gebauten Ludendorffkaserne) an der Memminger Straße. Neben Konstantin Wecker und anderen Stars trat auch Peter Maffay auf. Rau („Wer heute keine Friedenskonzerte veranstaltet, veranstaltet in zehn Jahren überhaupt keine Konzerte mehr!“) hatte den Deutsch-Rocker eingeladen, weil auch dessen Publikum für den Anti-Pershing-Protest gewonnen werden sollte. Kaum war Maffay auf der Bühne, tauchte in der Menge der rund 40.000 ein großes Transparent auf: „Lieber Pershing II als Peter Maffay“. Der hatte verstanden und ging nach seinem ersten Lied entnervt von der Bühne.
  • Bei der Wahl zur Oberbürgermeisterin/zum Oberbürgermeister der Stadt Neu-Ulm im Jahr 1995 kam es zu Unklarheit über den Wahlsieger.[7] Nach mehreren Auszählungen erklärte CSU-Landrat Schick Beate Merk zur Wahlsiegerin mit drei Stimmen Vorsprung. Das Verwaltungsgericht Augsburg wies eine Anfechtung der unterlegenen SPD zurück.[8]

Freizeit

Bademöglichkeiten

Am Abend: Blick vom Maxplatz aus donauabwärts aufs Ulmer Ufer
  • Donaubad Wonnemar
  • Hallenbad Neu-Ulm
  • Badeseen:
    • Ludwigsfelder See
    • Pfuhler See

Wintersportanlagen

  • Donau-Ice-Dome Wonnemar

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßen

Neu-Ulm liegt an folgenden Fernverkehrsstraßen:

A 7 Dänemark – Flensburg – Hamburg – Hannover – Kassel – Würzburg – Ulm – Memmingen – Füssen/Reutte (Tirol)
B 10 Karlsruhe – Stuttgart – Ulm/Neu-Ulm – Augsburg
B 19 Eisenach – Würzburg – Ulm/Neu-Ulm – Memmingen – Kempten – Oberstdorf
B 28 Frankreich – Kehl – Tübingen – Reutlingen – Ulm/Neu-Ulm – Senden
B 30 Ulm/Neu-Ulm – Biberach (Riß) – Ravensburg – Friedrichshafen
B 311 Ulm – Ehingen – Tuttlingen – Geisingen

In Neu-Ulm wurde 2009 eine Umweltzone eingerichtet. Sie erstreckt sich über das Neu-Ulmer Stadtzentrum und ist begrenzt durch die Ringstraße, die Bundesstraßen 10 & 28 bis Landesgrenze (Donau), Donau bis Höhe Kantstraße, entlang der Eisenbahnlinie Neu-Ulm–Memmingen bis Europastraße, Reuttierstraße und Ringstraße über Allgäuer Ring. Die autobahnähliche B10 ist ab Ausfahrt Neu-Ulm Schützenstraße Richtung Ulm Bestandteil der Umweltzone.

Die B10/B28 wurde 2009 zusätzlich für LKW über 7,5t für den Verkehr nach Ulm ab Ausfahrt Neu-Ulm Schützenstraße gesperrt.

Eisenbahnstrecken

Durch Neu-Ulm führen die Bayerische Maximiliansbahn (Neu-Ulm–Salzburg) und die Illertalbahn (Neu-Ulm–Oberstdorf). Durch den ICE- und Intercity-Halt in der Nachbarstadt Ulm ist Neu-Ulm an den Fernverkehr angebunden.

Flugverkehr

Die nächsten Flughäfen sind Memmingen (etwa 50 km), Stuttgart (etwa 80 km), Friedrichshafen (etwa 100 km), München (etwa 140 km) und Augsburg (etwa 80 km, keine Linienflüge).

Medien

Siehe hierzu auch Medienlandschaft Ulm.

Gesundheitseinrichtungen

  • Donauklinik (Krankenhausstraße 11, in der Stadtmitte von Neu-Ulm). Die Donauklinik Neu-Ulm gehört seit 1. Januar 2005 zur Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Gemeinsam mit den Kliniken in Illertissen und Weißenhorn will der Landkreis eine umfassende Gesundheitsversorgung für die Bürger des Landkreises und darüber hinaus anbieten. In Neu-Ulm stehen 170 Betten für die stationäre Behandlung zur Verfügung. Medizinische Fachrichtungen der Donauklinik: Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO), Strumazentrum, Apotheke.

Bildung

  • Hochschule Neu-Ulm, betriebswirtschaftlich ausgerichtet, im Jahr 1994 gegründet, zunächst als Außenstelle der Hochschule Kempten geführt, seit 1998 eine eigenständige Hochschule.
  • Die beiden Gymnasien der Stadt sind das Lessing-Gymnasium und das Bertha-von-Suttner-Gymnasium.
  • Außerdem findet sich in Neu-Ulm noch die staatliche Fachober- und Berufsoberschule Neu-Ulm.
  • Am 1. Oktober 2010 verzeichneten Grund- und Hauptschulen 3147 Schüler, 4001 Schüler besuchten die weiterführenden Schulen; es gab 1769 Kindergartenplätze, davon 275 in städtischen Kindergärten.
Bildungseinrichtung Anzahl
Grundschulen 11
Haupt-und Mittelschulen 4
Realschulen 2
Gymnasien 2
Berufsschulen 1
Förderschulen 1
Fachoberschulen 1
Fachhochschulen 1
Internationale Schule 1
Städtische Kindergärten 3
Kindergärten insgesamt 23
Städtische Horte 1
Horte insgesamt 3
Kinderkrippen insgesamt 5

Ansässige Unternehmen

  • Neu-Ulmer Wohnungsbaugesellschaft mbH (NUWOG), mit etwa 2000 Wohneinheiten das größte kommunale Wohnungsunternehmen zwischen Ulm und Augsburg. Sie ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt Neu-Ulm.
  • EvoBus, Werk Neu-Ulm
  • Coca-Cola Deutschland, Vertriebsstandort Neu-Ulm
  • Honold Logistik Gruppe

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Neu-Ulm hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen (in Klammern am Ende des jeweiligen Eintrags: Tag und Jahr der Ernennung):

  • Joseph Ritter von Kopp (* 15. November 1829; † 1. September 1911), Regierungspräsident im Kreis Schwaben und Neuburg 1887–1897 (1. Oktober 1897)
  • Adolf Bauer (* 1832; † 20. März 1908), evangelischer Stadtpfarrer 1876–1908, Kirchenrat (9. Oktober 1905)
  • Josef Kollmann (* 25. März 1855; † 18. März 1932), Bürgermeister 1885–1919, Königlicher Hofrat (20. Juni 1919)
  • Hermann Köhl (* 15. April 1888; † 7. Oktober 1938), Flugpionier (25. August 1928)
  • Franz Josef Nuißl (* 9. September 1877; † 28. August 1955), Bürgermeister 1919–1945, seit 1927 mit dem Titel Oberbürgermeister (9. September 1952)
  • Dietrich Lang (* 23. September 1917; † 8. August 2007), Oberbürgermeister 1961–1977 (23. September 1977)
  • Émile Tricon (* 17. April 1907; † 11. Januar 2000), Bürgermeister der Partnerstadt Bois-Colombes 1953–1986 (18. September 1981)
  • Vernon A. Walters (* 3. Januar 1917; † 10. Februar 2002), Botschafter der USA in der Bundesrepublik Deutschland (17. Juni 1991)

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Clemens Högg, bayerischer Landtagsabgeordneter (SPD); Begründer der Arbeiterwohlfahrt in Neu-Ulm und Augsburg. Er starb kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in KZ-Haft Bergen-Belsen.
  • Beate Merk, 1995–2003 Oberbürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm (zweimal gewählt), seit Oktober 2003 Bayerische Staatsministerin der Justiz, seit 2008 auch für Verbraucherschutz, zudem seit September 2008 Abgeordnete (CSU) des Bayerischen Landtags.

Literatur

  • Stadt Neu-Ulm (Hrsg.): Neu-Ulm. 100 Jahre junge Stadt. 1869–1969. Neu-Ulm 1969, (Festschrift zum Stadtjubiläum).
  • Stadt Neu-Ulm (Hrsg.): Neu-Ulm. Augenblicke aus dem Leben einer Stadt. Kulturamt Stadt Neu-Ulm, Neu-Ulm 1984, ISBN 3-9800911-0-4.
  • Herbert Birkenfeld (Hrsg.): Ulmer Geographische Hefte 6: Neu-Ulm erkunden… – Geographischer Wegweiser durch Stadt und Landschaft. Selbstverlag, Ulm 1989, ISBN 3-88360-086-5.
  • Barbara Treu (Hrsg.): Stadt Neu-Ulm 1869 bis 1994. Texte und Bilder zur Geschichte. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums der Erhebung zur Stadt. (= Dokumentationen des Stadtarchivs Neu-Ulm; Band 6). Stadtarchiv, Neu-Ulm 1994.
  • Stadt Neu-Ulm (Hrsg.): Neu-Ulm 21. Eine Vision wird real. Dokumentation der Bahntieferlegung in Neu-Ulm zwischen 2003 und 2008. Ebner Verlag, Ulm 2008, ISBN 978-3-87188-095-7.

Weblinks

 Commons: Neu-Ulm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. [1]
  3. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,491463,00.html
  4. Welt.de vom 28.Dezember 2005
  5. alemannia-judaica.de: Neu-Ulm, Zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde
  6. Tourismus Ulm/Neu-Ulm
  7. 3 % exakt – oder irgendwo zwischen 2,4 und 3,6 %??
  8. German News – Deutsche Ausgabe Fr, 15. Dezember 1995

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