Narciss

Narciss
Narziss, Wandgemälde in Neapel
Narziss von Caravaggio
Echo und Narziss
von John William Waterhouse

Narziss (Νάρκισσος; Nárkissos, griechische Transliteration, oder Narcissus, lat. Transliteration) ist in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephisos und der Leiriope (Hyginus fab. 271 und Ovid met.3,343).

Der Sage nach wies der von Jünglingen und Mädchen Umworbene auch die Liebe der Nymphe Echo zurück. Dafür wurde er von Nemesis, nach anderen Quellen durch Aphrodite, dergestalt bestraft, dass er in unstillbare Liebe zu seinem eigenen im Wasser widergespiegelten Abbild verfiel. Damit erfüllte sich die Prophetie des Sehers Teiresias, wonach er ein langes Leben nur dann haben werde, wenn er niemals sich selbst erkenne.

Eines Tages setzte er sich an den See, um sich seines Spiegelbildes zu erfreuen, woraufhin durch göttliche Fügung ein Blatt ins Wasser fiel und so durch die erzeugten Wellen sein Spiegelbild trübte – schockiert von der vermeintlichen Erkenntnis, er sei hässlich, starb er. Nach seinem Tode wurde er in eine Narzisse verwandelt (Pausanias 9.31,7).

Eine andere Version erzählt folgendes: Narziss verliebt sich in sein Spiegelbild, nicht erkennend, dass es sein eigenes ist, will sich mit diesem Spiegelbild vereinigen und ertrinkt bei dem Versuch.

Narziss war schon in der Antike ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst. So finden sich Darstellungen des Narzissus auf geschnittenen Steinen, späten Reliefs und besonders auf Sarkophagen. Am bekanntesten sind die etwa 50 Wandgemälde mit Darstellungen des Narziss, die in Pompeji gefunden wurden. Sie zeigen ihn in verschiedenen Variationen als Jäger am Wasser sitzend und sein Spiegelbild (nicht immer mit dargestellt) betrachtend.

An der Wende zum 20. Jahrhundert wird Narziss v.a. bei den französischen Schriftstellern André Gide (Traktat vom Narziß) und Paul Valéry (u.a. „Narziss spricht“) zur Personifikation einer rein selbstbezüglichen Dichtung, wie sie in der Moderne oft intendiert wird.

Siehe auch: Narzissmus, Gruppennarzissmus, Narziß und Goldmund

Literatur

  • Almut-Barbara Renger (Hg): Mythos Narziß. Texte von Ovid bis Jacques Lacan Reclam, Leipzig 1999 ISBN 3-379-01661-6
  • dies.: Vorwort zu: Narcissus – „Selbsterkenntnis“ und „Liebe als Passion“. Gedankengänge zu einem Mythos In: dies. (Hg): Narcissus. Ein Mythos von der Antike bis zum Cyberspace Metzler, Stuttgart & Weimar 2002, S. 1–11
  • Mirko Gemmel: Überlegungen zum Spiegelmotiv im Narziss-Mythos In: Kritische Berichte. Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaft Jonas, Marburg 2004, 2, S. 67-75 ISSN 0340-7403 (Spiegel und Spiegelungen)
  • Winfried Schindler: Ovid "Metamorphosen": Erkennungsmythen des Abendlandes. Europa und Narziss Sonnenberg, Annweiler 2008 ISBN 3933264391 (mit ausf. Deutung des "Narziss" von Caravaggio, Abb. oben)

Weblinks


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