Ars Nova

Ars Nova
Eine Seite der Abhandlung Ars nova

Ars nova (lat. neue Kunst) wird eine Epoche der Musikgeschichte im Frankreich des 14. Jahrhunderts mit Zentrum in Paris genannt. In dieser Zeit entsteht eine hochentwickelte, zum großen Teil mehrstimmige Vokalmusik. Gelegentlich wird der Begriff auch allgemeiner für die Entwicklung der mehrstimmigen Musik im Europa des 14. Jahrhunderts insgesamt verwendet.

Die Bezeichnung geht zurück auf den Titel der Abhandlung Ars nova, die Philippe de Vitry zugeschrieben wird und die etwa 1320 erschienen ist. Ein anderer wichtiger Traktat ist die kurz davor verfasste Notitia artis musicae des Musiktheoretikers Johannes de Muris, in dem die neue, verbesserte Mensuralnotation erläutert wird, welche die Möglichkeiten der Notation beim Rhythmus stark erweiterte. Auf deren Grundlage entstehen in dieser Zeit, vergleicht man es mit den Werken der Ars antiqua, harmonisch und rhythmisch sehr komplexe und differenzierte Kompositionen, die dabei durchaus emotional motiviert und zugleich hoch expressiv sind. Guillaume de Machaut etwa verknüpfte verschiedene Kompositionsmittel in seiner "La Messe de Nostre Dame" und fand damit einen bis dato unerhörten Ausdruck. Als erste Komposition der musikalischen Teile des Ordinariums, ging diese Komposition in die Musikgeschichte ein.

Die ars nova trifft bei ihrem Erscheinen auf heftigen Widerstand der Verfechter der Alten Kunst (ars antiqua) unter ihrem Wortführer Jakobus von Lüttich. Als Papst Johannes XXII. in der Bulle Docta sanctorum patrum 1322 die Aufführung der neuen Musik in der Kirche verbietet, findet die Musik vor allem beim höfischen Adel Anhängerschaft und Unterstützung; in diesem Umfeld entstehen vermehrt weltliche Musikformen.

Die vorherrschenden Gattungen der ars nova sind neben der Motette verschiedene mehrstimmige Liedformen (Ballade, Rondeau, Virelai). Als formale Kompositionsprinzipien entwickeln sich Isoperiodik und Isorhythmik. Höhepunkt der Entwicklung stellt die isorhythmische Motette dar.

Die herausragenden Künstler der ars nova waren u.a. Philippe de Vitry und Guillaume de Machaut (1300-1377).
Als eine Art Fortsetzungs- bzw. Nebenzweig der ars nova kann die bis ins 15. Jh. anhaltende ars subtilior gesehen werden.


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